StN: „Wir werden uns mit Qualität verstärken“

Von Jürgen Frey

Stuttgart – Kickers-Trainer Dirk Schuster über den geglückten Start nach der Winterpause, den Konkurrenzkampf im Team und die neue Saison.

Herr Schuster, Ihrer Elf haben Sie zwei freie Tage gegönnt. Wie belohnen Sie sich?

Abschalten kann man als Trainer nie. Am Samstag habe ich mir das Oberligaspiel Durlach gegen Spielberg angeschaut, am Sonntag die Kickers-A-Jugend beim KSC und dann unseren kommenden Gegner Großaspach.

Mit dem Start nach der Winterpause dürften Sie zufrieden sein.

Die Punktausbeute mit sieben Zählern aus drei Spielen passt. Mit der Leistung war ich beim 2:2 bei 1860 II nicht zufrieden.

Hand aufs Herz: Schielen Sie nicht doch noch mit einem Auge ganz nach oben?

Mit Sicherheit nicht. Zum einen ist der 14-Punkte-Rückstand auf den VfR Aalen einfach zu groß. Zum anderen steht die Entwicklung der Mannschaft und nicht der Tabellenplatz im Vordergrund.

Ist dabei fehlender Druck nicht hinderlich?

Es ist Quatsch zu sagen, für uns geht es um nichts mehr. Jeder Spieler, der einen Schritt zu wenig macht, sitzt auf der Bank.

Von den Spielern, die zum Stamm gehören, haben nur Gökhan Gümüssu und Dirk Prediger ihre Verträge noch nicht verlängert. Werden sich die Kickers von den beiden trennen?

Bis Ende März werden die Gespräche abgeschlossen sein. Dann fällt die Entscheidung.

Wie viele Zugängen wird es für die neue Saison geben? Wann wird der erste präsentiert?

Drei Neue sind geplant. Unser Motto heißt dabei: Klasse statt Masse. Und da wir uns mit Qualität und Spezialisten verstärken werden, wollen wir uns mit einem Schnellschuss nichts verbauen.

Kehrt Oliver Stierle vom FC Bayern II zurück?

Er ist ein interessanter Spieler, und wir sind in Gesprächen.

Stuttgarter Nachrichten

Dirk Schuster: „Wir werden keine Söldner kaufen“

Stuttgart – An diesem Sonntag (14 Uhr/Gazistadion) beginnt für Regionalligist Stuttgarter Kickers mit der Partie gegen die SpVgg Weiden das Fußballjahr 2010. Die Lizenz für die dritte Liga haben die Blauen vorsichtshalber beantragt: „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“, sagt Kickers-Trainer Dirk Schuster.

Herr Schuster, kribbelt es überhaupt vor dem Start?

Aber natürlich, warum denn nicht.

Weil die Blauen 14 Punkte Rückstand auf Platz eins haben und ein Elf-Punkte-Polster auf einen Abstiegsplatz.

Okay, wir stehen derzeit im Niemandsland der Tabelle, aber wir gehen hoch motiviert in die Rückrunde. Wir wollen unsere positive Entwicklung vorantreiben und den Zuschauern weiterhin attraktiven und ehrlichen Fußball bieten.

Wie lautet die konkrete Zielsetzung?

Unser Minimalziel ist es, einen Punkt mehr zu holen als in der Vorrunde.

Und deshalb hat der Verein die Lizenz für die dritte Liga beantragt?

Der Teufel ist doch ein Eichhörnchen. Vielleicht gibt es bei uns die große Leistungsexplosion. Oder woanders springt ein Sponsor ab …

…oder eine der zweiten Mannschaften der Profiteams verzichtet auf den Aufstieg.

Alles ist möglich. Wir sind jetzt nicht mehr das Team der Namenlosen, das unterschätzt wird. Unsere Chance liegt bei maximal fünf Prozent. Aber es wäre doch fatal, wenn wir zwei Spieltage vor Saisonschluss drei Punkte hinten wären und sagen müssten: Eigentlich wäre es ganz gut, wenn wir mal wieder verlieren müssten.

