Der sportliche Erfolg führt zum Höhenflug bei den Stuttgarter Kickers. Vor den wichtigen Spielen gegen die SG Sonnenhof Großaspach und gegen den KSV Hessen Kassel sprach Kick-S* mit Kickers-Präsident Prof. Dr. Rainer Lorz: Wann fangen Sie an, an das blaue Wunder zu glauben?
Jens Zimmermann, Dirk Schuster, Rainer Lorz
Kickers-Geschäftsführer Jens Zimmermann, Trainer Dirk Schuster, Präsident Prof. Dr. Rainer Lorz Foto: Kai Fischer Photographie
Lorz: „Am letzten Spieltag, wenn wir es in der Hand haben, durch einen Heimsieg gegen Wormatia Worms es zu schaffen, dann glaube ich dran. Es nützt nichts, von nebulösen Ziele zu schwärmen. Man muss jedes Spiel gewinnen. Dann am Ende hast Du die Punkte und bist oben.
Kick-S: Sieben Siege in Serie, der Aufstieg schaffbar – woran liegts?
Lorz: In der Rückrunde hatten wir teilweise das Glück , was wir in der Vorrunde nicht hatten. Die Mannschaft steht jetzt sehr viel enger zusammen und ist auf den Erfolg aus. Das hat sich in den letzten sieben Spielen gezeigt – das Glück wird jetzt stärker erzwungen.
Kick-S: Hätten Sie diesen Erfolg vor sieben Spielen für möglich gehalten?
Lorz: Sicher nicht. Wir wollten damals – und deshalb hat Guido Buchwald eine offensivere Ansage gewählt – der Mannschaft klar machen, dass man nichts wegschenken sollte und dass man seine Ziele verwirklicht. Wir haben gemerkt, dass die Mannschaft dies positiv annimmt. Der richtige Spirit ist in da. Doch dass es so gut läuft, konnte niemand ahnen.
Kick-S: Planen Sie schon für die 3. Liga?
Lorz: Wir haben unser Hausaufgaben gemacht und beim DFB die notwendigen Lizenzunterlagen eingereicht. Zu einem Zeitpunkt, wo man uns dafür eher für größenwahnsinnig hätte halten können. Wir wollten der Mannschaft zeigen, dass wir Ziele haben. Unser Motto dabei: Die Ziele erreichst Du nur, wenn Du die Aufgaben löst, die vor Dir liegen. Das heißt für die Mannschaft – das nächste Spiel ist das Wichtigste, es wird nur von Spiel zu Spiel gedacht. Wir als Präsidium müssen die Rahmenbedingungen schaffen, wenn der Aufstieg geschafft ist.
Kick-S: Haben Sie schon ein Aufstiegs-Event geplant?
Lorz: Auf solches Glatteis begeben wir uns gar nicht. Im Augenblick steht bei uns im Vordergrund, dass die Mannschaft im Aufwind ist.
Kick-S: Die Finanzen sind eine große Baustelle. Wie kann da die dritte Liga finanziert werden?
Lorz: Ich wage mal die Aussage: Uns fällt es leichter, in der nächsten Saison für die 3. Liga zu planen als für die vierte Liga. In der dritten Liga hat man einen höheren Anteil an Fernsehgeldern. Die dritte Liga nehmen wir deshalb gerne – aber das steht im Moment nicht im Vordergrund.
Stuttgarter Kickers
Torjubel der Stuttgarter Kickers – auch gegen Kassel? Foto: Kick-S
Kick-S: Haben Sie schon mit Sponsoren über die dritte Liga verhandelt?
Lorz: Derzeit führen wir mit den Sponsoren Gespräche auf Basis der Regionalliga. Aber ich glaube, dass die handelnden Personen, die uns in der Regionalliga die Treue halten, das auch in der 3. Liga tun. Und dann honorieren, dass wir in einer höheren Klasse sind.
Kick-S: Wird es weitere Strukturveränderungen bei den Kickers geben?
Lorz: Wir gucken uns alles genau an. Klar ist nur eins: Das Sportliche steht für uns im Vordergrund und darf nicht unter Kosteneinsparungen leiden. Du hast nur dann eine Chance, wenn man eine konkurrenzfähige Mannschaft hat. Darauf setzen wir alles.
Kick-S: Im Moment kommen immer mehr Fans zu den Kickers. Sind das nur Schönwetterfans?
Lorz: Die Leute wollen Erfolg sehen, und deshalb gehen sie zum Fußball. Deshalb haben wir schon in der Winterpause gesagt: Egal in welcher Staffel – nur mit dem sportlichen Erfolg können wir die Anhänger ins Stadion holen. Das sieht man auch: Wir haben gegen Darmstadt im Heimspiel mit 1900 Zuschauern angefangen. Jetzt sind wir Tabellen-Dritter und haben mehr als 2900 Zuschauer. Bei jedem Heimspiel seit der Winterpause haben wir 250 Zuschauer mehr.
Guido Buchwald ist mit Herz und Seele bei den Blauen dabei und bringt sich zeitlich unwahrscheinlich ein. Das er bei uns bleibt – daran habe ich keinen Zweifel
Prof. Dr. Rainer Lorz, Präsident Stuttgarter Kickers
Kick-S: Wie entwickelt sich die Zusammenarbeit mit dem VfB?
Lorz: Im Augenblick ist es so: Kickers sind Kickers und VfB ist VfB. Die Blauen sind eine eigene Marke. In einer Stadt, in der man so nahe beieinander ist, wäre es aber dumm, wenn ein Spieler wie Ali Pala, der vom VfB nicht genommen wird, woanders als bei den Kickers landet. Klar ist aber auch: Die Stuttgarter Kickers als Farmteam des VfB oder als zweite Mannschaft des VfB – das wird’s nicht geben. Dennoch entwickelt sich eine enge Zusammenarbeit mit dem VfB – das zeigt sich an den exzellenten Kontakten von Guido Buchwald oder an den Freundschaftsspielen mit dem VfB zu Saisonbeginn. Das wird eine feste Einrichtung werden.
Kick-S: Beim VfB steht ja ein möglicher Präsidiumswechsel an. Bleibt Guido Buchwald bei den Kickers?
Lorz: Guido Buchwald ist mit Herz und Seele bei den Blauen dabei und bringt sich zeitlich unwahrscheinlich ein. Er ist der, der bei uns weiter für den Erfolg steht. Das er bei uns bleibt – daran habe ich keinen Zweifel.
Kick-S: Wie wollen die Kickers weiter bei den Fans punkten?
Lorz: Mit einem Fussball, der noch reell ist und man als Fan hautnah dabei sein kann. Wo es junge Spieler gibt, die ihre sportlichen Ziele erreichen. Das wird man in Zukunft noch besser erkennen.
Kick-S: Sportliche Frage zum Schluß: Marcel Rapp drückt ja nur die Ersatzbank. Welche Zukunft sehen Sie für Ihn?
Lorz: Er ist erstklassig dabei, aber es gilt das Leistungsprinzip. Ich denke, er wird uns gute Dienste leisten und ich kann mir vorstellen, dass es Situationen gibt, in denen wir froh sind, auf einen Spieler wie Marcel Rapp zurückgreifen zu können.
*Das Interview führte Kick-S gemeinsam mit dem Printpartner Stadtanzeiger Stuttgart.