Ralf Vollmer erinnert sich an den 4:1-Sieg der Kickers 1991 bei Bayern München. Von Joachim Klumpp
Herr Vollmer, Sie waren Mitglied der Mannschaft, die am 5. Oktober 1991 mit dem 4:1 bei Bayern München wohl einen der überraschendsten Siege in der Vereinsgeschichte geschafft hat. Haben Sie denn schon eine Einladung für das Freundschaftsspiel nächsten Dienstag bekommen?
Ich habe meine Karten selbst gekauft, vier Stück für die ganze Familie. Das ist schließlich ein Benefizspiel – und die Kickers brauchen jeden Cent.
Welche Erinnerungen haben Sie denn noch an die Partie 1991?
Sehr gemischte. Für mich war das im Nachhinein der Anfang vom Abstieg. Wir sind hinterher noch auf die Wiesn eingeladen worden, ich glaube sogar ins Löwen-Zelt des Herrn Wildmoser, wo wir dementsprechend gefeiert wurden. Aber drei Tage später haben wir dann gegen Düsseldorf verloren und danach gegen Duisburg, jeweils 0:1 gegen Mannschaften auf Augenhöhe. Es wäre besser gewesen, wir hätten wenigstens eines der beiden Heimspiele gewonnen statt bei den Bayern.
Haben Sie denn noch Kontakt zu Spielern aus der damaligen Mannschaft?
Ja, erst vor kurzem hat mal wieder die Kickers-Traditionsmannschaft gespielt, die ich organisiere. Da waren dann Claus Reitmaier oder Bernd Schindler dabei. Aber mehr als einmal im Jahr schaffen wir das auch aus logistischen Gründen leider nicht.
1991 der Erfolg in München, jetzt Regionalliga. Woran liegt Ihrer Meinung nach der Niedergang der Kickers begründet?
Ich glaube, das hat sehr, sehr viele Gründe. Der Hauptgrund ist, dass die allgemeine Entwicklung des Fußballs die Kickers einfach überholt hat. Ich denke da an das Bosman-Urteil mit dem Wegfall der Ablösesummen, aber auch an das Potenzial bei den Fans oder Sponsoren, wenn man zum Beispiel nur nach Hoffenheim schaut. Wenn heute jemand 10 000 Euro für Werbung zur Verfügung hat und sich überlegt, ob er dafür vier Business-Seats beim VfB kauft oder zu den Kickers geht – dann beantwortet sich die Frage fast von selbst. Und dazu muss man sagen: selbst zu Bundesligazeiten sind die Kickers mehr oder weniger künstlich am Leben gehalten worden.
Nicht zuletzt dank des Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler, im Rahmen von dessen Gedenkjahr die Partie am 21. Juli stattfindet. Bei der Hauptversammlung suchen die Kickers möglicherweise wieder einen Präsidenten – wäre das nicht ein Job für Sie?
Es gibt wenig Dinge, die ich so ausschließen kann wie das. Das hat nichts mit dem Verein zu tun, mein Herz hängt an den Stuttgarter Kickers. Aber in diesem Punkt kann ich wirklich nicht helfen.
Für das Benefizspiel der Kickers gegen Bayern München nächsten Dienstag sind bisher etwa 7500 Karten verkauft. Stehplätze gibt es noch bei Easyticket und auf der Geschäftsstelle.
Stuttgarter Zeitung