Presse zu Dynamo Dresden – Stuttgarter Kickers (1:2)

Kraft mistet den Kickers-Kader aus
Der Trainer arbeitet bis Saisonende nur noch mit 20 Spielern

STUTTGART. Die Rechnung des Trainers Rainer Kraft ist beim 2:1-Sieg der Stuttgarter Kickers in Dresden aufgegangen. Ob die Rechnung des Tabellenletzten der dritten Liga am Ende auch aufgeht, ist eine andere Frage. „Wir schauen nur von Spiel zu Spiel“, sagt Kraft.

Von Joachim Klumpp

Der Kreis hat sich bei den Stuttgarter Kickers am Samstag schon vor dem Anpfiff geschlossen. Auf dem Spielfeld. Normalerweise wird dieses Ritual in der Kabine zelebriert, „doch diesmal wollten wir ganz offen demonstrieren, dass wir noch eine Mannschaft sind“, sagt der Kickers-Trainer Rainer Kraft zu der kleinen Programmänderung. Inwieweit diese zum 2:1-Sieg bei Dynamo Dresden beigetragen hat, ist zwar hypothetisch, doch insgesamt haben die Maßnahmen gefruchtet.

Zum einen ließ Kraft den „für unser Spiel“ nicht fitten Mustafa Parmak zu Hause, und auch Michael Schürg bekam „eine Denkpause“. Zum anderen erzielte ausgerechnet der für den Stürmer nachgerückte und in Dresden eingewechselte Mijo Tunjic drei Minuten vor Schluss den Siegtreffer. Alles richtig gemacht? „In diesem Fall stimmt das“, sagt Kraft, „aber da gehört auch etwas Glück dazu. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob wir Tucci oder Tunjic bringen sollen.“

Immerhin hat die Mannschaft vor 13 250 Fans in Dresden gezeigt, dass sie in der dritten Fußballliga mithalten kann, wenn sie zusammenarbeitet. Umso schwerer wiegen da die Punktverluste in den zwei Heimspielen gegen die Abstiegskonkurrenten Regensburg und Wuppertal. Doch nachkarten bringt nichts, „wir schauen nur von Spiel zu Spiel“, sagt Kraft. Vielleicht kann mit dieser Einstellung der Druck vom Team genommen werden, das mindestens vier der fünf Spiele gewinnen muss, um überhaupt noch eine Chance auf den Klassenverbleib zu haben.

Rainer Kraft ist in Dresden seinem Motto treu geblieben, das da lautet: „Bei mir spielt die beste Mannschaft und es spielen nicht die besten Spieler – wenn die dann dazugehören, umso besser.“ Das könnte in der Schlussphase der Saison noch die eine oder andere Überraschung bereiten. Gestern und heute ist trainingsfrei, doch morgen wird laut Kraft endgültig ein Schnitt gemacht: „Wir trainieren bis zum Saisonende nur noch mit 20 Spielern.“ Das soll ein gezielteres Arbeiten möglich machen und die Zahl der unzufriedenen Spieler möglichst gering halten. Nachdem bereits Josip Landeka aus disziplinarischen Gründen bei der zweiten Mannschaft gelandet ist, droht dieses Los nun auch Parmak und Schürg. „Das werden wir noch mal intern besprechen, bevor wir Wasserstandsmeldungen abgeben“, so Kraft.

Genauso will es der Präsident Dirk Eichelbaum halten, was die Personalien Trainer und/oder Manager angeht. Auch die Frage, ob die Trennung von Edgar Schmitt nicht zu spät gekommen sei, hält er für überflüssig. „Wir hatten unsere Gründe, aber hinterher ist man manchmal schlauer.“ An den Planungen hat der Sieg in Dresden – in Anbetracht von sieben Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz – nichts geändert.

Die Planung der vierten Liga hat Priorität vor der dritten, und den Etat aufzustellen „wird schwer genug“. Einige Sponsoren haben verlängert, andere gekündigt. „Wir müssen nachbessern“, sagt Eichelbaum. Zunächst einmal wird das Gespräch mit dem Hauptsponsor gesucht: „Wenn der ein Bekenntnis zum Verein abgibt, wäre das auch ein Signal an die anderen Sponsoren.“ Schließlich soll sich auch da der Kreis schließen.

Dresden: Keller – Hübener, Oppitz, Palionis – Pfeffer (81. Kügler), Truckenbrod, Wagefeld, Nikol – Savran (70. Müller), Dobry, Bröker.

Stuttgart: Salz – Deigendesch, Mann, Traub, Gentner (46. Härter) – Traut, Rosen, Gambo (80. Ortlieb), Ivanusa – Smeekes, Galm (67. Tunjic).

Schiedsrichter: Schumacher (Oberhausen).

Tore: 1:0 Savran (25.), 1:1 Galm (30.), 1:2 Tunjic (87.).

Stuttgarter Zeitung

Die Kickers lassen sich nicht hängen
2:1 in Dresden als positives Signal für Sponsoren und Fans – doch Sieg verbessert fast aussichtslose Lage der Blauen nur unwesentlich

Statt acht Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz sind es nur noch sieben. Doch Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers bleiben nach dem 2:1 in Dresden nur noch fünf Spiele zur Aufholjagd.

Von Jürgen Frey

DRESDEN/STUTTGART. Viele Kickers-Höhepunkte gibt es in dieser Saison nicht zu bestaunen. Einer davon war der Siegtreffer bei Dynamo Dresden durch den 21-jährigen Mijo Tunjic. Das Dumme daran für Dirk Eichelbaum: Als der eingewechselte Holländer mit viel Durchsetzungvermögen, Willen und Zielstrebigkeit drei Minuten vor Schluss sein Solo übers halbe Spielfeld kaltschnäuzig abgeschlossen hatte, war der Kickers-Präsident schon nicht mehr im Stadion. Er musste früher weg – da kein anderer Rückflug mehr zu bekommen war. Eichelbaum trug es mit Fassung: „Viel wichtiger war, dass die Mannschaft gezeigt hat, dass sie lebt.“ Sie ließ sich nicht hängen – und deshalb freute sich auch Präsidiumsmitglied Dieter Wahl: „Dieser Sieg ist ein letzter Hoffnungsfunke und war Gold wert.“

Weniger weil deshalb die Minimalchance auf den Ligaverbleib groß gestiegen wäre, sondern weil die Mannschaft zeigte, dass sie wenigstens einen Funken Charakter besitzt. „Natürlich wollen Sponsoren im Hinblick auf die neue Saison in erster Linie ein schlüssiges Konzept sehen, doch dieser Erfolg hilft uns in der Endphase der Saison weiter“, erklärte Wahl. Die restlichen drei Heimspiele werden durch den dreifachen Punktgewinn nun nicht zwangsläufig zu Geisterspielen. Auch wenn Wahls Prognose („Gegen Eintracht Braunschweig rechne ich mit 5000 Zuschauern, gegen den VfR Aalen mit noch mehr“) sehr kühn erscheint.

Der neue Cheftrainer beschäftigt sich mit solchen Dingen nicht. Für Rainer Kraft zählt nur das Hier und Jetzt: „Mannschaft und Trainerteam wollen in jedem Spiel zeigen, was wir können“, sagt er. In Dresden ist das gelungen. Dass seine Chancen mit solchen Siegen nicht kleiner werden, in der neuen Runde Trainer zu bleiben, ist klar. Doch eine Jobgarantie gibt Eichelbaum nicht: „Wir würden selbst bei einem Happy End nicht noch mal, vom Wunder geblendet, alles beim Alten lassen.“ Jeder kommt auf den Prüfstand. Das hielt Kraft nicht davon ab, gestern A-Junioren und Oberligaelf unter die Lupe zu nehmen. „Wir Trainer tun so, als ob es mit uns weiterginge“, sagt Kraft.

Schaden dürfte das den Kickers nicht.

Stuttgarter Nachrichten

Kickers senden Lebenszeichen
Das Drittliga-Schlusslicht gewinnt in Dresden mit 2:1

Dresden (bw) – Die Stuttgarter Kickers haben sich noch nicht aufgegeben. Das Schlusslicht der dritten Fußball-Liga beendete mit dem glücklichen 2:1 (1:1)-Sieg bei Dynamo Dresden seine Durststrecke und wahrte damit die theoretische Chance auf den Klassenverbleib.

