Presse zum Stand der Planungen für die 4. Liga

Das Ziel: bei Abstieg Aufstieg
Die Planungen des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers hängen nicht zuletzt vom Geld ab

STUTTGART. Das Präsidium der Stuttgarter Kickers hat am Montagabend getagt und sich mit dem Thema Regionalliga beschäftigt. Das Hauptproblem: bereits in der laufenden Saison drohen noch Liquiditätsprobleme.

Von Joachim Klumpp

Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Also hat das Präsidium der Stuttgarter Kickers am Montagabend wegen des nahezu sicheren Abstiegs aus der dritten Fußballliga kurzfristig eine Sitzung einberufen. Ohne den Aufsichtsrat – der dafür einen Anforderungskatalog vorgelegt hat. „Die Fragen arbeiten wir jetzt ab“, sagt der Präsident Dirk Eichelbaum nach dem fast fünfstündigen Treffen. Der Tenor: man will die Planungen für die Regionalliga verstärken, Problemfelder gibt es genügend.

> Thema Manager: „Wir vier Vorstandsmitglieder stellen uns der Verantwortung“, sagt das Präsidiumsmitglied Dieter Wahl. Also auch im sportlichen Bereich, in dem zwar der Manager Joachim Cast die Hauptverantwortung trägt, aber nicht die alleinige, wie Wahl betont. Der Vorstand sei jedenfalls nicht abgeneigt, die Zusammenarbeit fortzusetzen, zu der sich Cast grundsätzlich bereiterklärt hat – auch wenn das nicht überall im Umfeld des Vereins auf Gegenliebe stößt.

> Thema Trainer: Interne oder externe Lösung? – so lautet die Gretchenfrage, die noch nicht beantwortet ist, sondern vielmehr auch vom ausstehenden Saisonverlauf abhängt. Je besser der verläuft, desto mehr steigen die Chancen des Duos Rainer Kraft/Alexander Malchow. Dazu kommt die von vielen favorisierte Lösung mit dem Oberligacoach Björn Hinck. Für eine externe Lösung (zum Beispiel mit Peter Starzmann) spricht indes, dass in diesem Fall auch ein frischer Wind in den Kader kommen würde.

> Thema Mannschaft: Ein Gerippe des aktuellen Kaders, der zwischenzeitlich auf 28 Spieler aufgebläht wurde, soll gehalten werden, der Präsident spricht „schon von zehn Spielern“. Wobei allerdings auch Nachwuchskräfte wie Thomas Gentner berücksichtigt wären. Eichelbaum weiß, dass „die Planung von den finanziellen Möglichkeiten abhängt.“

> Thema Finanzen: Bisher gehen die Kickers von einem Etat von etwa 1,5 Millionen Euro aus, es darf aber gerne auch etwas mehr sein. „Wir werden jetzt die Gespräche mit den Sponsoren vertiefen“, sagt Eichelbaum. Ganz oben auf der Liste steht Eduardo Garcia, der seinen Spanienaufenthalt bis Sonntag verlängert hat. Aus dem Hause des Trikotpartners ist einstweilen zumindest Wohlwollen zu vernehmen, was ein weiteres Engagement – in reduzierter Form – angeht.

> Thema Liquidität: Problematisch sind aktuelle Liquiditätsprobleme, weil in den verbleibenden drei Heimspielen aufgrund der Tabellensituation weniger Zuschauer als kalkuliert kommen werden, so dass sich das veranschlagte Defizit von 300 000 Euro noch erhöhen dürfte. Eichelbaum sagt dazu: „Wir müssen versuchen, hier Umschichtungen vorzunehmen.“ Zum Beispiel im Zusammenhang mit dem geplanten Bayern-Spiel im Juli. Sollten alle Maßnahmen nicht fruchten, schwebt nach wie vor die Insolvenz über den Stuttgarter Kickers. „Das ist weder angedacht noch erwünscht“, betont der Insolvenzexperte Dirk Eichelbaum, „allerdings wäre es auch falsch, es gänzlich auszuschließen.“

> Thema Hauptversammlung: Die nächste Mitgliederversammlung steht turnusgemäß bis Ende November (mit Neuwahlen) an. „Eine vorgezogene Versammlung ist denkbar, derzeit aber nicht geplant“, sagt Eichelbaum, der einer Wiederwahl nicht abgeneigt ist.

> Thema Aufsichtsrat: Eine vorgezogene Hauptversammlung wäre erst notwendig, wenn zum Beispiel aus dem sechsköpfigen Aufsichtsrat zwei Personen zurücktreten würden. Bei dem stellvertretenden Vorsitzenden Christian Dinkelacker sitzt der Frust über die sportliche Entwicklung zwar tief, an ein Aufgeben denkt er, momentan, aber nicht: „Ich werde das sinkende Schiff jetzt nicht verlassen“, sagt Dinkelacker. Dafür macht er sich den Vorwurf, nicht früher auf Missstände aufmerksam gemacht zu haben. „Es gibt viele Fragen, auf die ich eine Antwort erwarte.“ Wie gesagt: das Präsidium arbeitet daran. Mit welchem Erfolg, ist allerdings offen.

Stuttgarter Zeitung

Kickers: Salz zum SC Freiburg?
Viele offene Baustellen

Stuttgart – Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers hat die Planungen für die Regionalliga forciert. Die Federführung liegt bei Manager Joachim Cast – ob er selbst über die Saison hinaus weitermacht, ist weiter offen. Dagegen könnte die Zukunft von Torwart Manuel Salz beim SC Freiburg liegen. Das Präsidium tagte von Montag auf Dienstag bis tief in die Nacht. Konkrete Sofortmaßnahmen konnte Präsident Dirk Eichelbaum danach nicht vermelden: „Wir überstürzen nichts“, sagte der Chef der Blauen. Die Baustellen im Einzelnen:

Der Manager: An der Gerüchteküche kursierte zu Wochenbeginn schon ein möglicher Rücktritt von Joachim Cast. Eichelbaum weiß davon nichts. „Cast treibt die Kaderplanung für die neue Saison voran.“ Und am Rundenende? „Das ist offen, tendenziell macht er weiter“, sagt der Präsident.

Der Trainer: Der Verein will abwarten, wie die nächsten Spiele unter dem Duo Rainer Kraft/Alexander Malchow laufen. Unabhängig davon hat nach wie vor Oberliga-Coach Björn Hinck gute Karten. Kein Thema ist eine Verpflichtung von Peter Starzmann (zuletzt SSV Reutlingen).

Die Finanzen: Es droht eine Deckungslücke von rund 300 000 Euro. Denkbare Variante: Ein Sponsor geht in Vorleistung und erhält einen Teil der Einnahmen aus dem Freundschaftsspiel gegen Bayern München (21. Juli). Auch auf eine beim DFB hinterlegte Kaution in Höhe von etwa 100 000 Euro könnten die Blauen im Notfall früher zugreifen. Eine Insolvenz schließt der Kickers-Chef aus.

Die Mannschaft: Ein Teil des Teams soll gehalten werden. Dazu gehören Torwart Benjamin Huber und die Feldspieler Marcus Mann, Torsten Traub, Thomas Gentner, Michael Schürg, Marco Tucci, Marcel Ivanusa und Ralf Kettemann. Sicher gehen wird Keeper Manuel Salz – möglicherweise zum SC Freiburg. Auch Borussia Dortmund und Hannover 96 haben ihre Fühler nach dem 23-Jährigen ausgestreckt. Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten

Vorberichte Stuttgarter Kickers – Wuppertaler SV

„Nach vorne schauen“
Nachgefragt bei Rainer Kraft

Nach dem 1:1 gegen Regensburg stehen die Stuttgarter Kickers im Heimspiel gegen den SV Wuppertal morgen (14 Uhr/Gazi-Stadion) noch stärker unter Druck. Ein Sieg ist dringend nötig, um die Chance auf den Klassenverbleib in der dritten Fußballliga zu wahren. „Wir werden dieses Spiel so angehen, als wäre es das erste der Saison“, sagt der neue Kickers-Trainer Rainer Kraft im Gespräch mit Johannes Scharnbeck.

Herr Kraft, am Mittwoch war der Kickers-Torhüter Manuel Salz der große Pechvogel, als ihm der Ball gegen das Kinn geschossen wurde und Regensburg den Abpraller zum 1:1 nutzte. Salz musste nach dem Spiel ins Krankenhaus. Wie geht es ihm?

Manuel geht es wieder gut. Er hat eine Prellung im Gesicht erlitten, war gestern aber wieder im Training.

Und wie geht es Ihnen?

Ich war gleich nach dem Spiel gegen Regensburg erstaunlich ruhig. Ich habe es abgehakt, schaue nur nach vorne und konzentriere mich allein auf Wuppertal. Auch die Stimmung in der Mannschaft ist der Situation entsprechend. Die Spieler sind enttäuscht, weil wir nur einen Punkt geholt haben. Aber wer weiß, wie wichtig er noch werden wird.

Edgar Schmitt ist zurückgetreten, weil er von der mangelnden Einstellung der Mannschaft enttäuscht war. Gegen Regensburg hatte Orlando Smeekes zunächst ein falsches Trikot angezogen. Diese Unkonzentriertheiten müssen Sie doch auf die Palme bringen?

Die Aktion von Orlando ist eigentlich eine Lappalie. Wenn sich jedoch viele Kleinigkeiten addieren und sich einige aus dem Kader benehmen, als wären sie Champions-League-Spieler, dann wird man verrückt. Gegen Regensburg hat ansonsten aber jeder darauf geachtet, dass die Regeln eingehalten werden, und wir wollen von den Disziplinlosigkeiten jetzt nicht mehr reden.

Sie sind mit Schmitt gut befreundet. Wie schwer ist es, seine Nachfolge anzutreten?

Während der ersten Tage war es schwer, weil es für mich so unerwartet kam. Am Dienstag haben Eddy und ich aber ein langes Gespräch geführt. Wir haben einen Strich gezogen – natürlich nicht unter unsere Freundschaft. Und mittlerweile kann ich meine Gefühle auch ausblenden.

Welche Impulse können Sie noch setzen?

Wir werden uns ganz gezielt auf das nächste Spiel gegen Wuppertal vorbereiten und uns nur auf diese Partie konzentrieren. Wir werden nicht an das Auswärtsspiel gegen Dynamo Dresden oder irgendetwas anderes denken. Nur Wuppertal zählt. Ansonsten haben Alexander Malchow und ich nur Kleinigkeiten verändert.

Ist das Heimspiel gegen Wuppertal schon die letzte Chance für die Kickers?

Nein. Wir werden dieses Spiel so angehen, als wäre es das erste der Saison. Ohne Wenn und Aber. Bis dahin klammern wir alles aus – und danach haben wir noch sechs Spiele.

Stuttgarter Zeitung

SOS auf der Waldau: Kickers bitten um Hilfe
Blaublut braucht Herzblut: Werbekampagne soll noch mehr Fans im Kampf gegen Abstieg mobilisieren

Stuttgart – Die Kampagne kommt spät, vielleicht zu spät. Aber im Kampf gegen den Abstieg hilft den Stuttgarter Kickers jedes Prozent mehr an Aufmerksamkeit. Jetzt mobilisieren sie die Fans aus Stuttgart und der Region.

VON GUNTER BARNER

Weiß der Geier, warum die Chefstrategen des Fußball-Drittligisten so spät mit einer Kampagne in die Offensive gehen, die schon nach der Winterpause ihr Fälligkeitsdatum erreicht hatte. Denn rein nach Gefühl ist der Traditionsclub aus Degerloch sieben Spieltage vor Saisonschluss schon rettungslos verloren. Sieben Punkte Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz sind mehr, als die Hoffnung vertragen kann. Und das unglückliche 1:1 gegen Jahn Regensburg am Mittwochabend stärkte auch nicht gerade die Ambitionen, sämtliche Wetten auf den Klassenverbleib zu erhöhen. Zwar führten die Blauen durch einen Treffer von Danny Galm (68.), aber nur neun Minuten später glich Stoilov für die Gäste aus Bayern aus. Sagen wir es so: Es wirkte wieder mal nicht so, als könne der blaue Vulkan im nächsten Moment Feuer und Lava spucken.

Und Rainer Kraft, der neue Trainer, ist nun mal kein Magier. Seine Möglichkeit, kurzfristig auf die Mannschaft einzuwirken, ist so limitiert wie die Ballbehandlung der meisten Kickers-Profis. In solch aussichtslosen Fällen wird gern das Publikum in die Pflicht genommen – als zwölfter Mann, obwohl die Kickers locker zwanzig vertragen könnten.

