Das Glück der Tüchtigen
Regionalliga Die Kickers freuen sich nach dem 3:1-Sieg in Alzenauauf das Derby gegen Reutlingen. Von Joachim Klumpp
Auch wenn sich der Kickers-Präsident Edgar Kurz die Fahrt nach Alzenau gespart hat, war er über den Spielstand dennoch stets bestens informiert – per SMS. Wobei es vor allem in der Schlussphase nochmals kräftig gepiepst hat. Dank der beiden Treffer des eingewechselten Dirk Prediger mit einem herrlichen Weitschuss und von Mijo Tunjic, der bereits für den Ausgleich gesorgt hatte, kamen die Stuttgarter Kickers nach dem 0:1-Pausenrückstand zu einem 3:1-Sieg.
„Aufgrund der zweiten Hälfte nehmen wir die drei Punkte nicht unverdient mit nach Hause“, sagt der Trainer Dirk Schuster, was schon verrät, dass er nicht mit den gesamten 90 Minuten zufrieden war. „Mit der Leistung vor der Pause war ich überhaupt nicht einverstanden.“ Also musste sich in der Halbzeit etwas tun: Verbal („Wir haben der Mannschaft gesagt, dass man so nicht auftreten kann“, betont Schuster) als auch personell. Christian Grujicic kam für Demis Jung und bekleidete gleich mehrere Positionen (offensives und defensives Mittelfeld), wo er zumindest nicht enttäuschte. Also alles richtig gemacht aus Trainersicht. „Man braucht auch etwas Glück“, sagt Schuster.
Das Glück des Tüchtigen, denn mit der Punktzahl liegen die Kickers im Soll, zudem hat die Mannschaft mit der starken Schlussphase – wie zuletzt schon gegen Bamberg – gezeigt, dass sie topfit ist. „Darauf haben wir schon in der Vorbereitung großen Wert gelegt“, sagt Schuster, der unter der Woche mit den Vertragsverlängerungen von Alessandro Abruscia, Simon Köpf und Michele Rizzi bereits die Weichen für nächste Saison stellen konnte, auch wenn ein Wechsel natürlich immer möglich ist. „Aber wir haben dadurch zumindest eine Ablöse gesichert“, sagt Kurz.
Wie sein Kader im Präsidium aussieht, ist offen: Bei dem Kollegen Dieter Wahl ist auch nach einem Gespräch unter vier Augen noch keine Entscheidung gefallen, ein Abschied damit weiter nicht ausgeschlossen, womit nur noch der Schatzmeister Frieder Kummer an Bord bliebe. Dabei sagt Edgar Kurz: „Mir wäre es am liebsten, wir hätten ein volles Präsidium mit fünf Personen.“ Doch die Suche, vor allem auch nach einem sportlichen Bindeglied, verläuft eher schwierig. Auch im Aufsichtsrat mit maximal neun Plätzen ist bei derzeit sechs Personen noch Luft nach oben, deshalb ist angedacht, den einen oder anderen Sponsorenvertreter (zum Beispiel Markus Graf von Xerox) einzubinden.
Auch beim Ligarivalen SSV Reutlingen steht in diesem Monat noch die Hauptversammlung auf dem Programm, zuvor aber kommt es nächsten Samstag zum Derby bei den Kickers, die das Pokalspiel vor kurzem mit 3:1 für sich entschieden. Gegen den 1. FC Nürnberg II kam Reutlingen, unter erschwerten Bedingungen, zu einem 0:0. Es fehlten gleich acht Stammspieler, weshalb Reutlingen die Partie gerne verlegt hätte, doch der Gast lehnte ab.
Deshalb musste der SSV eine Liste mit sechs Spielern aus der A-Jugend- und Bezirksligamannschaft beim DFB melden. Der Trainer Roland Seitz sagte: „Der Punkt tut gut für die Moral, denn es fehlten 13 der 23 Spieler, die im Kader stehen.“ Den Zuschauern machte es Spaß, den Jungen zuzuschauen: Fabrice Makiadi zeigte eine Stunde lang eine gute Leistung; Dominik Bentele spielte, solange die Kraft reichte; Marcus Nuding kam herein und glänzte gleich mit einem starken Pass: „Ich bin mit allen zufrieden, sie dürfen wiederkommen.“ Dennoch hofft der Trainer, dass bis zum Derby auch der ein oder andere Stammspieler – wie Fecker, Oytun, Boller oder Mayer – wieder mitwirken kann.