Mit ihrem sechsten Saisonsieg haben die Kickers in der Tabelle zumindest etwas den Rückstand verkürzt. Fünf Spieltage vor Schluss trennen sie aber immerhin noch sieben Punkte vom rettenden Ufer. „Wir liegen nach wie vor im Koma und sind in akuter Lebensgefahr“, hielt Trainer Rainer Kraft den Ball flach. „Es hat sich an unserer Situation überhaupt nichts geändert, außer, dass wir jetzt drei Punkte mehr haben“, betonte der Coach.Mann des Tages bei den Kickers war Mijo Tunjic. Der U-23-Spieler erzielte bei seinem zweiten Einsatz für die Profis drei Minuten vor dem Abpfiff nach einem entschlossenen Antritt den umjubelten Siegtreffer. Der Stürmer war in der 67. Minute für Danny Galm eingewechselt worden, der nach Zuspiel von Orlando Smeekes für den 1:1-Ausgleich gesorgt hatte (30.). Halil Savran war vor 13 253 Zuschauern der Schütze des Führungstors (25.). „Wir wollten unser Spiel durchziehen, egal, wie es steht. Das hat die Mannschaft hervorragend umgesetzt“, lobte Kraft. Seine Strategie, auf Durchhalteparolen zu verzichten, hatte neue Kräfte freigesetzt, die es sogar möglich machten, auf fremdem Platz ein Spiel zu drehen. „Das Team hat mit Sicherheit Selbstvertrauen getankt“, sagte der Coach, warnte aber zugleich: „Es braucht niemand den Kopf rauszuheben. Wir müssen den Sieg schnell abhaken.“ Nach zwei freien Tagen gilt ab morgen die volle Konzentration der Partie am Samstag gegen Eintracht Braunschweig. Stuttgarter Kickers: Salz – Deigendesch, Mann, Traub, Gentner (46. Härter) – Traut, Rosen, Gambo (80. Ortlieb), Ivanusa – Galm (67. Tunjic), Smeekes.

Eßlinger Zeitung

Dresden kann seine Chancen nicht nutzen
Tunjic schlägt spät zu

Die Partie zwischen Dynamo Dresden und dem Tabellenschlusslicht aus Stuttgart begann schnell und chancenreich. Vor allem in der ersten Hälfte lieferten sich beide Mannschaften einen offenen Schlagabtausch. Der 1:1-Halbzeitstand spiegelte den Spielverlauf durchaus wieder. Nach der Halbzeit waren die Gastgeber um mehr bemüht, den entscheidenden Treffer makierten aber die Schwaben.

Die Heimmannschaft startete im Vergleich zum 2:1 in Paderborn mit einer Veränderung in die Partie. Pfeffer rückte für Kegel in die Startaufstellung. Kickers-Trainer Rainer Kraft veränderte seine Startaufstellung nach dem 0:1 gegen Wuppertal am letzten Wochenende auf zwei Positionen. Rosen spielte für Parmak und der 20-jährige Gentner kam aus der zweiten Mannschaft für Ortlieb in die Abwehr.

Den Gästen war von Beginn an Entschlossenheit anzumerken, auch wenn die Heimmannschaft zunächst die besseren Chancen hatte. Dobry setzte sich nach 21 Minuten auf der linken Seite durch, sein Heber ging aber knapp übers Tor. Savran hatte vier Minuten später mehr Glück. Bröker schlug eine Flanke von der rechten Seite, der 23-jährige Savran war da und netzte zur 1:0-Führung für Dresden ein. Doch die Kickers steckten nicht auf: In der 30. Minute gelang Galm nach Zuspiel von Smeekes der 1:1-Augleich.

Die Sachsen überwanden ihrerseits den Schock ebenfalls recht schnell. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem Dynamo die besseren Torraumszenen hatte. Mehr und mehr kam Dresden mit Bröker über die rechte Seite. Truckenbrod traf in der 41. Minute den Ball nicht richtig und vergab die beste Chance der Gastgeber nach dem Ausgleich.

Nach der Halbzeitpause nagelten die Dresdener die Kraft-Schützlinge in deren Hälfte fest, spielten sich aber selbst kaum noch Chancen heraus. Der entscheidende Pass wollte den Hausherren nicht gelingen. So versuchten sie es aus der Distanz, was aber, wie im Fall von Wagefeld (72.), auch nicht zum gewünschten Ergebnis führte.

Die Kickers schienen mit dem Unentschieden zufrieden und beschränkten sich darauf, dass Dresdener Spiel zu zermürben. Der 2:1-Siegtreffer der Gäste in der 86. Spielminute fiel dem zu Folge aus dem Nichts. Tunjic traf aus spitzem Winkel. Ein alles in allem glücklicher Sieg für die Kickers, die sich somit zumindest eine theoretische Chance auf den Klassenerhalt wahren.

Dresden gastiert am nächsten Samstag bei der Fortuna in Düsseldorf. Die Stuttgarter Kickers empfangen zeitgleich die Eintracht aus Braunschweig.

Kicker

Dynamos schmerzhafte Landung
Von Sven Geisler
Die Dresdner verlieren auch zu Hause gegen Schlusslicht Stuttgarter Kickers mit 1:2.

Von einer Blamage wollte niemand reden. „Wenn man acht Chancen kreiert, hat man guten Fußball gespielt“, meinte Trainer Ruud Kaiser sogar. Trotzdem kassierte Dynamo Dresden gegen die Stuttgarter Kickers eine unnötige wie peinliche 1:2-Schlappe – und damit bereits die zweite Niederlage gegen das Schlusslicht der 3.Fußball-Liga.

Aufbaugegner Dynamo! „Die mögen uns auf jeden Fall“, sagte Thomas Bröker mit bissigem Unterton. Der flinke Außenstürmer hatte mit seiner Eingabe auf Halil Savran das Führungstor in der 25.Minute vorbereitet. Damit sah sich Kaiser bestätigt. „Unsere Planung war okay, schließlich haben wir 1:0 geführt“, erklärte der Trainer ungefragt seine taktische Formation.

Mit vier Angreifern und zwei Dreierketten dahinter hatte der Niederländer mal wieder eine überraschende Variante aufgestellt. Ausschlaggebend für die Niederlage war das System nur bedingt. Mit den Freiräumen im Mittelfeld konnten die harmlosen und verunsicherten Gäste jedenfalls kaum etwas anfangen. Doch den Gelb-Schwarzen mangelte es an Konsequenz im Abschluss und Konzentration in der Defensive.

So viele gute Chancen, wie Kaiser gezählt haben will, hatten die 13253 Zuschauer im Rudolf-Harbig-Halbrund zwar nicht zu sehen bekommen, aber für einen Sieg hätten sie allemal reichen müssen. Vor dem Führungstreffer vergab Pavel Dobry nach klasse Zuspiel des agilen Sascha Pfeffer, indem er den Ball übers Dreiangel schlenzte, anstatt in die Mitte auf Jens Truckenbrod abzulegen (20.). Später scheiterte Savran mit einem eleganten Versuch. Sein Heber über Kickers-Keeper Manuel Salz ging am Tor vorbei (34.). „Da wollte einer den Maradona mimen“, ließ Kaiser zumindest Kritik anklingen.

Nach dem Seitenwechsel spielte sich Dynamo keine klaren Möglichkeiten mehr heraus, und die Fernschüsse (Maik Wagefeld, Gerrit Müller) konnten Salz nicht schrecken. „In der zweiten Halbzeit haben wir komplett den Faden verloren und nicht mehr gespielt, sondern nur noch lange Bälle geschlagen“, analysierte Thomas Hübener.

Die Schuldfrage ist mit der mangelnden Effektivität in der Offensive ohnehin nur zum Teil geklärt. „Natürlich müssen wir das 2:0 nachlegen“, meint Savran, und der Torschütze ergänzt: „Wir dürfen aber auch nicht so dumme Gegentreffer kassieren.“

Fehlerketten in der Defensive

Drei ordentliche Angriffe reichten den Stuttgartern, wobei ihnen die Dresdner den Weg frei machten. „Beim 1:1 hatten wir die Zentrale im Mittelfeld nicht besetzt“, analysierte Kaiser. Plötzlich stürmten vier Kickers auf drei Dynamos zu. Orlando Smeekes spielte auf Danny Galm, der die Kugel am herausstürzenden Axel Keller vorbei schob. „Das geht an der Mittellinie los, wo wir einen Rückpass spielen“, monierte der Torwart: „Ich schlage den Ball raus, wir können ihn nicht sichern und stehen ungestaffelt.“

Eine weitere Fehlerkette ging dem 1:2 in der 86.Minute voraus. „Das Tor fällt nach einem Einwurf, unglaublich!“, schimpfte Kaiser: „Unser Umschalten auf Defensive war ganz schlecht.“ Hübener räumte seine Mitschuld ohne Zögern ein. „Ich mache einen Pressschlag, statt den Ball direkt ins Aus zu klären“, sagte der 26-Jährige. Nach ihm versäumen es aber auch Truckenbrod und Volker Oppitz, den eingewechselten Mijo Tunjic energisch zu attackieren. Der trifft aus spitzem Winkel. Keller kommt zwar an den Ball. „Ich schaffe es aber leider nicht, ihn wegzudrücken“, erklärt der 31-Jährige.

