StZ: Schönreden hilft nicht weiter

Zum Jahresabschluss der Kickers

Von Joachim Klumpp

Den Jahresausklang und das anschließende Weihnachtsessen hätten sich die Stuttgarter Kickers sicher anders gewünscht als mit einem 0:0 gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf, durch das die rote Laterne in der Winterpause bei den Blauen bleibt. Oder etwa nicht? Wenn man den Trainer Edgar Schmitt nach dem Spiel so reden hörte („es ist nichts passiert“), hätte man den Eindruck gewinnen können, die Mannschaft stünde irgendwo im gesicherten Mittelfeld. Die Aussage „Wir spielen immer besser“ – auch wenn sie nicht explizit auf die Partie gegen Burghausen gemünzt gewesen sein mag – musste den Beteiligten wie Hohn in den Ohren klingen. Nun braucht man in diesen besinnlichen Tagen nicht gleich die Rute auspacken, aber ein paar mahnende Worte könnten sicher nicht schaden.

Natürlich ist bei vier (im schlechtesten Fall auch sechs) Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz noch nichts verloren, und der Hinweis auf eine ähnliche, wenn auch nicht ganz vergleichbare Situation im vergangenen Jahr mag durchaus als Motivationshilfe gedacht sein, aber nach Leistungen wie gegen Burghausen mutieren sie schnell zu Durchhalteparolen. Auch der ständige Ruf nach Verstärkungen ist nicht immer nachvollziehbar. Wenn man sieht, dass am Samstag Spieler wie Gambo, Vaccaro, aber auch Landeka und Tucci, der in der vergangenen Rückrunde mit seinen Toren maßgeblichen Anteil an der Drittligaqualifikation hatte, auf der Bank saßen, kann man nicht permanent von fehlender Qualität sprechen.

Lieber sollte man intern Klartext reden. Der Trainer Edgar Schmitt versuchte nach dem Spiel einen Anfang zu machen: „Ich bin überzeugt, dass wir drei Mannschaften hinter uns lassen.“ Allein mit Optimismus wird das jedoch nicht gelingen.

Stuttgarter Zeitung

StN: Liquidität nur bis Februar sicher – Landekas Einsatz in Paderborn ungewiss

Kickers vor hartem Winter

Stuttgart – Was viele befürchteten, ist nach einer Präsidiums- und Aufsichtsratssitzung nun gewiss: Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers steht finanziell – gelinde gesagt – vor einem harten Winter. Die Zahlungsfähigkeit ist nur bis Ende Januar gesichert.

VON STEFAN KLINGER

3:2 gegen Werder Bremen II, den letzten Tabellenplatz verlassen und in der ersten Halbzeit eine sehr gute Leistung gezeigt. Bei aller Freude über den vergangenen Sonntag verliert Kickers-Trainer Edgar Schmitt aber nicht den Blick für die Realität – und sehnt sich nach Verstärkungen. „Es ist doch klar, dass ein Trainer diese in unserer Situation haben möchte“, sagt Dirk Eichelbaum.

Ob es die aber auch geben wird, kann der Präsident der Blauen noch nicht beantworten. In einer Sitzung haben Präsidium und Aufsichtsrat nun den finanziellen Rahmen abgeklopft. Das Fazit: „Grundsätzlich wollen wir nur jemanden verpflichten, wenn uns ein Spieler verlässt“, sagt Eichelbaum.

Denn deutlich wurde bei diesem Gespräch auch: Weil im Januar keine Heimspiele stattfinden, steht der klamme Club vor einem sehr harten Winter. „In der einnahmelosen Zeit geht es uns nie gut. Aber im Januar gibt es keinen Liquiditätsengpass“, sagt Eichelbaum, „und dann müssen wir sehen, wie es sich weiterentwickelt.“

Zumindest die Leistungskurve des Teams zeigt schon jetzt nach oben. „Die ersten 45 Minuten gegen Bremen waren das Beste, was wir je geboten haben“, freut sich Edgar Schmitt. Umso bitterer wäre es da auch, wenn der Kickers-Coach, dessen Platzverweis gegen Bremen ohne weitere Konsequenzen bleibt, in der Partie am Samstag bei Tabellenführer SC Paderborn (14 Uhr) seine Startelf verändern müsste.

Der Einsatz von Josip Landeka ist aber fraglich. Er hatte sich gegen Bremen eine starke Fußprellung zugezogen. Ob der Mittelfeldspieler im letzten Auswärtsspiel des Jahres aufläuft, entscheidet sich erst am heutigen Freitag. Zumindest das gestrige Training, das Schmitt wegen des Neuschnees auf einen 40-minütigen Lauf reduzierte, absolvierte Landeka komplett. Fällt er aus, rückt der für ihn gegen Bremen eingewechselte Thomas Gentner nach. Den zuletzt gesperrten Angelo Vaccaro und Bashiru Gambo bleibt so und so zunächst nur der Platz auf der Ersatzbank.

Stuttgarter Nachrichten

Vorberichte II: VfR Aalen – Stuttgarter Kickers

Kampf um Punkte und Partner

Kickers vor dem Derby in Aalen

STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers stecken in der dritten Fußballliga mitten in einer ereignisreichen Woche. Nach der Niederlage gegen Jena stand am Mittwoch die Hauptversammlung auf dem Programm – morgen (14 Uhr) folgt zum Abschluss das Derby in Aalen.

Von Joachim Klumpp

Edgar Schmitt hat am Mittwochabend Sitzfleisch bewiesen. Während der Trainer der Stuttgarter Kickers am Spielfeldrand seinen Emotionen schon mal freien Lauf lässt, saß er während der rund dreieinhalbstündigen Hauptversammlung im ADM-Sportpark ruhig auf seinem Stuhl. „Und dann bin ich erst zu nichts gewählt worden“, sagte Schmitt gestern lächelnd. Zumindest nicht direkt, denn allenthalben ist klar, was seine Aufgabe ist: den Klassenverbleib zu schaffen. „Davon bin ich überzeugt“, sagte der Präsident Dirk Eichelbaum vor den Mitgliedern. „Wenn wir dann höhere Ziele angehen wollen, muss auch der Etat erhöht werden.“

Gemach, gemach. Zunächst einmal geht es nicht nur um das sportliche Überleben in der dritten Liga, sondern ums finanzielle, das auch in dieser Spielzeit wieder eine Gratwanderung ist, nachdem aktuell ein Fehlbetrag von 300 000 Euro im Etat bis zum Saisonende klafft. Der sogar noch größer werden könnte, weil das ehemalige Präsidiumsmitglied Walter Kelsch ein Darlehen über 50 000 Euro zum Januar 2009 fristgerecht gekündigt hat, auch wenn Eichelbaum zuversichtlich ist, „das unter Sportsfreunden zu lösen“. Abwarten, schließlich sind beide Seiten im Sommer nicht im Frieden geschieden.