Jetzt geht es am kommenden Sonntag erst mal darum, gegen die SpVgg Weiden zu gewinnen. Was macht Sie optimistisch?

Wir alle scharren mit den Hufen und sind heilfroh, dass es endlich losgeht. Die Spieler haben mir in der Vorbereitung gezeigt, dass sie bereit sind, den inneren Schweinehund zu überwinden. Sie haben verinnerlicht, dass hier etwas am Entstehen ist.

Wer hat in der Vorbereitung den größten Sprung nach vorne gemacht?

Mahir Savranlioglu hat durch Engagement und Einsatzbereitschaft ein deutliches Zeichen gesetzt.

Und Ihr einziger Neuzugang Jerome Gondorf?

Hat sich gut eingefügt. Er ist ballsicher, gut in Eins-gegen-Eins-Situationen und unheimlich lernwillig. Wie es aussieht, wird er im rechten Mittelfeld beginnen.

Warum haben Sie dem erfahrenen Innenverteidiger Michael Stickel abgesagt?

Die ganz große Not auf dieser Position hatten wir nicht. Stickel ist ein gestandener Drittligaspieler. Er hat seinen Preis. Und unser Verein ist nicht auf Rosen gebettet.

Moment. Die Kickers haben doch jetzt einen Investor, der für die kommenden Jahre eine Million Euro zur Verfügung stellt.

Deshalb sind wir noch lange nicht der Krösus der Liga. Und mit absoluter Sicherheit ändern die besseren finanziellen Möglichkeiten nichts daran, dass wir weiter mit Augenmaß wirtschaften werden. Wir werden unseren Weg nicht verlassen und ganz bestimmt keine Söldner einkaufen. Der einzigartige Charakter dieser Mannschaft wird nicht aufs Spiel gesetzt.

Lautet das Ziel für die kommende Saison Aufstieg?

Das Ziel heißt Platz eins bis sechs. Ein Aufstieg lässt sich nur schwer planen. Wahrscheinlich kommt 1899 Hoffenheim II als Konkurrent aus der Oberliga dazu. Und in der Regionalliga schafft eben nur ein Team den Sprung nach oben. Aber klar ist: Wenn wir am Ende auf Platz eins stehen würden, wäre ich der Letzte, der sich gegen eine Aufstiegsfeier wehren würde.

Der Druck auf Sie wird um einiges zunehmen.

Dem werde ich mich stellen. Es passt nicht zu meinem Anspruchsdenken noch jahrelang mit den Blauen in der Regionalliga zu spielen. Wir alle bei den Kickers wollen in die dritte Liga.

Und den Unterbau vergessen Sie dabei nicht?

Ganz im Gegenteil. Wir tun alles, damit die zweite Mannschaft in dieser Saison den Klassenverbleib in der Oberliga schafft. Und im Nachwuchsbereich werden wir mit Nachdruck die Kommunikation, die Verzahnung und die Qualität in allen Bereichen verbessern. Die Jugend ist die Zukunft der Kickers.

Stuttgarter Nachrichten

Kicker: Schuster: Wir bauen hier etwas Schönes auf

Stuttgarter Kickers: Tunjic verlängert – Alle Stammkräfte gebunden

Es ist derzeit nicht leicht für Trainer Dirk Schuster, die Kickers im verschneiten Stuttgart auf die restliche Rückrunde vorzubereiten. „Wir müssen sehr viel improvisieren“, erklärt der 41-Jährige. „Daher war es sehr gut, dass wir in der Türkei waren.“ In Antalya konnten die „Blauen“ eine Woche lang auf Kosten eines Sponsors und vor allem auf grünem Rasen viel an Taktik und Technik mit dem „Hauptaugenmerk auf der Offensive“, so Schuster, feilen.

