Stadtanzeiger: Es riecht nach 3. Liga – Prof. Dr. Rainer Lorz im Interview

Der sportliche Erfolg führt zum Höhenflug bei den Stuttgarter Kickers. Vor den wichtigen Spielen gegen die SG Sonnenhof Großaspach und gegen den KSV Hessen Kassel sprach Kick-S* mit Kickers-Präsident Prof. Dr. Rainer Lorz: Wann fangen Sie an, an das blaue Wunder zu glauben?

Jens Zimmermann, Dirk Schuster, Rainer Lorz
Kickers-Geschäftsführer Jens Zimmermann, Trainer Dirk Schuster, Präsident Prof. Dr. Rainer Lorz Foto: Kai Fischer Photographie

Lorz: „Am letzten Spieltag, wenn wir es in der Hand haben, durch einen Heimsieg gegen Wormatia Worms es zu schaffen, dann glaube ich dran. Es nützt nichts, von nebulösen Ziele zu schwärmen. Man muss jedes Spiel gewinnen. Dann am Ende hast Du die Punkte und bist oben.

Kick-S: Sieben Siege in Serie, der Aufstieg schaffbar – woran liegts?

Lorz: In der Rückrunde hatten wir teilweise das Glück , was wir in der Vorrunde nicht hatten. Die Mannschaft steht jetzt sehr viel enger zusammen und ist auf den Erfolg aus. Das hat sich in den letzten sieben Spielen gezeigt – das Glück wird jetzt stärker erzwungen.

Kick-S: Hätten Sie diesen Erfolg vor sieben Spielen für möglich gehalten?

Lorz: Sicher nicht. Wir wollten damals – und deshalb hat Guido Buchwald eine offensivere Ansage gewählt – der Mannschaft klar machen, dass man nichts wegschenken sollte und dass man seine Ziele verwirklicht. Wir haben gemerkt, dass die Mannschaft dies positiv annimmt. Der richtige Spirit ist in da. Doch dass es so gut läuft, konnte niemand ahnen.

Kick-S: Planen Sie schon für die 3. Liga?

Lorz: Wir haben unser Hausaufgaben gemacht und beim DFB die notwendigen Lizenzunterlagen eingereicht. Zu einem Zeitpunkt, wo man uns dafür eher für größenwahnsinnig hätte halten können. Wir wollten der Mannschaft zeigen, dass wir Ziele haben. Unser Motto dabei: Die Ziele erreichst Du nur, wenn Du die Aufgaben löst, die vor Dir liegen. Das heißt für die Mannschaft – das nächste Spiel ist das Wichtigste, es wird nur von Spiel zu Spiel gedacht. Wir als Präsidium müssen die Rahmenbedingungen schaffen, wenn der Aufstieg geschafft ist.

Kick-S: Haben Sie schon ein Aufstiegs-Event geplant?

Lorz: Auf solches Glatteis begeben wir uns gar nicht. Im Augenblick steht bei uns im Vordergrund, dass die Mannschaft im Aufwind ist.

Kick-S: Die Finanzen sind eine große Baustelle. Wie kann da die dritte Liga finanziert werden?

Lorz: Ich wage mal die Aussage: Uns fällt es leichter, in der nächsten Saison für die 3. Liga zu planen als für die vierte Liga. In der dritten Liga hat man einen höheren Anteil an Fernsehgeldern. Die dritte Liga nehmen wir deshalb gerne – aber das steht im Moment nicht im Vordergrund.

Stuttgarter Kickers
Torjubel der Stuttgarter Kickers – auch gegen Kassel? Foto: Kick-S

Kick-S: Haben Sie schon mit Sponsoren über die dritte Liga verhandelt?

Lorz: Derzeit führen wir mit den Sponsoren Gespräche auf Basis der Regionalliga. Aber ich glaube, dass die handelnden Personen, die uns in der Regionalliga die Treue halten, das auch in der 3. Liga tun. Und dann honorieren, dass wir in einer höheren Klasse sind.

Kick-S: Wird es weitere Strukturveränderungen bei den Kickers geben?

Lorz: Wir gucken uns alles genau an. Klar ist nur eins: Das Sportliche steht für uns im Vordergrund und darf nicht unter Kosteneinsparungen leiden. Du hast nur dann eine Chance, wenn man eine konkurrenzfähige Mannschaft hat. Darauf setzen wir alles.

Kick-S: Im Moment kommen immer mehr Fans zu den Kickers. Sind das nur Schönwetterfans?

Lorz: Die Leute wollen Erfolg sehen, und deshalb gehen sie zum Fußball. Deshalb haben wir schon in der Winterpause gesagt: Egal in welcher Staffel – nur mit dem sportlichen Erfolg können wir die Anhänger ins Stadion holen. Das sieht man auch: Wir haben gegen Darmstadt im Heimspiel mit 1900 Zuschauern angefangen. Jetzt sind wir Tabellen-Dritter und haben mehr als 2900 Zuschauer. Bei jedem Heimspiel seit der Winterpause haben wir 250 Zuschauer mehr.

Guido Buchwald ist mit Herz und Seele bei den Blauen dabei und bringt sich zeitlich unwahrscheinlich ein. Das er bei uns bleibt – daran habe ich keinen Zweifel
Prof. Dr. Rainer Lorz, Präsident Stuttgarter Kickers

Kick-S: Wie entwickelt sich die Zusammenarbeit mit dem VfB?

Lorz: Im Augenblick ist es so: Kickers sind Kickers und VfB ist VfB. Die Blauen sind eine eigene Marke. In einer Stadt, in der man so nahe beieinander ist, wäre es aber dumm, wenn ein Spieler wie Ali Pala, der vom VfB nicht genommen wird, woanders als bei den Kickers landet. Klar ist aber auch: Die Stuttgarter Kickers als Farmteam des VfB oder als zweite Mannschaft des VfB – das wird’s nicht geben. Dennoch entwickelt sich eine enge Zusammenarbeit mit dem VfB – das zeigt sich an den exzellenten Kontakten von Guido Buchwald oder an den Freundschaftsspielen mit dem VfB zu Saisonbeginn. Das wird eine feste Einrichtung werden.

Kick-S: Beim VfB steht ja ein möglicher Präsidiumswechsel an. Bleibt Guido Buchwald bei den Kickers?

Lorz: Guido Buchwald ist mit Herz und Seele bei den Blauen dabei und bringt sich zeitlich unwahrscheinlich ein. Er ist der, der bei uns weiter für den Erfolg steht. Das er bei uns bleibt – daran habe ich keinen Zweifel.

Kick-S: Wie wollen die Kickers weiter bei den Fans punkten?

Lorz: Mit einem Fussball, der noch reell ist und man als Fan hautnah dabei sein kann. Wo es junge Spieler gibt, die ihre sportlichen Ziele erreichen. Das wird man in Zukunft noch besser erkennen.