Warum regelmäßig Defizite im Etat auftauchen, darüber hat sich der Aufsichtsratvorsitzende Rainer Lorz Gedanken gemacht. Seine Erklärung: „Vor allem bei den Werbeerträgen hinken wir im Vergleich zu den anderen Drittligisten hinterher.“ Die hätten in diesem Bereich im Schnitt 2,4 Millionen Euro zur Verfügung, bei den Kickers ist für diese Saison die Hälfte veranschlagt (etwa 1,1 Millionen sind davon gesichert), wobei der fürs Marketing zuständige Dieter Wahl darauf verweist, „dass wir eine Plus von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr haben“. Inwieweit weitere Sponsoren dazukommen, bleibt – nicht nur angesichts der Wirtschaftslage – fraglich. „Wir müssen jetzt erst einmal über den Winter kommen“, sagt Wahl. Und Lorz fügte hinzu: „Wenn man nach Offenbach mit den Exprofis Andreas Möller und Michael Sternkopf oder zum VfR Aalen schaut, dann zeigt das, wohin die Reise geht.“

Morgen erst einmal – nach Aalen, zu Schmitts Exclub, für den er zu Saisonbeginn noch vier Spiele auf der Bank sitzen durfte. Doch inzwischen ist das Vergangenheit. „Ich muss mit keinem abrechnen“, sagt Schmitt, der nur drei Kilometer entfernt vom Aalener Stadion wohnt und das (der schulpflichtigen Kinder wegen) bis zum Saisonende so beibehalten will. Schmitt sagt: „Ich habe gehört, dass viele Zuschauer sich auf ein Wiedersehen freuen.“ 8000 Besucher erwartet der VfR, allerdings auch, weil der Club eine Freikartenaktion im Stadion ausgerufen hat.

Apropos Stadion: gestern hatten die Kickers den Gesprächstermin beim Deutschen Fußball-Bund wegen des zunächst um zwei Jahre aufgeschobenen Umbaus. „Der DFB wird jetzt erst einmal mit der Stadt Kontakt aufnehmen“, sagte der Manager Joachim Cast von den Kickers, die in diesem Fall auf eine konzertierte Aktion mit dem VfB setzen, dessen zweite Mannschaft allerdings andere Voraussetzungen hat: ihr genügen die vorhandenen tausend Tribünenplätze (statt 2000 bei den Kickers), um die Auflagen zu erfüllen. Aber selbst diese werden morgen (14 Uhr) nicht alle gefüllt sein, wenn die Kickers Emden im Gazi-Stadion zu Gast sind.

Stuttgarter Zeitung

Der VfR Aalen hat viel Geld, aber kein Konzept

Trotz bester Voraussetzungen tut sich der ehrgeizige Fußball-Drittligist schwer damit, den Aufstieg in die zweite Liga zu verwirklichen

AALEN. Beim Auswärtsspiel der Stuttgarter Kickers morgen in Aalen wird in Petrik Sander schon der dritte VfR-Trainer in dieser Saison an der Seitenlinie stehen. Er soll in den nächsten Jahren die großen sportlichen Ziele erreichen – trotz aller Nebengeräusche.

Von Johannes Scharnbeck

Berndt-Ulrich Scholz war begeistert. „Sehr schön, sehr schön“, sagte der Präsident des VfR Aalen immer wieder, als er am Montag zum ersten Mal die neue Geschäftsstelle des Fußball-Drittligisten besichtigte. Das „VfR-Forum“ mit seinen durchsichtigen Glasfronten an der Nord- und Südseite des Gebäudes – auch von innen kann jeder dank der großen Glastüren in alle Büros hineinschauen – repräsentiert perfekt das Selbstbild des Vereins. Ein moderner, aufstrebender Club, ausgestattet mit einem Masterplan, wollen die Aalener sein. Ein Club, der in die zweite Liga gehört. Doch Anspruch und Wirklichkeit wollen in letzter Zeit auf der Ostalb gar nicht mehr zusammenpassen. Der VfR Aalen wechselte auf seltsame Weise die sportliche Leitung aus und erlebte so die turbulentesten Monate der Vereinsgeschichte.

Jetzt soll natürlich alles anders werden, besser versteht sich. Am Montag stellte Scholz in der durchgestylten Geschäftsstelle nämlich auch einen neuen Trainer (den mittlerweile dritten dieser Saison) vor: Petrik Sander. Dabei war der frühere Bundesligacoach von Energie Cottbus gar nicht die erste Wahl, sondern Markus Schupp (ehemals Wacker Burghausen). Doch der zögerte zu lange. Sander wird nun gemeinsam mit Jürgen Kohler, der wegen Herzproblemen als Trainer zurückgetreten war und noch als Sportdirektor fungiert, das neue Führungsduo bilden. Schon morgen im Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers sollen beide zeigen, dass Aalens Verantwortliche doch richtig gehandelt haben. Denn morgen (14 Uhr) treffen Sander und Kohler auf ihren Vorgänger Edgar Schmitt. Doch selbst wenn diese Partie für den VfR erfolgreich ausgehen sollte, an Ansehen haben Scholz und sein ehrgeiziger Aufsichtsrat seit längerem verloren. Momentan steht der Verein nicht für innovative Ideen, sondern für unkoordinierte und sprunghafte Entscheidungen – von den eigenen hohen Ansprüchen ist er weit entfernt.

Schon zum Ende der vergangenen Saison erhielt das Bild des ambitionierten Konzeptclubs erste Risse. Drei Spieltage vor Schluss entließ Scholz auf Wunsch der Mannschaft den Manager Helmut Dietterle mit der Begründung, Streitigkeiten zwischen Dietterle und dem damaligen Trainer Schmitt würden die Spieler vom Aufstiegsrennen ablenken. Den Sprung in die zweite Liga verpasste das Team dennoch. Für diese Saison statteten der Schrottunternehmer Scholz sowie der zweite große Sponsor Imtech den VfR mit 5,5 Millionen Euro und dem damit zweithöchsten Etat aller 20 Drittligisten aus. Doch schon nach vier Spieltagen verlor die Führungsriege die Nerven. Sie feuerte Edgar Schmitt, dabei war seine Bilanz nicht gerade entlassungswürdig: ein Sieg, zwei Unentschieden, eine Niederlage.

„Wir hatten zwei Möglichkeiten. Entweder wir machen weiter wie bisher, nehmen viel Geld in die Hand und werden weiter Dritter oder Vierter. Oder wir haben ein neues Konzept, bei dem wir das Trainergespann austauschen und in drei Jahren die zweite Liga erreichen“, lautete die bizarre Kündigungserklärung von Johannes Moser, dem Vorsitzenden des VfR-Aufsichtsrats und Imtech-Leiters der Region Südwest. Der Trainer mit dem neuen Konzept stand dann auch sofort parat: Jürgen Kohler, Weltmeister von 1990, Firmenrepräsentant von Imtech und ein guter Freund Mosers.