Da passte es gut, dass kurz vor der Hinreise auch noch der zehnfache Torschütze Mijo Tunjic seinen Vertrag bis 2011 verlängert hatte. Womit nun fast alle Stammkräfte schon frühzeitig über die Saison hinaus gebunden sind und der Verein personell in Ruhe weiterplanen kann. „Die Spieler sehen, dass wir dabei sind, hier etwas richtig Schönes aufzubauen“, erklärt Schuster.

Nachdem er den Kader im vergangenen Jahr komplett umkrempeln musste, geht es vor der kommenden Saison nun also nur um punktuelle Verstärkungen. Die sind vor allem in der trotz Tunjic nicht eben starken Offensive nötig, wollen die Kickers ihre Ziele erreichen: 2010/2011 vorne mitspielen und 2012 in die 3. Liga zurückkehren. Ein stabiles Gerüst steht nun. Und über zusätzliche Euro für starke Neuzugänge würde sich Schuster im Sommer wohl nicht beschweren.

Matthias Jung

Kicker-Sportmagazin

Kicker: Schusters Neuaufbau

Nach dem Drittligaabstieg standen die Stuttgarter Kickers ganz kurz vor der Pleite. Daher musste die Mannschaft mit wenig Geld beinahe komplett neu zusammengestellt werden. Doch nun gibt es wieder so etwas wie Aufbruchstimmung.

Daran tragen vor allem zwei neue Leute einen maßgeblichen Anteil: der in der Sponsorensuche äußerst rührige Geschäftsführer Jens Zimmermann und Trainer Dirk Schuster, der aus den vielen Talenten ein schlagkräftiges Team geformt hat.

Wille, mannschaftliche Geschlossenheit, Organisation und eine gut stehende Defensive sorgten dafür, dass die Kickers einen ihren Leistungen entsprechenden zehnten Tabellenplatz belegen. Häufig fehlte ihnen aber die spielerische Qualität, zudem schießen sie zu wenige Tore. Ausnahme: Mijo Tunjic, der mit bisher zehn die Hälfte aller Kickers-Treffer erzielte.
Vereinsinfo

Doch neben dem 21-Jährigen fehlt ein weiterer torgefährlicher Stürmer genauso wie neben Enzo Marchese, der zudem für eine Weile verletzt ausfiel, ein weiterer kreativer Mittelfeldspieler.

Außerdem ist nun auch noch Angreifer Dominik Salz aus beruflichen Gründen gegangen, und der Trend vor dem Jahreswechsel wies mit fünf Partien ohne Sieg deutlich nach unten. „Wir suchen noch jemanden für die Offensive“, erklärt deshalb Coach Schuster. Sein realistisches Ziel für die restliche Rückrunde nach der Winterpause: mindestens einen Punkt mehr holen als in der Vorrunde.

Matthias Jung

Kicker

Kickers-Coach Dirk Schuster: „Wir ziehen das Programm durch“

Stuttgart – Der Kickers-Coach Dirk Schuster startet mit der Regionalligamannschaft am Mittwoch ins erste Training des Jahres.

Herr Schuster, die Mannschaft hat quasi mit einem Kaltstart das Hallenturnier in Sindelfingen gewonnen. So kann es im neuen Jahr weitergehen, oder?

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich in Sindelfingen gar nicht dabei war, das hat alles unser Co-Trainer Alexander Malchow gemacht. Dennoch war es für die Außendarstellung sicher eine vernünftige Sache und auch gut fürs Selbstvertrauen, wenn man mit einem Erfolgserlebnis, ich sage mal, in die Rückrunde startet.

Angesichts der winterlichen Wetterverhältnisse, gerade in Degerloch, könnten Sie eigentlich gleich in der Halle weitermachen.

Wir müssen in der Liga ja auch draußen spielen, dementsprechend werden wir trainieren und unser Programm durchziehen, auch auf Schnee. So werden wir am Donnerstag erstmalig eine Schneeschuhwanderung auf dem Vereinsgelände machen. Ansonsten wird man mal improvisieren müssen, aber der Rahmenplan wird eingehalten.

Wie sieht der aus?