Zwar haben die Kapitäne auf der Waldau-Titanic extrem lange gebraucht, bis diese Erkenntnis auch auf ihrer blauen Brücke reifte, aber erstens – so erzählt Marketingvorstand Dieter Wahl mit todernster Miene – wollte man die Imagekampagne mit Bäcker Lang nicht stören, und zweitens sei solch eine Aktion mit Plakaten, Flyern und Pick-up-Cards nicht von heute auf morgen aus dem Boden zu stampfen.

Gerti Eisele, Chefin der Stuttgarter Werbeagentur Wire, wirkt zwar nicht so, als brauche sie ein Menschenleben, um solch eine Kampagne zu entwickeln, aber sie und ihr Team meinen es zweifelsohne gut mit den Kickers. „Es ist nie zu spät“, sagt Gerti Eisele und lächelt alle Zweifel weg.

Es war eben wie so oft bei der Überlebenskämpfer-Gemeinschaft unterm Fernsehturm: Erst waren sie sich nicht einig, dann hatten sie keine Idee – und das alles durfte auch nichts kosten. „Die Kampagne ist unser Sponsoring“, sagt Gert Eisele.

Jetzt baut der Tabellenletzte der dritten Liga also auf die Initialzündung durch eine Plakataktion: „Blaublut braucht dein Herzblut. Kämpf mit uns ums Überleben. Komm ins Stadion!“ Die nächste Möglichkeit für den zuletzt durchaus überschaubaren Kreis von Kickers-Sympathisanten bietet sich diesbezüglich am kommenden Samstag, wenn die Kickers den Wuppertaler SV empfangen (14 Uhr, Gazistadion), der sich auch noch nicht aller Abstiegssorgen entledigen konnte.

„Die Werbekampagne kann Kult werden, wenn wir jetzt eine Siegesserie starten“, sagt Präsident Dirk Eichelbaum und macht ein Gesicht, als habe er das in der Bibel gelesen. Der Glaube an den Klassenverbleib ist jedenfalls unverändert den Schweiß der Edlen wert. „Solange wir rechnerisch noch eine Chance haben, werden nicht aufgeben“, sagt Dieter Wahl. Jetzt will er Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Sport ins Stadion locken. „Ministerpräsident Günther Oettinger hat neulich im Derby gegen den VfB Stuttgart den Anstoß gemacht“, sagt Wahl. Schön, aber zehn Minuten später war er wieder weg.

Stuttgarter Nachrichten

Kickers ohne Rosen gegen Wuppertal

Stuttgart (bw) – In der dritten Fußball-Liga beginnt der Endspurt. Am 32. Spieltag empfangen die Stuttgarter Kickers morgen (14 Uhr) den Wuppertaler SV. Der VfB Stutt­gart II tritt bereits heute (19 Uhr) beim SV Sandhausen an.

Stuttgarter Kickers
Die Kickers hatten nur wenig Zeit zum Durchatmen. Drei Tage nach dem Nachholspiel (1:1) gegen Regensburg kämpft morgen im Tabellen-15. Wuppertal erneut ein direkter Konkurrent im Gazi-Stadion um Punkte im Abstiegskampf. Das unglückliche Remis ist abgehakt, die volle Konzentration gilt jetzt der nächsten Gelegenheit, die Aufholjagd zu starten. Nur noch sieben Spiele bleiben dem Tabellenschlusslicht, um in die Nichtabstiegszone zu klettern, die momentan sieben Punkte entfernt ist. „Wenn wir gegen Wuppertal gewinnen, dann kann noch alles passieren“, hofft der neue Coach Rainer Kraft auch auf einen Schub fürs Selbstvertrauen. Verzichten muss er morgen auf Kapitän Alexander Rosen. Der Mittelfeldspieler, der gegen Regensburg in der 60. Minute angeschlagen ausgewechselt wurde, laboriert an einer Reizung der Achillessehne und muss einige Tage pausieren. Entwarnung gab es dagegen bei Manuel Salz. Der Torhüter war am Mittwoch vor dem Ausgleich vom Ball im Gesicht getroffen worden. Im Krankenhaus wurde nur eine Prellung diagnostiziert, sodass Salz bereits gestern wieder am Training teilnehmen konnte und gegen Wuppertal zwischen den Pfosten steht. Und auch Moritz Steinle kehrt nach auskurierter Gehirnerschütterung in die Startformation zurück.

So wollen sie spielen: Salz – Steinle, Mann, Traub, Gentner – Traut, Gambo, Parmak, Ivanusa – Schürg, Galm.

Eßlinger Zeitung

Presse zu Stuttgarter Kickers – Jahn Regensburg (1:1)

Chancen für die Kickers schwinden
Gegen Regensburg spielt das Kraft-Team nur 1:1 und bleibt zum fünften Mal nacheinander sieglos

STUTTGART. Auch mit dem neuen Trainer Rainer Kraft können die Stuttgarter Kickers bis jetzt nicht gewinnen. Im Nachholspiel der dritten Fußballliga hat sich der Tabellenletzte 1:1 von Jahn Regensburg getrennt. „Das war zu wenig zum Überleben“, sagte Kraft.

Von Johannes Scharnbeck

Rainer Kraft hat noch nicht aufgegeben. Auch nach dem 1:1 (0:0) gestern Abend gegen Jahn Regensburg sagte der neue Trainer der Kickers enttäuscht, aber hoffnungsvoll: „Das war zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben. Aber mit einem Sieg am Samstag gegen Wuppertal sind wir immer noch im Rennen.“ Trotzdem stehen die Chancen auf einen Klassenverbleib in der dritten Fußballliga weiterhin sehr schlecht. Die Kickers haben als Tabellenletzter sieben Punkte Rückstand auf den rettenden 17. Platz.

Ein neuer Trainer soll ja sofort neue Impulse bringen. Edgar Schmitt war am Dienstag bei den Kickers als Trainer zurückgetreten, weil er die Mannschaft nicht mehr erreicht hatte, sein Nachfolger und früherer Co-Trainer Kraft appellierte daher an den Teamgeist und nahm in der Startaufstellung im Vergleich zur 1:5-Schlappe am Sonntag bei Union Berlin gleich vier Änderungen vor. Für Jens Härter, Markus Ortlieb, Orlando Smeekes und Sascha Traut brachte der 46-Jährige Simon Köpf, Danny Galm, Mustafa Parmak und Marcel Ivanusa aus der zweiten Mannschaft. Doch die Umstellungen brachten vor 3020 Zuschauern im Gazi-Stadion keinen neuen Schwung.

Die erste halbe Stunde war geprägt von Fehlpässen und Stockfehlern, Regensburg stand dagegen sicher in der Defensive. Erst zum Ende der ersten Halbzeit erzeugten die Kickers mehr Druck auf das Tor der Gäste. Zunächst zwang Marcus Mann mit einem Kopfball Regensburgs Torhüter Sattelmaier (35.) zu einer Parade, nach der folgenden Ecke köpfte Ivanusa knapp vorbei (36.).

Zu Beginn der zweiten Halbzeit wechselte Kraft Orlando Smeekes ein, der Niederländer bereitete in der 68. Minute mit einem Pass das 1:0 durch Danny Galm vor. Die Kickers drängten nun weiter. Der eingewechselte Traut schoss zweimal gefährlich aus der Distanz (70., 71.). Doch dann kam die „Angst ins Spiel“, wie es Rainer Kraft formulierte. „Wir hatten Angst, die drei Punkte zu verlieren, und dann ist es auch so gekommen.“ Ein Weitschuss von Regensburgs Schlauderer kam unglücklich vor Torwart Salz auf, prallte gegen dessen Kinn, und Stoilov staubte ab (78.). Nur abseits des Platzes konnten die Kickers-Verantwortlichen einen kleinen Erfolg verbuchen. Das Logo, dessen Rechte sich die Handballer gesichert hatten, wird der Handballverein künftig gemeinsam mit dem Sportverein Kickers nutzen.

Stuttgart: Salz – Köpf, Mann, Traub, Gentner (84. Kacani) – Ivanusa, Rosen (60. Traut) – Gambo, Parmak – Schürg (46. Smeekes), Galm.

Regensburg: Sattelmaier – Bambara, Brysch, Maul, Binder – Zellner, Schlauderer – Stoilov, Romminger (70. Fleischer) – Hiemer, Würll (74. Wiesner).

Schiedsrichter: Kunzmann (Bad Hersfeld).

Tore: 1:0 Galm (68.), 1:1 Stoilov (78.).

Stuttgarter Zeitung

1:1 – Lage für Kickers immer hoffnungsloser
Trainerwechsel fruchtet noch nicht – Salz im Pech

Stuttgart – Erst fehlte der Elan, dann kam Pech dazu: Auch mit dem neuen Trainer Rainer Kraft kamen die Stuttgarter Kickers nur zu einem 1:1 (0:0) gegen Jahn Regensburg. Der Abstand des Drittliga-Letzten zu den Nichtabstiegsplätzen beträgt sieben Punkte.

VON JÜRGEN KEMMNER

Das Spiel war ein Schlag ins Gesicht, besonders für Manuel Salz. Ein Fernschuss von Tobias Schlauderer landete mitten im Gesicht des Kickers-Torhüters. Dessen Benommenheit nutzte Petr Stoilov zum 1:1-Ausgleich (77.). Der Jubel, den Danny Galm mit seinem Führungstor (68.) ausgelöst hatte, verstummte. Am Ende stellte sich der konsternierte Anhang der Blauen nur eine Frage: Gegen wen wollen die Kickers gewinnen – wenn es schon gegen Regensburg nicht klappt? Denn die Steigerung von harmlos hieß am Mittwoch Kickers – und der Superlativ Regensburg. „Der Punkt ist zu wenig, um zu leben, aber zu viel, um schon zu sterben“, brachte Kraft die Lage auf den Punkt.

Gut, das Team von der Waldau bemühte sich im Rahmen seiner Möglichkeiten. Von dem Ruck, den sich die Vereinsführung durch den Wechsel von Trainer Edgar Schmitt zu Kraft erhofft hatte, war aber lange Zeit nichts zu spüren. Dabei hatte der neue Cheftrainer reagiert: Simon Köpf, Marcel Ivanusa und Danny Galm rückten anstelle von Jens Härter, Markus Ortlieb und Orlando Smeekes in die Startelf. Apropos Smeekes: Beim 1:5 in Berlin hatte er dem Essen mit der Mannschaft den Besuch eines Fast-Food-Restaurants vorgezogen, was im Verein nicht gut angekommen war.

Schwer verdauliche Kost waren auch die Regensburger. Die Kickers-Abwehr schlug viel Langholz nach vorn, im Mittelfeld führte der Zufall Regie – Torchancen waren Mangelware. Erst nach einer halben Stunde kam Gefahr auf, doch statt quer auf Galm zu spielen, versuchte sich Michael Schürg als Schütze – eine bessere Rückgabe (32.). Dann lenkte Gäste-Keeper Rouven Sattelmaier einen Kopfball von Marcus Mann ins Aus (34.). Wieder Eckball – Ivanusa verpasste das Tor nur ganz knapp (35.).

Nach dem Wechsel war mehr Zug im Kickers-Spiel. Bashiru Gambo bediente Galm – 1:0. Sascha Traut scheiterte an Sattelmaier (71. und 72.), auf der Gegenseite traf Alexander Maul den Pfosten (76.) und Stoilov zum Ausgleich ins Tor. Den möglichen Sieg vergab Marcus Mann, dessen Kopfball an der Latte landete (89.).

Stuttgarter Nachrichten

Die Lage spitzt sich zu
Die Stuttgarter Kickers erreichen gegen Jahn Regensburg nur ein 1:1

Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers haben im ersten Spiel unter dem neuen Cheftrainer Rainer Kraft einen Sieg verpasst. In der Nachholpartie gegen Jahn Regensburg reichte es für den Fußball-Drittligisten gestern trotz Überlegenheit nur zu einem enttäuschenden 1:1 (0:0).