Der frühere Weltklasseverteidiger versprach: „Hier soll es irgendwann Bundesliga-Fußball geben.“ Aalens neue Strategie sah vor, Kohler den größtmöglichen Einfluss zu verschaffen. Er wurde Sportdirektor und Trainer in einem, so wie Felix Magath in Wolfsburg. Schmitt blieb allein die Zuneigung der Fans. Denn der offensive Fußball des früheren Karlsruher Stürmers kam an bei den Zuschauern. Mit Kohler verbesserte sich der VfR zudem nur von Platz 14 auf Rang zwölf, und das Team zeigte vor allem auf Sicherheit bedachten Fußball. Ihm gelangen nur drei Siege in 16 Spielen, es stellt die schlechteste Offensive der Liga (elf Tore) und hat 14 Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz.

Vor Sander, der ebenfalls behauptet, „die Bedingungen hier führen zwangsläufig in die zweite Liga“, stehen nun große Aufgaben. Er hat einen aufgeblähten, verunsicherten Kader von 36 Spielern und soll bis zu seinem Vertragsende im Sommer 2010 schon wieder ein neues Konzept umsetzen. „Nächstes Jahr gilt es, den Aufstieg zu schaffen“, betont Moser mittlerweile. An diesen ständigen Strategiewechseln zeigt sich das Dilemma der Aalener. Sie haben ein zweitligareifes Stadion, viel Geld, große Namen – aber eben kein erkennbares Konzept. „Wir brauchen jetzt kontinuierliche Arbeit, dann ist auch der gewünschte Erfolg möglich“, sagt der Geschäftsführer und ehemalige Freiburger Profi Martin Braun. Die schicke Geschäftsstelle soll schließlich nicht das Letzte sein, was den hohen Aalener Ansprüchen genügt.

Stuttgarter Zeitung

Heimspiel für Trainer Schmitt in Aalen

Stuttgart (jüf) – Er war von Januar 2007 bis Ende August 2008 Trainer beim VfR Aalen, noch immer wohnt Edgar Schmitt nur zwei Kilometer vom Aalener Stadion entfernt – für den Trainer des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers müsste das Derby am morgigen Samstag (14 Uhr/Scholz-Arena) bei seinem Ex-Club eigentlich eine pikante Angelegenheit sein. Doch der 45-Jährige spielt die Brisanz herunter: „Meine Familie und viele Bekannte werden da sein, ich freue mich einfach nur auf dieses Spiel, zumal ich mit keinem mehr eine Rechnung offen habe.“ Dennoch kann sich Schmitt einen süffisanten Seitenhieb nicht verkneifen. Auf die Frage, wo die gravierendsten Unterschiede zwischen den beiden Clubs liegen, antwortete er: „Die Kickers haben Tradition und Herz, Aalen hat Geld. Würden die Vereine fusionieren, wäre alles perfekt.“ Immerhin konnten sich die Blauen Orlando Smeekes leisten. Und vieles spricht dafür, dass der Neuzugang in Aalen neben Michael Schürg stürmen wird. Angelo Vaccaro bleibt wohl nur die Jokerrolle.

Stuttgarter Nachrichten

Derbyknüller gegen die Kickers
Sander will gewinnen / Doch keiner kennt das VfR-Team besser als der gegnerische Trainer

Das Schwabenderby gegen die Stuttgarter Kickers am Samstag in der Scholz-Arena (Anpfiff 14 Uhr) ist zum Knüller der bisherigen Drittliga-Heimspiele des VfR Aalen avanciert. Die Spannung ist am Siedepunkt.

Es ist mehr als nur ein Derby, bei dem beide Teams vehement um (Sieg-)Punkte für den Klassenerhalt kämpfen werden. Während in Aalen Petrik Sander in diesen Tagen sich und seine Mannschaft auf sein Trainer-Comeback vorbereitet, stimmte in dieser Woche auf der Stuttgarter Waldau Edgar Schmitt sein Team auf den Auftritt an seiner ehemaligen Wirkungsstätte ein. Der Druck, der auf beiden Mannschaften liegt, ist enorm, die Erwartungshaltung der wahrscheinlich über 8000 Fußballfans, die am Samstag in den Aalener Rohrwang pilgern werden, ebenfalls.
Die Crux an der Geschichte: Während Aalens neuer Cheftrainer Petrik Sander erst seit wenigen Tagen dabei ist, sein Team kennen zu lernen, kennt die Aalener Mannschaft keiner besser als der Stuttgarter Trainer. Immerhin hat Edgar Schmitt die Rohrwang-Elf in den vergangenen eineinhalb Jahren bis zu seiner Entlassung am 27. August unter seinen Fittichen gehabt. Er müsste also in der Lage sein, seine Mannschaft punktgenau auf jeden einzelnen VfR-Spieler, dessen Stärken und Schwächen, einstellen zu können. Prekärer hätte sich die Situation für Petrik Sander zum Einstand in Aalen nicht darstellen können.
„Das kann man als Außenstehender so sehen“, sagt Sander, der den Stuttgartern deshalb dennoch nicht die Favoritenrolle überlassen will. „Wir gehen in diese Partie gehen um zu gewinnen“, nennt der neue Aalener Chefcoach (der am 22. September 2007 bei der 1:2-Niederlage beim Bundesligisten SC Cottbus letztmals auf der Bank saß) seine klare Zielsetzung für den Derbyschlager am Samstag.

Positive Energie
Er selbst freue sich, nach einem Jahr Pause „endlich wieder die Spannung zu fühlen, wenn es ins Stadion geht. Das ist eine tolle Sache. Ich versuche, das in positive Energie umzuwandeln und sie an die Spieler weiterzugeben.“
Seit Dienstag hat er die VfR-Kicker unter seinen Fittichen. „Wir haben in den vergangenen Tagen konzentriert und viel im taktischen Bereich gearbeitet, soweit das eben möglich war auf diesen widrigen Platzverhältnissen“, sagt Sander. Er ist zuversichtlich, dass er für Samstag eine Mannschaftskonstellation zusammenstellen kann, die gegen die Kickers erfolgreich sein kann. Der Druck ist groß. Deshalb entscheide neben der individuellen Fitness auch die mentale Stärke des einen oder anderen Spielers über seine Nominierung.
Eines allerdings steht fest: Moses Sichone wird am Samstag fehlen. Nach seiner gelb-roten Karte, die sich Sichone in Paderborn in der letzten Spielminute unnötiger Weise abgeholt hat, muss der VfR-Innenverteidiger ein Spiel pausieren und auf der Tribüne Platz nehmen. Für ihn soll entweder Michael Stickel aus dem defensiven Mittelfeld wieder in die Vierer-Abwehr-Kette rücken oder Pascal Bader wieder ins Team zurückkehren.