Zunächst wird Grundlagenausdauertraining anliegen. Das ist auch eine Kontrollmöglichkeit, ob die Spieler ihren individuellen Trainingsplan im Urlaub umgesetzt haben oder nicht. Dann werden wir im Kraft- und Schnelligkeitsbereich arbeiten, gepaart mit Spielpraxis für alle, und so weiter an unserem Vorhaben arbeiten, attraktiven Fußball zu bieten.

Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Trainingslager in der Türkei und nächste Woche im Kleinwalsertal?

Die nächste Woche wird unter der Kategorie teambildende Maßnahmen stehen, Fußball werden wir dort nicht spielen. Die Türkei ist enorm wichtig, weil die Witterungsverhältnisse hier eben nicht so vorhersehbar sind und wir uns dort den letzten taktischen Feinschliff holen können.

Was wird sich vom Kader her tun. Moritz Steinle soll ja intern ersetzt werden?

Das ist richtig, das wird Patrick Auracher sein, der in der Trainingswoche vor der Winterpause einen sehr engagierten Eindruck hinterlassen hat, so dass wir unsere Maßgabe, erst einmal der eigenen Jugend eine Chance zu geben, fortsetzen werden.

Sie haben sich in der Vergangenheit mit Prognosen eher zurückgehalten. Für die Rückrunde haben Sie ein klares Ziel vorgegeben: mehr Punkte zu holen als in der Hinserie. Wollen Sie damit schon den Druck auf die Mannschaft erhöhen, von der nächste Saison mehr erwartet wird?

Es ist richtig, dass wir die Ziele nächste Saison etwas höher setzen wollen, auf der anderem Seite ist es das Ziel eines jeden Profisportlers, besser zu werden. Und das lässt sich dann ab und zu an Punkten und Ergebnissen messen. Deshalb muss es unser aller Ziel sein, dass wir Minimum einen Punkt mehr holen als in der Vorrunde.

Stuttgarter Zeitung

Vorberichte Stuttgarter Kickers – VfR Aalen

Schuster verhängt eine Kontaktsperre

Kickers-Trainer und Aalens Scharinger verbindet viel – nur nicht vor dem Derby

STUTTGART (bäu). Am vergangenen Dienstag erlebte Dirk Schuster seine erste Hauptversammlung als Trainer der Stuttgarter Kickers. „Es war eine harmonische Versammlung, auf der klare Ziele formuliert wurden“, sagte er. Was die sportlichen Ziele anbetrifft, kann Schuster gemeinsam mit seinem Team am Samstag (Gazistadion/14 Uhr) gegen Tabellenführer VfR Aalen die Richtung vorgeben.

Das Derby in der Fußball-Regionalliga ist auch ein Wiedersehen zweier Weggefährten. Dirk Schuster und VfR-Trainer Rainer Scharinger kennen sich aus Zeiten als Spieler beim Karlsruher SC. Danach ließen sie den Kontakt nicht abreißen und profitieren seit dieser Saison davon. Zumindest Dirk Schuster. Stets zwei Wochen nach Aalen spielen die Kickers gegen den VfR-Gegner. Die Gunst des Spielplans nutzt Schuster für einen Anruf beim Kollegen, um über den Gegner erste Informationen einzuholen. „Vor dem Spiel gegen Aalen habe ich eine Kontaktsperre verhängt“, sagt Schuster und grinst. Über den VfR Aalen braucht er ohnehin keine Informationen – er weiß: Der Spitzenreiter besitzt ein gut organisiertes Team mit Stärken in der Defensive. Doch nicht nur den Trainerjob haben Schuster und Scharinger, der vor der Saison bei den Blauen als Coach im Gespräch war, gemeinsam, sondern auch in Ronny Zeller den gleichen Berater. Und zwischen den Wohnorten – Scharinger wohnt in Söllingen, Schuster in Karlsruhe-Durlach – liegen nur sieben Kilometer. Der gemeinsamen Fahrt zum Spiel steht nur die Kontaktsperre im Weg.