Kick-S: Sportliche Frage zum Schluß: Marcel Rapp drückt ja nur die Ersatzbank. Welche Zukunft sehen Sie für Ihn?

Lorz: Er ist erstklassig dabei, aber es gilt das Leistungsprinzip. Ich denke, er wird uns gute Dienste leisten und ich kann mir vorstellen, dass es Situationen gibt, in denen wir froh sind, auf einen Spieler wie Marcel Rapp zurückgreifen zu können.

*Das Interview führte Kick-S gemeinsam mit dem Printpartner Stadtanzeiger Stuttgart.

Kick-S

Presse zum offiziellen Start der Präsidentschaft von Rainer Lorz

„Wir suchen mit aller Macht den Erfolg“
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 01.12.2010
Interview
Der neue Kickers-Präsident Rainer Lorz setzt auf eine Aufbruchstimmung – nicht zuletzt dank Guido Buchwald.

Heute beginnt offiziell die Präsidentschaft von Rainer Lorz beim Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers. Das Amt will der 47-Jährige allerdings nur übergangsweise wahrnehmen.

Herr Lorz, Sie sind als Jurist beratend für Unternehmen tätig und ehrenamtlich Präsident der Stuttgarter Kickers. Welchen Teil der Zeitung schlagen Sie denn morgens zuerst auf: Sport oder Wirtschaft?

Traditionell den Sport, dann kommt der Wirtschaftsteil – und dann die Politik.

Ihr Vorgänger Edgar Kurz ist einst auch als Interimslösung angetreten und war dann 16 Monate dabei. Sie wollen das Amt ebenfalls nur übergangsweise begleiten – gibt es da ein Zeitfenster?

Da möchte ich mich nicht festlegen. Zunächst ging es darum, die Handlungsfähigkeit des Vereins nach den Rücktritten sicherzustellen. Jetzt steht die Schaffung der Rahmenbedingungen im Vordergrund, um langfristig Erfolg zu haben.

Auf welche Punkte kommt es Ihnen an?

Ganz klar auf drei Themenstellungen. Erstens: die Strukturen müssen verbessert werden. Zweitens die sportliche Seite: wie können wir den gesamten Bereich so aufstellen, um unser Ziel 2011/12 zu erreichen, nämlich den Aufstieg in die dritte Liga? Und drittens, ein Punkt der ganz wesentlich ist, nämlich die Finanzen.

Sie haben gesagt, nicht zuletzt dank des Investors sei der Verein so aufgestellt, dass der Etat gesichert ist. Im Umkehrschluss heißt das ja, dass sein Geld auch dafür verwendet wird, um Löcher zu stopfen, anstatt wie geplant die Mannschaft zu verstärken. Das heißt, Sie benötigen Zusatzeinnahmen. Wo sollen die herkommen?

Das Hauptaugenmerk muss auf die Sponsoringseite gelegt werden, wo wir eine gewisse Aufbruchstimmung schaffen müssen. Das Ziel ist schon, in diesem Bereich auf mindestens eine Million Euro zu kommen, auch wenn dies sicher nicht einfach sein wird.

Was stimmt Sie zuversichtlich, dass dies auch gelingt?

In Guido Buchwald haben wir eine Figur gewonnen, mit der sich viele Leute identifizieren können. Damit haben wir damit auch den Anspruch unterlegt, den Erfolg mit aller Macht zu suchen.

Sie haben ja betont, Guido Buchwald sei sportlich der starke Mann im Präsidium. Entscheidet er jetzt beim Trainer: Daumen hoch oder runter?

Ich würde das jetzt nicht an einer Person festmachen. Es geht darum, dass er von dem sportlichen Team überzeugt sein muss, mit dem wir unsere Ziele in Angriff nehmen wollen.

Sie selbst waren fünf Jahre im Aufsichtsrat. Rückblickend muss man festhalten, sportlich lief es nicht optimal und finanziell schreibt man rote Zahlen. Würden Sie aus Ihrer Sicht und der des Aufsichtsrats sagen, man hätte etwas anders machen müssen?

Was wirklich schiefgelaufen ist, war der Abstieg aus der dritten Liga. Wenn wir damals den Klassenverbleib geschafft hätten, hätte ich langfristig die Perspektive gesehen, dass man sich in der Liga etablieren und andere Ziele in Angriff nehmen kann. Das war ein entscheidender Rückschlag.

So gesehen ist auch beim Trainerwechsel damals zu Edgar Schmitt nicht alles optimal gelaufen?

Vielleicht sogar schon vorher nicht, ohne da irgendwelche Schuldzuweisungen treffen zu wollen. Ich hatte nach der Qualifikation für die dritte Liga den Eindruck, dass man in der Sommerpause zu viel hat laufen lassen, getreu dem Motto: das funktioniert schon. Dabei hätte man schon damals klare Verantwortlichkeiten gebraucht, das war ein Fehler.

Vom alten Präsidium wurde moniert, der Investor Wolfgang Dietrich habe sich zu sehr in das operative Geschäft einmischen wollen. Wie sieht Ihr Standpunkt aus?

Es ist ganz eindeutig: die gesamten Entscheidungen werden vom Präsidium getroffen. Aber wir müssen auch sehen, dass der Investor, dessen Namen ich nicht bestätigen möchte, nicht unwesentliche Mittel zur Verfügung stellt, die es den Kickers überhaupt erst ermöglicht haben, einen wettbewerbsfähigen Etat zu besitzen. Und ich wehre mich dagegen, das nachträglich – in welcher Form auch immer – in Misskredit zu bringen. Zudem waren die Bilanzzahlen eben nicht so, dass man dann sagen kann: der Verein ist über jede Kritik erhaben. Als Tabellenerster mit einer halben Million Gewinn, fragt keiner groß nach.

Apropos Nachfragen: die Hauptversammlung hätte genug Zündstoff geboten, dennoch gab es von den Mitgliedern keine Wortmeldung. Ist das nicht schon bedenklich?

Ich bin davon überzeugt, dass es keine Gleichgültigkeit ist. In jedem Fall sind wir darauf angewiesen, dass die Fans hinter dem Verein stehen.

Letzte Frage: warum weigern Sie sich hartnäckig, den Namen des Investors zu nennen?

Es war der ausdrückliche Wunsch bei Vertragsunterzeichnung, dass seine Identität vertraulich behandelt wird. Diesen Wunsch der Verschwiegenheit respektieren wir, da bitte ich um Verständnis.

Das Gespräch führte Joachim Klumpp.

Stuttgarter Zeitung

Präsident Lorz
„Buchwald ist das Gesicht der Kickers“
Von Jürgen Frey , aktualisiert am 01.12.2010 um 14:09

Stuttgart – Am Mittwoch tritt Rainer Lorz offiziell sein Amt als Präsident des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers an. An der Zielsetzung lässt er keinen Zweifel: „In der neuen Saison zählt nur der Aufstieg.“

Herr Lorz, hat Sie die Mitgliederversammlung nicht etwas nachdenklich gestimmt?