Nach der Jubelstimmung in den vergangenen Wochen sind die Dresdner hart auf dem Boden der Tatsachen gelandet. „Wir dürfen den Blick für die Realität nicht verlieren“, mahnt Keller und meint den Abstiegskampf. „Von der Mannschaft hat noch keiner gesagt, dass wir durch sind“, unterstreicht Kapitän Wagefeld. Bevor bei Dynamo schon Hochrechnungen angestellt werden können, wie viele Punkte möglich gewesen wären, müssen erst einmal noch drei Zähler für den sicheren Klassenerhalt geholt werden.

Sächsische Zeitung

Vorberichte II: Dynamo Dresden – Stuttgarter Kickers

Kickers lassen Parmak und Schürg daheim

STUTTGART (jüf). Als die Stuttgarter Kickers am Freitag in den Bus zum Drittliga-spiel bei Dynamo Dresden (Samstag, 14 Uhr) stiegen, war Mittelfeldspieler Mustafa Parmak nicht an Bord. „Er ist körperlich nicht in dem Zustand, wie es sein sollte“, sagte Trainer Rainer Kraft. Parmaks Berater Michael Hoftstetter nennt einen anderen Grund: „Dem Coach passte es nicht, dass sich Parmak nach seiner Auswechslung gegen Wuppertal auf der Tribüne aufgehalten hatte.“ Klar ist: Am Saisonende werden sich die Wege von Parmak und den Kickers wieder trennen. An diesem Sonntag (14 Uhr) spielt der 26-Jährige in der Oberligaelf gegen den VfL Kirchheim. Ebenfalls in Dresden nicht im Kader sind der kranke Moritz Steinle und Michael Schürg – der Stürmer erhält laut Kraft „eine Denkpause“. Für Schürg steht Mijo Tunjic im Kader.

Stuttgarter Nachrichten

Kickers an diesem Samstag (14 Uhr) zu Gast bei Dynamo Dresden

Das Fünkchen Hoffnung soll weiter glimmen
Die dritte Fußball-Liga geht in ihre Endphase. Sechs Spieltage vor dem Saisonende spielt der Tabellenletzte Stuttgarter Kickers an diesem Samstag bei Dynamo Dresden. Spielbeginn im Rudolf-Harbig-Stadion ist um 14 Uhr. „Es gibt für uns keine Endspiele mehr, das haben wir auch der Mannschaft gesagt“, sagt der Kickers-Chefcoach Rainer Kraft. Dennoch soll auch gegen den Tabellenzwölften um jeden Punkt und jeden Tabellenplatz gekämpft werden: Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit“, sagt Kraft.

Nach bisher zwei Spielen ohne Sieg unter dem Trainer Rainer Kraft sagt der: „Es gibt für uns keine Endspiele mehr, das haben wir auch der Mannschaft gesagt.” Dennoch soll um jeden Punkt und jeden Tabellenplatz gekämpft werden. „Schließlich geht es darum, dass jeder bereit ist, alles zu geben.“ Für den Verein, für die Mannschaft – und nicht zuletzt für sich selbst. Mit einem Erfolg in Dresden würde das Fünkchen Hoffnung auf den Klassenverbleib weiter am Glimmen bleiben. Sechs Spieltage vor Schluss trennen acht Zähler den Tabellenletzten aus Degerloch vom rettenden Ufer.

Mit welchem Personal Kraft am Samstag in Dresden beginnen will, dazu gab sich der Trainer noch bedeckt. Klar ist aber, dass „alle Akteure unseres Kaders die Chance haben, sich in den restlichen Partien zu empfehlen“. Fehlen werden im Gastspiel bei den Sachsen außer den Langzeitverletzten Sasa Janic, Jörn Schmiedel und Gino Russo auch die Rekonvaleszenten Ralf Kettemann und Dirk Prediger. Das gleiche gilt auch für den Mittelfeldmann Josip Landeka, der in der zweiten Kickers-Mannschaft in deren Oberliga-Heimspiel gegen den VfL Kirchheim am Sonntag (14 Uhr) eingesetzt wird.

Beim Kontrahenten Dynamo Dresden, der zuletzt in sechs Spielen fünf Siege geholt hat und sich auf den zwölften Tabellenrang verbesserte, stehen dem Übungsleiter Ruud Kaiser alle Kandidaten seiner Mannschafskaders zur Verfügung. Weitere Personalien: Am Donnerstag haben der Dynamo-Kapitän Maik Wagefeld und Leistungsträger Thomas Hübener ihre Verträge bei Dynamo Dresden verlängert. Der Spielführer hofft, dass davon auch ein Signal an andere Spieler geht. Wagefeld unterschrieb für weitere drei Jahre und Hübener wird mindestens zwei Jahre bei Dynamo bleiben. Hübener: „Wir Spieler brauchen auch Planungssicherheit und der Verein auch.“

Für besondere Motivation bei den Dresdenern dürfte bestimmt das Hinspiel sorgen. Im 14. Anlauf hatten die Kickers seinerzeit ihren ersten Saisonsieg geholt, der Treffer von Sascha Traut sowie ein Eigentor des Dynamo-Spielers Jens Grembowietz sicherten den 2:1-Erfolg der Blauen.

Offizielle Homepage

Vorberichte Dynamo Dresden – Stuttgarter Kickers

Kickers ohne Druck

Sechs Spiele auf Bewährung

STUTTGART (ump). Die dritte Fußballliga geht in ihre Endphase. Sechs Spieltage vor dem Saisonende empfängt der VfB Stuttgart II heute (19 Uhr, Gazi-Stadion) Jahn Regensburg, die Kickers spielen morgen bei Dynamo Dresden.

Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen – so könnte das Motto der Stuttgarter Kickers für die letzten sechs Saisonspiele lauten, beginnend mit der Partie morgen (14 Uhr) bei Dynamo Dresden. Nach bisher zwei Spielen ohne Sieg unter dem Trainer Rainer Kraft sagt der: „Es gibt für uns keine Endspiele mehr, das haben wir auch der Mannschaft gesagt.“ Dennoch soll um jeden Punkt und jeden Tabellenplatz gekämpft werden – für Kraft eine Selbstverständlichkeit. „Schließlich geht es darum, dass jeder bereit ist, alles zu geben.“ Für den Verein, für die Mannschaft – und nicht zuletzt für sich selbst.

Denn im Falle des Abstiegs stehen alle Spieler (mit Ausnahme von Bashiru Gambo) ohne Vertrag da. Das kann Vor-, aber auch Nachteile haben. Denn nicht jeder wird ein Angebot von den Kickers bekommen. „Wir wollen ein Gerüst von sechs, sieben Stammspielern halten“, sagt der Manager Joachim Cast. Ganz oben auf der Wunschliste stehen die Innenverteidiger Marcus Mann und Torsten Traub, mit denen auch entsprechende Gespräche geführt worden sind. Auch Gambo und der Kapitän Alexander Rosen spielen eine Rolle, sofern das finanziell machbar ist.

Andere Spieler wiederum haben die Chance, sich in den restlichen Partien zu empfehlen. Das gilt letztlich auch für die Trainer Kraft und den Assistenten Alexander Malchow. „Ich weiß, dass ich unter Beobachtung stehe“, sagt Kraft, der nach der mutigen Entscheidung mit einer Dreierkette gegen Wuppertal („Wir wollten offensiv und druckvoll ausgerichtet sein“) in Dresden wieder auf Viererkette umstellen wird. Wen er dorthin mitnimmt, hängt auch von den letzten Trainingseindrücken ab. Mustafa Parmak jedenfalls spielte am Mittwoch 60 Minuten lang in der zweiten Mannschaft. Nicht zur Strafe – wie der suspendierte Josip Landeka -, nur zur Übung. „Spielpraxis ist für ihn besser als jedes Training“, sagt Kraft, der noch nicht entschieden hat, ob für ihn heute ein Platz im 18er Kader frei ist.

Abseits des Fußballplatzes haben die Stuttgarter Kickers inzwischen Post vom Deutschen Fußball-Bund bekommen, was die Lizenz für die dritte Liga betrifft. Cast: „Da müssen wir bis zum 4. Juni den Nachweis von Mittelzuflüssen erbringen.“ Sei es in Form von Bürgschaften, Werbeverträgen oder Liquidität. „Das wird so schwierig wie im sportlichen Bereich, ist aber machbar“, sagt Cast, der sein Weitermachen auch von den Rahmenbedingungen abhängig macht. „Im Moment reichen die noch nicht, um in der Regionalliga konkurrenzfähig zu sein, aber wir arbeiten mit Hochdruck daran.“

Stuttgarter Zeitung

Kickers-Sponsor Garcia hält sich bedeckt

Stuttgart (jüf) – Ob Eduardo Garcia, der Hauptsponsor der Stuttgarter Kickers, den Blauen auch in der Fußball-Regionalliga die Treue halten würde, ist offen. Bisher fanden keine Gespräche statt. Garcia hält sich bedeckt und sagt nur so viel: „In den sieben Jahren, in denen ich jetzt dabei bin, wurde immer von der zweiten Liga gesprochen, nie von der vierten.“ Doch genau in diese Richtung plant das Drittliga-Schlusslicht vor dem Auswärtsspiel am morgigen Samstag (14 Uhr) bei Dynamo Dresden. Die ersten Verhandlungen mit den Spielern führt Manager Joachim Cast, der sich zu seiner eigenen Zukunft nicht äußern wollte: „Ich lasse mich zu keiner Entscheidung drängen.“ Im Lizenzierungsverfahren für die neue Saison haben die Blauen inzwischen Bescheid vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) erhalten. Für den theoretischen Fall des Drittligaverbleibs müssten die Kickers bis zum 4. Juni eine Bedingung erfüllen: den Nachweis der im Budget angegebenen Mittelzuflüsse. Die Rückmeldung für die Regionalliga-Lizenz wird Ende nächster Woche erwartet.