Aufbruchstimmung erzeugen
Und wie sieht es im Sturm aus? Wird die Mannschaft wieder mehr Offensivgeist zeigen, und wird dies am Spielsystem sichtbar werden? „Ich kann auch mit drei Stürmern defensiv spielen“, antwortet Sander und erklärt, dass das Spielsystem nicht allein für eine offensive oder defensive Spielweise steht. In Bezug auf das Spiel gegen die Kickers konkretisiert er deshalb: „Wir haben ein Heimspiel. Da muss man nach vorne spielen.“ Was Petrik Sander vor allem will, ist, die Zuschauer zu begeistern. „Alle Zuschauer, die am Samstag da sind, müssen in zwei Wochen wieder kommen – außer denen aus Stuttgart. Auch das muss unser Ziel sein. Wir müssen eine Aufbruchstimmung erzeugen und das Potenzial wecken, das in dieser Region vorhanden ist.“ Dass das eng mit dem sportlichen Erfolg verbunden ist, ist ihm klar.
Und noch eines weiß der ehemalige Cottbuser Goalgetter: Es ist auch für die Spieler nicht einfach, innerhalb von drei Monaten unter drei verschiedenen Trainern zu arbeiten. „Dass das schwierig ist, kann ich nachvollziehen“, sagt Sander. „Aber das darf nicht so weit führen, dass das ein Alibi für die Spieler wird.“
VfR Aalen: Linse – Schöckel, Stickel, Alder, Stegmayer – Haller, Hofmann, Mayer, Andersen – Sailer, Shynder.

Schwäbische Post

Vorberichte VfR Aalen – Stuttgarter Kickers

„Ich empfinde keine Genugtuung“

Kickers-Trainer Edgar Schmitt im Interview: „Die Anzahl der Aalener Gegentore zeigt mir gute Möglichkeiten auf“

Die Rückkehr ist keine gewöhnliche. Wenn Trainer Edgar Schmitt am Samstag mit den Stuttgarter Kickers im Drittliga-Derby beim VfR Aalen antritt, hat er noch immer viele Sympathisanten an seiner ehemaligen Wirkungsstätte. Viele Fans haben die Entlassung von „Euro-Eddy“ nie verstanden. Im Interview spricht der 45-Jährige über den Abstiegskampf, seine Zeit auf der Ostalb und darüber, dass „die Entwicklung in Aalen für Kenner nicht gerade überraschend kommt“.

Herr Schmitt, sind Sie nervös?
Schmitt: Nein, warum?
Weil Sie in wenigen Tagen erstmals an Ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren.
Natürlich freue ich mich, dass ich meine ehemaligen Spieler wiedersehe. Ich freue mich, Betreuer Günther Hammer und Masseur Achim Hägele zu treffen. Und all die anderen. Aber sonst ist es für mich ein Spiel wie jedes andere.
Es fällt schwer, das zu glauben.
Man muss in diesem Geschäft eine professionelle Einstellung leben und diese führt zu dem, was ich eben sagte. Meine Konzentration gilt nun den Stuttgarter Kickers, und insofern spielt es keine Rolle, gegen wen wir antreten.
Empfinden Sie Genugtuung, wenn Sie die Entwicklung beim VfR Aalen sehen?
Nein. Jürgen Kohler wünsche ich vielmehr eine gute Besserung. Und auch sonst empfinde ich keine Genugtuung. Der VfR Aalen war meine erste Trainerstation, es war eine sehr lehrreiche Zeit. Schließlich habe ich in den gut eineinhalb Jahren alles kennengelernt, was der Profifußball zu bieten hat. Sowohl Positives als auch Negatives.
Und Sie wurden zu einem Zeitpunkt freigestellt, als im Umfeld kaum einer damit gerechnet hat.
Vielen ist die Freistellung auch heute noch nicht ganz klar. Ich jedenfalls ging damit professionell um, wobei mir auch das spontane Interesse anderer Verein gut getan hat.
Ihnen wird vorgeworfen, Sie hätten die Mannschaft nicht ausreichend verstärkt. Haben Sie die Dritte Liga unterschätzt?
Das habe ich nicht. Ich hatte auch fast keine Möglichkeiten, die Mannschaft zu verstärken. Meine Vertragsverlängerung zog sich aus schwer nachvollziehbaren Gründen hin, es wurde erst Ende Mai verlängert. Danach hatten Geschäftsführer Martin Braun und ich nur noch ganz wenig Zeit zu handeln, und der Spielermarkt war fast ausverkauft. Zwischenzeitlich hatte das damalige Management mehrere Spieler (Pascal Bader, Anton Shynder, Mario Hohn – Anm. d. Red.) ohne mein Wissen verpflichtet. Das zur Verfügung stehende Geld war ausgegeben und mir völlig unbekannte Spieler ohne Rücksprache verpflichtet.
Warum haben Sie nicht früher mit der Suche nach neuen Spielern begonnen?
Man hätte bereits im Januar mit der Suche nach neuen Spielern beginnen müssen, aber da wusste ja keiner, wie es weitergeht. So zogen sich die Entscheidungen bis Ende Mai hin, vorher konnte ich nicht tätig werden. Die Konsequenzen habe ich bereits geschildert. Ich bin mir jedoch sicher: Wenn um meine Person eine frühzeitige Entscheidung getroffen worden wäre, würde der VfR Aalen heute in der 2. Bundesliga spielen.
Statt dessen steht am Samstag das Derby in der Dritten Liga an. Treffen da zwei Mannschaften aufeinander, die gegen den Abstieg spielen?
Wir kämpfen um den Klassenerhalt, und ich bin mir sicher, dass wir es schaffen. Wenn der VfR gegen uns verliert, steht auch er unten drin. Aber absteigen werden die Aalener voraussichtlich nicht. Dazu ist die Qualität im Kader viel zu hoch.
Der VfR Aalen schafft es auch nicht mehr, das Publikum zu begeistern.
Für Kenner ist das nicht besonders überraschend. Die Mannschaft war immer darauf eingestellt, attraktiven, erfolgreichen Fußball zu spielen. Und damit hat sie begeistert. Plötzlich soll nur noch die Null stehen. Eine solche Umstellung ist kaum zu schaffen. Sicher nicht ohne Verlust der Attraktivität. Und leider auch mit Einbußen beim Erfolg.
Wenn Sie den VfR Aalen und die Stuttgarter Kickers miteinander vergleichen. Wo sehen Sie die gravierendsten Unterschiede der beiden Vereine?
Die Kickers verfügen über Tradition, Herz und Leidenschaft. Und über professionelle Strukturen und begeisternde Persönlichkeiten in der Führungsriege. Beim VfR Aalen ist hingegen genügend Geld vorhanden. Sollen die beiden Vereine jemals fusionieren, dann wäre alles vorhanden … Dieser Scherz sei erlaubt.
Statt einer Zusammenarbeit kommt es am Samstag zum Duell. Rechnen Sie sich realistische Chancen auf einen Sieg aus?
Ja, denn wir haben oft genug bewiesen, dass wir gegen starke Gegner mithalten können. Viele Spiele standen bei uns auf des Messers Schneide. Nur sind sie nicht immer auf die richtige Seite gekippt.
Fehlt Ihrer Mannschaft die Qualität für die Dritte Liga?
Nein, auf keinen Fall. Wir sind individuell gut besetzt. Wir müssen uns im Kollektiv sukzessive verbessern. Ich bin zuversichtlich, denn meine Spieler sind willig und lernbereit. Nicht schlecht wäre, wenn wir noch ein, zwei Führungsspieler dazu bekommen könnten.
Werden Sie in der Winterpause neue Spieler dazu holen?
Wenn machbar, dann ja. Und zwar, um das Team zu verbessern und zu stabilisieren. Wir werden aber keinen Spieler aus dem Kader stoßen.
Stimmt es, dass Sie sich beim VfR Aalen bedienen werden?
Ähnliches habe ich auch schon gehört, aber mir fehlen die Offerten des VfR. Ich glaube aber nicht, dass Aalen Spieler an die Kickers abgibt.
Tatsache ist, dass der VfR einige Spieler los werden will.
Wenn dem so ist, sollte man mich kontaktieren.
Der Name Mischa Welm ist schon mehrfach gefallen.
Wenn der VfR Aalen Mischa los werden möchte und wir ein entsprechendes Signal erhalten, sind wir gesprächsbereit.
Sie haben wie der VfR Aalen zuletzt häufig unentschieden gespielt. Diese Remis bringen keinen weiter.
Uns bringen diese Unentschieden mehr vorwärts als die Aalener. Dort herrscht eine andere, öffentlich gemachte Erwartungshaltung. Und wir nehmen für uns in Anspruch, die besseren Spiele gemacht zu haben. Denken Sie nur an unsere Unentschieden gegen die spielstarken Mannschaften wie den FC Bayern II oder den VfB Stuttgart II. Letzteres wird bereits „historisches Derby“ genannt. Dies steht im Gegensatz zu den emotionslosen 0:0-Spielen.
Wie groß ist der Vorteil im Derby, dass Sie die Mannschaft des VfR Aalen in- und auswendig kennen?
Kenne ich die Mannschaft wirklich noch? Ich glaube aber zu wissen, was wir tun müssen.
Wo sehen Sie die Stärken beim VfR Aalen?
Vielleicht die Defensive. Obwohl die Anzahl der Gegentore auch gute Möglichkeiten aufzeigt.
Beim VfR Aalen und im Umfeld sind Sie noch immer sehr beliebt.
Es ist für mich eine Wertschätzung meiner Leistung und und meiner Fußball-Philosophie. Die Fans haben ein untrügliches Gespür für gut und schlecht. Insofern freut mich das nachhaltig positive Echo natürlich umso mehr.