Weil so wenig diskutiert wurde?

Genau. Es gab keine Frage, keine Kritik. Sind die Kickers Ihren Mitgliedern gleichgültig geworden?

Das wäre schlimm. Es darf keine Gleichgültigkeit einziehen. Die Mitgliederversammlung ist das höchste Organ des Vereins. Da sollte schon offen diskutiert werden. Aber offenbar haben wir die Sachlage überzeugend dargestellt. Trotzdem müssen wir jetzt eine Aufbruchstimmung erzeugen.

Sie hatten sich aus beruflichen Gründen stets gesträubt, an vorderster Front zu stehen. Woher kommt der Sinneswandel?

Nach dem Rücktritt von Präsident Edgar Kurz ging es einfach darum, die Handlungsfähigkeit des Vereins zu wahren. Da ich beruflich voll eingespannt bin und mein Tag nach wie vor nicht mehr als 24 Stunden hat, habe ich aber klar ausgedrückt, dass ich das Amt übergangsweise ausüben werde.

Was heißt das konkret?

Ich will das zeitlich nicht begrenzen.

Ihr Vor-Vorgänger Dirk Eichelbaum sagte am Montagabend, Sie und Ihr neues Team seien die „letzte Patrone“, die die Kickers haben.

Ich bin immer zurückhaltend, von der „letzten Patrone“ zu sprechen.

Aber klar ist doch, wenn es in der kommenden Saison nicht mit dem Aufstieg klappt, dann wird es die Kickers in der jetzigen Form kaum mehr geben.

Jetzt schon die Frage zu stellen, was passiert, wenn es nicht funktioniert, bringt nichts. Unstrittig ist, dass wir so schnell wie möglich aus dieser Todesliga rausmüssen. Da dies in dieser Runde nach menschlichem Ermessen nicht mehr gelingen wird, müssen wir mit Vollgas die Weichen für die neue Saison stellen, denn da zählt tatsächlich nur der Aufstieg.

Spielt dabei Guido Buchwald die entscheidende Rolle?

Ja. Er hat die sportliche Verantwortung. Guido Buchwald ist das Gesicht der Kickers und mit seinem Sachverstand über alle Diskussionen erhaben. Ich hätte mir keinen Besseren für diese Aufgabe wünschen können.

Und was passiert, wenn er plötzlich ein Angebot als Profitrainer bekommt?

Guido Buchwald hat klar gesagt, dass er sich voll und ganz für die Kickers einbringen wird. Auch er will den Erfolg.

Wird er mit Sportkoordinator Michael Zeyer zusammenarbeiten?

Das ist eine der Entscheidungen, die er zu treffen hat. Es hat bereits konstruktive Gespräche zwischen den beiden gegeben. Nach einer Bestandsaufnahme wird man sehen, wie es weitergeht.

Im neuen Präsidium und im Aufsichtsrat ist man von Zeyers analytischen Fähigkeiten überzeugt?

Dies will ich jetzt gar nicht kommentieren. Die Entscheidung über das Team im sportlichen Bereich trifft – wie gesagt – der hier Verantwortliche, also Guido Buchwald. Es war jedenfalls nicht fair, die ganzen Diskussionen der vergangenen Wochen nur an Michael Zeyer festzumachen und ihn als denjenigen hinzustellen, der die heile Kickers-Welt durcheinandergewirbelt hat.

Aus dem Aufsichtsrat kam die Kritik auf, Geschäftsführer Jens Zimmermann habe den finanziellen Part seiner Arbeit schleifen lassen. Werden die Daumenschrauben angezogen?

Dies ist eine falsche Darstellung. Hier gibt es keine Vorwürfe seitens des Aufsichtsrats an Herr Zimmermann, dessen wesentliche Rolle bei der Weiterentwicklung der Stuttgarter Kickers ich auch auf der Mitgliederversammlung betont habe. Was die wirtschaftliche Seite betriftt, haben wir mit unserem neuen Schatzmeister Tobias Schlauch einen ausgewiesenen Fachmann für das Präsidium gewinnen können.

Und wie wollen Sie den Konflikt zwischen dem Trainer und Zimmermann auf der einen sowie Zeyer und dem Investor auf der anderen Seite lösen?

In dieser Frage will ich nicht vorgreifen. Im Endeffekt geht es doch darum, dass wir alle Kräfte bündeln, um 2011/12 den Aufstieg zu schaffen.

Und dann machen Sie als Präsident weiter, oder haben Sie schon einen Kronprinzen?

(lacht). Nein, den gibt es nicht.

Stuttgarter Nachrichten

Presse zur Jahreshauptversammlung

Buchwald fällt die Schlüsselrolle zu
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 30.11.2010
Kickers Der Regionalligist setzt im Präsidium auf den Weltmeister. 338000 Euro Verlust schlagen zu Buche. Von Joachim Klumpp

Zum Abschied hat es viel Applaus für den scheidenden Präsidenten Edgar Kurz gegeben, mehr als in den meisten Heimspielen dieser Saison für die Mannschaft. „Es ist wichtig, mit kühlem Kopf Entscheidungen zugunsten der Stuttgarter Kickers zu treffen – das habe ich getan“, sagte Kurz zu seinem Rücktritt nach 16 Monaten. Sein Nachfolger Rainer Lorz betonte wenig später vor 177 Mitgliedern wiederum, dass er für dieses Amt nur übergangsweise zur Verfügung stehe, um die Handlungsfähigkeit des Vereins sicherzustellen und eine wochenlange Diskussion um die Führung bei den Kickers zu vermeiden. Als vorrangige Aufgabe nannte er: „Eine klare und vorurteilsfreie Bestandsaufnahme in allen Bereichen.“

Und das mit der neuen Führungsmannschaft, die nur noch aus vier Mann besteht: Neben dem bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Lorz sind das Guido Buchwald, der sich um die sportlichen Dinge kümmern soll, der zuletzt als Schatzmeister tätige Gerhard Baumeister für das Ressort Marketing/Vertrieb sowie der neu hinzugekommene Tobias Schlauch, der für die Finanzen des Fußball-Regionalligisten zuständig ist – traditionell eine der heikelsten Aufgaben bei den Blauen, da rote Zahlen bei ihnen zum Alltag gehören.