Stuttgarter Nachrichten

Kickers ohne Druck nach Dresden

Stuttgart (bw) – Die dritte Fußball-Liga biegt auf die Zielgerade ein. Die Stuttgarter Kickers treten nur noch mit theoretischen Chancen auf den Klassenverbleib morgen (14 Uhr) bei Dynamo Dresden an. Der VfB Stuttgart II empfängt heute (19 Uhr) Jahn Regensburg.

Stuttgarter Kickers

Die „Blauen“ gehen nüchtern in den schier aussichtslosen Endspurt um den Klassenverbleib. „Es ist noch möglich, aber die Wahrscheinlichkeit ist extrem gering“, nennt Trainer Rainer Kraft die Tatsachen. Aus eigener Kraft können es die Kickers zwar nicht mehr schaffen, aber aufgegeben haben sie sich noch nicht. „Wir werden nichts abschenken, sondern Spiel für Spiel spielen und dann sehen, wo wir am Ende stehen“, sagt Kraft. Nach der 0:1-Niederlage am vergangenen Samstag gegen den Wuppertaler SV, die den Abstand auf die Nichtabstiegsplätze sechs Spieltage vor Schluss auf acht Punkte anwachsen ließ, hatten die Spieler zwei Tage frei, um die Köpfe frei zu bekommen. Seit Dienstag gilt die volle Konzen­tration der Partie bei den Dresdnern, gegen die am 14. Spieltag immerhin der erste Saisonsieg gelungen war. Die „Blauen“ trafen sich nicht nur zu den täglichen zwei Trainingseinheiten, sondern auch zum gemeinsamen Frühstück und Mittag­essen. „Wir wollen gewinnen und so werden wir auch auftreten“, kün­digt der Coach selbstbewusst an. Mit diesem Vorsatz startet die Mannschaft heute Mittag in die sächsische Landeshauptstadt. Nicht mit dabei sind der immer noch angeschlagene Moritz Steinle (Virusinfekt) und Mustafa Parmak (mangelnde Fitness). Kraft kehrt im Spiel gegen den Tabellenzwölften Dynamo zum 4-4-2-System zurück.

So wollen sie spielen: Salz – Deigendesch, Mann, Traub, Gentner – Traut, Rosen, Gambo, Ivanusa – Galm, Smeekes.

Eßlinger Zeitung

StN: Abstiegsregelung bei Nichterteilen der Lizenz

Dynamo Dresden, Jahn Regensburg und Wacker Burghausen gelten in der dritten Liga als die größten Sorgenkinder, was die Finanzen betrifft. Der Lizenzentzug oder die Insolvenz eines Konkurrenten könnte für die Stuttgarter Kickers zur letzten Hoffnung werden. Hier die Regelungen:

„Nicht-Absteiger“ erhält keine Lizenz

Erhält ein auf sportlichem Weg für die neue Saison qualifizierter Drittligist keine Lizenz, so verringert sich die Zahl der sportlichen Absteiger entsprechend (§ 55a Nr. 3 der DFB-Spielordnung).

Insolvenz eines Drittligisten

Wird über das Vermögen eines Vereins ein Insolvenzverfahren eröffnet (nicht nur beantragt), steht die klassenhöchste Mannschaft des Clubs als erster Absteiger fest. Die Zahl der sportlichen Absteiger vermindert sich auch in diesem Fall entsprechend. Wird das Insolvenzverfahren vor dem letzten Spieltag eröffnet, werden alle Spiele aus der Wertung genommen. Wird es zwischen letztem Spieltag und dem 30. Juni eröffnet, steigt die Mannschaft zwar ab, aber die Spiele bleiben gewertet (§ 6 DFB-Spielordnung).

Regionalliga-Meister erhält keine Lizenz

Wenn einer der Regionalliga-Meister (Aufsteiger) keine Lizenz für die dritte Liga erhält, ändert dies nichts an der Zahl der sportlichen Absteiger aus der dritten Liga, sondern der Nächstplatzierte der Regionalliga steigt stattdessen auf (§ 55b Nr. 4 DFB-Spielordnung). Die sportlichen Absteiger bleiben abgestiegen. jüf

Stuttgarter Nachrichten

Joe Bauer: Warum die Fußballzuschauer keine Rolle spielen

Null Respekt

Es war drei Stunden vor dem Anpfiff, als im Stuttgarter Westen ein einsamer Autofahrer seinen Wagen neben mir stoppte: „Scheff“, sagte er, „wo geht“s denn hier zum Weldouschdadion?“

Ein guter Mann, dachte ich, er ist für seinen Club auf der Straße, er fährt auf die Waldau zu den Kickers, und der Westen ist weit, von Dresden aus gesehen.

Nach der Aufholjagd des KSC zum 3:3 gegen Leverkusen sagte der Karlsruher Torschütze Antonio da Silva auf die Frage, wie er mit den jüngsten Pfiffen gegen ihn umgehe: „Es ist mir egal, was die Zuschauer von mir denken.“

Für dich, dachte ich, würde ich nicht mal von Stuttgart nach Cannstatt fahren. Und ich frage mich, welche Tipps die sogenannten Berater ihren Profis geben außer jenem, neben einem Porsche Cayenne auch gleich noch einen Privatjet zu finanzieren.

Von ihrem Publikum verstehen viele Spieler (und Trainer) so gut wie nichts. In Bielefeld rannte nach dem 0:2 gegen Gladbach Arminias erklärter Publikumsliebling Wichniarek an den Zaun und schiss die eigenen Fans zusammen. Und der große Münchner Bayern-Chef Rummenigge höhnte in Richtung Hoffenheim, wo denn die TSG die vergangenen 100 Jahre gewesen sei. Genau jene Hoffenheimer, die der Berliner Hertha am Sonntag einen Zuschauerrekord bescherten.

Diese Beispiele zeigen nur: Der Fan war und ist das unbedeutendste Wesen in unserem liebsten Spiel mit seinen vielen Großkotzen. Lustig in diesem Zusammenhang, dass ausgerechnet Rummenigges Verein einen „Arbeitskreis Fan-Forum“ mit 30 Fanclubchefs zur „Verbesserung der Stimmung im Stadion“ gegründet hat. Dieser Schritt war die Reaktion auf den Konflikt zwischen dem Manager Hoeneß und etlichen Fans bei der Jahresversammlung 2007 der Bayern. Vernünftig wäre inzwischen, den Umgang der Spieler, Trainer und Manager mit ihren Zuschauern generell infrage zu stellen.

Da man heute – viel später als in England oder Spanien – im traditionell unterhaltungsfeindlichen Deutschland erkannt hat, dass auch Fußball eine Sparte der Entertainment-Industrie ist, wäre es an der Zeit, Liga-Stars und -Regisseuren die Anstandsregeln für das Zusammenspiel mit ihrem Publikum beizubringen. Noch wäre es ratsam, den – finanziell gesehen – fast überflüssigen Statisten auf den Stadionrängen höflich zu dienen. Vor allem angesichts der Tatsache, dass üppige Fernsehgelder auch in Zukunft kaum ohne Fußvolk bezahlt werden dürften.

Wenn ein Spieler wie da Silva sagt, das Publikum sei ihm wurscht, dann gehört er in die Sonderschule zur Erlernung fundamentaler Rummelplatz-Gesetze. Solange Fußball von Menschen und nicht nur von Börsencomputern verfolgt wird, haben sich die Darsteller gefälligst mit Respekt vor ihren Kunden zu verneigen.

So gesehen wäre es besser, der VfB würde eine Bühne wie das Stuttgarter Theaterhaus künftig nicht nur für die provinzielle Vorstellung einer fragwürdigen Präsidenten-Biografie und die bevorstehende Weihnachtsfeier buchen. Spieler und Trainer könnten dort lernen, warum man im Showgeschäft außer Kontakt zu Tattoo-Studios auch ein hautnahes zum Publikum und viel Demut braucht.