© Schwäbische Post 27.11.2008

„Euro-Eddy“ trainiert die Kickers

Er ist in der Bundesliga schon an der Seite von Andy Möller bei Eintracht Frankfurt und „Icke“ Hässler beim KSC auf Torejagd gegangen. Und in dem legendären Uefa-Cup-Spiel des KSC gegen Valencia anno 1993 hat er gleich vier Treffer zum 7:0-Kantersieg beigesteuert. Ein Sieg, der ihm den Spitznamen „Euro-Eddy“ eingebracht hat. Edgar Schmitt kam erst mit 28 Jahren zu seinem ersten Bundesligaeinsatz, 1991 für die Eintracht Frankfurt. Nach Stationen beim FC Bitburg, dem FSV Salmrohr, dem 1. FC Saarbrücken und Eintracht Trier schaffte der Stürmer den Sprung in den Profifußball. Zwei Jahre später ging er zum KSC an, wo er seine größten Erfolge hatte. Danach kickte er noch zwei Jahre bei Fortuna Köln.

Nun ist Euro-Eddy alias Edgar Schmitt Trainer der Stuttgarter Kickers und versucht den Stürmern etwas von seinem Torriecher-Instinkt zu vermitteln. Den haben die Spieler auch dringend nötig, denn die „Blauen“ dümpeln derzeit im Tabellenkeller der Dritten Liga. Gut sieben Wochen ist der 45-jährige Fußballlehrer auf Degerlochs Höhen im Amt. Mit Co-Trainer Rainer Kraft versucht er den 20-köpfigen Spielerkader wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. „Wir müssen aus der Ordnung schnell nach vorne spielen, dann werden wir erfolgreich sein“, macht er sich und seinen Jungs Mut, die Krise zu bewältigen. In den ersten sechs Spielen unter seiner Regie schafften die „Blauen“ fünf Unentschieden (!), das kuriose Derby gegen den „kleinen“ VfB wird dabei noch lange in Erinnerung bleiben. Nach 0:3- und 1:4-Rückstand schafften die Kickers noch das Unmögliche, schossen drei Tore, zwei davon in den letzten beiden Minuten! Und das Remis war perfekt.

Trotz herben Rückschlägen wie etwa dem 0:4 in Offenbach, als die Kickers lange gut mitspielten und erst in den letzten 20 Minuten einbrachen, stimmt die Moral in der Truppe. „Die Jungs sind gut drauf und ziehen beim Training voll mit“, bekräftigt Schmitt. Und das ist gar nicht selbstverständlich, denn Euro-Eddy hat das Training mächtig angezogen. Wenn keine englische Woche ansteht, wird acht bis zehn Mal 90 bis 120 Minuten pro Woche trainiert. Sein Motto lautet: „Hartes Training ist die beste Prophylaxe gegen Verletzungen.“Wahrlich kein Zuckerschlecken!

Schmitt ist ein eifriger Verfechter des offensiven Fußballs. Die englische Schule hat es ihm angetan, Vorbilder sind für ihn Teams wie Liverpool oder Arsenal London. „Ich bin nicht für ein taktisches Rumgeschiebe“, erklärt der 45-Jährige, „Fußball muss in eine Richtung gehen.“ Und die heißt „nach vorne“. Schließlich will der Zuschauer „ein gutes Spiel sehen“ das sei er „den Fans schuldig“. Der viertletzte Platz am Ende der Saison, so Schmitt, wäre eine ganz tolle Sache. Der erste Nichtabstiegsplatz wäre für den Verein eine Basis, um weiter zu machen. „Überlebensnotwendig“, meint er, „für einen Club mit dieser großen Tradition.“

Wichtig ist für ihn dabei der Fokus auf die eigene Jugend und die zweite Mannschaft: „Da sind sehr gute Jungs und Talente dabei.“ Um den Nachwuchs an die Erste heranzuführen, führt er jetzt auch ein gemeinsames Training ein: „Da kann ich am besten sichten, wer sich für die Profi-Mannschaft empfiehlt.“ Trotz aller Talente, um ein oder zwei Verstärkungen, da ist sich Schmitt sicher, wird man bei den Kickers nicht herum kommen. Vor allem eine ordnende Hand in der Abwehr ist dringend notwendig. „Einer der kopfballstark ist“, meint der Trainer. Am Wochenende hat Edgar Schmitt endlich sein Image als „Remis-König“ ad acta gelegt: Gegen Dynamo Dresden gab es den ersten „Dreier“ – ein 2:1-Sieg – für die Kickers, die damit wieder auf Tuchfühlung mit den anderen abstiegsbedrohten Teams sind.