So wurde auch gestern auf der Mitgliederversammlung für das abgelaufene Geschäftsjahr 2009/10 (Stichtag 30. Juni) ein Verlust von exakt 338 372,84 Euro ausgewiesen – mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Das liegt zum einen an einem erheblichen Rückgang auf der Einnahmenseite, wo vor allem die Posten Werbung (nur noch 752 194,10 Euro statt 1,252 Millionen) oder die fehlenden TV-Gelder (110 226,98 Euro statt 588 360) ins Gewicht fallen. Zudem wurde eine dreiviertel Million Euro an Transfervolumen – einmalig – in die Beteiligungs KG des Clubs ausgelagert. Lorz machte aber unmissverständlich klar: „Wir dürfen künftig nicht mehr ausgeben als wir einnehmen.“

Interessant ist in der Bilanz vor allem der Posten Rechnungsabgrenzung, der in diesem Jahr etwa 970 000 Euro (gegenüber 209 000) ausweist, wobei der Zuwachs in großen Teilen auf die quasi im Voraus erhaltene Einlage des Investors zurückzuführen ist, die auch den Kassenbestand zum Stichtag 30. Juni von 224 000 auf 891 000 Euro ansteigen ließ. Der Schuldenstand beläuft sich auf eine Million Euro zuzüglich des Investorenkapitals. Effektiv arbeiteten die Kickers im abgelaufenen Geschäftjahr insofern, als dass sie 130 000 Euro an Verbindlichkeiten abbauten. „In der Relation ist dieses unschöne Ergebnis deshalb noch akzeptabel“, sagte der aktuelle Schatzmeister Gerhard Baumeister: „Durch den Investor haben wir bereits auch eine Planungssicherheit für die nächste Saison.“ So weit also die wirtschaftlichen Eckdaten.

Natürlich hängt die Zukunft der Kickers unabhängig von allen finanziellen Zwängen maßgeblich von der sportlichen Leistung ab, denn in der nächsten Saison gilt der Aufstieg als Pflicht. Deshalb kommt dem neuen Präsidiumsmitglied Buchwald eine Schlüsselrolle zu, der für die erste Mannschaft zuständig ist und in dieser Rolle ganz bewusst Verantwortung übernehmen soll (auch wenn er gestern wegen der WM-Auslosung der Frauen abwesend war). Lorz betonte: „Das gilt für alle personellen Fragen im sportlichen Bereich.“ Also zum Beispiel beim Trainer, wobei die Zukunft Dirk Schusters letztendlich von der Entwicklung der Mannschaft und dem Tabellenplatz abhängt.

„Es warten umfangreiche Arbeiten auf uns“, hat Buchwald bereits vor dem offiziellen Amtsantritt des neuen Präsidiums erkannt, „es gilt jetzt erfolgreich die Weichen zu stellen, um spätestens in der Saison 2011/12 den Aufstieg in die dritte Liga zu schaffen.“ Ansonsten könnte die nächste Hauptversammlung nicht so harmonisch verlaufen wie gestern im SSB-Waldaupark, als schon nach zwei Stunden Schluss war.

Stuttgarter Zeitung

Die Blauen schreiben rote Zahlen
Von Jürgen Frey, aktualisiert am 30.11.2010 um 15:59

Mitgliederversammlung SV Stuttgarter Kickers

Die neue Führungsriege der Kickers: Gerhard Baumeister, Rainer Lorz, Tobias Schlauch (v. li.) – es fehlt Guido Buchwald, der bei der Auslosung der Frauen-Fußball-WM in Frankfurt weilte Foto: Pressefoto Baumann

Stuttgart – Der Kampf ums Überleben in der Fußball-Regionalliga ist für keinen Verein einfach. Auch die Zahlen, die die Stuttgarter Kickers gestern bei ihrer Mitgliederversammlung präsentierten, belegen: Aus dieser Spielklasse müssen die Blauen so schnell wie möglich raus.

Wer nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen gedacht hat, es würde heiß hergehen bei der Mitgliederversammlung der Blauen, der täuschte sich. Und zwar gewaltig. Bereits nach einer Stunde und 45 Minuten war die Veranstaltung im SSB-Waldaupark beendet. Keiner murrte, keiner stellte eine Frage. Und das Präsidium und der Aufsichtsrat wurden jeweils ohne Gegenstimme entlastet.

„Die Kickers sind in guten Händen“

Dass es so entspannt zuging, lag auch an Edgar Kurz. Der ausgeschiedene Kickers-Chef ist ein unaufgeregter Mensch; schmutzige Wäsche zu waschen, ist nicht seine Art. Auch nicht nach den teils heftigen Auseinandersetzungen in letzter Zeit mit dem Aufsichtsrat. „Die Kickers sind in guten Händen, ich werde auch künftig mit jedem Präsidiums- und Aufsichtsratsmitglied ein Glas Wein trinken können“, hatte Kurz schon vor der Mitgliederversammlung gesagt. Auch nach seiner praktisch letzten Amtshandlung, der Begrüßung der 177 anwesenden (von 1482) Mitglieder, war Kurz stets auf Harmonie bedacht.

Das ändert allerdings nichts daran, dass es für die Blauen finanziell alles andere als rosig aussieht. Für die Saison 2009/10 vermeldeten sie ein Defizit von 338.373 Euro, dadurch erhöhte sich die bilanzielle Überschuldung auf 1,082 Millionen Euro. Schatzmeister Gerhard Baumeister, der künftig für die Ressorts Marketing /Vertrieb und andere Abteilungen zuständig sein wird, drückte sich so aus: „Das ist kein gutes Ergebnis, aber in Anbetracht der Umstände ein vertretbares Ergebnis.“ Die Umstände ergeben sich aus dem Abstieg aus der dritten Liga.

Weniger Geld in der Regionalliga

In der Regionalliga generierten die Kickers 1,7 Millionen Euro weniger Einnahmen. Allein die Fernsehgelder verringerten sich um knapp 500.000 Euro, die Werbeeinnahmen gingen um etwa den gleichen Betrag zurück. Sinkende Zuschauerzahlen eine Etage tiefer schlugen mit einem Minus von rund 160.000 Euro zu Buche. Man braucht keine große Fantasie zu haben, um daraus die Schlussfolgerung zu ziehen: In der Regionalliga wird es nicht mehr allzu lange dauern, bis die Kickers bei diesem finanziellen Drahtseilakt die Balance verlieren werden. Die Lage ist ernst. Und es gibt nur einen Ausweg, um den Verein in professioneller Form zu erhalten: den Aufstieg. „Wir müssen so schnell wie möglich raus aus dieser toten Liga, und wir werden alle Anstrengungen unternehmen, dass wir das in der kommenden Saison schaffen“, stellte der neue Präsident Rainer Lorz klar.

Immerhin konnte der Rechtsanwalt versichern, dass der Verein in den Wintermonaten kein Liquiditätsproblem bekommen wird. „Die Saison ist finanziell gesichert“, betonte Lorz. An wem dies liegt, ist klar: am Investor. Er hat in der vergangenen Saison bereits 150.000 Euro in den Verein gepumpt. Und ein Großteil der verbleibenden 850.000 Euro sind ebenfalls bereits an den Verein geflossen. Bilanziell wird dieser Betrag unter Verbindlichkeiten verbucht (wie etwa auch die Darlehen von Hans Kullen und der verstorbenen Ursi Dünnwald-Metzler), weshalb diese auf über zwei Millionen Euro angewachsen sind. „Wenn man die Mittel des Investors rausrechnet, haben wir jedoch 100.000 Euro an Verbindlichkeiten abgebaut“, sagt Baumeister.