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Stuttgarter Zeitung
Kickers wachen doch noch auf
Erst nach der Pause verdienen sich die Blauen den wichtigen 3:1-Erfolg beim FC Bayern Alzenau
Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers kann doch noch Punkte aus der Fremde entführen: Nach drei Auswärtsniederlagen in Folge siegten die Blauen beim FC Bayern Alzenau mit 3:1 (0:1). Es hätte aber auch anders kommen können.
Von Thomas Rixgens
ALZENAU. Es kann keiner behaupten, die Kickers-Spieler wären nicht lernfähig. Nach der Minikrise auswärts hatte Dirk Schuster seinen Schützlingen erklärt, was sie tun müssen, um in der Fremde einen Dreier zu landen. Eine seiner zentralen Vorgaben: Jede zweite Torchance soll in etwas Zählbares umgesetzt werden. Beim FC Bayern aus Alzenau gelangen den Blauen gleich drei Treffer, in den drei Auswärtspartien zuvor waren es insgesamt lediglich zwei.
Auswärts gewonnen, dreimal getroffen – gibt“s was Schöneres für einen Kickers-Trainer? Schuster antwortet unbescheiden mit: „Ja!“ Denn es hätte auch ganz anders kommen können. 45 Minuten lang sah es so aus, als würden die Kickers nicht eine Vorgabe ihres Coaches erfüllen – zu wenig Tempo, zu unentschlossen in den Zweikämpfen, keine Chancen. Alzenau führte nach einem Abwehrfehler 1:0. „Man hätte den Eindruck haben können, wir wollen nicht gewinnen“, sagt Schuster. Doch in der Pause fand der 41-Jährige die richtigen Worte – danach klappte fast alles, was vor der Pause noch unmöglich schien. Die Kickers dominierten, machten ihre Tore und siegten.
„Die Reaktion nach der Halbzeit hat uns bewiesen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Schuster, „wir müssen den Hebel nur umlegen.“ Eine wichtige Erkenntnis vor dem Derby am Samstag im Gazistadion gegen den SSV Reutlingen. Die Quote von 50 Prozent verwerteten Torchancen haben die Blauen nicht ganz erreicht, Schuster zählte mehr als sechs gute Möglichkeiten. Vielleicht klappt“s ja gegen Reutlingen.
Stuttgarter Nachrichten
Kickers beenden Negativserie
Alzenau (red) – Die Stuttgarter Kickers haben ihre negative Auswärtsserie beendet. Nach drei Niederlagen in Folge auf fremdem Platz siegte der Fußball-Regionalligist beim FC Bayern Alzenau mit 3:1 (0:1) und kletterte in der Tabelle auf den siebten Platz. Mit einer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte drehten die „Blauen“ die Partie beim Aufsteiger, der durch Sebastian Popp kurz vor der Pause mit 1:0 (45. Minute) in Führung gegangen war. Mijo Tunjic (59./89.) und der eingewechselte Dirk Prediger (84.) sorgten mit ihren Treffern für den zweiten Auswärtssieg. „Ich war mit der Leistung in der ersten Hälfte überhaupt nicht einverstanden“, bemängelte Kickers-Trainer Dirk Schuster vor allem das Zweikampfverhalten und das fehlende Tempo. „In der zweiten Hälfte haben wir unsere Mannschaft dann gesehen, wie wir das möchten: mit sehr viel Druck, sehr viel Engagement in den Zweikämpfen und einer Chancenverwertung, die uns das Spiel auch verdient gewinnen lassen hat.“
Eßlinger Zeitung
Indiskutable zweite Halbzeit
Regionalliga: Alzenau beginnt stark und stellt das Spielen und Kämpfen dann komplett ein – Reusing „maßlos enttäuscht“
ALZENAU (ard). Der FC Bayern Alzenau kann zu Hause einfach nicht gewinnen. Mit dem 1:3 (1:0) gegen die Stuttgarter Kickers setzte es für den Regionalliga-Aufsteiger bereits die sechste Heimschlappe in Folge. Besonders der Auftritt nach der Pause dürfte bei den Verantwortlichen die Alarmglocken schrillen lassen.