Dieses Verständnis von kultureller Dienstleistung stellt auch nicht her, wer wie der VfB-Präsident Staudt mitten in der sportlichen Krise das Wildspezialitäten-Lokal Hegel Eins im Stuttgarter Linden-Museum für eine weitere „Buchpräsentation“ seiner dürftigen Bio-Kost (am 23. November) reserviert. Zu dieser Matinee mit B-prominenten Hirschlenden-Vips und „feinen Tropfen aus der Region“ eilen zwar der Ministerpräsident Oettinger und Staudts „Lieblingswinzer“ herbei. Der geneigte Fußballfreund aber fragt sich: Hat der VfB-Boss angesichts der Tabelle nichts Besseres zu tun?

Bei den Kickers, wo die Vereinsführung jahrzehntelang ihr Publikum dumm und arrogant behandelt hat, sah ich ergriffen zu, wie die Fans im Dresdner Block neunzig Minuten lang auf der Stelle hüpften und ihre Hälse in die Höhe reckten: Mann, dachte ich, die halten noch wie früher Ausschau nach dem guten Westen.

Stuttgarter Nachrichten

Presse zu Stuttgarter Kickers – Dynamo Dresden (2:1)

Der Kickers-Bann ist gebrochen
Nach dem ersten Sieg in der dritten Liga ist der Glaube an die eigene Stärke zurückgekehrt

STUTTGART. Ein Rekordbesuch mit 6070 Zuschauern und dann noch der erste Saisonsieg beim 2:1 gegen Dynamo Dresden – was will man mehr? So konnten es die Fans der Stuttgarter Kickers gut verkraften, dass sie ein eher schwaches Spiel zu sehen bekamen.

Von Joachim Klumpp

Der Kickers-Manager Joachim Cast wusste am Samstag zeitweise gar nicht so recht, wo er nun hinschauen sollte: auf den Platz oder die Ränge? Denn der harte Kern der geschätzten zweieinhalbtausend Dynamo-Anhänger rüttelte hinter dem einen Tor immer wieder vehement am Fangzaun, so dass die Verantwortlichen Angst hatten, der würde eingerissen – und das Spiel abgebrochen. Doch dann hielt das gute Stück und endlich auch einmal die Abwehr, so dass nach 14 Spielen der erste Saisonsieg unter Dach und Fach war.

„Heute haben wir auch mal das Glück gehabt, das uns zuletzt gefehlt hat“, gab der Manager zu. Davon wollte der Trainer Edgar Schmitt offiziell nichts wissen, was irgendwie verständlich ist nach so einer langen Durststrecke, bei der schon mehrfach die sicher geglaubten Punkte in letzter Sekunde entrissen worden sind. Aber dass die Mannschaft durchaus noch anfällig ist, zeigte die Schlussphase, als sie sich von einem alles andere als übermächtigen Gegner in die Defensive drängen ließ, so dass buchstäblich bis zum Abpfiff um den Sieg gezittert werden musste. Der Co-Trainer Rainer Kraft brachte es nach den 90 Minuten auf den Punkt: „Das Spiel war nicht gut – dafür das Ergebnis.“

Am Samstag zählten nur die drei Punkte. Wobei Schmitt zugab: „Die Kunst ist es ja, die Mischung aus schönem und erfolgreichem Fußball zu finden.“ Die Kickers sind da zumindest auf einem guten Weg, und der Präsident Dirk Eichelbaum sieht sich rund zwei Wochen vor der Hauptversammlung in der Wahl des Trainers bereits bestätigt: „Unter Edgar Schmitt ist hier doch immer etwas geboten, auch wenn das diesmal sicher ein typisches Spiel für ein Unentschieden war.“

Was vielleicht auch daran lag, dass Schmitt personell ein wenig experimentierte. Teils gezwungenermaßen, teils freiwillig. So fiel der eigentlich für die linke Abwehrseite vorgesehene Marcel Rapp über Nacht mit Grippe aus, und Bashiru Gambo bekam zunächst eine Denkpause auf der Bank. Der Trainer nahm dem Ghanaer („er ist wie mein Sohn“) etwas übel, dass der sich wegen einer Schulterverletzung im Training hat hängenlassen. „Wir können nur als Team funktionieren“, betonte Schmitt deshalb nochmals. In dieser Rolle übernahm der Kapitän Alexander Rosen eine echte Vorbildfunktion, was Lauf- und Einsatzbereitschaft angeht. Schmitt: „Er verkörpert genau das, was wir brauchen, um nicht abzusteigen.“

Und davon ist der Trainer überzeugt, mehr denn je sogar. Da ließ sich dann auch ein wenig nonchalant darüber hinwegsehen, dass der Siegtreffer einem Eigentor entsprang und nach vorne einiges nicht so rund lief wie gewohnt. Orlando Smeekes fand überhaupt nicht ins Spiel, während bei Angelo Vaccaro recht deutlich wurde, dass das Mittelfeld nicht sein angestammtes Revier ist. Und die Abwehr, in der der Trainer Marcus Mann in die Pflicht nimmt, musste sich wiederholt auf den Schlussmann Manuel Salz verlassen. „Dennoch, das war wichtig für den Kopf“, sagte der Verteidiger Markus Ortlieb. Der Glaube ist zurück – und vielleicht kann der ja noch Berge versetzen.

Der Trainer jedenfalls gibt sich selbstbewusst, aber nicht überheblich. Sein Fazit: „Uns muss erst einmal einer schlagen.“ Da ist was Wahres dran. Denn das ist, unter Schmitt, bisher lediglich Offenbach gelungen.

Stuttgart: Salz – Reiß, Mann, Ortlieb, Härter – Vaccaro, Rosen, Kettemann (51. Gambo) – Traut, Schürg (79. Kacani), Smeekes (63. Tucci).

Dresden: Keller – Girke (84. Dobry), Grembowietz, Hübener, Cozza – Kügler (71. Savran), Truckenbrod, Pfeffer (63. Röttger), Wagefeld – Bröker, Jungnickel.

Stuttgarter Zeitung

Kickers kämpfen, zittern, feiern
2:1 – Mit wenig Spielkultur, aber viel Einsatz gelingt endlich der erste Sieg

Stuttgart – Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers ist für seinen hohen Einsatz mit dem ersten Saisonsieg belohnt worden. Das 2:1 (1:1) gegen Dynamo Dresden legte aber auch die Defizite im Spielaufbau und in der Defensive unbarmherzig an den Tag.

VON JÜRGEN FREY

Um 15.48 Uhr am Samstag war es vollbracht. Trainer Edgar Schmitt riss mit dem Schlusspfiff die Arme nach oben, brüllte seine Erleichterung heraus, dann drückte er seinen Assistenten Rainer Kraft und Manager Joachim Cast ganz fest an sich. Es waren keine Steine, die dem Trio vom Herzen gefallen waren. Und auch keine Felsen. Es war eine ganze Gebirgskette. Auch den Spielern war die Erleichterung über den ersten Saisonsieg im 14. Anlauf anzusehen. „Wir wissen nun, dass wir so ein Spiel auch über die Zeit bringen können. Das gibt uns Selbstvertrauen und neuen Mut“, sagte Kapitän Alexander Rosen, der Anführer eines leidenschaftlich kämpfenden Kickers-Kollektivs.

Wie der Dreier zustande kam, interessierte hinterher keinen mehr. Dass Torwart Manuel Salz mit drei Rettungstaten im Spiel eins gegen eins die Blauen im Spiel hielt? Dass zum Siegtreffer ein Eigentor herhalten musste? Dass die Kickers so gut wie keine Spielkultur zeigten? Schwamm drüber. „Das alles“, sagte Manager Cast mit einem breiten Grinsen, „das alles interessiert mich heute überhaupt nicht.“

Wer will es ihm verübeln? Schließlich hatten die Kickers schon oft in dieser Saison riesigen Aufwand betrieben – aber in der Schlussphase ging ihnen der Lohn flöten. Jetzt endlich ernteten die Blauen die Früchte ihrer Arbeit. Und Präsident Dirk Eichelbaum fühlt sich in seiner Entscheidung, den Trainer zu wechseln, bestätigt. „Edgar Schmitt hat doch schon in Aalen den attraktivsten Fußball der Liga spielen lassen, nun ist doch auch bei uns in jedem Spiel Leben in der Bude.“ In der Tat gehören harmloses Geplänkel, langweiliges Ballgeschiebe der Vergangenheit an. Die Spieler zeigen Risikobereitschaft und Mut zu Einzelaktionen. Und dennoch steht fest: Stellen die Blauen nicht ihre Abstimmungsprobleme in der Defensive ab, wird es zum Klassenverbleib nicht reichen. Es wäre ungerecht, für dieses Dilemma nur die Abwehr verantwortlich zu machen. Viel zu offen, viel zu ungeordnet und zu wenig kompakt präsentieren sich die Blauen schon im Mittelfeld. Und was die Kreativität nach vorne betrifft, steht und fällt vieles mit Bashiru Gambo. Als „unersetzlich“ bezeichnete ihn Schmitt. Dennoch brachte er ihn erst nach 50 Minuten. Aus disziplinarischen Gründen, weil der Ghanaer wegen Schulterproblemen erst am Donnerstag wieder ins Training kam. „Er hat sich ausgeruht, bevor er müde wurde“, sagte Schmitt. Ganz im Gegensatz zum kampfstarken Kickers-Team gegen Dynamo.