Unabhängig davon wartet auf Rainer Lorz und seine Präsidiumskollegen Gerhard Baumeister, Tobias Schlauch und Guido Buchwald (er war wegen der Auslosung zur Frauen-WM in Frankfurt nicht anwesend) ungemein viel Arbeit. Zumal auch die Personalie Jens Zimmermann noch nicht endgültig geklärt ist. Der Geschäftsführer hatte intern bereits erklärt, sich mit Ex-Präsident Kurz solidarisch zu zeigen und auch zurückzutreten. Gestern sagte Zimmermann: „Ich habe einen Vertrag bei den Kickers, es gibt keine weiteren Diskussionen.“ Die wird es aber wohl zwangsläufig geben, solange Michael Zeyer als Sportkoordinator in Degerloch tätig ist. Denn das Verhältnis der beiden ist äußerst angespannt. Ganz im Gegensatz offenbar zur Beziehung der Kickers-Mitglieder zu ihrem Club, selbst in den turbulentesten Phasen.

Stuttgarter Nachrichten

„Das Ziel der Stuttgarter Kickers lautet: Wir müssen aus der Todesliga heraus“

Harmonische Mitgliederversammlung 2010 am heutigen Montagabend im Degerlocher SSB-Waldaupark

Der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers hat am heutigen Montagabend im Degerlocher SSB-Waldaupark in einem wie schon im Vorjahr angenehmen und harmonischen Rahmen seine Mitgliederversammlung 2010 abgehalten. Dies im Übrigen trotz der am Vortag überraschenden Personalwechsel in den beiden Führungsgremien des Degerlocher Clubs, dem Präsidium und dem Aufsichtsrat der Stuttgarter Kickers.

Die 177 anwesenden Stimmberechtigten des insgesamt 1482 Mitglieder starken Vereins (darunter befinden sich 350 nicht-stimmberechtigte Jugendliche und Kinder), spendeten dem scheidenden Kickers-Präsidenten Edgar Kurz nach dessen letzten offiziellen Auftritt einen lange anhaltenden und warmen Applaus. Kurz, der am 15. Juli 2009 das höchste Amt bei den Blauen angetreten hatte, wird sich ebenso wie die bisherigen Mitglieder des Kickers-Präsidiums Dieter Wahl, Axel Kolberg und Tino Köstel – deren Mitstreiter Friedrich Kummer war bereits am 9. November von seinem Posten zurückgetreten – am morgigen Dienstag von ihren Ämtern verabschieden.

Dank gebührt allen Kickers-Mitglieder
Edgar Kurz und ebenso Prof. Dr. Rainer Lorz – der von diesem Mittwoch an als dessen Nachfolger im Präsidentenamt mit neuem Präsidiumsteam wirken wird – dankten allen Mitgliedern des aus sechs Abteilungen bestehenden Degerlocher Vereins (Fußball, Tischtennis, Leichtathletik, Handball, Schiedsrichter und Fans) für ihre Unterstützung im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009/2010, das die Blauen zum Ende des Geschäftsjahres am 30. Juni 2010 jedoch mit einem finanziellen Minus in Höhe von 338.327,84 Euro abgeschlossen haben. Verantwortlich für dieses Ergebnis sind vorrangig die zuletzt deutlich gestiegenen Zahlungen an die Berufsgenossenschaft, die zum Jahresanfang 2010 erfolgte Rückzahlung des entnommenen DFB-Kautionsfonds sowie die im Unterschied zur 3. Liga deutlich geringeren Einnahmen durch Fernsehgelder. Allerdings: „Die Finanzierung der Kickers in dieser Saison ist gesichert“, sagte Lorz.

Neue Kickers-Präsidium tritt an diesem Mittwoch an
Das neue Kickers-Präsidium bilden gemeinsam unter der Führung von Rainer Lorz von diesem Mittwoch an Gerhard Baumeister (Marketing/Öffentlichkeitsarbeit sowie andere Abteilungen/bislang Finanzen), Tobias Schlauch (Finanzen) und Guido Buchwald. Der Weltmeister von 1990 wird für das Ressort Fußball/Erste Mannschaft verantwortlich zeichnen, konnte bei der diesjährigen Mitgliederversammlung der Blauen allerdings nicht teilnehmen. Der Grund: Buchwald betätigte sich zur gleichen Zeit am Montagabend bei der Auslosung zur Fifa-Frauen-Weltmeisterschaft 2011 in Frankfurt am Main.

Die Attraktivität der Blauen weiter steigern
Prof. Dr. Rainer Lorz überzeugte bei seinem Doppeleinsatz als scheidender Aufsichtsratsvorsitzender sowie als künftiger Präsident die anwesenden Mitglieder im Degerlocher SSB-Waldaupark. Der 47-jährige Lorz kündigte gleich mehrere wichtige Punkte seines geplanten Maßnahmenkatalogs an: „Wir müssen die Attraktivität der Stuttgarter Kickers weiter steigern und an der Verbesserung unserer finanziellen Situation arbeiten. Ein wichtiges Anliegen ist es, die Jugendarbeit noch weiter gezielt zu fördern. Unser Hauptziel jedoch ist es: Wir müssen aus der Todesliga heraus“, sagte Lorz und meinte damit den Aufstieg aus der Fußball-Regionalliga – und erhielt für diese Ankündigungen ebenfalls großen Applaus.

Gremien ohne Gegenstimme entlastet
Beide Gremien, das Präsidium und ebenso der Aufsichtsrat, wurden zum Abschluss von den anwesenden Mitgliedern jeweils ohne Gegenstimmen entlastet. Mit großem Interesse verfolgten die Anwesenden die Vorträge: Gerhard Baumeister verkündete die Zahlen des Vereins, Dieter Wahl berichtete danach aus den Abteilungen und vertrat außerdem den dienstlich in Berlin weilenden Axel Kolberg bei dessen Jahresbericht aus dem Ressort Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Weiterhin sprach der Vereinsjugendleiter Wolfgang Schweizer über die Brisanz der Nachwuchsarbeit. Nach insgesamt 105 Minuten Sitzungszeit beendete der Sitzungsleiter, der Ehrenratsvorsitzende Hermann Mäurle – der zuvor aus seinem Ressort nicht ohne Stolz über „einen Rückblick ohne Klagen“ berichten konnte – die ordentliche Mitgliederversammlung der Stuttgarter Kickers des Jahres 2010.

