Erst die Partie, dann die Party
Die Mannschaft der Stuttgarter Kickers feiert den Auswärtssieg in Emden auf einem Fanfest
STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers haben nach der Niederlage unter der Woche die entsprechende Reaktion gezeigt und beim Tabellenvierten Emden mit 1:0 gesiegt. „Wir haben taktisch sehr gut gespielt und verdient gewonnen“, sagte der Trainer Edgar Schmitt.
Von Joachim Klumpp
So etwas nennt man wohl Timing, also das richtige Zeitgefühl – und das auf der ganzen Linie. Zunächst bewies der Kickers-Trainer Edgar Schmitt am Samstag ein glückliches Händchen, als er Michael Schürg erstmals in diesem Jahr einwechselte und dem fünf Minuten später prompt das Siegtor zum 1:0 in Emden gelang, nach mustergültigem Pass von Moritz Steinle übrigens. Und dann machte die Mannschaft auf dem Heimweg einen Stopp bei der Fanparty in Oldenburg, die schon lange organisiert war. „Ich war eine Stunde dort und habe dann die Mannschaft feiern lassen“, sagte Schmitt. Und auch der Präsident Dirk Eichelbaum zog sich frühzeitig zurück – mit der erfreulichen Erkenntnis: „Wenn wir die Vorgaben des Trainers weiter so umsetzen, steigen wird nicht ab.“
Die Vorgaben des Trainers sahen nach der enttäuschenden Niederlage unter der Woche in Sandhausen einige Änderungen vor. „Wir haben reagieren müssen“, sagt Schmitt. Mit gleich drei defensiven Mittelfeldspielern (Rosen, Ortlieb und Deigendesch) vor der Viererkette, Ralf Kettemann auf der Spielmacherposition sowie Bashiru Gambo als hängender zweiter Spitze neben Orlando Smeekes. „Ich habe lange überlegt, ob damit nicht das Tempo nach vorne fehlt“, sagte Schmitt, der während des Spiels dann aber die Ruhe selbst war. „Ich bin 90 Minuten auf meinem Stuhl sitzen geblieben.“ Das will was heißen bei dem temperamentvollen Schmitt, der sonst schon mal auf die Tribüne verbannt worden ist. Doch selbst Emdens Trainer Emmerling musste zugeben: „Stuttgart hat nicht unverdient gewonnen.“
Und die Mannschaft hat es sich verdient, in dieser Formation nochmals zusammenspielen, so dass für das nächste Spiel keine Änderungen geplant sind. Selbst der Torschütze Schürg muss sich erst einmal in die Reihe der 27 gesunden Spieler anstellen, wenn auch nicht ganz hinten. Trotz des Siegtreffers hielt sich Schmitt mit Lobeshymnen für den Stürmer zurück. Schließlich hatte der Trainer den Eindruck, dass der in der Winterpause etwas geschlampt hat. Defizite in der Vorbereitung sowie Verletzungen waren die Folge. „Er hatte ja sechs Wochen Urlaub, da kann er sich jetzt ruhig mal wieder etwas reinhängen“, sagte Schmitt und macht damit deutlich, dass der Ex-Ulmer noch Luft nach oben hat. „Er kann ein richtig guter Fußballer werden, wenn er körperlich weiter hart an sich arbeitet.“
Das hat die Mannschaft getan, und vielleicht zahlt es sich in den verbleibenden zwölf Spielen für den Tabellenletzten aus, auch wenn die Spieler immer noch nicht ganz so weit sind, „wie ich sie gerne hätte“, so Schmitt. In dieser Hinsicht zählt er sich zur alten Trainerschule: Typ Magath, Gerland. Und ausgerechnet mit dem Letztgenannten gibt es am nächsten Sonntag ein Wiedersehen, im Spiel gegen Bayern München II.
Doch zuvor steht noch das Benefizspiel gegen den VfB Stuttgart am Mittwoch (18.30 Uhr) im Gazi-Stadion auf dem Programm. Eine willkommene Abwechslung gewissermaßen, erst recht mit dem Erfolg von Emden im Rücken. Der Präsident Eichelbaum sagt zu der Werbung in eigener Sache: „Unser Wunsch war ja, dass wir gewinnen und der VfB gegen Hertha.“ Der hat sich erfüllt, da lässt es sich auch verschmerzen, dass die Hoffnung des Trainers platzte, der gestern die Partie von Wuppertal beobachtete und auf einen Sieg der Braunschweiger Gäste gesetzt hatte. Doch wie sagte Eichelbaum selbstbewusst: „Wir schauen nicht mehr auf die Konkurrenz. Wir müssen drei Mannschaften hinter uns lassen, egal wen.“
Emden: Masuch – Sievers (83. Nägelein), Rauw, Spahic, El-Hammouchi – Nehrbauer (83. Cannata), Zedi – Pfingsten, Mayer (65. Ramaj) – Neitzel, Aidoo.