Von Beate Wockenfuß

Den Spielern war der Frust über die verpassten drei Punkte anzumerken. „Wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft, da ist ein Punkt zu wenig“, meinte Mittelfeldakteur Bashiru Gambo. „Jetzt müssen wir am Samstag unbedingt gegen Wuppertal gewinnen.“ Die Kickers liegen sieben Spieltage vor Schluss sieben Punkte hinter dem rettenden 17. Platz. „Es ist zu wenig, um weiterzuleben, aber auch zu viel, um bereits gestorben zu sein“, kommentierte Kraft das 1:1. Der neue Trainer nahm im Vergleich zu der 1:5-Niederlage bei Spitzenreiter Union Berlin vier Änderungen in der Aufstellung vor: Jens Härter, Markus Ortlieb, Sascha Traut und Orlando Smeekes mussten weichen, dafür standen Simon Köpf, Mustafa Parmak, Danny Galm und überraschend Marcel Ivanusa in der Startelf. U-23-Spieler Ivanusa, der sein Debüt in der dritten Liga gab, leitete in der 17. Minute mit einer Flanke auf Alexander Rosen prompt die erste Chance ein. Der Kopfball von Kapitän Rosen strich nur knapp am Tor vorbei. Die Kickers blieben auch in der Folgezeit das bessere Team. Sie überzeugten in der Abwehr und erarbeiteten sich Tormöglichkeiten, allein der erlösende Treffer wollte nicht fallen. Michael Schürg vergab freistehend (32.) und wurde nach der Pause durch Smeekes ersetzt, der sich als Belebung erwies. In der 68. Minute spielte der Niederländer einen schönen Pass auf Galm, der zur Kickers-Führung einschoss. Von Regensburg war abgesehen von einer Großchance von Petr Stoilov (51.) lange nichts zu sehen. Nach dem Rückstand kamen die Gäste allerdings zu Chancen und in der 78. Minute zum Ausgleich: Stoilov staubte zum 1:1 ab, nachdem Kickers-Torhüter Manuel Salz wohl wegen eines Platzfehlers einen Schuss ins Gesicht bekommen hatte und nicht festhalten konnte. Kraft brachte danach mit Sokol Kacani einen dritten Stürmer, und kurz vor Schluss traf Verteidiger Marcus Mann noch die Latte – aber der ersehnte zweite Treffer gelang den Stuttgartern nicht mehr. „Es ist tragisch, dass wir das Spiel nicht über die Zeit gebracht haben“, trauerte Joachim Cast den vergebenen Chancen hinterher. Zugleich schöpfte der Manager aus dem gestrigen Auftritt aber auch Zuversicht. „Man hat gesehen, dass sich die Mannschaft gegen den drohenden Abstieg stemmt“, meinte er. „Sie hat damit das richtige Zeichen gesetzt.“

Statistik
Stuttgarter Kickers: Salz – Köpf, Mann, Traub, Gentner (84. Kacani) – Gambo – Rosen (60. Traut), Parmak, Ivanusa – Schürg (46. Smeekes), Galm.

Jahn Regensburg: Sattelmaier – Bambara, Brysch, Maul, Binder – Hiemer, Zellner, Schlauderer, Romminger (69. Fleischer) – Würll (72. Wiesner), Stoilov.

Schiedsrichter: Kunzmann (Bad Hersfeld).

Zuschauer: 3020.

Tore: 1:0 Galm (68.), 1:1 Stoilov (78.).

Gelbe Karten: Smeekes, Köpf, Traut / Brysch, Hiemer, Bambara.

Beste Spieler: Gambo, Mann / Zellner, Sattelmaier.

Eßlinger Zeitung

1:1! Kraft-Einstand „versalzen“
Von HELMUT HEIMANN
Ausgerechnet einer der sonst Besten „versalzt“ Neu-Trainer Rainer Kraft (46) den Einstand…

Beim 1:1 gestern Abend gegen Regensburg hat Kickers-Keeper Manuel Salz eine ganz unglückliche Situation. Neun Minuten nach der Gastgeber-Führung springt ihm ein Aufsetzer ins Gesicht, den Abpraller nutzt Regensburgs Torjäger Stoilov zum Ausgleich.

Auch im Spiel 1 nach dem Rücktritt von Edgar Schmitt vermasselt das Drittliga-Schlusslicht wieder den so wichtigen Sieg. Der Kampf um den Klassenerhalt wird immer aussichtsloser. 7 Spieltage vor Ende sind‘s 7 Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz.

Dabei fing es vor 3020 Zuschauern (unter ihnen Ex-VfB-Star Thomas Berthold sowie Freiburg-Coach Robin Dutt) so gut an. Nach starkem Smeekes-Pass trifft Galm aus 8 Metern ins Tor – 1:0 (68.). Doch statt Selbstbewusstsein gab der Treffer den Kickers Angst, den Vorsprung wieder zu verlieren.

In der 76. Minute hatten die Blauen beim Latten-Kopfball von Maul noch Glück. Doch eine Minute später trifft Stoilov zum 1:1-Endstand.

Zu allem Unglück verletzte sich auch noch Kapitän Rosen (Achillessehne). Ob er länger ausfällt, ist noch fraglich. Ob mit oder ohne Rosen – Samstag muss im Keller-Duell gegen Wuppertal ein Sieg her. Sonst geht es volle Kraft hinab…

BILD

Erster Stuttgarter Punkt nach zuletzt drei Pleiten

Stoilov beendet Kickers-Träume
In einer vor allem im zweiten Abschnitt lebhaften Begegnung kamen die Stuttgarter Kickers auch unter dem neuen Chefcoach Rainer Kraft nicht zu dem erhofften Erfolgserlebnis. Zwar waren die Kickers gegen Jahn Regensburg lange die aktivere Mannschaft, der späte Ausgleichstreffer durch Stoilov machte den Hoffnungen der Schwaben im Abstiegskampf einen befreienden Sieg landen zu können aber einen Strich durch die Rechnung.

Bei den Kickers schmiss unter der Woche Trainer Edgar Schmitt das Handtuch. Sein bisheriger Assistent Rainer Kraft steht nun zumindest bis zum Saisonende in Amt und Würden. Im Vergleich zum deftigen 1:5 bei Union Berlin änderte der neue Mann an der Bank seine erste Elf auf vier Positionen. Galm, Russo, Parmak und Ivanusa liefen für Ortlieb, Traut, Härter und Smeekes auf. Nach dem 0:0 in Emden beließ es Jahn-Coach Markus Weinzierl dagegen bei einer Veränderung und brachte Stoilov für Jarosch.

Lange Zeit tat sich im Stuttgarter Gazi-Stadion auf der Waldau herzlich wenig. Keines der Teams war zunächst bereit, im Abstiegskampf frühzeitig seine Karten aufzudecken. Nach einem Warnzeichen von Rosen (17.) übernahmen aber die Hausherren immer mehr die Initiative und kontrollierten das Geschehen.

Regensburg mauerte fortan konsequent und verrichtete pure Defensivarbeit unter fast striktem Verzicht auf Offensivspiel. Die Kickers spielten ohne großes Glück gegen das Bollwerk an, Schürg (33.) mit einem Schussversuch und eine Doppelchance durch Mann und Ivanusa (36.), deren Kopfbälle ihr Ziel nur knapp verfehlten, blieben noch die aussichtsreichsten Torgelegenheiten des Tabellenletzten aus Schwaben. Ohne Tore ging es in die Halbzeitpause.

Im zweiten Spielabschnitt ging es dann deutlich lebhafter zu. Der Jahn kam nun zu einigen guten Kontermöglichkeiten, Stoilov scheiterte aber mit einer guten Einschussgelegenheit an Kickers-Keeper Salz (53.). Aktiver blieben aber weiterhin die Kickers, die sich nach zuletzt drei sieglosen Spielen in Serie durch einen Treffer von Galm, der durch Smeekes gut eingesetzt wurde, wieder auf der Erfolgsstraße befanden (68.).

Die Hoffnung währte jedoch nur zehn Minuten lang. Der Tscheche Stoilov beendete mit seinem sechsten Saisontreffer alle Träumereien der Gastgeber und sicherte den Oberpfälzern damit den wichtigen Punktgewinn. Regensburgs Abstand zu den Abstiegsplätzen beträgt nun sechs Zähler, die Kickers schweben in immer krasseren Abstiegsnöten.

Die Stuttgarter Kickers müssen nun am kommenden Samstag zu Hause gegen Wuppertal antreten. Jahn Regensburg misst sich am Sonntag vor eigenem Publikum mit Bayern II .

Kicker

Jahn Regensburg hält Kickers auf Distanz
Jahn Regensburg erkämpft sich Punkt um Punkt für den Klassenerhalt. Nach dem 0:0 in Emden holt die Regensburger nun ein 1:1 bei den Stuttgarter Kickers. Die Elf von Markus Weinzierl behauptet mit diesem Unentschieden den 14. Platz. Die Regensburger standen von Beginn an sehr gut zu Ball und Mann. Dabei machten es ihnen die Kickers aber auch nicht allzu schwer. Das Schlusslicht versuchte in den ersten 30 Minuten immer wieder mit Bällen durch die Mitte für Gefahr vorm Regensburger Tor zu sorgen.

Das Team von Markus Weinzierl offenbarte hier allerdings keinerlei Schwächen, Tobias Zellner und Tobias Schlauderer im zentralen Mittelfeld sowie Alexander Maul und Andreas Brysch im Zentrum der Viererkette zerstörten immer wieder die Offensivbemühungen des Tabellenletzten. Allerdings ging das auch auf Kosten des eigenen Offensivspiels: Die weiten Bälle waren leichte Beute der Kickers, so dass es eines abgefälschten 25-Meter-Schusses von Zellner bedurfte (10.), um für Gefahr vorm Stuttgarter Tor zu sorgen. Doch vor große Probleme stellte dieser Schuss Kickers-Keeper Manuel Salz nun auch nicht.

Die seit Dienstag von Rainer Kraft gecoachten Stuttgarter hingegen hatten optisch deutlich mehr vom Spiel, wenngleich auch sie nur wenig Chancen hatten. Die Bälle von Bashiru Gambo (12.) nach einem Fehlpass von David Romminger und Danny Galm (16.) nach Flanke von Alexander Rosen parierte Rouven Sattelmaier in gewohnter guter Manier. Etwas brenzliger vor dem Jahn-Tor wurde es dann allerdings in der 35. Minute, als der Jahn-Keeper nach einer Ecke den Kopfball von Marcus Mann gerade noch aus der Ecke fausten konnte.

In der 51. Minute hatte der SSV Jahn seine bis dahin beste Möglichkeit, doch Petr Stoilov scheiterte nach herrlichem Zellner-Pass an Torhüter Salz. Auf der Gegenseite erging es Orlando Smeekes aber auch nicht besser: Er fand in Sattelmaier seinen Meister.

Doch dann passte die Regensburger Defensive in Person von Brysch einmal nicht auf, und Danny Galm, der allein auf Sattelmaier zulief, überwand den Regensburger Torhüter mit einem Heber. Der Jahn machte nun deutlich mehr Druck, doch die Kickers kamen zu den besseren Chancen, so dass Sattelmaier nur durch zwei Glanzparaden gegen Sascha Traut (71., 72.) einen höheren Rückstand verhindern konnte.

Die Weinzierl-Elf gab sich allerdings noch nicht geschlagen und kam durch Alexander Maul (76.), der nach einem Freistoß den Ball ans Lattenkreuz köpfte, zu einer guten Gelegenheit. Und nur eine Minute später wurden die Regensburger für ihr Engagement belohnt: Nach einem Schlauderer-Schuss, den Keeper Salz nicht festhalten kann, staubte Stoilov zum 1:1 (77.) ab. In der 89. Minute hatte der Jahn dann noch einmal eine Schrecksekunde zu überstehen, als Sattelmaier einen Kopfball von Mann gerade noch an die Latte lenken konnte und Galm den abprallenden Ball am Tor vorbei schoss. Und beinahe wäre den Regensburger sogar noch der Sieg gelungen, doch Stoilov (90.) und Drittliga-Debütant Tobias Wiesner (90. +1) vergaben in aussichtsreicher Position.

Mittelbayerische Zeitung

Vorberichte Stuttgarter Kickers – Jahn Regensburg und Presse zum Trainerwechsel Kraft/Schmitt

Die Kickers-Trainer: der Nächste, bitte
Rainer Kraft beerbt Edgar Schmitt beim Fußball-Drittligisten

STUTTGART. Der bisherige Assistent Rainer Kraft ersetzt den zurückgetretenen Edgar Schmitt als Cheftrainer des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers. „Schmitt ist an den Unzulänglichkeiten innerhalb der Mannschaft verzweifelt“, sagt der Präsident Dirk Eichelbaum.