Stuttgarter Nachrichten

Dresdens Fans sorgen für Wirbel
Fangzaun drohte einzustürzen

Joachim Cast hat die Spiele der Kickers schon aufmerksamer beobachtet als am Samstag. Mit bangem Blick schaute der Manager in der zweiten Halbzeit immer wieder hinüber zu den Fans von Dynamo Dresden. Über 2000 hatten ihre Mannschaft ins Gazistadion begleitet. Sie sorgten für prickelnde Stimmung. Aber wenn“s dumm gelaufen wäre, hätten ein paar Unverbesserliche zudem für einen Spielabbruch gesorgt. Etwa 15 Dynamo-Anhänger waren auf das Fangnetz hinter dem Tor gestiegen und rüttelten daran minutenlang. Dresdens Sportdirektor Ralf Minge griff zum Mikrofon, doch auch er konnte die Fans nicht zur Vernunft bringen. „Wären die Pfosten aus der Verankerungen gebrochen und der Zaun eingestürzt, wäre das Spiel vorbei gewesen“, sagte Cast. Am Ende ging alles gut. Zwar beleidigten die Dynamo-Fans ihre Spieler verbal, ansonsten blieben sie friedlich. Cast meldete „keine weiteren besonderen Vorkommnisse“ und telefonierte noch am Abend mit DFB-Sicherheitsexperte Gerhard Kißlinger. „Er war zufrieden, wie es lief, für uns gibt es kein Nachspiel.“ jüf

Stuttgarter Nachrichten

Wenn Gebirgsketten vom Herzen fallen

Die Stuttgarter Kickers feiern beim 2:1 gegen Dynamo Dresden ihren ersten Saisonsieg

Stuttgart – Im 14. Anlauf hat es geklappt: Die Stuttgarter Kickers haben im Kellerduell gegen Dynamo Dresden mit 2:1 (1:1) ihren ersten Sieg in der dritten Fußball-Liga gefeiert. Zwar bleiben die „Blauen“ Tabellenschlusslicht, verkürzten aber den Abstand zu einem Nichtabstiegsplatz auf zwei Punkte – und tankten kräftig Selbstvertrauen.

Von Beate Wockenfuß

„Uns ist nicht nur ein Stein, sondern eine ganze Gebirgskette vom Herzen gefallen“, jubelte Kickers-Kapitän Alexander Rosen, nachdem er auf einer Ehrenrunde mit seinen Mannschaftskollegen ausgiebig den ersten Dreier mit den Fans gefeiert hatte. Nach zuletzt mehreren dramatischen Remis und gefühlten Siegen, stand den „Blauen“ die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. „Endlich hatten wir das Glück auch mal auf unserer Seite. Das gibt uns Auftrieb“, war auch der erneut starke Torhüter Manuel Salz froh, dass die Durststrecke beendet ist. Glück hatten die Kickers, weil die Dresdner erstens an eklatanter Abschlussschwäche litten und zweitens mit einem Eigentor für den Siegtreffer sorgten. „Das ist völlig egal, das nackte Ergebnis zählt“, betonte Manager Joachim Cast. Es war so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit. Schließlich hatten die Kickers in dieser Saison schon weitaus bessere Spiele gezeigt und dann doch nicht gewonnen. „Sicher war es kein Spiel für Fußball-Ästheten, sondern ein Kampfspiel mit einem Arbeitssieg“, so Cast. Jens Truckenbrod hatte die Gäste früh in Führung gebracht (11.). Den Ausgleich erzielte Sascha Traut mit einem Hammer aus 20 Metern, nachdem Ralf Kettemann einen Freistoß auf ihn quergelegt hatte (37.). Mehr Chancen hatten in der Folge die Sachsen, die sie aber alle vergaben. Der Dresdner Jens Grembowietz war es schließlich, der eine Flanke von Thorsten Reiß unhaltbar ins eigene Tor abfälschte (74.). Danach kämpften die Kickers aufopferungsvoll, um diesmal den Vorsprung über die Zeit zu retten. „Wir haben Mut und Leidenschaft entgegengesetzt und verdient gewonnen“, lobte Coach Edgar Schmitt. Dynamo-Trainer Ruud Kaiser sah es etwas anders. „Wir hätten hier 3:1 oder 4:1 siegen müssen“, haderte er mit der Chancenverwertung, nahm sein Team aber auch in Schutz: „Wir haben sehr gut gespielt. Die Gegentore waren unglaubliches Pech.“ Doch das interessierte nach dem Abpfiff im „blauen“ Lager keinen mehr. Die Kickers freuten sich nicht nur über den Sieg, sondern auch über einen neuen Saisonrekord von 6070 Zuschauern – von denen 2500 aus Dresden kamen. Ausschreitungen gab es nicht, auch wenn die Stimmung mehrfach zu kippen drohte. Einige Dynamo-Anhänger wurden zwischenzeitlich von Tribünen- zu Zaungästen und brachten die Absperrung mehrfach ins Wanken. Dresdens Sportdirektor Ralf Minge konnte sie aber per Mikrofon zumindest etwas besänftigen. Die Fans der Kickers waren dagegen glücklich und hoffen nun, dass der Knoten geplatzt und die Wende eingeleitet ist. „Wir sind bei der Musik und wissen, dass wir es können“, erklärte Schmitt. Dem kollektiven Jubel folgte aber sofort der kollektive Tritt auf die Euphoriebremse. „Wir bleiben bescheiden, wollen nur über den Strich“, sagte der Coach. Und auch Rosen betonte: „Das ist nur als ein erster Schritt zu sehen.“

Statistik
Stuttgarter Kickers: Salz – Reiß, Mann, Ortlieb, Härter – Kettemann (50. Gambo), Rosen, Vaccaro – Traut, Schürg (80. Kacani), Smeekes (62. Tucci).

Dynamo Dresden: Keller – Cozza, Hübener, Grembowietz, Girke (86. Dobry) – Wagefeld – Truckenbrod, Jungnickel – Kügler (71. Savran), Bröker, Pfeffer (62. Röttger).

Schiedsrichter: Schriever (Dorum).

Zuschauer: 6070.

Tore: 0:1 Truckenbrod (11.), 1:1 Traut (37.), 2:1 Grembowietz (74./Eigentor).

Gelbe Karten: Mann, Härter / Bröker, Truckenbrod, Grembowietz, Cozza.

Beste Spieler: Salz, Rosen / Wagefeld, Hübener.

Eßlinger Zeitung

Dresden weiter in der Krise

Erster Sieg für die Kickers
Im 14. Anlauf hat es endlich geklappt. Die Stuttgarter Kickers gewannen gegen Dynamo Dresden mit 2:1 (1:1) und feierten so den ersten Sieg in der laufenden Saison. Durch den Dreier schlossen die Schwaben nach Punkten zu Werder Bremen II auf. Die Krise bei Dynamo Dresden hat sich nach der erneuten Niederlage dagegen vergrößert. Das Team von Trainer Ruud Kaiser wartet seit fünf Partien auf einen Sieg.

Gegenüber dem 3:3-Unentschieden in Wuppertal nahm Kickers-Coach Edgar Schmitt zwei Änderungen vor: Härter und Schürg spielten für Landeka und Gambo (Schulterprobleme). Mit fünf frischen Kräften reagierte Dresdens Trainer Ruud Kaiser auf die 0:3-Pleite gegen Paderborn. Girke, Grembowietz, Kügler, Pfeffer und Jungnickel spielten für Palionis, Nikol, Petrovic, Röttger und Gerrit Müller.

Dynamo Dresden begann engagiert und dominierte die Anfangsphase. Bereits nach fünf Minuten verpasste Bröker bei der ersten Chance die Führung für die Sachsen. Die holte aber Truckenbrod nach. Der 28-Jährige nutzte einen Fehler in der Kickers-Abwehr eiskalt zur Führung für Dynamo aus (11.).

Die Kickers mussten sich nach dem Rückstand erst sortieren, konnten sich mit zunehmender Dauer gegen nun zu passive Dresdner mehr Spielanteile erarbeiten. Die Folge war der 1:1-Ausgleich durch Traut in der 37. Minute. Mit diesem Ergebnis ging es auch in die Kabinen.

Im zweiten Abschnitt wogte die Partie, die technisch keineswegs hochklassig war, hin und her. Mehr Vorteile hatten die Sachsen. Das Siegtor allerdings erzielten die Schwaben mit Unterstützung von Grembowietz. Dem Dynamo-Verteidiger unterlief in der 74. Minute ein Eigentor. Dresden warf in der Schlussphase alles nach vorne, konnte der Partie aber keine Wende mehr geben.

