Im süddeutschen Fußballsport sieht man nach dem zweiten Olympiasonntag in zwei Gauen – Württemberg und Bayern – schon wesentlich klarer; dafür hat sich in den anderen Gauen die Lage noch einmal verwickelt. Württembergs neuer Meister dürfte der SV. Stuttgarter Kickers werden. Die Degerlocher haben am Sonntag den Titelverteidiger VfB. Stuttgart und damit ihren letzten schweren Gegner klar mit 4:1 geschlagen. Da gleichzeitig der bisher punktgleich Stuttgarter Sportklub im 2:2-Spiel in Zuffenhausen einen abgab, haben die Kickers jetzt allein die Führung.
Die noch ausstehenden zwei Treffen in Zuffenhausen und Eßlingen werden für sie wohl nicht leicht sein, aber doch ist mit dem Endsieg der Kickers zu rechnen, um so mehr, als auch noch die beiden Nächstplacierten, Stuttgarter Sportklub und Stuttgarter Sportfreunde, reichlich Gelegenheit haben, Punkte zu verlieren. Zunächst haben sie unter sich zu spielen, der bisherige Favorit Sportklub hat auch noch gegen den VfB. und die SpVgg. Cannstatt anzutreten. Die Spitze lautet nun Stuttgarter Kickers mit 23:9, Stuttgarter SC. 20:10, VfB. Stuttgart 19:13 und Stuttgarter Sportfreunde mit 18:10.
Der 58. Großkampf der beiden größten Fußballvereine von Württemberg fand in der Adolf-Hitler-Kampfbahn den stattlichen Besuch von 15.000 Zuschauern. Der Sieg der Kickers über den VfB. mit 4:1 ist verdient, aber etwas zu hoch ausgefallen. Im Feldgeschehen, drückte sich ein solcher Abstand keineswegs aus, die Bewegungsspieler kamen hier vollauf mit. Aber im Druck auf das Tor waren die Kickers doch mächtiger, wozu nicht zuletzt die bessere Läuferreihe beitrug. Darüber hinaus verfügten die Kickers über das größere Stehvermögen.
Bei der Pause stand der Kampf nach Treffern von Baier und Bökle 1:1. Ein energischer Zwischenspurt des VfB. verpuffte nach dem Wechsel an der ausgezeichneten Hintermannschaft der Kickers. Im Endkampf waren die Kickers besonnener und Euchenhofer, Strickrodt und Baier holten mit schönen Treffern den 4:1-Sieg heraus.
Schwäbischer Merkur Nr. 40, Dienstag, 18. Februar 1936