Stuttgarter Nachrichten

Offener Brief – Danke für die Unterstützung!

„Liebe Fans, Freunde und Partner der Stuttgarter Kickers,
nach einem Wochenende voller Emotionen und Leidenschaft wollen wir, zum Ende der Vorbereitung und zu Beginn der neuen Saison in der Regionalliga Süd, unser erstes herzliches Dankenschön aussprechen.“ Den kompletten offenen Brief, unterzeichnet von Kickers-Cheftrainer Dirk Schuster, Kapitän Marcel Rapp und Geschäftsführer Jens Zimmermann, lesen Sie hier

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StZ-Interview mit Dirk Schuster vor dem Start

„Wir haben eine bescheidene Ausgangslage“
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 05.08.2009

Interview Dirk Schuster, der neue Trainer der Stuttgarter Kickers, spricht vor dem Regionalliga-Saisonstart beim SC Freiburg IIüber die Vorbereitung, die Ziele und seine früheren Erfahrungen als Fußballer. Von Joachim Klumpp

Am Samstag beginnt für die Stuttgarter Kickers ein neues Kapitel: erstmals spielt der Club in der vierten Liga. An einen direkten Wiederaufstieg glaubt der Trainer Dirk Schuster nicht.

Herr Schuster: Was würden Sie heute machen, wenn das Angebot von den Kickers nicht gekommen wäre?

Das ist eine hypothetische Frage. Wahrscheinlich im Garten arbeiten oder mit der Familie den Urlaub vorbereiten. Ich weiß es nicht. Aber ich bin sicher, dass der jetzige Zustand der Beste ist.

Also haben Sie die Vertragsunterzeichnung noch nicht bereut?

Auf keinen Fall.

Obwohl Sie die Hoffnung hatten, dass etwa eine Handvoll Spieler des alten Kaders bleiben würde. Jetzt ist in Marcel Rapp nur einer übrig. Reicht das für die Regionalliga?

Da muss ich Sie etwas korrigieren. Wir haben auch andere Spieler behalten, die letztes Jahr schon in der ersten Mannschaft Luft geschnuppert haben. Wie Mijo Tunjic, Franco Petruso oder Marcel Ivanusa. Hinzu kommen ja noch die erfahrenen Dirk Prediger und Moritz Steinle.

Das galt erst recht für Bashiru Gambo. Sie wollten ihn zunächst halten, aber dann schien die Begeisterung abgeflacht zu sein. Hatten Sie Zweifel an seiner Motivation?

Ich spreche ihm nicht seine Motivation ab. Es ist ein zweischneidiges Schwert gewesen. Wenn er richtig fit gewesen wäre, hätte er uns aus rein sportlicher Sicht sehr gut zu Gesicht gestanden. Ja, wenn. Er hat zehn Wochen überhaupt nichts gemacht, nicht einmal Lauftraining. Weil er im Urlaub in Ghana wieder Schwindelgefühle bekommen hat. Es wäre sehr schwer, ja fast unmöglich geworden, ihn zum Saisonstart auf das Niveau der anderen zu bringen.

Wenn Sie die Vorbereitung Revue passieren lassen: wie lautet Ihr Fazit?

Ich bin sehr zufrieden, wie alle mitgezogen haben und wie sie sich nach außen präsentiert haben. Nicht nur von der Leistung her, sondern von der Disziplin und der mannschaftlichen Geschlossenheit. Als Wermutstropfen bleibt natürlich die Ausfallliste, mit drei Langzeitverletzten (Rodrigues, Charrier und Olveira, d. Red.). Dazu kam die eine oder andere kleinere Blessur.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: auf welcher Position würden Sie noch eine Verstärkung holen?

Ich glaube, dass alle Spieler unser vollstes Vertrauen genießen und es verdient hätten, von Anfang an zu spielen. Wunschdenken ist bei den Stuttgarter Kickers aber sowieso nicht angebracht, angesichts der bescheidenen Ausgangslage.