Wenn man Euro-Eddy wild gestikulierend am Spielfeldrand sieht, nimmt man ihm es kaum ab, dass er sich selbst als recht häuslicher Typ bezeichnet. „Ich bin kein großer Weggeher“, meint er bescheiden. Die knappe Freizeit verbringt er mit seiner Freundin Corinna, den beiden Töchtern Jil und Amelie sowie seinem großen Dobermann. Die Familie wohnt in Aalen, wo er zwei Jahre Trainer war. Da die große Tochter dort zur Schule geht, nimmt Edgar Schmitt den weiten Weg von der Ostalb nach Stuttgart in Kauf. In der Winterpause will er auf jeden Fall verreisen, am besten in den sonnigen Süden. Letztes Jahr hat es einfach nicht für einen Urlaub gereicht.

Stuttgarter Wochenblatt

StZ: Ein Team mit zwei Gesichtern

Die Kickers zeigen in der dritten Liga keine Konstanz und warten weiter auf den ersten Saisonsieg

STUTTGART. Zwei völlig unterschiedliche Spielhälften haben die Stuttgarter Kickers am Dienstagabend gegen den Tabellenführer Union Berlin (2:2) gezeigt. Dieses Problem zieht sich schon durch die ganze Saison. Auch der neue Kickers-Trainer Edgar Schmitt ist ratlos.

Von Marco Seliger

Edgar Schmitt ist genervt gewesen. Schon eine halbe Minute lang klingelte im Presseraum nach dem Spiel gegen Union Berlin ein Handy, ohne dass jemand abgenommen oder den Anruf unterdrückt hätte. „Kann das jetzt mal jemand ausschalten, das ärgert mich“, sagte Schmitt. Das Handy verstummte, die Pressekonferenz war beendet und Schmitt konnte nach Hause gehen, um seine heiseren Stimmbänder auszukurieren. Wenn doch nur alles so einfach zu lösen wäre.

Die Probleme seiner Mannschaft sind im Gegensatz zu einem Handy nämlich nicht so einfach abzuschalten. Zwar spielten die Stuttgarter Kickers gegen den Tabellenführer aus Berlin eine Stunde lang sehr gut und erreichten nach dem 0:2-Rückstand noch das 2:2. Erschreckend war aber auch die desolate Vorstellung in der ersten halben Stunde. Die Kickers zeigen momentan in schöner Regelmäßigkeit zwei Gesichter in einem Spiel. Zu Beginn der Saison waren die Gegentore in den Schlussphasen noch das Problem, jetzt ist es die mangelnde Konstanz. Die Kickers spielen in einem Spiel erst desolat und dann überragend. Oder umgekehrt.

Bei Bayern München II führten die Stuttgarter 3:0, um dann in den letzten 20 Minuten noch einzubrechen und den Ausgleich zu kassieren. Im Derby gegen den VfB II erreichten die Kickers nach deprimierender erster Hälfte und dem 1:4-Rückstand noch ein 4:4. Bei den Offenbacher Kickers waren sie in der ersten Stunde spielbestimmend, brachen dann aber ein und mussten noch vier Gegentore hinnehmen. Und jetzt lief das Spiel gegen Berlin wieder nach umgekehrtem Strickmuster: erst schlecht, dann gut.

Der Kickers-Trainer Edgar Schmitt verweist bei kritischen Nachfragen gerne darauf, dass viele seiner Spieler aus der Oberliga gekommen sind und den höheren Rhythmus nicht gewohnt seien. Die Einstellung sei nicht das Problem, sagt Schmitt, auch nicht die Kondition wie zu Beginn der Saison: „Wir haben uns in den vergangenen Wochen psychisch und physisch weiterentwickelt und die Schlagzahl erhöht. Wir sind immer näher dran an einem Sieg.“ Der wird auch bald nötig sein – sonst verlieren die Kickers den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze. Nach zwölf Saisonspielen warten die Stuttgarter immer noch auf den ersten Sieg und sind mit fünf Punkten weiter Tabellenletzter.

Der starke Auftritt gegen Berlin nach der ersten halben Stunde sollte dabei Mut machen – auch wenn das Unentschieden sicher auch dadurch möglich wurde, dass die Berliner nach dem 2:0 viel zu lässig spielten. „Wir haben uns auf der sicheren Seite gewähnt und nur noch Hacke-Spitze-eins-zwei-drei gespielt, das geht einfach nicht“, sagte der Berliner Trainer Uwe Neuhaus. Man müsse sich in jedem Spiel die Punkte neu erarbeiten. Dass für die Berliner immerhin noch ein Punkt bei den Kickers herausgesprungen ist, verdanken sie neben einer starken Leistung des Torhüters Jan Glinker auch dem eingewechselten Kickers-Neuzugang Orlando Smeekes. Der hatte in der Nachspielzeit die große Chance zum 3:2. Smeekes lief von halbrechts allein auf Glinker zu und hätte in die Mitte zum besser postierten Benedikt Deigendesch passen müssen.

Der Trainer Edgar Schmitt hatte in der Vorwoche Smeekes“ zu komplizierte Spielweise kritisiert – gegen Berlin hätte ein einfacher Pass in die Mitte gereicht, um den Trainer milder zu stimmen. „Da hätte er rüberspielen müssen, das kann ich einfach nicht verstehen“, sagte Schmitt. Ob Smeekes morgen beim Wuppertaler SV die Chance bekommt, seine Sache besser zu machen, ist daher fraglich. Die Wuppertaler gewannen am Dienstag überraschend mit 1:0 beim Meisterschaftsfavoriten SC Paderborn.

„Wir müssen das Positive aus dem Berlin-Spiel mitnehmen“, sagte der Kickers Manager Joachim Cast. Das haben sich die Kickers in den vergangenen Wochen aber schon einige Male vorgenommen – und es nicht umsetzen können. „Wir können das schaffen, und wir werden es schaffen“, sagt Edgar Schmitt – was soll er auch sonst sagen. Der Trainer will bis zur Winterpause „17 oder 18 Punkte“ auf dem Konto haben. Dazu müssten die Kickers aus den verbleibenden acht Spielen mindestens vier gewinnen. Dazu braucht es aber dringend eines: Konstanz.