Offizielle Homepage

Presse zum Rücktritt von Edgar Kurz und dem Führungswechsel

Kickers mit neuem Chef: Lorz löst Kurz ab
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 29.11.2010
Krisensitzung Der Präsident verkündet seinen Rücktritt, der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende wird Nachfolger. Von Joachim Klumpp

Der Spielausfall gegen Pfullendorf in der Regionalliga hätte den Verantwortlichen der Stuttgarter Kickers eigentlich einen geruhsamen Sonntag bescheren sollen. Doch das Gegenteil war der Fall: die Ereignisse überschlugen sich, nachdem der Präsident Edgar Kurz schon vor der am Nachmittag angesetzten außerordentlichen Aufsichtsratssitzung seinen Rücktritt angekündigt hatte, „weil sich die Rahmenbedingungen anders darstellen als zur Zeit meines Amtsantritts“.

Ganz offensichtlich geht es dabei nicht zuletzt um den Einfluss des Investors: Dabei handelt es sich – um dies einmal klarzustellen – um den Leonberger Unternehmer Wolfgang Dietrich, der Stuttgarter Öffentlichkeit spätestens seit seinem Einstieg als einer von zwei S-21-Sprechern ein Begriff. Er wollte an seinem Vertrauensmann, dem Sportkoordinator Michael Zeyer festhalten, was für das Präsidium nicht infrage kam, weil es zwischen dem Exprofi zu atmosphärischen Störungen mit dem Trainer Dirk Schuster gekommen war.

Deshalb hatte der Vorstand zuletzt bewusst den Weltmeister Guido Buchwald als Nachfolger ins Spiel gebracht, den wiederum Dietrich (der auch schon Sponsor beim Lokalrivalen VfB Stuttgart war) noch aus gemeinsamen Zeiten schätzt; so dass zumindest auf dieser Ebene Konsens bestand. Aber eben nur auf dieser.

Neben Kurz werden heute auf der Hauptversammlung auch die Kollegen Dieter Wahl (andere Abteilungen), Axel Kohlberg (Marketing) sowie Tino Köstel (Nachwuchs) ihren Rücktritt zum 30. November verkünden – bei Friedrich Kummer ist das nicht mehr nötig, dessen Demission ist intern schon vor zwei Wochen erfolgt. Voraussichtlich wird der ehemalige Schatzmeister heute auch nicht persönlich erscheinen, so dass sein Nachfolger Gerhard Baumeister das Minus der Vorsaison verkünden muss. Der Betriebswirt und Banker wiederum wird in der Hierarchie aufsteigen und künftig gleich zwei Ressorts übernehmen: Marketing/Vertrieb sowie andere Abteilungen. Für die Finanzen kommt dafür neu Tobias Schlauch (33) aus Esslingen, der als Direktor der Deutschen Bank tätig ist.

Das Präsidentenamt übernimmt vorläufig Rainer Lorz, der bisherige Chef des Aufsichtsrats, dessen Posten wiederum an seinen Stellvertreter Christian Dinkelacker geht. Letztendlich konnte und wollte sich Lorz wohl der Verantwortung nicht entziehen. Zudem fühlt er sich dem Investor verbunden – persönlich, aber nicht zuletzt auch im Interesse des Vereins, der dringend auf die externen Gelder angewiesen ist, die im Gesamtpaket über zehn Jahre eine Million Euro betragen dürften.

Zudem wird Buchwald im Präsidium für den Bereich Fußball/erste Mannschaft verantwortlich sein, was noch der alte Vorstand angeleiert hatte. „Als mich Edgar Kurz bereits vor zwei Wochen auf ein Engagement meinerseits bei den Kickers angesprochen hatte, habe ich spontan meine Bereitschaft erklärt, eine Funktion zu übernehmen.“ Kurz allerdings wollte das Heft des Handelns behalten und machte auch in Sachen Sportkoordinator keine Kompromisse, weil eine Doppelspitze Buchwald/Zeyer möglicherweise zu Kompetenzgerangel führen könnte. „Zudem bin ich auch keiner, der an seinem Stuhl klebt“, sagt der Versicherungskaufmann, der über die Entwicklung dennoch „sehr betroffen ist“. Zumal er den krisengeschüttelten Verein in den anderthalb Jahren seiner Amtszeit in ruhigeres Fahrwasser geführt hat, wobei die sportliche Entwicklung in dieser Saison (mit Platz neun) die Situation natürlich angespannt hat.

In der neuen Konstellation bleibt nicht nur Michael Zeyer an Bord, sondern der gerüchteweise auch schon amtsmüde Jens Zimmermann. Der Geschäftsführer fühlte sich zwar eng mit dem Präsidenten verbunden, das Gleiche gilt aber auch für Buchwald, der gestern betonte: „Auch in der neuen Konstellation des Präsidiums werde ich mich gerne vollumfänglich für die Kickers einbringen. Es warten umfangreiche Arbeiten auf uns.“

Schon bei der heutigen Mitgliederversammlung ist genügend Gesprächsstoff vorhanden. Als ob es die Verantwortlichen geahnt hätten. Denn obwohl keine Wahlen auf der Tagesordnung stehen, wurde zum Ort des Geschehens nicht das traditionelle Clubhaus gewählt, sondern der wesentlich größere SSB-Waldaupark nebenan.

Stuttgarter Zeitung

Stuttgart: Weltmeister kehrt zurück
Buchwald steigt bei den Kickers ein

Weltmeister Guido Buchwald kehrt zu seinem Stammverein zurück. Kickers-Präsident Edgar Kurz ist von seinem Amt zurückgetreten und wird übergangsweise vom bisherigen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Rainer Lorz abgelöst. Dazu kehrt Weltmeister Guido Buchwald zu seinem alten Verein zurück und wird künftig im Präsidium für sportliche Fragen zuständig sein. Das gab der Klub am Sonntagabend nach einer Aufsichtsrats-Sitzung bekannt.

„Man braucht jemanden, der mehr Zeit investieren kann als ich. Ich werde nächstes Jahr 70 und habe genug zu tun“, erklärte der Versicherungs-Unternehmer Kurz. Der Vater des Kaiserslauterer Bundesliga-Trainers Marco Kurz wird am Montagabend bei der Mitgliederversammlung der Kickers noch die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahrs verkünden und sein Amt anschließend an Lorz übergeben.

Ein weiterer Grund für seinen Rücktritt ist aber auch ein Streit zwischen dem alten Präsidium und dem Aufsichtsrat über den erst im Juni verpflichteten Sport-Koordinator Michael Zeyer. Das Kontroll-Gremium stützte den Ex-Profi, das Präsidium sah in kritisch. Neben Kurz traten deshalb auch seine Mitstreiter Dieter Wahl, Tino Köstel und Axel Kolberg von ihren Vorstandsposten zurück.

Neben Lorz und Buchwald berief der Aufsichtsrat am Sonntag mit dem 33-jährigen Tobias Schlauch auch einen Finanzfachmann ins Präsidium. Neuer Aufsichtsrats-Chef wird Christian Dinkelacker.