Stuttgarter Kickers: Salz – Steinle, Traub, Mann, Gentner – Rosen, Ortlieb, Deigendesch – Kettemann (83. Landeka) – Gambo (90. Galm), Smeekes (75. Schürg).
Schiedsrichter: Florian Steuer (Menden).
Tor: 0:1 Schürg (80.).
Stuttgarter Zeitung
Ein Tor macht noch keinen Knipser
Nach 1:0 in Emden fehlen Kickers noch vier Punkte ans rettende Ufer – Schmitt lobt und tadelt Schürg
Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers bleiben im Kampf um den Klassenverbleib in der Dritten Fußball-Liga dran: Bei den aufstiegswilligen Kickers aus Emden siegten die Blauen mit 1:0 (0:0) und haben noch vier Punkte Rückstand auf das rettende Ufer.
VON JÜRGEN KEMMNER
Die Kickers-Profis leisteten in Emden Überstunden. Die etwa 80 mitgereisten Fans aus Stuttgart forderten die siegreichen Kämpfer noch eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff im Embdena-Stadion, und schließlich tauchten die Spieler noch einmal vor dem Fanblock auf. Jubel, Trubel, Heiterkeit. Kickers-Trainer Edgar Schmitt analysierte dagegen ganz sachlich: „Wir haben taktisch sehr gut gespielt und verdient gewonnen.“
Zwei Ursachen brachten den zweiten Auswärtssieg der Saison: ein konzentriertes Defensivverhalten und die Präsenz eines Knipsers. Schmitt hatte seine Kickers in einem 4-3-1-2-System aufs Feld geschickt – vor der Viererkette bildete eine Dreierkette mit Alexander Rosen, Markus Ortlieb, Benedikt Deigendesch einen Riegel. Die Kickers aus Stuttgart ließen gegen die – zugegebenermaßen nicht besonders einfallsreichen – Emdener nur zwei Chancen zu, die nicht gerade als Hochkaräter durchgehen. Im Lauf der vergangenen Woche hatte sich diese Formation gebildet. „Es hat sich mehr und mehr gezeigt, dass wir so defensiv am besten stehen“, sagt Schmitt, der auch betonte, dass sich das Abwehrverhalten deutlich verbessert hat. 2009 gab es im Schnitt ein Gegentor pro Spiel, in der Vorrunde waren es 2,2. Und da war noch Joker Michael Schürg. Erst in der 75. Minute eingewechselt, folgte in der 80. das goldene Tor in bester Torjägermanier – der 24-Jährige nahm einen weiten Ball vorbildlich an, lief ein paar Schritte und vollendete eiskalt an Emdens Keeper Daniel Masuch vorbei. „Ein sensationelles Tor, er ist da schon ein Luchs“, lobte Schmitt den letztjährigen Oberliga-Torschützenkönig. Doch Schürg nun zum verzweifelt gesuchten Knipser der Blauen zu befördern, das wäre dann doch verfrüht. In den vergangenen sechs Wochen fiel der gebürtige Stuttgarter wegen Achillessehnenproblemen aus, er muss sich zunächst wieder auf den körperlichen Fitnessstand seiner Kollegen bringen. Außerdem erwartet Schmitt eine noch bessere Berufsauffassung. „Er ist ein Toptalent, aber er muss noch härter an sich arbeiten“, sagt der 45-Jährige, „sonst vergeudet er seine Fähigkeiten. Ich erwarte mehr von ihm, als er bisher gezeigt hat.“ Schon am Mittwoch kann Schürg nachlegen – um 18.30 Uhr beginnt das Freundschaftsspiel gegen die Profis des VfB Stuttgart im Gazistadion.
Karten für 8 oder 20 Euro bei Easy Ticket unter Telefon 07 11 / 2 55 55 55, Kassenöffnung am Mittwoch ist um 17 Uhr.
Stuttgarter Nachrichten
Aufholjagd fortgesetzt
Die Stuttgarter Kickers feiern bei Kickers Emden einen 1:0-Auswärtssieg
Emden (bw) – Die emotionale Achterbahnfahrt der Stuttgarter Kickers geht weiter. Dem Zwischenhoch mit zwei Siegen und dem Zwischentief mit zwei Niederlagen folgte jetzt ein 1:0 (0:0)-Erfolg bei Kickers Emden, durch den sich das Drittliga-Schlusslicht der Nichtabstiegszone wieder ein Stück näherte.