Die Stuttgarter Kickers sind am kommenden Samstag bei Eintracht Braunschweig gefordert. Dynamo Dresden empfängt ebenfalls am Samstag Fortuna Düsseldorf.

Kicker

Kaiser: So viel Pech ist eine Frechheit
Von Sven Geisler, Stuttgart

Der Dynamo-Trainer redet nach der 1:2-Niederlage bei den Stuttgarter Kickers die Krise der Dresdner schön.

Die Dresdner Dynamos haben das Kellerduell in der 3.Fußball-Liga bei den zuvor sieglosen Stuttgarter Kickers mit 1:2 (1:1) verloren. Wer jedoch danach die Analyse von SGD-Trainer Ruud Kaiser hörte, hätte glauben können, die Gelb-Schwarzen haben eine Weltklasse-Partie geliefert und der Gegner sich den Sieg auf hinterhältige Art und Weise erschlichen.

„Wenn man in einem Auswärtsspiel sieben, acht Torchancen kreiert – besser kann man ja nicht Fußball spielen“, meinte der Niederländer, und er stellte fest: „Normalerweise muss es 3:1, 4:1 für Dynamo Dresden stehen.“ Und so war sein Stuttgarter Kollege „unheimlich froh, dass wir kein Debakel erlebt haben“. Mit beißender Ironie konterte Edgar Schmitt Kaisers Sicht der 90Minuten, und er bilanzierte mit heiserer Stimme sachlich: „Wir haben verdient gewonnen, weil wir Leidenschaft und Mut entgegengebracht haben. Da können andere erzählen, was sie wollen.“

Dreimal vor dem Torwart

Kaiser verwies zum Beispiel auf die drei Situationen, in denen ein Dresdner allein auf Kickers-Keeper Manuel Salz zugelaufen war. Thomas Bröker schoss erst weit drüber anstatt auf den in der Mitte freistehenden Jens Truckenbrod zu passen (50.), dann schaufelte er Salz die Kunststoffkugel direkt in die Arme (57.), und schließlich semmelte Lars Jungnickel das Spielgerät in die Wolken, anstatt auf den mitgelaufenen Bröker abzulegen (69.). Diese Szene hatte Sportdirektor Ralf Minge wohl vor Augen, als er außer Pech und Unvermögen „einen Hauch Egoismus“ als Grund für Dynamos desolate Chancenverwertung verantwortlich machte.

Tatsächlich hatten die Dresdner mehr Möglichkeiten als die Gastgeber, aber nur Truckenbrod nutzte eine mit straffem Schuss zum Führungstreffer in der elften Minute – ein magerer Ertrag für einen hohen Aufwand. Dynamo hat in 13Spielen erst elf Tore erzielt; schlechter ist nur der VfR Aalen (10).

Die Abschlussschwäche seiner Stürmer konnte Kaiser bisher nicht beheben. Bei Bröker ist keine Entwicklung zu erkennen; anders als beispielsweise einst bei Thomas Neubert, der in Dresden als Chancentod begann und schließlich wegen seiner Tore für die Fans zum „Fußball-Gott“ aufstieg. Halil Savran, der in den ersten beiden Partien erfolgreich war, lief nach seiner Einwechslung in Stuttgart, als trüge er eine Zentnerlast auf dem Rücken, obwohl ihm der Trainer eine zweiwöchige Ruhepause gegönnt hatte.

Pavel Dobry, der beste Torschütze der vergangenen Saison, kam als Joker für sechs Minuten zum Zuge. Dabei hatte der Tscheche beim einzigen Mal, als er länger als eine Halbzeit angreifen durfte, in Offenbach zweimal getroffen (2:2).

Kaiser beklagt sich über die Gegentore. „Was kann man machen gegen einen Freistoß, der keiner ist? Was kann man machen gegen ein Eigentor? So viel Pech – das ist unglaublich; eine Frechheit.“

Über den Freistoßpfiff kann man zweifellos streiten, weil Truckenbrod zwar gegen Sascha Traut grätschte, aber den Ball traf. Die Ausführung jedoch war lehrbuchreif: Zwei Stuttgarter sorgen hinter der Mauer für Unruhe, dann legt der vermeintliche Schütze Ralf Kettmann ab, und Traut trifft den Innenpfosten. Unhaltbar. Eine ähnlich gute Variante ist den Dresdnern in dieser Saison noch nicht eingefallen. Deren harmlose Standards wirken nicht einstudiert.

Ungeschicktes Eigentor

Unglücklich wie ungeschickt war das Eigentor von Jens Grembowietz, der den Ruf von Torwart Axel Keller zu spät gehört hatte. Aber die scharfe Eingabe gab nicht zufällig Thorsten Reiß von der rechten Stuttgarter Seite. Dynamos Linksverteidiger Benjamin Girke, der sich den Einsatz in der Startelf durch seine passable Leistung gegen Paderborn verdient hatte, zeigte erhebliche Schwächen im Stellungsspiel und Zweikampfverhalten. Trotzdem sah Kaiser auch im Nachhinein keinen Grund, den 20-Jährigen auszuwechseln.

Vor einer Woche hieß es, der Gegner sei nun mal eine Klasse besser. Diesmal argumentiert der Chefcoach, dass im Fußball nicht immer die bessere Mannschaft gewinnt. Er sei trotzdem „ein bisschen entspannt“, weil die Mannschaft eine Reaktion gezeigt habe. Kämpferisch müssen sich die Gelb-Schwarzen nichts vorwerfen. Das reichte jedoch nicht, um den ersten Sieg der Kickers zu verhindern.

Am Mittwoch muss Dynamo zum Nachholspiel gegen WerderII nach Bremen, das beim Stand von 1:1 wegen Nebels abgebrochen worden war. „Das hätten wir gewonnen“, hatte Kaiser danach erklärt. Wenn die Dresdner diesen Sieg nicht nachholen, sieht es für die sportliche Zukunft des Vereins trübe aus – und Kaiser würde wohl niemand mehr abkaufen, wenn er die Krise schönredet: „Wir machen weiter, wie wir heute gespielt haben. Dann wird alles gut.“

Sächsische Zeitung

Vorberichte Stuttgarter Kickers – Dynamo Dresden

Balanceakt der Kickers
Noch fehlt beim Fußballdrittligisten die gesunde Mischung aus Offensiv- und Defensivverhalten

STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers empfangen morgen (14 Uhr) in der dritten Fußballliga Dynamo Dresden. Dann soll endlich der erste Saisonsieg gelingen – wozu allerdings eine verbesserte Abwehrleistung nötig wäre.

Von Joachim Klumpp

„Ein Quantum Trost“, so heißt der neue James-Bond-Film, der gestern offiziell angelaufen ist. Bei der Vorpremiere am Mittwochabend war die gesamte Kickers-Mannschaft in einem Stuttgarter Kino zu Gast, darunter waren eine Handvoll Spieler, die im passenden Outfit Autogramme signierten.

Wobei sich der Filmtitel in diesen Tagen durchaus auf den Drittligisten übertragen ließe. Schließlich wartet der Verein noch auf seine ganz spezielle Premiere: den ersten Sieg der Saison. Ob der morgen gegen Dynamo Dresden fällig ist? „Wir müssen es endlich einmal schaffen, zu null zu spielen“, sagt der Trainer Edgar Schmitt. Denn auch er weiß: damit wäre ein großer Schritt zu diesem Ziel getan. Schließlich ist die Mannschaft unter seiner Regie in sechs Spielen nur einmal ohne Treffer geblieben (beim 0:4 in Offenbach). Ansonsten aber stellt sich die Offensivabteilung durchaus drittligatauglich dar, „da gehören wir – ohne überheblich zu sein – sogar zum mittleren bis oberen Drittel der Liga“, sagt der Trainer selbstbewusst.