Stuttgarter Zeitung

StZ: Kickers: Gespräche mit Malchow

Mehrere Modelle sind denkbar
STUTTGART (ump). Nach der Entlassung des Trainers Stefan Minkwitz vor inzwischen einem Monat ist bei dem Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers personell zunächst einmal etwas Ruhe eingekehrt. Gestern gab es dann das schon länger erwartete Gespräch zwischen dem neuen Chefcoach Edgar Schmitt, dem Manager Joachim Cast und dem ehemaligen Co-Trainer Alexander Malchow, in dem die Vereinsvertreter ihre Vorstellungen über eine weitere Zusammenarbeit ausgeführt haben. „Es gibt verschiedene Bereiche, die durch Alexander Malchow abgedeckt werden können“, sagt der Manager, ohne konkret zu werden. Darunter dürfte der Scouting- oder auch Nachwuchsbereich fallen. Eine Entscheidung ist aber noch nicht getroffen worden, Malchow selbst wollte sich nicht näher dazu äußern. „Er wird sich jetzt in Ruhe seine Gedanken machen“, sagt Cast, der bis Anfang nächster Woche mit einer zufriedenstellenden Lösung für alle Seiten rechnet.

Bis dann, genauer gesagt am Dienstag, werden die Kickers auch eine Stellungnahme an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) wegen der Spielunterbrechung im Derby am vergangenen Freitag gegen den VfB II abgeben müssen. „Das haben wir ja erwartet, und es wird auch eine größere Sache“, sagt Cast, da alle Beteiligten – also auch Polizei und Ordnungsdienst – ihre Sicht der Dinge darlegen werden. In seinem Zusatzbericht habe der Schiedsrichter aber zumindest schon einmal darauf verwiesen, dass die Stuttgarter Kickers während des Spiels alle erforderlichen Maßnahmen beachtet hätten, so Cast. Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte waren aus dem Block der VfB-Anhänger mehrere Becher aufs Spielfeld geworfen worden.

Stuttgarter Zeitung

Vorberichte Stuttgarter Kickers – VfB Stuttgart II

Heute Drittligaderby in Degerloch

Gambo bestreitet sein 100. Spiel
STUTTGART (ump). Die Karten für das Derby in der dritten Fußballliga sind noch nicht knapp, dafür aber die Parkplätze. Weil heute Abend unterm Fernsehturm nahezu zeitgleich zum Fußballspiel der Stuttgarter Kickers gegen den VfB II (19 Uhr) auch noch die Feier zum 100-Jahr-Jubiläum von Degerloch stattfindet, bitten die Kickers die Zuschauer zwar zahlreich zu kommen – aber möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Zu dem Festakt ist übrigens auch die Kickers-Führungsspitze eingeladen, so dass zumindest der Präsident Dirk Eichelbaum das Spiel nicht live verfolgen kann. Um die Chancengleichheit zu wahren, sagte auch sein VfB-Kollege Erwin Staudt aus Termingründen ab. Dennoch hoffen die Kickers auf 5000 Zuschauer – und drei Punkte.

Der erste Sieg soll also her, wobei der Trainer Edgar Schmitt trotz des Respekts für den Gegner optimistisch ist. „Die Mannschaft zieht in der Richtung mit, in die wir wollen“, sagt Schmitt nach bisher zwei Unentschieden. Er setzt voll und ganz auf seine Spielweise: „Wir können zu Hause doch gar nicht anders als nach vorne zu agieren.“ Und wenn es dann trotzdem nicht klappt, sollen die Zuschauer wenigstens ein gutes Spiel sehen.

Zu dem will auch der VfB seinen Teil beitragen, obwohl die Vorbereitung nicht so ideal war, weil viele Spieler unter der Woche bei diversen Junioren-Nationalteams unterwegs waren und erst gestern Mittag wieder in Cannstatt eintrafen. Die Kickers dagegen haben das Training nach der vergangenen harten Woche mit neun bis zehn Einheiten etwas gedrosselt, werden aber auch heute Morgen nochmals eine Übungseinheit absolvieren. „Danach kann ich auch genau sagen, wie die Mannschaft aussieht“, sagt Schmitt.

Große Änderungen dürfte es nicht geben, sieht man einmal davon ab, dass Marcus Mann nach seiner Sperre wieder in die Innenverteidigung rückt, wahrscheinlich neben Jens Härter, der den Vorzug vor Marcel Rapp bekommen könnte. Der Neuzugang Orlando Smeekes sitzt nach Trainingsrückstand nur auf der Bank, als Joker. Ein kleines Fragezeichen steht noch hinter Angelo Vaccaro, der heute sein 50. Spiel für die Kickers bestreiten würde – Bashiru Gambo sein 100. Wenn das nicht zum Jubiläum in Degerloch passt.

Stuttgarter Zeitung

Kickers werden sich nicht vor VfB verstecken
Trainer Schmitt setzt im Drittliga-Derby voll auf Angriff – Adrion mit wenig Spielern in der Vorbereitung

Stuttgart – Derby-Zeit auf der Waldau: Am heutigen Freitag (19 Uhr) ist der VfB Stuttgart II zu Gast bei den Stuttgarter Kickers. Die Blauen stehen dabei ganz besonders unter Druck – es muss so langsam der erste Saisonsieg in der dritten Liga her.

VON JÜRGEN KEMMNER

Wegen Überfüllung schließen muss Edgar Schmitt seine Übungseinheiten noch nicht. Die Verletztenliste der Kickers passte zeitweise auf kein DIN-A5-Blatt, allmählich füllt sich die Kabine vor dem Training wieder. „Ich habe jetzt 20 Mann im Kader“, freute sich Schmitt, „das ist erfreulich, besonders da das Derby gegen den VfB auf dem Programm steht.“ Derzeit sind Sasa Janic, Jörn Schmiedel, Franco Petruso, Gino Russo und Ralf Kettemann noch nicht gesund, Angelo Vaccaros Einsatz entscheidet sich am Spieltag. Marco Tucci und Markus Ortlieb stehen Schmitt zur Verfügung, Orlando Smeekes sitzt als Joker auf der Bank.

Der Coach verbreitet Optimismus, auch wenn sein Team noch ohne Sieg dasteht und am Tabellenende darbt. Bald ist der erste Erfolg fällig, und den sollen die Blauen im Hurrastil erobern. Warum nicht gegen die Roten aus Cannstatt? „Wir spielen in unserem Stadion“, betont Schmitt, „wir werden die Partie offensiv und dynamisch angehen – und wir werden uns nicht vor dem VfB verstecken.“ Insgeheim hofft der Ex-Stürmer, dass sich seine Schützlinge so präsentieren wie in den ersten 30 Minuten beim 3:3 gegen den FC Bayern II („Das war überragend“), und dass sie nicht schon nach 80, sondern erst nach 90 Minuten mit der Gegenwehr aufhören. „Wir werden die Schlussschwäche immer weiter nach hinten schieben“, verspricht Schmitt, der sein Team deshalb in der vergangenen Woche sehr hart rangenommen hat.