Zwar bleiben die „Blauen“ weiter am Tabellenende, da aber zumindest ein Teil der Konkurrenz Federn ließ, schmolz der Abstand auf den rettenden 17. Platz auf vier Punkte. „Ich bin froh, dass wir die Partie gewonnen haben. Wir geben uns nicht auf und werden weiter Gas geben“, kündigte Kickers-Trainer Edgar Schmitt für die verbleibenden zwölf Spiele eine Fortsetzung der Aufholjagd an. Der nächste Schritt soll nun am Sonntag (14 Uhr) zu Hause gegen den FC Bayern München II gemacht werden.In der Partie beim aufstiegsambitionierten Tabellenvierten Emden bewies der Coach mit der Einwechslung von Michael Schürg ein goldenes Händchen. Der Stürmer war sechs Wochen lang verletzt (Entzündung der Achillessehne). Fünf Minuten nachdem er für den glücklosen Orlando Smeekes ins Spiel gekommen war, sorgte Schürg für den Treffer des Tages (80.) und damit gleichzeitig für den fünften Saisonsieg der „Blauen“.Nach der herben 0:2-Pleite beim SV Sandhausen hatte Schmitt sein Team nicht nur auf mehreren Positionen verändert, sondern auch das System umgestellt. Statt wie bislang mit einer Doppelsechs und einem Stürmer agierte der Trainer diesmal mit einer zentralen Offensivkraft (Ralf Kettemann) hinter zwei Spitzen (Bashiru Gambo und Orlando Smeekes). Die Gäste waren das aktivere Team und standen zudem in der Abwehr sicher. Echte Chancen waren aber auf beiden Seiten Mangelware – bis Schürg kam und nach einem steilen Pass von Moritz Steinle den Ball mit einem satten Schuss aus 13 Metern im Tor versenkte. Stuttgarter Kickers: Salz – Steinle, Mann, Traub, Gentner – Ortlieb – Rosen, Kettemann (83. Landeka), Deigendesch – Gambo (90. Galm), Smeekes (75. Schürg).
Eßlinger Zeitung
Emden ganz schwach – Kickers wieder im Rennen
Schlusslicht meldet sich zurück
Das Duell hätte nicht unterschiedlicher sein können. Aufstiegskampf gegen Abstiegskampf. Doch der Außenseiter aus Stuttgart setzte sich nach guter kämpferischer Leistung gegen enttäuschende Emder verdient durch. Schürg erzielte in der Schlussphase den Treffer des Tages.
Emdens Trainer Stefan Emmerling musste nach dem 0:2 in Paderborn auf den verletzten Moosmayer verzichten. Er ersetzte ihn durch Mayer. Anders auf Seiten der Kickers. Coach Edgar Schmitt nahm nach dem 0:2 in Sandhausen gleich drei Veränderungen vor. Köpf und Landeka mussten auf der Bank Platz nehmen. Traut fehlte aufgrund einer Gelb-Roten-Karte. Gentner, Rosen und Kettemann spielten von Anfang an.
Emden fand den besseren Einstieg in die Partie, konnten die Ostfriesen sich doch vergangene Woche, ohne ein Nachholspiel bestreiten zu müssen, ausruhen. Folglich wollten die Hausherren von Beginn weg die Stuttgarter in die Defensive drängen. Mit mäßigem Erfolg. Die Elf von Edgar Schmitt wehrte sich und so entwickelte sich eine Begegnung, die durch viel Mittelfeldgeplänkel geprägt war.
Die Stuttgarter Kickers wagten sich mit zunehmender Spieldauer immer weiter aus der eigenen Spielfeldhälfte und kamen selbst auch zu Torchancen. Besonders nach Freistößen von Kettemann oder nach Flanken von Steinle wurde es gefährlich, jedoch konnte die Emder Defensive mit viel Mühe immer wieder klären. Von den Gastgebern hingegen war nicht mehr viel zu sehen. Lediglich Neitzel hatte nach schönem Zuspiel die Führung auf dem Fuß, scheiterte aber an Schlussmann Salz (31.).
Die Emder kamen mit viel Schwung aus den Katakomben und hatten gleich die erste Torgelegenheit, welche Nehrbauer nach schöner Kombination vergab (47.). Doch die Bemühungen entpuppten sich als laues Lüftchen, denn die Stuttgarter Kickers befreiten sich schnell aus der Belagerung. Und die Schwaben hatten die Führung auf dem Fuß, jedoch vergab Kettemann völlig frei im Strafraum knapp (50.). Auch in der Folge blieben die Gäste das engagiertere Team auf dem Platz, jedoch fehlte meistens die letzte Konsequenz im Torabschluss.
Erst in der letzten Viertelstunde zeigten die Hausherren ansatzweise, warum sie um den Aufstieg spielen. Doch erneut fehlte die Durchschlagskraft. Und das nutzten die Gäste. Nach einem steilen Pass steuerte der eingewechselte Schürg auf Masuch zu und vollendete souverän zum Siegtreffer (81.). In den letzten Minuten hätte die Niederlage für Emden noch höher ausfallen können, jedoch vergab Stuttgart gute Chancen.
Emden muss am kommenden Samstag zum Verfolgerduell nach Düsseldorf reisen. Die Stuttgarter Kickers treffen am kommenden Sonntag zuhause auf den FC Bayern II.
Kicker