Apropos Ausgangslage: Sie haben sich gegen ein konkretes Saisonziel gewehrt. Wie könnte man die Ziele dann formulieren?

Dass eine Entwicklung in der Mannschaft sichtbar sein sollte. Ich glaube, wir sind auf einem richtig guten Weg, was das Zusammenwachsen, die Harmonie und auch die Teamfähigkeit bei den Stuttgarter Kickers betrifft. Jetzt arbeiten wir noch vor dem ersten Spiel am Samstag in Freiburg an der Schnelligkeit und Spritzigkeit, so dass wir für den Punktspielauftakt bestens gerüstet sind. Fußballspielen kann jeder im Kader. Wenn das noch gepaart wird mit taktischer Ordnung und Disziplin, wird am Ende eine gute Runde für uns rauskommen.

Einer Ihrer Vorgänger war Robin Dutt. Der hat den Fußballlehrer in Köln als Lehrgangsbester absolviert, genau wie Sie. Nun ist er in der Bundesliga. Ist das auch ein Ziel von Ihnen oder sagen Sie: Schritt für Schritt?

Zweiteres ist da selbstverständlich besser. Wobei ich mich mit solchen Dingen im Moment gar nicht befasse. Wichtig ist, dass wir die Aufbruchsstimmung und das Identifikationsgefühl hier im Verein hoch halten.

Als Sie unterschrieben haben, hieß der Präsident Dirk Eichelbaum. Jetzt ist es Edgar Kurz. Der hat selbst einen Sohn, der Trainer beim 1. FC Kaiserslautern ist. Glauben Sie, dass er eher die nötige Geduld aufbringt, falls es mal nicht so laufen sollte?

Wir sind alle daran interessiert, dass wir die Geduld der handelnden Personen nicht allzu sehr strapazieren müssen.

Sie selbst haben sich mal als Wadenbeißer bezeichnet. Aber von Ihrer Mannschaft verlangen Sie schon einen gepflegten Fußball – oder nicht?

Es muss eine gesunde Mischung sein. Wir müssen stabil in der Defensive stehen, das geht nur, wenn man eine gesunde Zweikampfhärte an den Tag legt. Aber wenn wir in Ballbesitz sind, wollen wir Fußball spielen und wenig mit langen Bällen operieren.

Sie waren lange Profi, mit Auslandserfahrung in Österreich und der Türkei. Geben Sie da den Spielern auch Ratschläge außerhalb des sportlichen Bereichs?

Sicher kann man den einen oder anderen Tipp mit einstreuen. Wobei man die jetzige Generation nicht mehr vergleichen kann mit der Zeit, als ich den Sprung zu den Profis geschafft habe – das sind unterschiedliche Welten. Damals war noch nicht mal an Handys oder Computer zu denken. Wenn man heutzutage diese Reizüberflutung hat, kann ich schon verstehen, dass es manchem schwerfällt, sich ausschließlich auf Fußball zu konzentrieren. Aber wenn man ganz nach oben kommen will, sollte man das Augenmerk darauf legen – auch außerhalb der Trainingseinheiten.

Sie haben immer am Standort Karlsruhe festgehalten. Ist so ein Anlaufpunkt wichtig in der schnelllebigen Fußballwelt?

Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich war es unheimlich wichtig, so einen Anlaufpunkt zu haben. Die Zeit in Karlsruhe – mit den großen sportlichen Erfolgen, aber auch dem Leben drumherum – hat geprägt und die möchte ich nicht missen. Vor diesem Hintergrund haben wir unser Domizil dort immer behalten.

Zurück zu den Kickers: sind Sie nach der Vorbereitung froh, dass es endlich losgeht?

Es wird Zeit. Die Vorfreude ist groß, aber es ist auch Anspannung dabei. Vor allem beschäftigt mich die Frage, wo stehen wir überhaupt? Wir hatten in der Vorbereitung viele unterklassige Gegner und mit den Bayern einen absoluten Hochkaräter. Da ist eine Standortbestimmung schwierig.

Stuttgarter Zeitung