Buchwald, der seine Profi-Karriere zwischen 1979 und 1983 bei den Kickers begonnen hatte, war noch von Kurz für sein neues Amt gewonnen worden. „Ich habe spontan meine Bereitschaft erklärt, eine Funktion zu übernehmen“, sagte der 49-jährige Weltmeister von 1990. „Es gilt jetzt erfolgreich die Weichen zu stellen, um spätestens in der Saison 2011/2012 den Aufstieg in die 3. Liga zu realisieren.“

Kicker

Führungswechsel
Lorz neuer Kickers-Präsident
Von Jürgen Frey, aktualisiert am 29.11.2010 um 12:08
Fussball Mitgliederversammlung Stuttgarter Kickers

Stuttgart – Führungswechsel im Präsidium des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers: Vom 1. Dezember an wird der bisherige Aufsichtratsvorsitzende Rainer Lorz den Präsidenten Edgar Kurz ablösen.

Rechenschaft abzulegen, das ist der Hauptzweck einer Mitgliederversammlung. So gesehen hat die Kickers-Führungsetage, wenn auch ohne Absicht, ein unglaubliches Timing bewiesen. Denn unmittelbar vor der Mitgliederversammlung am Montag (19 Uhr/SSB-Waldaupark) haben sich die Ereignisse dermaßen überschlagen, dass es ungemein viel zu berichten gibt.

Neben dem Minus von rund 330.000 Euro aus der Vorsaison, wird der Wechsel an der Vereinsspitze das Hauptthema sein: Präsident Kurz ist nach 16-monatiger Amtszeit zurückgetreten. Am Sonntag verabschiedete er sich gemeinsam mit seinem Präsidiumskollegen Dieter Wahl von der Mannschaft. Auch Tino Köstel und Axel Kolberg stellten ihre Ämter zur Verfügung. Friedrich Kummer hatte bereits am 9. November seinen Dienst im Präsidium quittiert. Er fühlte sich in diesem Gremium isoliert. Hintergrund: Kummer hatte sich gemeinsam mit Lorz und dem Investor der Blauen auf die Seite von Sportkoordinator Michael Zeyer geschlagen.

Am Sonntag Abend nun berief der Aufsichtsrat nach einem turbulenten Sitzungsmarathon das neue Präsidium. Etwas überraschend wird Lorz das Präsidentenamt übernehmen, übergangsweise wie die Kickers mitteilten. Bisher hatte sich der Rechtsanwalt aus beruflichen Gründen gesträubt, an vorderster Front zu stehen. Neu hinzu kommen wird Ex-Nationalspieler Guido Buchwald für den sportlichen Bereich sowie Tobias Schlauch (33), ein Bankdirektor aus Esslingen, für den Bereich Finanzen. Der seit 18. Oktober im Kickers-Präsidium für dieses Ressort zuständige Gerhard Baumeister übernimmt die Ressorts Marketing und andere Abteilungen. Christian Dinkelacker führt in Zukunft den Aufsichtsrat, Alexander Lehmann wird sein Stellvertreter. Soweit sind die Personalien geklärt, doch ein paar offene Fragen bleiben.

Noch unklar ist, ob Guido Buchwald den Doppelpass mit Sportkoordinator Zeyer spielen wird. Zwar fand zwischen den beiden Ex-Profis bereits ein durchaus positiver Gedankenaustausch statt, doch die Personalie Zeyer ist ein heikles Thema. Von ihr dürfte abhängen, ob der Geschäftsführer den Blauen erhalten bleibt: Offenbar will Jens Zimmermann, dem vom Aufsichtsrat vorgeworfen wird, den finanziellen Part seiner Arbeit bisweilen vernachlässigt zu haben, nur weitermachen, wenn Zeyer geht. Edgar Kurz jedenfalls hofft, dass Zimmermann dabeibleibt. „Er hat gesagt, wenn der Präsident geht, gehe ich auch, doch ich wünsche mir, dass er seine Meinung ändert.“

Kurz selbst wollte gestern kein großes Aufheben um seinen Rücktritt machen. „Ich habe immer gesagt, wenn Alternativen da sind, mache ich den Weg frei. Das ist jetzt der Fall.“ Dass sich sein Streit mit Kummer, dem Aufsichtsrat und dem Investor letztendlich an der Person Zeyer hochschaukelte? Daraus leitet Kurz für sich den einzigen Fehler seiner Amtszeit ab: „Ich hätte die Hierarchie zwischen Trainer und Koordinator sauber festlegen sollen. In diesem Punkt habe ich zu sehr dem Guten im Menschen vertraut“, räumt Kurz ein. Sein Nachfolger Rainer Lorz wird die Lehren daraus ziehen.

Stuttgarter Nachrichten

Führungswechsel im Kickers-Präsidium: Prof. Rainer Lorz neuer Präsident der Blauen

Auch Guido Buchwald übernimmt Verantwortung im Gremium des Degerlocher Traditionsvereins

Einen Tag vor seiner diesjährigen Mitgliederversammlung am morgigen Montag, 29. November 2010, hat sich das Präsidium des Sportverein Stuttgarter Kickers am heutigen Sonntag neu formiert. Mit Wirkung zum 30. November 2010 werden der bisherige Präsident Edgar Kurz sowie Dieter Wahl, Tino Köstel und Axel Kolberg von ihren Ämtern im Präsidium der Stuttgarter Kickers zurücktreten. Friedrich Kummer hatte seinen Rücktritt aus dem Führungsgremium der Blauen bereits am 9. November erklärt. In einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Sonntagnachmittag berief der Aufsichtsrat des Degerlocher Fußball-Regionalligisten das künftige Präsidium. Von Mittwoch, 1. Dezember 2010, an wird der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende, Prof. Dr. Rainer Lorz, übergangsweise das Amt des Präsidenten übernehmen. Derweil kommt Guido Buchwald zu den Blauen zurück: Der 49 Jahre alte Ex-Profi wird im neuen Präsidium für das Ressort Fußball/1.Mannschaft verantwortlich zeichnen.

Für die Finanzen ist künftig Tobias Schlauch im Präsidium des Degerlocher Traditionsvereins tätig. Der 33-Jährige stammt aus Esslingen und ist als Direktor bei der Deutschen Bank tätig. Der bislang im Präsidium für den Bereich Finanzen zuständige Gerhard Baumeister übernimmt künftig die Ressorts Marketing/Vertrieb und Andere Abteilungen. Christian Dinkelacker führt in Zukunft den Aufsichtsrat als dessen Vorsitzender, Alexander Lehmann wird sein Stellvertreter.