Von Heiko Hinrichsen

Das Gefühl wird immer mehr zur Gewissheit, dass der SV Stuttgarter Kickers 1899 bald nicht einmal mehr ein drittklassiges Fußballteam stellt. Eigentlich war Edgar Schmitt auf der Waldau die Aufgabe zugefallen, den Absturz der Kickers in die Regionalliga und damit in die Bedeutungslosigkeit zu verhindern. Denn der „Euro-Eddy“, wie sich Schmitt gerne selbst tituliert, hat schon einmal ein Wunder vollbracht. Erinnert sei hier an seine vier Tore im Dress des KSC beim 7:0-Erfolg über den FC Valencia 1993 im Uefa-Cup.

Edgar Schmitt ist also zu fußballerischen Großtaten fähig. Doch an dem Vorhaben, das der Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum „eine echte Herkulesaufgabe“ nennt, den Klassenverbleib in der dritten Liga also, ist der ehemalige KSC-Torjäger gescheitert. Damit teilt er das Schicksal seines im September entlassenen Vorgängers Stefan Minkwitz. Am Ostermontag war gegen 23 Uhr klar, dass Schmitt künftig nicht mehr die Kickers trainieren wird. Der Coach war mit seinem Latein am Ende – und hat in der Kanzlei des Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Lorz daher seinen Rücktritt angeboten. Diesen haben die anwesenden Kickers-Granden mit dem Präsidenten Eichelbaum und dem Manager Joachim Cast an der Spitze angenommen.

Ist Schmitt, der nach der herben 1:5-Klatsche vom Wochenende bei Union Berlin um ein klärendes Gespräch gebeten hatte, damit nur seinem Rauswurf zuvorgekommen? „Es ist müßig, über diese Frage zu debattieren“, sagt Eichelbaum, „letztlich brauche ich in unserer Situation einen Trainer, der stehen bleibt, auch wenn der Blitz neben ihm einschlägt.“ Dass dies nicht mehr der Fall war, sei nach Schmitts Einlassungen schnell klar gewesen. „Der Trainer hat uns offen und selbstkritisch dargelegt, dass er an den Unzulänglichkeiten der Mannschaft verzweifelt ist“, sagt Eichelbaum, der Schmitt die Entscheidung zum Rückzug hoch anrechnet.

Immerhin habe der Trainer durch seinen Entschluss auch auf Geld verzichtet, das ihm im Falle einer Freistellung vonseiten des Vereins bis zum Vertragsende am 30. Juni zugestanden hätte. Auch seine Option, im Falle des „zweiten Wunders von der Waldau“ (Eichelbaum), nämlich des Klassenverbleibs, in der neuen Saison Trainer unterm Fernsehturm zu sein, besitzt Schmitt nun nicht mehr.

Erschreckend ist allerdings das Bild, das der Extrainer von den Zuständen innerhalb des Kaders zeichnete: So kam ein Spieler zum Training, ohne gefrühstückt zu haben, und wunderte sich, warum er nach 30 Minuten kaputt war; ein anderer erschien im ADM-Sportpark, hatte aber seine Arbeitsgeräte, die Kickstiefel, vergessen. Ein Dritter wiederum bekam die Uhrzeit des nächsten Treffpunktes nicht mit, weil er mit Kopfhörern in der Kabine saß. „Ich bin von der mangelnden professionellen Einstellung einiger Spieler maßlos enttäuscht“, sagt Schmitt, „jetzt ist das Team in der Verantwortung.“

Acht Spiele vor dem Saisonende sind die Kickers mit sieben Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz das Schlusslicht der dritten Liga. Mit der Vorgabe, bis zum Saisonende am 23. Mai noch fünf Siege (so viele haben die Kickers bisher in der gesamten Saison erst geholt) und zwei Unentschieden zu erreichen, schickt der Präsident Dirk Eichelbaum nun den bisherigen Assistenten Rainer Kraft als Chef auf die Trainerbank.

Der 46-Jährige, dem Alexander Malchow als Co-Trainer zur Seite gestellt wird, ist von den Qualitäten des Kaders überzeugt. „Von den Fähigkeiten der einzelnen Spieler her können wir mit Mannschaften wie Jahn Regensburg klar mithalten“, sagt Kraft, „doch das galt bisher nicht für den Teamgeist.“

Hier will Rainer Kraft den Hebel vor den beiden Heimspielen heute gegen Jahn Regensburg (19 Uhr) und am Samstag gegen den Wuppertaler SV ansetzen. „Ich selbst habe ein naturgegebenes Vertrauen, dass wir den Klassenverbleib noch schaffen, sonst müsste ich gar nicht anfangen“, sagt Kraft, „das müssen auch die Spieler verinnerlichen.“

Auch Dirk Eichelbaum nimmt seine Profis in die Pflicht. „Turnbeutelvergesser darf es vielleicht in der Grundschule geben, aber nicht in der dritten Liga“, sagt der Präsident, „wir haben es noch selbst in der Hand. Wenn wir bis Samstag 16 Uhr gegen Regensburg und Wuppertal sechs Punkte geholt haben, mischen wir wieder mit.“

Stuttgarter Zeitung

Der Trainerwechsel bei den Kickers

Das Trauerspiel wird fortgesetzt
Von Peter Stolterfoht

In diesem speziellen Fall ist es eher nebensächlich, ob der Trainer Edgar Schmitt nun aus freien Stücken zurückgetreten ist oder ob er von der Vereinsführung der Stuttgarter Kickers zu diesem Schritt gedrängt wurde. Viel entscheidender ist, was für ein Bild der Drittligist mittlerweile in der Öffentlichkeit abgibt: ein katastrophales.

Es muss mit einem Verein schon sehr weit gekommen sein, wenn der Präsident einen Trainerwechsel dazu nutzt, die Mannschaft als disziplinlosen Haufen zu beschreiben, so wie das Dirk Eichelbaum gestern in der Pressekonferenz getan hat. Für den inakzeptablen Zustand des Teams tragen neben Edgar Schmitt, der daraus offenbar selbst die Konsequenzen gezogen hat, auch andere die Schuld: der Manager Joachim Cast, in dessen Aufgabengebiet die Zusammenstellung des Kaders gehört, und Dirk Eichelbaum, der als Chef die Leitlinie für alle Clubangestellten vorgibt. Dieser großen Verantwortung sind die Entscheidungsträger bei den Kickers ganz offensichtlich nicht gerecht geworden.

Auch zu Zeiten des großen Kickers-Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler gab es in Degerloch Krisen, Abstiege, Finanzprobleme und Niederlagen in Serie. Was die damalige Situation aber eklatant von der heutigen unterscheidet: früher sind die Stuttgarter Kickers ihren Problemen immer mit Stil begegnet, mit einem bemerkenswerten Stolz und sehr traditionsbewusst. Eine Mannschaft, vor welcher der Trainer laut Präsident kapituliert, hat es jedenfalls in der 110-jährigen Clubgeschichte noch nicht gegeben.

Bisher wurden die Kickers von den Stuttgartern mit viel Sympathie begleitet. Der Verein ist immer eine Marke gewesen, als charmanter Gegenentwurf zum übermächtigen VfB. Zurzeit arbeitet man konsequent daran, das Besondere, das ihn ausgemacht hat, endgültig zu verspielen. Die Kickers sind austauschbar geworden, Chaosvereine gibt es schon genug. Das Schlimme: auch der Trainerwechsel und seine Umstände deuten nicht darauf hin, dass der Absturz in die vierte Liga noch verhindert werden kann – und damit in die Bedeutungslosigkeit.

Stuttgarter Zeitung

Kommen und Gehen
Die Kickers-Trainer seit dem Zweitligaabstieg 2001:

Rainer Zobelbis 26. August 2001
Marcus Sorg 26.08.01 bis 09.03.03
Rainer Adrion 10.03.03 bis 27.10.03
Robin Dutt 28.10.03 bis 30.06.07
Peter Zeidler 01.07.07 bis 04.11.07
Stefan Minkwitz 04.11.07 bis 21.09.08
Edgar Schmitt 21.09.08 bis 14.04.09
Rainer Kraftseit dem 14. April 09

Stuttgarter Zeitung

Neuer Kickers-Coach: Was schafft Kraft?
Edgar Schmitt beim Fußball-Drittligisten zurückgetreten – Der bisherige Co-Trainer übernimmt

Stuttgart – Der bisherige Co-Trainer Rainer Kraft ist neuer Chefcoach bei den Stuttgarter Kickers und damit Nachfolger des zurückgetretenen Edgar Schmitt. Der Trainerwechsel soll der letzte Weckruf an die Mannschaft sein – wenngleich sich zunächst wohl kaum etwas ändern wird.

VON STEFAN KLINGER

Viel Zeit bleibt Rainer Kraft nicht, um den Tabellenletzten noch aus der Abstiegszone zu führen. Acht Spiele sind es noch, bereits am heutigen Mittwoch (19 Uhr/Gazistadion) empfangen die Kickers den direkten Konkurrenten Jahn Regensburg. Am Samstag (14 Uhr) ist der Wuppertaler SV, ein weiterer Abstiegskandidat, zu Gast. „Nur wenn wir mindestens vier Punkte aus diesen beiden Spielen holen, haben wir noch eine Chance“, sagt Kraft.

Es ist vor allem dieser Zeitdruck, der den neuen Mann auf der Kommandobrücke einzuschränken scheint. Gäbe es diesen nicht, müsste man Kraft beinahe schon Hilflosigkeit unterstellen. Denn mit Blick auf das Scheitern von Edgar Schmitt und der schier ausweglosen Situation sagt er nur: „Ich werde ein paar Kleinigkeiten im organisatorischen Bereich verändern. Viel mehr ist ohnehin nicht möglich.“

Ob das ausreicht, um ein funktionierendes Team zu formen, das sich endlich gemeinsam gegen den drohenden Abstieg stemmt, wird sich zeigen. Klar ist aber: Nur wenn dem 46-Jährigen dies gelingt, werden die Blauen den Abstieg noch vermeiden können. „Die Qualität der Mannschaft und die körperliche Verfassung der Spieler reichen aus, um in der Liga zu bleiben“, versichert Kraft, „so wie wir aber zuletzt als Team gearbeitet haben, schaffen wir es nicht.“

Ob Rainer Kraft noch vor dem Spiel gegen Regensburg personelle Konsequenzen zieht, ließ er am Dienstag offen. „Zum Kader oder der Aufstellung sage ich nichts. Es hängt von den Gesprächen mit Manager Joachim Cast und Alexander Malchow ab, ob und welche Konsequenzen es geben wird“, sagte Kraft. Sicher scheint: Orlando Smeekes, der unter Schmitt keine Chance mehr bekommen hätte, weil er sich in Berlin erneut nicht an das vorgegebene Konzept hielt und sein eigenes Spiel durchzog, soll ebenso wie Josip Landeka heute im Kader stehen. Den Mittelfeldspieler hatte Schmitt wegen Undiszipliniertheiten nach der Auswechslung im Spiel gegen Offenbach in Berlin kurzfristig aus dem Kader gestrichen.

Gerade der mangelnde Teamgeist und die Schludrigkeiten einzelner Spieler waren es auch, die Edgar Schmitt zur Kapitulation bewogen haben. „Ich bin von der mangelnden professionellen Einstellung einiger Spieler maßlos enttäuscht“, ließ Schmitt in einer Pressemitteilung des Vereins verkünden. Präsident Dirk Eichelbaum wurde deutlicher: „Der eine kommt ohne gefrühstückt zu haben zum Training und wundert sich, wenn er nach 30 Minuten die Einheit abbrechen muss. Der Nächste vergisst seine Kickschuhe. Und der Dritte hat Ohrstöpsel drin und hört deshalb nicht, wann das nächste Training stattfindet.“ Kurzum: Beim Drittligist auf der Waldau geht es mitunter zu wie in einer C-Jugend-Mannschaft.

Nach dem miserablen Auftritt in Berlin hat Schmitt daher laut Präsident Dirk Eichelbaum den Clubchef um einen Gesprächstermin für Montagabend gebeten und ihm angedeutet, dass er zurücktreten möchte. In der Nacht zum Dienstag einigten sich dann beide Seiten auf ein vorzeitiges Ende der Zusammenarbeit. Ob Schmitt dadurch seinem Rauswurf zuvor gekommen ist? „So wie es gelaufen ist, ist es für alle das Beste“, sagt Eichelbaum ausweichend – und doch vielsagend. Denn noch vor zwei Wochen hatten der Präsident und Aufsichtsratschef Rainer Lorz einen Trainerwechsel auch bei Niederlagen gegen Kickers Offenbach (0:1) und Union Berlin (1:5) ausgeschlossen. So schnell ändern sich die Zeiten.