Die Mannschaft von FCB-Trainer Klaus Reusing ließ nach einer durchaus zufriedenstellenden ersten Halbzeit im zweiten Abschnitt sämtliche erforderlichen Tugenden vermissen. Dass es für den Aufsteiger gegen die keineswegs brillierenden Schwaben in den gesamten 90 Minuten lediglich eine Gelbe Karte gab, dokumentiert das teilweise allzu lasche Zweikampfverhalten. Dies brachte auch Reusing in der anschließenden Pressekonferenz in Rage: „Ich habe heute nicht gesehen, dass wir alles in die Waagschale geworfen haben, was im Abstiegskampf nötig ist. Das ist sehr enttäuschend.“
Der Alzenauer Coach hatte gegen die Stuttgarter Kickers exakt jene Elf von Beginn an auflaufen lassen, die bei 1:1 in Nürnberg zuletzt spielerisch und kämpferisch überzeugt hatte. Somit blieben erneut die zu Saisonbeginn gesetzten Christoph Stefani, Christopher Wilz und Innenverteidiger Christoph Prümm auf der Bank. Nach verhaltenem Beginn, bei dem sich die Gäste ein zumindest optisches Übergewicht erspielten, hatte Goedecke für den ersten Aufreger gesorgt. Nach einer Hereingabe von FCB-Spielmacher Sebastian Popp köpfte der Kapitän das Leder nur Zentimeter parallel zur Torlinie, doch hatte der hervorragend leitenden Schiedsrichter Simon Marx (Würzburg) das Spielgerät zuvor bereits im Aus gesehen (17.). In der 31. Minute war es dann Popp, der nach feinem Zuspiel von Goedecke das Ziel verfehlte. Zwar kamen auch die Kickers zu der ein oder anderen Schussgelegenheit, doch stellte der einstige Bundesligist FCB-Keeper Elvir Smajlovic damit vor keinerlei Probleme. Als sich die meisten der knapp 670 Zuschauer bereits mit einer „Nullnummer“ zur Pause abgefunden hatten, glückte Popp nach dem schönsten Angriff der gesamten Partie, nach Vorarbeit von Christoph Werner, der Führungstreffer (45.). „Da wurden wir für unsere zaghafte Spielweise bestraft. Meine Mannschaft hat im ersten Abschnitt nicht die Zweikämpfe angenommen, zudem ohne jegliches Tempo gespielt“, bilanzierte Kickers-Coach Dirk Schuster (Ex-Profi beim Karlsruher SC) Abschnitt eins.
Dass die Mannschaft der Hausherren nach dem Wechsel sich gehörig Zeit nahm wieder das Spielfeld zu betreten, ließ bereits nichts Gutes erahnen. Ebenso schläfrig wie die Weiß-Blauen aus der Kabine gekommen waren, agierten sie in der kompletten zweiten Hälfte. Im Gegensatz dazu zeigten die Gäste nun, die von Schuster zunächst vermissten Tugenden. Die Folge: Stuttgart bekam von Minute zu Minute mehr Oberwasser und glich völlig verdient durch Mijo Tunjic aus (59.). Die Alzenauer Defensiv-Reihe war zu weit aufgerückt und Innenverteidiger Jonas Grüter konnte – nicht das erste Mal – nur noch hinterher rennen. Der gerade eingewechselte Dirk Elmar Prediger baute mit seinem Traumtor aus knapp 18 Metern schließlich den Grundstein zur endgültigen Wende (84.). Tunjic legte nach einem Konter noch einmal nach (88.) und bestrafte damit den läuferisch wie spielerisch indiskutablen Auftritt der Alzenauer im zweiten Abschnitt. Der wegen mangelnder Fitness aus dem FCB-Kader gestrichene Toni Boateng saß fassungslos auf der Tribüne: „So einen Auftritt kann man gar nicht erklären, einfach unverständlich.“
Im StenogrammBayern Alzenau: Smajlovic – Väth, Grüter, Neus, Ransom – Franz (68. Stefani), Kaya, Popp, Lange (68. Feyh) – Goedecke, Werner (57. Wilz)
Stuttgarter Kickers: Wagner – Steinle, Köpf, Rizzi (79. Prediger), Gerster – Jung (46. Grujicic), Ivanusa, Abruscia (89. Petruso), Rapp – Gümüssu, Tunjic
SR: Marx (Würzburg) – Z.: 670 – Beste Spieler: TW Smajlovic, Popp- Tunjic, Abruscia, Ivanusa.
Tore: 1:0 Goedecke (45.), 1:1 Tunjic (59.), 1:2 Prediger (84.), 1:3 Tunjic (88.).
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Indiskutable zweite Halbzeit (Gelnhäuser Tageblatt, 01.11.2009)