„Blick vom Fernsehturm“, aktualisiert am 25.05.2011 um 00:00 Uhr
Fußball Edgar Kurz hat als ehemaliger Präsident die Stuttgarter Kickers in ihrer jetzigen Form stark geprägt. Von Simone Bürkle
Von Juli 2009 bis November 2010 war Edgar Kurz Präsident der Stuttgarter Kickers und Vorgänger des jetzigen Präsidenten Rainer Lorz. Im BLICK VOM FERNSEHTURM spricht Kurz über den möglichen Aufstieg seiner Blauen, den entscheidenden Spieltag am Samstag, seine Verbundenheit mit dem Verein und über seinen Sohn Marco, der als Bundesligatrainer erfolgreich ist.
Herr Kurz, wo werden Sie am kommenden Samstag um 14 Uhr sein?
Keine schwere Frage. Ich werde selbstverständlich bei meinen Blauen in Degerloch sein. Natürlich hoffe ich auf ein kleines Wunder. Im Fußball ist bekanntlich nichts unmöglich. Wenn nicht, feiern wir trotzdem eine erfolgreiche Saison.
Noch wichtiger – wird Ihre Frau Sylvia die Nerven der Spieler beruhigen, indem sie ihnen Hefezopf backt – so, wie sie es schon oft getan hat?
Am Hefezopf wird die Meisterschaft nicht scheitern, der ist auf alle Fälle rechtzeitig bei der Mannschaft. Das ist sicher.
Würde es Ihnen etwas ausmachen, künftig zu den Kickers-Auswärtsspielen einen weiteren Weg in Kauf zu nehmen, wenn die Mannschaft aufsteigt?
Für mich würde sich nicht viel ändern. Bei Auswärtsspielen war ich aus vielfachen Gründen so gut wie nie dabei. Leider kann man nicht auf allen Hochzeiten tanzen.
Als Sie Ihr Amt im Juli 2009 übernommen haben, haben Sie den Cheftrainer Dirk Schuster verpflichtet und waren an der Zusammenstellung der aktuellen Mannschaft beteiligt. Würden Sie einen Aufstieg der Kickers auch ein Stück weit als Ihr Verdienst ansehen?
Ich habe mich immer als Teil eines Teams gesehen, nur im Kollektiv hat ein Verein wie die Kickers eine Chance. Jeder in den Gremien trägt seinen Teil dazu bei. Fakt ist, dass das damalige Präsidium mit einem Dreijahresplan angetreten ist: Im ersten Jahr wieder eine Mannschaft finden und formen. Dazu den richtigen Trainer einstellen, wirtschaftlich einigermaßen über die Runden kommen und die Abstiegsgefahr vermeiden. Das ist uns gelungen. Wir haben es auch geschafft, unsere entwicklungsfähigen Spieler länger zu binden, sie sind unser Kapital. Im zweiten Jahr erwarteten wir eine Steigerung der noch unerfahrenen Mannschaft, so dass sie am Ende auf Platz eins bis sechs in der Tabelle steht. Im dritten Jahr wollten wir Platz eins erreichen, sprich, den Aufstieg ins Auge fassen. Sollte das schon jetzt gelingen, umso besser.
Verbringen Sie immer noch viel Zeit auf dem Vereinsgelände? Oder haben Sie Besseres zu tun? Sie haben kürzlich ein Patent als Freizeit-Schifffahrts-Kapitän erworben.
Richtig, ich bin jetzt Bodensee-Schiffahrtskapitän. Eigentlich nur wegen meiner vier Enkelkinder. Die wollten nicht immer mit einem lahmen Motorboot mit höchstens sechs PS über den See schippern. Wann immer es geht, bin ich bei den Heimspielen. Ich wohne auch ganz in der Nähe und lasse mir meine Kickers nicht entgehen.
Im vergangenen November sind Sie als Präsident zurückgetreten. Wenn Sie noch immer Präsident wären – würden Sie etwas anders machen oder gehen Sie konform mit der Arbeit Ihres Nachfolgers Rainer Lorz?
Grundsätzlich hat unser Verein Priorität, und alle handelnden Personen haben sich den Zielen des Vereins unterzuordnen. Im Juli 2009 war es absolut richtig, dass ich mich als Präsident zur Verfügung gestellt habe. 16 Monate später – nachdem die Rahmenbedingungen sich geändert hatten – war es genauso richtig, zurückzutreten. Bei Rainer Lorz und den Gremien sowie bei Geschäftsführer Jens Zimmermann ist der Verein meines Erachtens in guten Händen. Hier wird ehrenamtlich sehr professionell gearbeitet. Das sollten manche Kritiker nicht vergessen.
Ihr Sohn Marco Kurz trainiert den 1.FC Kaiserslautern, ist mit dem Verein im vergangenen Jahr in die Bundesliga aufgestiegen und hat die Saison als Tabellensiebter abgeschlossen. Wird bei Ihnen der Fußballsachverstand in der Familie vererbt?
Mein Vater hat schon Fußball gespielt, ich habe Fußball gespielt und trainiert und bin zweimal mit Sillenbuch Meister geworden. Marco ist auf dem Fußballplatz groß geworden, er hatte ja quasi nie eine Wahl. Er hat außerdem in der C- und B-Jugend für die Kickers gespielt, war also immer dabei. Insofern hat sich die Liebe zum Fußball vielleicht schon vererbt.
Sind Sie stolz auf Ihren Sohn?
Ja, aber nicht nur wegen der sportlichen Erfolge. Er hält sich immer sehr bescheiden im Hintergrund, das gefällt mir gut. Er ist ein 110-Prozentiger, jeder Verein, der ihn hat, kann froh sein.
Ein Freundschaftsspiel zwischen den Kickers und Kaiserslautern steht immer noch aus. Wann werden die Zuschauer das zu sehen bekommen?
Da bin ich immer noch im Gespräch. Stefan Kunz versichert mir immer, dass es einen gewissen Stau an Freundschaftsspielen gebe. Wir stehen leider auf der Warteliste ziemlich weit hinten, weil die Kaiserslauterer erst ihre Sponsoren bedienen müssen. Wir können eben keine große Summe bezahlen, ein Freundschaftsspiel wäre schon ein Entgegenkommen des FCK.
Was werden Sie tun, wenn die Kickers am Samstag aufsteigen? Wäre das für Sie ein vorgezogenes Geschenk zu Ihrem 70. Geburtstag am 12. September?
Klar, das wäre das allerbeste Geburtstagsgeschenk. Falls die Kickers aufsteigen, beginnt schon am Samstag das Feiern bis zum 12. September.
Stuttgarter Nachrichten