Stuttgarter Nachrichten

An der Einstellung der Spieler gescheitert
Edgar Schmitt gibt bei den Kickers auf, Rainer Kraft soll noch fünf Siege holen

Stuttgart – Edgar Schmitt hat aufgegeben. Der bisherige Trainer des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers traute sich nicht mehr zu, das Schlusslicht in den verbleibenden acht Spielen zum Klassenverbleib zu führen. Das soll nun sein bisheriger Assistent Rainer Kraft schaffen. Bereits heute (19 Uhr) gibt er im Nachholspiel gegen Jahn Regensburg sein Debüt als Chefcoach.

Von Sigor Paesler

Der Elan, mit dem Präsidiumsmitglied Dieter Wahl gestern die neue Werbekampagne der Kickers mit dem Motto „Blaublut braucht Herzblut“ vorstellte, passte irgendwie nicht so richtig zu den Mienen der Protagonisten, die neben ihm saßen. Es herrschte eine düstere Stimmung im Clubheim der Kickers. Und auch wenn Präsident Dirk Eichelbaum betonte, keine Durchalteparolen von sich geben zu wollen, war es nichts anderes, was er während der Begründung von Schmitts Rücktritt und dem Ausblick auf die Rest-Saison tat. „Acht Spiele, fünf Siege und das eine oder andere Unentschieden – dann sind wir durch“, nannte er die Vorgabe an Kraft und die Mannschaft. Fünf Siege, das ist genau das, was die „Blauen“ in den bisherigen 30 Begegnungen erreicht haben. Kraft ist dennoch optimistisch. „Das ist bei mir naturgegeben“, sagte er schulterzuckend. Im vergangenen August war der Inhaber der Fußballlehrer-Lizenz gemeinsam mit Schmitt beim VfR Aalen beurlaubt worden. Nachdem Schmitt am 22. September Stefan Minkwitz beerbt hatte, folgte der gebürtige Stuttgarter dem früheren KSC-Profi nach Degerloch. Sein Assistent wird jetzt Alexander Malchow. Viel könne er nicht ändern, sagte Kraft gestern. Es gelte, an der Einstellung der Spieler zu arbeiten.Daran war Schmitt gescheitert. Der Coach hatte am Montag, einen Tag nach der 1:5-Schlappe bei Tabellenführer Union Berlin, um ein Gespräch mit der Vereinsführung gebeten. Darin teilte er mit, dass er nicht mehr an die Mannschaft herankäme. „Ich bin von der mangelnden professionellen Einstellung einiger Spieler maßlos enttäuscht“, ließ sich der bei der Pressekonferenz abwesende 45-Jährige in einer Mitteilung des Vereins zitieren. Vergessene Ausrüstung, Verspätungen, falsche Ernährung und ähnliche Dinge waren laut Eichelbaum an der Tagesordnung. Entsprechend nimmt die Clubführung nun die Kicker in die Pflicht. „Das ist jetzt der ultimative Charaktertest für die Spieler“, betonte Manager Joachim Cast. Eichelbaum meinte mit Blick auf das Restprogramm: „Es sind mit Ausnahme vom SC Paderborn nur noch Gegner, bei denen die Spieler keinerlei Ausreden haben.“

Schmitt verzichtet auf Ansprüche
Kraft glaubt, dass der Kader gut genug ist, um die Kurve noch zu kriegen. „Die Qualität der Einzelspieler reicht“, sagte er. „Was den Teamgedanken betrifft, hat die Qualität bisher nicht gereicht. Daran arbeiten wir.“ Als Beispiel nannte er den heutigen Gegner, den er beim 0:0 in Emden beobachtet hat: „Die Regensburger haben keine besseren Spieler als wir, aber jeder Einzelne hat verstanden, dass es nur als Mannschaft geht.“

Zumindest finanziell kommt den Verein die Trennung von Schmitt nicht teuer zu stehen. „Er verzichtet deutlich auf Ansprüche im Gegensatz zu dem Fall, dass wir ihn freigestellt hätten“, verriet Eichelbaum.

Das Thema Edgar Schmitt ist bei den Kickers nach gut einem halben Jahr abgehakt. Die dritte Liga ist es noch nicht. „Wir haben die Chance, am Samstag um 16 Uhr nach den Spielen gegen Regensburg und Wuppertal sechs Punkte mehr zu haben, dann sind wir wieder voll dabei“, schwor Eichelbaum die „Blauen“ ein. Und wenn nicht? Dann ist auch der zweite Trainerwechsel als vielleicht letztes Mittel verpufft. Und dann hilft auch die schönste Werbekampagne nicht mehr.

So wollen sie spielen: Salz – Ortlieb, Mann, Traub, Härter – Traut, Rosen, Gambo, Gentner – Schürg, Smeekes.

Eßlinger Zeitung

Ein großer Schritt zum Klassenerhalt
Mit einem Sieg beim Schlusslicht Stuttgarter Kickers hätten die Regensburger die Drittliga-Zugehörigkeit fast schon in der Tasche.
REGENSBURG. Von Heinz Reichenwallner, MZ

Viel Zeit bleibt ihnen nicht, den Fußballern des SSV Jahn, um sich noch groß Gedanken über das 0:0 vom Samstag in Emden zu machen. Denn die englischen Wochen gehen weiter: Bereits heute Abend (19 Uhr) müssen die Regensburger beim Tabellenletzten, den Stuttgarter Kickers, wieder um Drittliga-Punkte kämpfen. Diese Partie steht klar im Zeichen des Abstiegskampfs. Mit dem gestern erfolgten Rücktritt von Edgar Schmitt, dem Chefcoach der Stuttgarter, lässt das Spiel zusätzlich ein besonderes werden. Jetzt wollen die Kickers mit dem 46-jährigen Rainer Kraft, dem bisherigen Assistenztrainer als Nachfolger von Schmitt, ihre Chancen auf den Klassenverbleib wahren.

Ein Endspiel für die Kickers

Doch der Trainerwechsel beim Gegner sollte den Jahn-Akteuren nichts ausmachen, meint Weinzierl. „Das muss uns egal sein“, so der Coach der Regensburger. „Die Stuttgarter können deswegen auch keine andere Mannschaft aufs Spielfeld schicken. Und ihre Ausgangslage bleibt ebenso unverändert. Für sie ist es ein Endspiel im Kampf um den Klassenerhalt.“

Zehn Punkte trennen die Kickers (24) vor dem Vergleich mit den Regensburgern (34), die Rang 14 einnehmen und heute mit einem Sieg im Gazi-Stadion zwar die sportlichen Voraussetzungen für die Ligazugehörigkeit noch nicht ganz in der Tasche hätten, aber laut Weinzierl, „dann einen großen und wichtigen Schritt dafür machen würden“. Gelingt das, wäre es das I-Tüpfelchen auf der Visitenkarte des Trainers, der nach der Demission seines Vorgängers Thomas Kristl 22 Punkte in 14 Partien holte – ein Schnitt also von 1,57 Zählern, mit denen der SSV Jahn über die gesamte Saison gesehen gar oben in der Tabelle hätte mitspielen können.

Das statistische Zahlenmaterial kann als Mutmacher dienen – vor der Partie in Stuttgart ist Weinzierl nicht frei von Personalsorgen. Neben den gesperrten Stefan Jarosch (5. gelbe Karte) und Nico Beigang, der wegen seiner Roten Karte diesmal noch zusehen muss, laboriert Jürgen Schmid an einer Muskelverhärtung im Adduktorenbereich. Hinter dem Jahn-Stürmer steht ebenso ein Fragezeichen, wie hinter Peter Stoilov, der noch immer von seiner komplizierten Zahn-OP geschwächt ist. Außerdem klagt Mittelfeldspieler Tobias Zellner über Rückenprobleme. Wie der an Grippe erkrankte Sebastian Kreis konnte das Trio das Dienstagtraining nicht mitmachen. Bewahrheiten sich die Ausfälle in der Offensive, dann werden als Ersatz die jungen Tobias Wiesner und Dominik Schmid die Fahrt nach Stuttgart mitmachen, die der Jahn heute Mittag um 12.30 Uhr mit dem Mannschaftsbus startet.

An der Jahn-Zukunft wird gebastelt

Derweil wird eifrig hinter den Kulissen an der wirtschaftlichen und administrativen Jahn-Zukunft weiter gebastelt. Es geht um die Nachfolge von Franz Nerb, der seinen Rücktritt zum 1. Juli angekündigt hat und um die Erfüllung der Bedingungen der Drittliga-Lizenz für die neue Saison. Dass die dafür nötigen finanziellen Mittel in der Kürze der Zeit bis zum 8. Juni jeweils nicht im Alleingang gestemmt werden können, ist dem Präsidium und dem Förderverein klar. Deshalb solle man doch, unter Berücksichtigung gewisser Voraussetzungen, zum Beispiel positives Prüfungsergebnis der Jahn-Bilanz, unverzüglich gemeinsam auf Sponsoren-Akquise gehen, so der Vorschlag der Solidargemeinschaft.

Mittelbayerische Zeitung

Edgar Schmitt tritt zurück – Rainer Kraft neuer Kickers-Chefcoach

Trainerwechsel beim Drittliga-Tabellenletzten – Heimspiel an diesem Mittwoch (19 Uhr) gegen SSV Jahn Regensburg

Der Cheftrainer des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers Edgar Schmitt ist von seinem Amt zurückgetreten. Mit dieser Entscheidung will Schmitt dem Verein und der Mannschaft die Möglichkeit geben, alle denkbaren Ressourcen zu mobilisieren, um das große Ziel Klassenerhalt doch noch zu erreichen. „Ich bin von der mangelnden professionellen Einstellung einiger Spieler maßlos enttäuscht. Mit diesem ungewöhnlichen Schritt will ich auch die Mannschaft in die besondere Verantwortung nehmen alles dafür zu tun, damit der Traditionsverein Stuttgarter Kickers die Klasse erhält“, sagt Schmitt hierzu.

Das Präsidium und der Aufsichtsrat des Vereins bedauern diese Entscheidung von Edgar Schmitt außerordentlich. „Damit ist der Mannschaft jedes Alibi genommen, sie steht jetzt mehr denn je in der Pflicht“, sagte Kickers Präsident Dirk Eichelbaum.

In einer Pressekonferenz am heutigen Dienstag wird der bisherige Assistenztrainer Rainer Kraft als neuer Chefcoach des Drittliga-Tabellenletzten vorgestellt. Der in Stuttgart geborene und 46 Jahre alte Fußballlehrer erhält einen Vertrag bis zum Ende der laufenden Spielzeit. Alexander Malchow bleibt ebenfalls bis zum 30. Juni 2009 Co-Trainer. Der 39-Jährige wird erstmals gemeinsam mit Rainer Kraft in der Drittliga-Nachholpartie der Blauen am morgigen Mittwoch gegen den SSV Jahn Regensburg (GAZI-Stadion, 19 Uhr) die Kickers-Mannschaft betreuen.

Zur Person:
Rainer Kraft, am 30. Juli 1962 in Stuttgart geboren, spielte in seiner aktiven Zeit in der Fußball-Verbandsliga Nordbaden beim TSV Reichenbach gemeinsam mit Edmund Becker. Der jetzige Trainer des Bundesligisten Karlsruher SC war es auch, der Kraft in der Saison 1996/97 als Physiotherapeuten und Rehatrainer zum KSC II holte. Nach einer Spielzeit wechselte er bis 2001 in gleicher Funktion zum VfB Stuttgart. Als Cheftrainer war Kraft danach für den Kreisligisten FC Unterheimbach tätig. Im Jahr 2005 folgte der Wechsel zum VfR Aalen. Dort hatte er bis zum Ende der vergangenen Saison neben seiner Co-Trainer-Aufgabe auch die Verbandsligaelf trainiert. Im Jahr 2007 hat Kraft die DFB-Fußball-Lehrer-Lizenz erworben. Bis Ende August vergangenen Jahres war er zusammen mit dem Edgar Schmitt beim VfR Aalen für die Drittliga-Mannschaft verantwortlich, ehe dort die Beurlaubung erfolgte. Das Duo war beim Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers seit dem 1. Oktober 2008 wieder vereint. Am Dienstag, 14. April 2009, wurde Rainer Kraft zum Cheftrainer befördert.