Was für die Defensive nicht gilt. Die ist so etwas wie die Schießbude, und zwar im gesamten deutschen Profifußball. Kein Club aus den ersten vier Ligen – und das sind immerhin 110 Mannschaften – hat mehr Treffer kassiert als die Kickers mit ihren 30 Gegentoren. „Unser ganzes Defensivverhalten ist zu naiv“, sagt dazu der Manager Joachim Cast – und schließt in diesen Vorwurf nicht nur die formalen Abwehrspieler mit ein. Damit würde man es sich zu einfach machen, auch wenn der Innenverteidiger Marcus Mann selbstkritisch sagt: „Natürlich stehen wir besonders in der Pflicht.“

Aber das Abwehrverhalten beginnt bekanntlich im Sturm – und deshalb ist jeder Spieler gefordert. „Die Mannschaft hat keinen Schaden genommen“, sagte Edgar Schmitt gestern nach dem Training. Und er geht noch einen Schritt weiter: „Sie war auch nicht beeindruckt, als ich gesagt habe: wir brauchen einen neuen Abwehrchef.“ Eine Aussage, die darauf schließen lässt, dass der Trainer seinem aktuellen Personal nicht zutraut, die Misere alleine zu beheben. Was Schmitt nun etwas relativiert hat. „Es geht ja nicht darum, einen Spieler rauszuwerfen, sondern der Mannschaft durch einen ruhenden Pol Selbstsicherheit zu geben.“

Wobei in dieser Hinsicht das letzte Wort sowieso noch nicht gefallen ist, denn dafür müssten zunächst einmal die finanziellen Voraussetzungen vorhanden sein, was – Stand heute – nicht der Fall ist. Sollte es so bleiben, wäre das für Schmitt kein Beinbruch, jedenfalls betont er: „Wir packen es auch mit dem jetzigen Kader.“ Genauso sieht es der Verteidiger Marcel Rapp: „Warten wir mal noch bis zur Winterpause ab, dann relativiert sich das alles“, sagt der 29-Jährige, der morgen gegen Dynamo Dresden möglicherweise auf der linken Abwehrseite zum Zuge kommen wird, die sich zuletzt als Achillesferse erwiesen hat. Wobei es dem auf dieser Position eingesetzten Josip Landeka mit 21 Jahren an Erfahrung fehlt. Zudem, das sei zu dessen Ehrenrettung gesagt, ist er vornehmlich als Offensivkraft geholt worden, musste aber nach Sasa Janic“ Ausfall notgedrungen hinten aushelfen. „Manche sind Opfer der Umstände“, sagt Edgar Schmitt dazu.

Der Trainer hat aber auch die individuellen Fehler der Spieler angesprochen: „Wir haben mit vielen gesprochen und gesagt, wir müssen die Ordnung und Positionen halten. Nicht in der letzten Minute noch versuchen, links vorne ein Dribbling anzusetzen – da bleibt mir die Sprache weg.“

Inzwischen hat er sie wieder gefunden. In dieser Woche haben zwei Spieler der zweiten Mannschaft sowie vier A-Jugendliche mittrainiert. „Damit wollen wir ihnen das Gefühl geben, sie werden hier beobachtet.“ Und irgendwann vielleicht gebraucht. Unabhängig davon hält Schmitt an seinem 4-3-3-System fest, auch Orlando Smeekes zuliebe, der aufgrund von Trainingsrückstand und Trainerwechsel seine wahren Stärken noch nicht hundertprozentig ausspielen konnte. Wobei der Niederländer genau das verkörpert, was für die gesamte Mannschaft gilt. „Wir haben ja Spaß am Fußball“, sagt Schmitt. Der deshalb morgen nach dem Spiel auf keinen Fall wieder Trost spenden will.

Stuttgarter Zeitung

Doppelte Brisanz im Kellerduell

Stuttgart (bw) – Morgen (14 Uhr) steigt im Gazi-Stadion das Duell zweier Traditionsvereine. Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers empfängt Dynamo Dresden – und mit dem mehrfachen DDR-Meister und FDGB-Pokalsieger werden auch 2000 bis 3000 Fans der Schwarz-Gelben erwartet. Obwohl einigen Dynamo-Sympathisanten ihr schlechter Ruf vorauseilt und es jüngst beim Spiel in Jena erneut zu Krawallen kam, rechnet Kickers-Manager Joachim Cast nicht mit Ausschreitungen auf der Waldau: „Ich denke, es wird ruhig bleiben.“ Trotzdem werden die Sicherheitsvorkehrungen für die Partie verschärft. „Das ist ein Ausmaß, das wir noch nie erlebt haben“, sagt Cast. So wird die Anzahl der Ordnungskräfte von den sonst üblichen 80 auf 260 erhöht. Am Eingang werden verstärkt Personenkontrollen durchgeführt, was zu längeren Wartezeiten führen kann. Sicherheitszäune wurden installiert und der Block C auf der Gegentribüne wird als Pufferzone zwischen den Fanlagern eingerichtet. Durch die große Anhängerschaft der Sachsen freuen sich die Kickers aber auch auf eine stimmungsvolle Kulisse beim ohnehin brisanten Kellerduell.

Eßlinger Zeitung

Anstoß: 08.11.2008 14:00
Stadion: Gazi-Stadion auf der Waldau

Schiedsrichter: Schriever (Dorum)
Assistenten: Brauer (Hildesheim), Müller (Felsberg)

Stuttgarter Kickers: Einziger Wackelkandidat ist Gambo (Schulterprobleme). Weiterhin fehlen Sasa Janic und Jörn Schmiedel (beide Schambeinentzündung).

Dynamo Dresden: Girke, Müller, Petrovic stehen bereit. Möglicherweise setzt Trainer Kaiser weiter auf Routinier Nikol im defensiven Mittelfeld.

Aufstellung

Stuttgarter Kickers
Salz – Reiß, Mann, M. Ortlieb, Landeka – Rosen, Gambo, Kettemann – Traut, Vaccaro, Smeekes; Trainer: Schmitt

Dynamo Dresden
A. Keller – Truckenbrod, Hübener, Grembowietz, C. Cozza – Kügler, Wagefeld, Jungnickel, Pfeffer – Röttger, Bröker; Trainer: Kaiser

Kicker

StN: Kickers-Abwehrchef steht gegen Dresden im Blickpunkt

Der Mann für alle Fälle

Stuttgart – Er ist einer der besten Fußballer beim Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers, doch zuletzt bekam Marcus Mann die Abwehr nicht in den Griff. Am morgigen Samstag (14 Uhr/Gazistadion) gegen Dynamo Dresden soll alles besser werden: Der erste Saisonsieg ist fest eingeplant.

Es war am Tag nach dem 3:3 beim Wuppertaler SV. Marcus Mann nahm sich vor, zu joggen. Nach fünf Minuten gab er auf und ging spazieren. „Ich war so fertig, so leer, ich konnte nicht mehr“, sagt der 24-Jährige. Dass sein Team schon wieder eine 3:1-Führung kurz vor Schluss hergeschenkt hatte, ließ ihn schlapp machen. In einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht hatte sich der Abwehrchef den Kopf zermartert. Doch eine richtig schlüssige Erklärung für die Flut an Gegentoren fand er nicht. Nur so viel steht für ihn fest: „Unsere Fehler werden in dieser Saison viel, viel schneller bestraft.“

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Die dritte Liga ist mit der letztjährigen Regionalliga eben nicht zu vergleichen. 35 Gegentore hatten die Blauen 2007/08 in 34 Spielen kassiert. Jetzt sind es bereits 30 – nach 13 Spieltagen. Wer will es Trainer Edgar Schmitt verdenken, dass er zuletzt öffentlich die Verpflichtung eines neuen Abwehrstrategen forderte. Das traf Mann. Er suchte er das Gespräch mit dem Coach. Heraus kam ein Stück weit Entwarnung. „Wenn wir einen erfahrenen Spieler holen könnten, dann um die anderen stärker zu machen“, stellte Schmitt klar.

Er schätzt Manns Kopfball- und Zweikampfstärke, seine gute Technik und Spielübersicht. Sollte in der Winterpause eine Verstärkung kommen, spricht vieles dafür, dass er in der Innenverteidigung neben Mann spielen würde. Denn bis auf eine Auszeit wegen einer Gelbsperre war der gebürtige Leonberger immer gesetzt. Nur seine Partner im Abwehrzentrum wechselten. Mal war es Marcel Rapp, dann Jens Härter, dann Markus Ortlieb. Manns Vorteil: Er ist vielseitig einsetzbar. Der Mann für alle Fälle kann im zentralen defensiven Mittelfeld spielen, wenn es sein muss auch im offensiven, oder rechts in der Viererkette.

Seine gute Ausbildung kommt ihm dabei zu Gute. Bereits in der D-Jugend wechselte er vom SKV Rutesheim zum Karlsruher SC – und wurde zu einem Kilometerfresser in Sachen Sport. Seine Eltern chauffierten ihn die knapp 60 Kilometer einfach in den Wildpark. Mindestens viermal die Woche. Jahrelang. Bei den Aktiven war er unter Trainer Edmund Becker Kapitän der Amateurmannschaft, den Sprung zu den Profis schaffte er trotz zwei Zweitligaeinsätzen nicht. Über die Station Darmstadt 98 landete der Student (Sportwissenschaften, Sportmanagement) vor der vergangenen Saison bei den Blauen. Eine Partie hat er besonders in Erinnerung: Das 2:0 im März dieses Jahres gegen den SC Pfullendorf. Vor diesem Schlüsselspiel hatte ihn Ex-Trainer Stefan Minkwitz aus dem Mittelfeld nach hinten beordert – als Abwehrchef. Die Umstellung war mitentscheidend für die Aufholjagd in Richtung dritte Liga. Und diesmal? „Wir werden unser Ziel wieder erreichen“, ist sich Mann sicher. Wenn es nach ihm ginge, am liebsten ohne eine Umstellung im Abwehrzentrum, aber mit einem Sieg gegen Dynamo Dresden als Initialzündung.

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