Beim VfB fühlte sich Trainer Rainer Adrion zuletzt auch beinahe ein wenig einsam. Patrick Funk und Sebastian Rudy waren mit dem U-19-Aufgebot des DFB unterwegs, sieben weitere Akteure waren für die württembergische Auswahl beim Länderpokal im Einsatz. „Die Spieler müssen den Schalter umlegen“, fordert Adrion, „das ist wie für die Profis von der Champions League oder dem Uefa-Cup auf die Bundesliga.“ Die einzige gemeinsame Trainingseinheit vor dem Stadtderby war am gestrigen Donnerstag. Höchstwahrscheinlich wird der Coach Rudy, der drei Spiele über 90 Minuten im DFB-Trikot bestritten hat, eine kleine Verschnaufpause gönnen. Auch Christian Träsch, zuletzt bei den Profis gegen Bremen am Ball, kehrt gegen die Blauen nicht ins Drittliga-Team zurück.

Die Kickers wollen offensiv ausgerichtet auftreten, der VfB hat ebenfalls eine muntere Abteilung Attacke – keine Drittliga-Mannschaft hat mehr Treffer erzielt als die Roten: In neun Spielen gab es 20 Toren für den VfB. Es könnte ein ziemlich abwechslungsreiches Spiel für die Zuschauer werden. „Wir hoffen auf 5000 Leute im Stadion“, sagt Kickers-Manager Joachim Cast. Den Zuschauern wird jedoch geraten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen – die Parkplatzsituation unterm Fernsehturm ist an diesem Abend extrem angespannt. Bereits um 18 Uhr beginnt im SSB-Zentrum auf der Waldau der Festakt 100 Jahre Eingemeindung Degerlochs nach Stuttgart mit 500 geladenen Gästen.

Stuttgarter Nachrichten

Kickers gehen mit Gute-Laune-Strategie ins Derby

Trainer Edgar Schmitt rechnet voller Zuversicht mit dem ersten Saisonsieg – VfB-II-Coach Rainer Adrion lehnt die Favoritenrolle ab

Stuttgart – Nach zwei Wochen Pause rollt in der dritten Fußball-Liga wieder der Ball. Eröffnet wird der zehnte Spieltag heute (19 Uhr) mit dem Stuttgarter Stadt-Derby zwischen den Kickers und dem VfB II. „Es wird ein gutes Spiel mit einer unglücklichen Niederlage für den VfB II“, übt sich Kickers-Coach Edgar Schmitt in Zuversicht.

Von Beate Wockenfuß

Glaubt man dem Trainer, könnten die Voraussetzungen für das Prestige-Duell bei seiner Mannschaft nicht besser sein. Statt wie zuletzt ständig über den mangelhaften Fitnesszustand der Spieler zu klagen, fuhr Schmitt gestern eine betont optimistische Gute-Laune-Strategie. „Alles ist gut“, erklärte er mehrfach gelassen und wies strahlend auf „tägliche Fortschritte“ hin. Das lange Warten des Tabellenschlusslichts auf den ersten Sieg in dieser Saison soll heute endlich beendet werden. „Wir spielen zu Hause, das ist unser Stadion“, machte der Coach deutlich, dass er gegen den VfB II, der seine Heimspiele seit dieser Saison ebenfalls auf der Waldau austrägt, erneut voll auf Offensive setzt. Damit den Spielern nicht wie zuletzt des Öfteren bereits nach 80 Minuten die Luft aus- und der mögliche Sieg flöten geht, wurde in den vergangenen beiden Wochen hart an der Kondition gearbeitet. „Vielleicht hält das Team diesmal fünf Minuten länger durch“, witzelte der Trainer und baute mit einer Durchhalteparole einem eventuellen erneuten Dämpfer gleich vor: „Wenn wir nicht gewinnen, aber alles gegeben haben, ist das okay. Dann klappt es eben im nächsten Spiel.“Dass die Kickers noch eine Woche auf ihren ersten Dreier warten müssen, dafür will der VfB II sorgen. Von der Papierform her ist die Favoritenrolle eindeutig an den Tabellenneunten vergeben. Von einem Pflichtsieg mag Rainer Adrion dennoch nicht reden. „So an die Partie heran zu gehen, wäre schon der erste Fehler“, sagte der VfB-Coach, der damit rechnet, dass die Kickers im Derby die Reißlinie ziehen wollen. „Sie haben sich unter ihrem neuen Trainer gesteigert und jetzt noch mal zwei Wochen Zeit gehabt, die Mängel abzustellen“, begründete er. Zwar kam der VfB II in der neuen Liga bisher besser zurecht. Aber mit Blick auf die jüngste 1:2-Heimpleite gegen den SC Paderborn warnte Adrion: „Wir haben uns noch nicht ganz stabilisiert und müssen aufpassen, dass wir nicht in negatives Fahrwasser kommen.“Die personelle Ausgangslage ist bei beiden Teams ähnlich. Während bei den „Blauen“ die Verletzten Sasa Janic, Jörn Schmiedel, Franco Petruso und Ralf Kettemann ausfallen, müssen bei den „Roten“ Joachim Schwabe, Martin Dausch, Robin Schuster und Sebastian Hofmann verletzt passen. Auf einen Einsatz von Sebastian Rudy, der für die U-19-Nationalmannschaft dieser Tage drei Mal 90 Minuten gespielt hat, macht sich Adrion keine großen Hoffnungen. Und Christian Träsch wird wohl erneut im Kader der ersten Mannschaft stehen. Das letzte Aufeinandertreffen am 24. Mai ist noch gut in Erinnerung. Schließlich half das 1:1 am vorletzten Regionalliga-Spieltag den Kickers, noch den Sprung in die dritte Liga zu schaffen. Träsch hatte in der 86. Minute einen Elfmeter verschossen und damit den Siegtreffer vergeben. „Das war keine Absicht“, beteuerte Adrion, während Kickers-Manager Joachim Cast meinte: „Das Remis hatte uns sicher am Leben gehalten.“ Wie damals (7190 Zuschauer) wird auch heute wieder mit einer großen Kulisse gerechnet. Daher bitten die Vereine ihre Fans, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen.

So wollen sie spielen
Stuttgarter Kickers: Salz – Deigendesch, Mann, Rapp, Landeka – Traut, Rosen, Gambo, Reiß – Schürg, Vaccaro.

VfB Stuttgart II: Ulreich – Feisthammel, Pisot, Kovacevic, Enderle – Ikeng, Funk, Didavi – Rahn, Schipplock, Schieber.

Eßlinger Zeitung