Offizielle Homepage

Presse zu Union Berlin – Stuttgarter Kickers (5:1) und dem bevorstehenden Trainerwechsel

Schmitt steht auf der Kippe
Dem Kickers-Trainer droht heute der Rauswurf – Als Nachfolger wird Rainer Kraft gehandelt

BERLIN/STUTTGART. Nach der 1:5-Niederlage der Stuttgarter Kickers in Berlin entwickelt sich die Trainerfrage zur Hängepartie. Eine Entscheidung soll nun heute bekanntgegeben werden.

Von Joachim Klumpp

Berlin ist eine Reise wert, so heißt es zumindest in den Reisekatalogen. Für die Stuttgarter Kickers galt dieses Motto allerdings nicht. Im Gegenteil. Was die mitgereisten Fans und Funktionäre vor 6000 Zuschauern am Sonntag zu sehen bekamen, glich einem Offenbarungseid, auch wenn beim Tabellenführer der dritten Liga nicht unbedingt ein Sieg erwartet werden durfte. Aber etwas mehr Gegenwehr schon als beim 1:5 in den 90 Minuten gegen Union Berlin.

Dieses Ergebnis hat die Bedenken gegenüber dem Trainer Edgar Schmitt erhöht. Ist er noch der richtige Mann am richtigen Ort? Nach einer Nacht des Überschlafens haben sich Präsidium und Aufsichtsrat gestern kurzgeschlossen – aber kein Ergebnis gefunden: Ob der Trainer morgen im Nachholspiel gegen Jahn Regensburg noch im Amt ist, blieb bis gestern Abend offen, auch wenn viele Anzeichen für eine Trennung sprechen. Die Verantwortlichen um den Präsidenten Dirk Eichelbaum haben sich um 20 Uhr nochmals zu einer Nachtsession zusammengefunden, um in medias res zu gehen. Mit dem Trainer am Tisch, der selbst nach der Niederlage in Berlin offensichtlich davon ausging, weiter auf der Bank zu sitzen. „Wir müssen nach vorne schauen und die nötigen Punkte gegen unsere direkten Konkurrenten holen“, sagte er unmittelbar nach dem Spiel.

Vor dem Osterwochenende hatten der Präsident Dirk Eichelbaum und der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz noch unisonso einen Trainerwechsel ausgeschlossen. „Wir ziehen das jetzt durch“, so Lorz. Der war beim Spiel in Berlin zwar nicht selbst anwesend, doch die Ausführungen seines Präsidenten müssen so erschreckend geklungen haben, dass nun doch noch das letzte Mittel in Erwägung gezogen wird, um den Klassenverbleib möglicherweise zu schaffen.

Was einem fast aussichtslosen Unterfangen gleicht, auch wenn Eichelbaum predigt: „Wir können es nach wie vor schaffen, die Situation ist nicht ausweglos.“ Dabei haben die Kickers bisher in 30 Saisonspielen erst fünf Siege verbucht – und mindestens diese Zahl bräuchten sie jetzt in acht verbleibenden Partien, um noch eine realistische Chance auf den Nichtabstieg zu besitzen.

Eichelbaum wehrt sich in diesem Zusammenhang auch gegen den Vorwurf, er habe für die beiden Spiele gegen Offenbach und Berlin quasi einen Freifahrschein ausgestellt. „Selbst in Berlin wäre ein Punkt möglich gewesen, wenn alle so gekämpft hätten wie ein Gambo oder Manuel Salz.“ Ganz offensichtlich hapert es aber an der Einstellung einiger Spieler. So soll der Kapitän Alexander Rosen nach der Partie den Fans gegenüber gesagt haben: „Hier spielt jeder für sich.“

Was ein Indiz dafür wäre, dass es Schmitt auch nach mehr als einem halben Jahr im Amt nicht gelungen ist, aus dem vorhandenen Spielermaterial eine Einheit zu formen. Als Favorit auf die Nachfolge gilt Rainer Kraft, der bisherige Assistent von Schmitt. „Ich kann und möchte dazu nichts sagen“, erklärte der 46-Jährige gestern Abend. Ihm zur Seite könnte Alexander Malchow als Co-Trainer gestellt werden, der in dieser Funktion schon seit der Winterpause tätig ist. Dagegen scheint Björn Hinck von der zweiten Mannschaft nicht in der engeren Wahl zu stehen, jedenfalls wurde er bisher nicht offiziell kontaktiert. Der 32-Jährige hat im Verein zwar eine hohe Wertschätzung, aber nicht die für die dritte Liga nötige A-Lizenz, auch wenn dieses Handicap mittels einer Ausnahmegenehmigung zu umgehen wäre. Erschwerend kommt jedoch hinzu, dass Hinck beruflich so eingespannt ist, dass er kurzfristig nicht in Vollzeit zu Verfügung stehen würde, was bereits bei der ursprünglich angedachten Lösung mit ihm als Co-Trainer der ersten Mannschaft das K.-o.-Kriterium war.

Rainer Kraft musste auch gestern noch den leblosen Auftritt in Berlin verdauen und sagte nur: „Heute um elf Uhr wollten wir trainieren – das werden wir auch.“ In welcher Konstellation auch immer.

Berlin: Glinker – Bemben (61. Menz), Stuff, Göhlert, Parensen – Younga-Mouhani – Mattuschka, Dogan, Gebhardt (68. Kohlmann) – Biran (61. Benyamina), Sahin.

Stuttgarter Kickers: Salz – Ortlieb, Mann, Traub, Härter – Traut, Rosen, Gambo, Gentner (68. Köpf) – Schürg (68. Kacani), Smeekes (68. Galm).

Schiedsrichter: Kuno Fischer (Leer)

Tore: 1:0 Biran (3.), 2:0 Dogan (24.), 3:0 Sahin (59.), 4:0 Gebhardt (65.), 4:1 Gambo (75.), 5:1 Benyamina (80.).

Stuttgarter Zeitung

„Es gibt Tendenzen“
Nachgefragt bei Dirk Eichelbaum

Die Zukunft des Kickers-Trainers Edgar Schmitt ist gestern Abend noch offengeblieben, obwohl die Verantwortlichen den gesamten Tag über die Trainerfrage diskutiert hatten. „Wir wollen die Entscheidung auf eine breite Basis stellen“, sagt der Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Eichelbaum, Sie haben gestern lange über den Trainer Edgar Schmitt diskutiert. Warum ist keine Entscheidung gefallen?

Weil wir die auf eine breite Basis stellen wollen, so dass einstimmig oder zumindest mit einer überwältigenden Mehrheit feststeht, ob wir so weitermachen oder nicht.

Sie meinen eine Mehrheit in den Vereinsgremien?

In den Gremien, aber wir wollten auch noch einmal mit dem Trainer sprechen.

Ist das im Laufe des Tages nicht bereits geschehen?

Doch. Aber ich wollte die Lage noch mal persönlich analysieren – und am Dienstag wird es zu einer Entscheidung kommen, die dann für die restlichen acht Saisonspiele gilt.

Und wenn der Trainer sagt, er will nicht gehen, dann bleibt er bei den Kickers?

Da muss man sehen, mit welcher Motivation er weitermachen will, ob er sich die Aufgabe noch zutraut. Es gibt Tendenzen, aber es macht keinen Sinn, jetzt groß darüber zu spekulieren.

Und eine mögliche Nachfolgediskussion wird anschließend geführt, oder wie muss man sich das vorstellen?

Der erste Schritt ist: machen wir mit Edgar Schmitt weiter? Wie stellt er sich das vor? Traut er sich die Aufgabe noch zu? Er weiß, was auf ihn zukommt, er wird nicht nur eine gute Presse bekommen. Geht er da durch oder nicht? Ich hätte mir die Antworten auch schon lieber gestern gewünscht. Aber es ist eben nicht ganz einfach, an einem Ostermontag alle Beteiligten zu erreichen. Und letztendlich brauchen wir jetzt einen Treueschwur. Und das hieße dann in der Folge, auch nach einem 0:1 am Mittwoch gegen Jahn Regensburg machen wir trotzdem weiter. Es bringt ja nichts, dann noch jemand ins kalte Wasser zu werfen.

Spielen bei der Entscheidung auch finanzielle Gründe eine Rolle?

Sagen wir es mal so: finanzielle Gründe spielen insofern eine Rolle, dass wir bei den Kickers die Lasten gemeinsam schultern. Wenn ich ein Präsident wäre wie der Kollege in Sandhausen, der das mehr oder weniger aus der eigenen Schatulle bestreitet, dann hätte ich mich da überhaupt nicht mit anderen beraten, sondern die Entscheidung für oder gegen Schmitt längst gefällt.

Wobei bei einem möglichen Trainerwechsel letztendlich, aufgrund des Zeitdrucks, ja nur eine interne Lösung in Betracht kommen dürfte?

Eine externe Lösung, mit einem sogenannten bekannten Namen, gibt es auf dem Markt derzeit sowieso nicht. Also hätte das auch wenig Sinn.

Stuttgarter Zeitung

Schmitt droht der Rauswurf
Hängepartie um den angeschlagenen Trainer der Stuttgarter Kickers

Stuttgart – Es war ein turbulenter Ostermontag für die Stuttgarter Kickers. Die Führungsmannschaft des Fußball-Drittligisten diskutierte nach dem 1:5 am Vortag bei Union Berlin bis tief in die Nacht um die Zukunft von Edgar Schmitt. Alles sprach für einen Trainerwechsel – eine offizielle Bestätigung gab es aber nicht.

VON JÜRGEN FREY

Schon auf der Rückfahrt von Berlin war Dirk Eichelbaum in Sachen Trainer hin- und hergerissen. Nein, von eindeutigen Auflösungserscheinungen in der Mannschaft könne nicht die Rede sein. Aber seiner Stimme war anzumerken: Allzu weit weg waren die Kickers davon sicher nicht. Entsprechend geladen war der Kickers-Präsident: „So kann es nicht weitergehen. Die Einstellung der meisten Spieler war lasch. Nur ein paar wenige gingen an ihre Grenzen“, schimpfte Eichelbaum schon am Ostersonntagabend. Da dies nicht zum ersten Mal der Fall war und der Trainer nun eben mal für den Auftritt seiner Mannschaft verantwortlich ist, liefen gestern in der Führungsetage der Blauen die Drähte heiß. Die Diskussion um den Trainer entwickelte sich zu einer Hängepartie. Um 20 Uhr gab es eine weitere Sondersitzung. Bis tief in die Nacht wurden Pro und Contra abgewogen. Ein Konsens war nur schwer zu erreichen. Vor allem Manager Joachim Cast hielt zu Edgar Schmitt. Dennoch deutete alles darauf hin, dass sich die Kickers von ihrem Chefcoach trennen werden. „Wir müssen eine tragfähige Basis finden und alle unter einen Hut bringen, das ist keine leichte Aufgabe“, sagte Eichelbaum am Abend. Chaostage unterm Fernsehturm? Davon wollte der 44-jährige Jurist nichts wissen: „Es ist nicht so, dass bei uns die Rechte nicht weiß, was die Linke tut. Wir machen uns die Entscheidung nur nicht einfach.“

Am Nachmittag hatten sich die Anzeichen auf eine Trennung von Schmitt verdichtet. Vor den beiden Heimspielen in dieser Woche gegen Jahn Regensburg (morgen, 19 Uhr) und am kommenden Samstag (14 Uhr) gegen den Wuppertaler SV sollten noch einmal neue Impulse gesetzt werden. Als heißester Kandidat für eine mögliche Nachfolge wurde bereits Rainer Kraft gehandelt. Der langjährige Assistent von Edgar Schmitt verfügt über die in der dritten Liga nötige DFB-Fußballlehrer-Lizenz. Ihm zur Seite stehen könnte Ex-Profi Alexander Malchow, der bereits dem Trainerstab angehört. Oberligatrainer Björn Hinck besitzt dagegen nur die A-Lizenz. Im Fall des Abstiegs in die Regionalliga wäre der 32-Jährige der Wunschkandidat der Blauen. Von der Überlegung, ihn schon jetzt, mit einer Ausnahmegenehmigung, ins kalte Wasser zu werfen, halten die Macher offenbar wenig. Würde Hinck das Wunder Klassenverbleib gelingen, wäre er der Held von der Waldau – könnte aber in der neuen Runde wegen fehlender Lizenz nicht bleiben. Schafft er die Rettung nicht, wäre er möglicherweise im Hinblick auf den Neuaufbau bereits verheizt.

Edgar Schmitt war am Montag nicht zu erreichen. Bereits unmittelbar nach der Partie in Berlin wirkte er angeschlagen und soll um ein Gespräch mit der Vereinsführung gebeten haben. Denn mit minimalem Aufwand hatte Spitzenreiter Berlin das harmlose Schlusslicht an die Wand gespielt. „Ich hatte mir schon mehr Kampfbereitschaft und Ordnung gewünscht“, sagte Schmitt. Dass es auch in der Mannschaft drunter und drüber geht, zeigte ein Vorkommnis am Rande der Partie. Schmitt hatte Mittelfeldspieler Josip Landeka, der mit der Mannschaft nach Berlin gereist war, nicht für den Kader nominiert. Hintergrund: Landeka soll sich nach seiner Auswechslung im Spiel gegen Offenbach zu sehr auf der Tribüne amüsiert haben. Landeka jedenfalls war über die Ausbootung stinksauer: Er nahm sich nach dem Schlusspfiff in Berlin ein Taxi zum Bahnhof und fuhr mit dem Zug nach Hause. Unter einem Trainer Schmitt dürfte es für ihn keine Zukunft geben. Alles Weitere wird sich zeigen: Heute um 10 Uhr ist Training, um 13 Uhr Pressekonferenz.

Stuttgarter Nachrichten

Alles spricht für Rainer Kraft
Co-Trainer soll Chef werden

Stuttgart (jüf) – Für den Fall, dass die Stuttgarter Kickers ihren Cheftrainer Edgar Schmitt beurlauben, gilt der bisherige Co-Trainer Rainer Kraft als Favorit, die Mannschaft bis zum Saisonende zu betreuen. Der 46-Jährige ist in Stuttgart geboren, aufgewachsen und lebt seit 2004 wieder in der Landeshauptstadt.

Kraft arbeitete bereits beim VfR Aalen mit Schmitt zusammen. Früher spielte er in der Verbandsliga Nordbaden beim TSV Reichenbach zusammen mit Edmund Becker. Der jetzige Trainer des Karlsruher SC war es auch, der Kraft 1996/97 als Physiotherapeuten und Rehatrainer zum KSC II holte. Nach einer Saison wechselte er bis 2001 in gleicher Funktion zum VfB Stuttgart. Als Cheftrainer war Kraft für den Kreisligisten FC Unterheimbach tätig. 2005 ging er zum VfR Aalen. Dort hatte er bis zum Ende der vergangenen Saison neben seiner Co-Trainer-Aufgabe auch die Verbandsligaelf trainiert. 2007 hat Kraft die DFB-Fußballlehrer-Lizenz erworben.

Stuttgarter Nachrichten

Jetzt oder nie
VON JÜRGEN FREY

Edgar Schmitt ist ein netter Kerl, er kommt beim Großteil der Mannschaft gut an, lange Zeit mochten ihn auch die Fans. Das ändert nichts daran: Wenn den freien Fall der Kickers überhaupt noch etwas bremsen kann, dann ein Trainerwechsel. Denn Schmitt fehlte zuletzt nicht nur jegliche Fortune, er machte auch Fehler. Er hat die Elf im Winter ergänzt, anstatt sie zu verstärken. Und was das Wichtigste ist: Schmitt bastelte im Zickzackkurs an Aufstellung und Spielsystem herum, ohne dem Team eine neue Handschrift zu verpassen. Ergebnis: Verunsicherung, Ratlosigkeit, zuletzt fehlte sogar der Kampfgeist.

Allerdings sind es sicher nicht die Fehlleistungen des Trainers allein, die den Traditionsclub an den Abgrund trieben. Die Führungsetage stemmte sich viel zu spät gegen das drohende Unheil. Blau und lau – es passt ins Bild, dass die Kickers trotz stundenlanger Diskussionen gestern keine Entscheidung in Sachen Trainer verkündeten. Heute dürften sie die Trennung bekannt geben – es wäre der letzte Strohhalm.

Stuttgarter Nachrichten

Schmitts Stuhl wackelt

Trainer-Diskussion bei den Stuttgarter Kickers nach dem 1:5-Debakel in Berlin

Stuttgart (hag) – Die Stuttgarter Kickers verlieren in der dritten Fußball-Liga das rettende Ufer immer mehr aus den Augen. Nach der 1:5-Niederlage beim Spitzenreiter Union Berlin sind die Kickers bereits sieben Punkte vom 17. Platz weg. Nicht ausgeschlossen ist, dass heute Coach Edgar Schmitt abgelöst wird.

Gestern Abend liefen Gespräche um die Zukunft des Trainers, eine Entscheidung soll heute verkündet werden. „Für uns fängt am Mittwoch die schwere Serie an. Wir müssen dieses Spiel schnell abhaken und die nötigen Punkte dann holen“, hatte Schmitt nach dem Debakel in Berlin direkt auf die äußerst wichtigen Heimspiele morgen (19 Uhr) gegen den Tabellen-14. Jahn Regensburg und am Samstag (14 Uhr) gegen den 15. Wuppertaler SV vorausgeblickt. Ob er bei diesen im Abstiegskampf wohl vorentscheidenden Partien auf der Bank sitzen wird, ist momentan indes offen.

Die Berliner hatten keine Mühe, gegen das in allen Belangen unterlegene Schlusslicht fünf Treffer zu erzielen. Zur Pause stand es nach Toren von Shergo Biran (4.) und Hüzeyfe Dogan (25.) 2:0, in Hälfte zwei erhöhten Kenan Sahin (59.) und Marco Gebhardt (65.) auf 4:0. Nach dem Kickers-Ehrentreffer durch Bashiru Gambo (75.) setzte Karim Benyamina (80.) den 5:1-Schlusspunkt. „Dass man bei Union Berlin nicht unbedingt gewinnen muss, ist klar“, meinte Schmitt. „Aber man muss auch nicht 1:5 verlieren.“ Die Art und Weise ernüchterte den Coach: „Das ist zu wenig, das muss man ganz klar sagen.“

Stuttgarter Kickers: Salz – Ortlieb, Mann, Traub, Härter – Traut, Rosen, Gambo, Gentner (68. Köpf) – Schürg (68. Kacani), Smeekes (68. Galm).

Eßlinger Zeitung

Freude, die beruhigt
Der 1. FC Union feiert schon mal den Aufstieg – ein ganz kleines bisschen jedenfalls.

14.4.2009 0:00 Uhr Von Matthias Koch

Ritter Eisenheart muss mächtig ins Schwitzen gekommen sein. Das „ Maskottchen des Fußball-Drittligisten 1. FC Union mit dem seltsamen Namen tanzte nach dem 5:1 (2:0)-Erfolg gegen die Stuttgarter Kickers wild im Kreis der jubelnden Berliner Spieler umher. Bei sommerlichem Wetter im Jahn-Sportpark dürfte die Betriebstemperatur des Kostümträgers bedrohliche Ausmaße angenommen haben. Damit nicht genug. Der Mann mit der überdimensionalen Keule musste auch noch den Union-Trainer aus der Kabine holen.

Uwe Neuhaus hatte im Gegensatz zu seinen Spielern das öffentliche Jubeln viel früher eingestellt und die Rufe der Fans anscheinend nicht gehört. „Wir wollen den Trainer sehen“, skandierten die Anhänger auf der Gegengeraden zunächst mehrfach vergeblich. Als Neuhaus das von Ritter Eisenheart persönlich übermittelt wurde, eilte der 49-Jährige fast 15 Minuten nach dem Abpfiff noch einmal aufs Feld, um mit den Fans La Ola zu zelebrieren.

Nimmt man noch die triefende Wasserdusche für Angreifer Kenan Sahin vor laufender Fernsehkamera durch die Sturmkollegen Karim Benyamina und Shergo Biran hinzu, sah das schon ein bisschen nach einer kleinen Aufstiegsfeier beim 1. FC Union aus.

Das wundert nicht. Vor dem Spiel am kommenden Sonntag beim Tabellendritten Fortuna Düsseldorf brauchen die Köpenicker aus den letzten sieben Meisterschaftsbegegnungen nur noch zehn Punkte zu holen, um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga definitiv zu sichern. „Jetzt erwartet uns ein ganz heißes Spiel in Düsseldorf. Die rechnen mit 25 000 oder 30 000 Zuschauern“, blickte Neuhaus voraus. „Wir freuen uns auf dieses Spiel. Mit unserem Vorsprung kann man auch mit Spaß und Freude nach Düsseldorf fahren.“

Die Stuttgarter Kickers dagegen konnten am Ostersonntag vor 6004 Zuschauern Unions Erfolg zu keinem Zeitpunkt gefährden. Schon vor der Pause sorgten Shergo Biran und Hüzeyfe Dogan für einen beruhigenden 2:0-Vorsprung. In der zweiten Halbzeit trugen der überragende Kenan Sahin, Marco Gebhardt mit seinem ersten Saisontor und der eingewechselte Karim Benyamina zum höchsten Sieg der Berliner in dieser Saison bei. Der Ehrentreffer des Tabellenschlusslichts durch Bashirou Gambo störte Unions Osterfest nur kurzzeitig. „Es war ein sehr schöner Nachmittag für uns. Wir hatten nicht das Gefühl, das hier etwas anbrennen kann“, sagte Unions Mittelfeldspieler Hüzeyfe Dogan nach dem 17. Spiel ohne Niederlage in Serie.

Bei so viel Harmonie wird es allmählich schwer, Kritikpunkte zu setzen. Uwe Neuhaus machte es dennoch. Vielleicht, um die Konzentration der Spieler aufrecht zu halten. „Wir haben schnell 2:0 geführt, aber ich war mit einigen Dingen nicht einverstanden“, versuchte Neuhaus ein bisschen rumzunörgeln. Doch so kurz vor der Ziellinie zum Aufstieg in die Zweite Bundesliga dürfte das für den Fußballlehrer zunehmend schwerer werden.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 14.04.2009)

Dritte Liga
1. FC Union ist schon in Aufstiegsstimmung
Montag, 13. April 2009 16:38 – Von Michael Färber

Nach dem 5:1 gegen Stuttgart fehlen dem Berliner Drittligisten nur noch zehn Zähler aus sieben Partien, um die Rückkehr in die Zweite Liga perfekt zu machen. Vorausgesetzt, die Mitbewerber aus Paderborn, Düsseldorf oder Unterhaching geben sich weiter keine Blöße, so wie am vergangenen Wochenende.

Die Fans hatten ihren Helden schnell auserkoren. Der Gefeierte ließ sich auch nicht lange bitten, auch wenn ihn Ritter Keule, das Maskottchen des 1. FC Union, erst aus den Katakomben des Jahn-Sportparks hatte holen müssen. „Wir woll’n den Uwe sehen“, schallte es von den Rängen. Außerdem machte der Anhang der Köpenicker Kicker unter den 6004 Zuschauern am Ostersonntag deutlich: „Ohne Uwe geh’n wir nicht nach Haus!“ Und so tat jener Uwe, was von ihm erwartet wurde. „Natürlich freut das einen, da geht man gern raus“, sagte Uwe Neuhaus. Und ließ La Ola durch die Ränge schwappen.

Dabei ist der Trainer der Unioner niemand, der sich in den Vordergrund spielt. Erst recht nicht nach einem 5:1 (2:0), selbst wenn es nur gegen den Tabellenletzten der Dritten Liga, die Stuttgarter Kickers, gegangen war. Also fügte er rasch hinzu: „Das ist auch eine Anerkennung für die Mannschaft:“ Jene Mannschaft ist seit 17 Spielen ungeschlagen, liegt zwölf Punkte vor Relegationsplatz drei und benötigt noch zehn Zähler aus den letzten sieben Saisonspielen, um die Rückkehr in die Zweite Liga perfekt zu machen – vorausgesetzt, die Mitbewerber aus Paderborn, Düsseldorf oder Unterhaching geben sich weiter keine Blöße, so wie am vergangenen Wochenende.

Sahin ragt aus dem Team heraus
„Dass die Konkurrenz ihre Spiele gewonnen hat, war vielleicht sogar ganz gut für uns“, bilanzierte Neuhaus. Nur so sei es für seine Mannschaft möglich gewesen, aus dieser vermeintlich leichten Partie mehr als nur einen leichten Osterspaziergang zu machen. Keine Frage, der sportliche Aufschwung bei Union in den vergangenen knapp zwei Jahren ist untrennbar mit Uwe Neuhaus verbunden. Beim Sieg gegen die Kickers, die den Beweis ihrer Drittliga-Tauglichkeit 90 Minuten lang schuldig geblieben waren, kommt man an einem anderen Namen nicht vorbei: Kenan Sahin. Die ersten beiden Tore durch Shergo Biran und Hüzeyfe Dogan mustergültig vorbereitet, schlug der 24-Jährige in der 59. Minute selbst zu. Zwei Stuttgarter waren vorher wie Statisten zurückgeblieben.

Sahin selbst sprach später von einem „Arbeitssieg für uns“. Nach Arbeit sahen Marco Gebhardts Lupfer zum 4:0 – Vorarbeit: natürlich Sahin – und auch der Kopfball des eingewechselten Karim Benyamina zwar nicht aus. Doch auch Sportdirektor Christian Beeck hatte erkannt: „Das war sicher nicht alles Gold, was geglänzt hat.“ Der Trainer wurde etwas genauer. „Vor allem die Rückwärtsbewegung nach der 2:0-Führung hat mir nicht gefallen“, sagte Neuhaus. Die Kickers, die sich noch eine Minimalchance auf den Klassenerhalt ausrechnen, „haben immer drei, vier Spieler in der Offensive zurückgelassen“, erklärte der Coach: „Das hätte ins Auge gehen können.“

Fans feiern Trainer Neuhaus
Doch es bedurfte einer Standardsituation, damit die Schwaben zu ihrem Ehrentreffer kamen. Bashirou Gambo verwertete einen Eckball per Kopf in der 75. Minute. Der Vorfreude auf den Aufstieg tat dies keinen Abbruch. „Ihr könnt schon mal reingehen“, rief Neuhaus seinen Spielern mit einem Augenzwinkern zu, ehe er auf das Spielfeld lief. Kurze Zeit später stand er vor den Fans des 1. FC Union. Sie wollten ihren Helden feiern.

Berliner Morgenpost

StZ: Sechs Augen sehen mehr als vier

Der Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers greift auf seinen alten Co-Trainer Malchow zurück

STUTTGART. Morgen soll Alexander Malchow erstmals nach fünf Monaten wieder im Gazi-Stadion auf der Bank sitzen – in seiner alten Funktion als Co-Trainer der Stuttgarter Kickers. „Wir wollten die Kräfte bündeln“, sagt der Manager Cast zur Rückkehr des 39-Jährigen.

Von Joachim Klumpp

Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. So weit ist es bei den Stuttgarter Kickers noch nicht. Auch wenn Edgar Schmitt in dieser Woche wegen seiner Operation des Mittelhandbruchs zwei Tage beim Training gefehlt hat, brach deshalb nicht das Chaos aus. Im Gegenteil: der Chefcoach verlässt sich auf seine beiden Assistenten, die gestern nochmals in eigener Regie die Übungseinheit leiteten: Rainer Kraft und Alexander Malchow. Doppelt genäht hält besser, heißt es seit 9. Januar, als Malchow, für viele doch überraschend, um Punkt zehn Uhr wieder auf das Trainingsgelände nach Degerloch zurückgekehrt ist.

Edgar Schmitt begrüßt dies: „Alexander Malchow ist bei uns wieder voll integriert. Das passt – auch menschlich.“ Solche Aussagen sind nicht selbstverständlich. Denn als Schmitt Mitte September 2008 zu den Kickers kam, spielte Malchow als Co-Trainer des beurlaubten Stefan Minkwitz zunächst keine große Rolle, was durchaus verständlich ist. Und Schmitt gibt zu: „Damals wollte ich zunächst einmal einen Neuanfang machen.“

Zum Beispiel mit Björn Hinck. Doch nachdem der zunächst als Assistent auserkorene Oberligatrainer der Stuttgarter Kickers seiner Berufskarriere den Vorzug gab, griffen die Kickers-Verantwortlichen auf Schmitts alten Weggefährten Rainer Kraft zurück, mit dem er schon beim VfR Aalen vertrauensvoll zusammengearbeitet hat. Gleichzeitig dazu wurde dem noch unter Vertrag stehenden Malchow eine Stelle in der Scoutingabteilung angeboten, was bei dem aber nicht auf allzu große Gegenliebe stieß. Als die Fronten verhärtet schienen, suchte der Verein, auf Schmitts ausdrücklichen Wunsch hin, nochmals das Gespräch mit Alexander Malchow – mit dem Ergebnis, die Vergangenheit ruhen zu lassen und Malchow in die tägliche Arbeit einzubinden. Getreu dem Motto: sechs Augen sehen mehr als vier. „Und ich denke, mit dem gewissen zeitlichen Abstand hat das allen ganz gutgetan“, sagt der Kickers-Cheftrainer Edgar Schmitt inzwischen.

„Ich habe schon den Eindruck, dass unser Chefcoach es zu schätzen weiß, dass er jetzt im Training einen besseren Überblick hat“, sagt zum Beispiel der Innenverteidiger Marcus Mann, der sich auch gerne ein paar Tipps von Malchow geben lässt: Gewissermaßen von (Ex-)Verteidiger zu Verteidiger. Wobei es keinesfalls so ist, dass Malchow im Trainingsalltag für die Abwehrarbeit und der Kollege Kraft für den Angriff zuständig ist. „Die beiden teilen sich das auf“, sagt Mann, „wichtig ist, dass wir nun noch gezielter in Gruppen arbeiten können.“ So sieht es auch der Manager Joachim Cast, der nicht nur froh ist, dass es noch eine einvernehmliche Lösung mit allen Beteiligten gab, sondern auch von einer „Bündelung der Kräfte“ spricht.

Alexander Malchow selbst sagt zu seiner Rückkehr: „Ich kann nur betonen, dass ich hier gut aufgenommen worden bin“, stellt der 39-Jährige fest, „aber es gibt jetzt wichtigere Dinge als meine Person.“ Wobei er zumindest dazu beitragen soll, diese sportlichen Dinge ins rechte Lot zu rücken – nämlich in Richtung Klassenverbleib. Und das keinesfalls nur als Hütchenaufsteller. Zuletzt bei der Partie in Düsseldorf zum Beispiel saß er in der ersten Hälfte, wie früher unter Stefan Minkwitz, auf der Tribüne, um von dieser Position aus ein paar Dinge im taktischen Bereich besser einordnen zu können, die er vor der Pause dem Chefcoach weitergegeben hat, damit der die Analyse in seine Halbzeitansprache einbauen kann. Zwei Tage später war Malchow dann in Regensburg, um die Partie des Konkurrenten gegen den VfR Aalen zu beobachten. Man sieht: es gibt genug zu tun bei den Kickers.

Malchows Ehrgeiz bekommen gelegentlich auch die Spieler zu spüren. Auf dem Trainingsplatz. „Da kann es schon sein, dass er mal etwas lauter wird“, sagt Marcus Mann über Malchow, der bereits im Duett mit seinem Exchef Minkwitz oft den extrovertierteren Part verkörperte. Was aber nicht heißen soll, dass er den Spielern im Training auf der Nase rumtanzen will.

Stuttgarter Zeitung

StZ: Rainer Kraft, der neue Assistenztrainer der Stuttgarter Kickers, ist mehr als nur Handlanger

Nicht nur ein Hütchenaufsteller

STUTTGART. Rainer Kraft bestreitet heute seine Heimpremiere als Co-Trainer des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers. Ausgerechnet im Derby gegen die zweite Mannschaft des VfB, bei dem er einst vier Jahre lang tätig war.

Von Joachim Klumpp

Der Name ist so etwas wie Programm. „Meine ganze Kraft gilt jetzt den Kickers.“ Das sagt Rainer Kraft, der neue Co-Trainer. Heute Abend feiert er seine Heimpremiere, ausgerechnet gegen den VfB. Denn der Lokalrivale spielt in seiner Vita durchaus eine Rolle, auch wenn das nicht alle Kickers-Fans gern hören mögen. Auf dem Wasen fungierte er als Physiotherapeut; Trainer kamen und gingen – Kraft blieb, vier Jahre lang bis 2001.

„Eine interessante Erfahrung“, sagt der 46-Jährige, der auch Sportlehrer ist. In der Zusammenarbeit mit Joachim Löw, Winfried Schäfer, Wolfgang Rolff, dem heutigen Trainerkontrahenten Rainer Adrion, Ralf Rangnick und Felix Magath bekommt man was mit. Zum Beispiel wie Rangnick die international schon etablierte Viererkette einführte. Und wie der Routiniers wie Thomas Berthold und Frank Verlaat an die (lange) Leine nahm, damit sie die neue taktische Abwehrvariante verinnerlichten. „In Deutschland war das fast revolutionär“, sagt Kraft.

Ein Revolution will er in Degerloch zwar nicht gleich anzetteln, aber auf Dauer gibt es schon noch Potenzial für Verbesserungen, zum Beispiel in der Talentsichtung, was auch in sein Aufgabengebiet fällt. „Ich würde lieber Geld in eine Spielerdatei investieren als in einen weiteren Spieler“, sagt Kraft – perspektivisch gesehen. Zunächst einmal gilt es, die Mannschaft auf Vordermann zu bringen. Was nicht heißen soll, dass der vorige Chefcoach Stefan Minkwitz schlechte Arbeit geleistet habe, „das ist vielleicht manchmal etwas falsch rübergekommen“. Aber die Philosophie von Edgar Schmitt – offensiv und attraktiv – erfordert eben eine andere Grundlagenausdauer. An der wird gearbeitet, auch mit Rainer Kraft: „Der heutige Fußball basiert auf einer exzellenten Physis.“

Auf dem Platz fühlt sich der ausgebildete Fußballlehrer nicht in der Rolle des Handlangers, der nur Hütchen aufstellt oder Leibchen verteilt. „Edgar Schmitt bezieht einen voll mit ein, das macht die Arbeit erst reizvoll.“ Wobei das letzte Wort stets der Chef hat, „und seine Entscheidung trage ich mit“.

So war es schon beim VfR Aalen, wo die beiden erstmals zusammenkamen. Nach einem kurzen Schnupperkurs stellten sie fest: die Chemie stimmt. Und nachdem bei den Kickers die angedachte interne Lösung mit dem Oberligatrainer Björn Hinck nicht zustande gekommen war, griff Schmitt auf seinen bewährten Partner zurück. „Er weiß, wie ich arbeite und denke“, sagt Schmitt. Im Klartext lautet die Philosophie: lieber zwei Siege und zwei Niederlagen, als vier Unentschieden. „Da habe ich mehr Punkte, die Spieler mehr Prämien und der Verein zufriedenere Zuschauer“, nennt Kraft die Vorteile.

Die Kickers sind für ihn ein ideales Terrain, zumal er hier wohnt und aus Stuttgart stammt; zu Zeiten eines Torhüters Rolf Gerstenlauer in den 1970er Jahren war er gerne als Zuschauer in Degerloch. Später arbeitete Kraft, der schon eine eigene Praxis als Physiotherapeut besaß, beim Karlsruher SC unter Edmund Becker. An Erfahrung mangelt es also nicht, auch wenn er als Fußballer nicht über die Verbandsliga (TSV Reichenbach/Baden) hinauskam. Das lag auch daran, dass er erst in der A-Jugend in einer Mannschaft spielte, das aber nicht schlecht.

Diese Laufbahn erinnert ein wenig an den früheren Kickers-Coach Robin Dutt, der ja auch als Co-Trainer anfing – heute ist er Chefcoach beim Zweitligisten SC Freiburg. „Mein Ziel war es immer, im Fußball mein Geld zu verdienen“, sagt Kraft. Auch wenn bei den Kickers keiner reich wird. Doch er weiß: „Wenn wir Erfolg haben, ist das auch eine Reputation für uns Trainer.“ Und vielleicht ein Sprungbrett für höhere Aufgaben. Natürlich wäre er gerne Chef, aber nicht auf Teufel kommt raus. Kraft drückt es so aus: „Lieber in der ersten oder zweiten Liga zweiter Mann als in der Oberliga erster.“

Als Rainer Kraft und Stefan Minkwitz sich im Mai beim Bezirkspokalfinale trafen, da versprach der damalige Aalener Co-Trainer dem damaligen Kickers-Chefcoach: „Wir schlagen euren Konkurrenten Siegen.“ Gesagt, getan – das half den Kickers bei der Drittliga-Qualifikation. Ein gutes Omen? Denn jetzt sagt Kraft: „Das Ziel ist, so schnell wie möglich über den Strich zu kommen und am Ende den Ligaverbleib zu schaffen – aber das packen wir“, betont der Co-Trainer. Wenn“s sein muss mit einem Kraft-Akt.

Stuttgarter Zeitung