Der künftige Kickers-Präsident Prof. Dr. Rainer Lorz bedankte sich für die Arbeit des bisherigen Präsidiums. „Edgar Kurz, Dieter Wahl, Axel Kolberg, Tino Köstel und Friedrich Kummer haben sich in einer nicht einfachen Situation für die Stuttgarter Kickers engagiert. Dafür gilt Ihnen der Dank des Vereins und seiner Mitglieder.“

Guido Buchwald freut sich unterdessen auf die Aufgaben bei den Stuttgarter Kickers, mit denen er als Spieler 1979 Deutscher A-Jugend-Meister wurde und für den er anschließend vier Jahre lang als Profi in der zweiten Fußball-Bundesliga spielte.

„Als mich Edgar Kurz bereits vor zwei Wochen auf ein Engagement meinerseits bei den Kickers angesprochen hatte, habe ich spontan meiner Bereitschaft erklärt eine Funktion zu übernehmen. Auch in der neuen Konstellation des Präsidiums werde ich mich nun gerne vollumfänglich für die Kickers einbringen“, erklärt der 49-jährige Buchwald. „Es warten umfangreiche Aufgaben auf uns. Es gilt jetzt erfolgreich die Weichen zu stellen, um spätestens in der Saison 2011/2012 den Aufstieg in die 3. Liga zu realisieren“, sagt der Fußball-Weltmeister von 1990.

Bei der morgigen Mitgliederversammlung des SV Stuttgarter Kickers im Degerlocher SSB-Waldaupark (Beginn 19 Uhr) wird das tags darauf ausscheidende Präsidium über das vergangene Geschäftsjahr seinen Bericht abgeben. Das neue Präsidium unter der Führung von Prof. Dr. Rainer Lorz tritt dann am Mittwoch, 1. Dezember 2010, seine neuen Aufgaben an.

Offizielle Homepage

Presse zum neuen Investor

Finanzielle und personelle Verstärkung

Kickers Der Fußball-Regionalligist stellt wirtschaftlich die Weichen,nun fehlt noch der sportliche Erfolg. Von Joachim Klumpp

Die Eiszeit in Degerloch ist vorüber. Allerdings zu spät, um die für gestern geplante Nachholpartie der Stuttgarter Kickers in der Fußball-Regionalliga gegen den SC Freiburg II noch zu retten. Doch was die Verantwortlichen des Vereins dafür im VIP-Raum des Stadions zu verkünden hatten, war wahrscheinlich sogar mehr wert als drei Punkte. Unter dem Motto „Die Kickers gestalten ihre Zukunft“ wurden wichtige Weichenstellungen präsentiert, wie es der Präsident Edgar Kurz ausdrückte. Dabei ging es im Wesentlichen um drei richtungsweisende Punkte.

DFB-Kautionsfonds: nachdem bei den Kickers zum Ende der vergangenen Saison die Liquididät knapp wurde, hatten sich die Verantwortlichen um den damaligen Präsidenten Dirk Eichelbaum entschlossen, auf den Kautionsfonds des DFB zurückzugreifen und daraus 200 000 Euro in Anspruch zu nehmen. Die hätten bis zum 15. Mai 2010 (plus fünf Prozent Zinsen) zurückbezahlt werden müssen, was der Verein bereits Mitte dieses Monats getan hat – mit Hilfe eines Gönners, der die finanziellen Mittel auf zehn Jahre vorstreckt. „Wir haben eine flexible Vereinbarung getroffen“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz zur Rückzahlungsverpflichtung.

Investor: was lange währt, wird endlich gut. Seit Jahren schon sucht der Verein einen strategischen Partner als Investor. Nun ist das nach intensiven Bemühungen gelungen, auch wenn über die Hintermänner auf deren Wunsch – auch in diesem Fall – Stillschweigen vereinbart worden ist. Klar ist zumindest, es handelt sich um eine deutsche Investmentgesellschaft, die den Kickers Geld zur Verfügung stellt, das sie allerdings mit einer erfolgsabhängigen Verzinsung zurückwill. Wobei die Rendite mit der Ligenzugehörigkeit des Clubs steigt. Mit anderen Worten: der Partner erwartet Erfolg, „auch wenn es dafür natürlich keine Garantie gibt“, wie Lorz betont.

Die Mittel, die insgesamt bei einem siebenstelligen Betrag von einer Million Euro liegen dürften, sind so angesetzt, dass der Etat von derzeit 1,7 Millionen Euro zur nächsten Saison um etwa 15 Prozent auf gut zwei Millionen Euro gesteigert werden kann. Lorz stellt dabei klar: „Das Kapital ist nicht zur Tilgung von Altlasten bestimmt.“

Sondern dazu, im sportlichen oder infrastrukturellen Bereich zu investieren. Was natürlich in erster Linie der Mannschaft zugutekommen soll. „Das ist eine Chance, aber auch Verpflichtung“, sagt Kurz, in dessen noch kurzer Amtszeit sich schon eine Menge bewegt hat.

Präsidium: zu guter Letzt gibt es nicht nur finanzielle Verstärkung, sondern auch personelle. Der ehemalige Kickers-Torhüter Tino Köstel (31) ist ins Präsidium berufen worden und dort für den sportlichen Bereich mit Jugend- und Nachwuchsförderung sowie – in Absprache mit Kurz und Schatzmeister Frieder Kummer – für die Lizenzspieler zuständig. Köstel, der 73 Spiele für die Kickers bestritten hat, arbeitet bei Daimler im Controlling.

„Ich denke, wir waren in der Winterpause nicht untätig und haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagte Lorz, der auch in Kontakt zu Hauptsponsor Gazi steht. Dort verfolgt man die Entwicklung laut eines Firmensprechers „mit Freude“. Noch im nächsten Monat wird man sich mit den Kickers zusammensetzen, um über eine weitere Zusammenarbeit zu sprechen. Tendenz: der Vertrag wird verlängert. Gleiches streben die Kickers übrigens auch in der Trainerfrage über 2011 hinaus an, wobei der Coach Dirk Schuster betont: „Wir werden hier keine Mannschaft mit Söldnermentalität aufbauen.“ Der Blick geht dabei bereits in die Zukunft. Schusters Zielsetzung lautet: „Wir wollen nächste Saison im oberen Drittel mitspielen.“ Also um die Plätze eins bis sechs – und im Folgejahr um den Aufstieg, zunächst in die dritte Liga.

Denn der Präsident Edgar Kurz weiß: „Ohne sportlichen Erfolg ist das alles umsonst. Der Erfolg liegt auf dem Platz.“ Schon am Sonntag gegen Weiden, wenn in Degerloch endlich auch wieder Fußball gespielt werden kann und soll.

Stuttgarter Zeitung

Die Kickers sind mit dem DFB quitt

Stuttgart (bw) – Erleichterung bei den Stuttgarter Kickers: Der Regionalliga-Zehnte konnte das Darlehen in Höhe von 200 000 Euro plus Zinsen an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zurückzahlen, das er am Ende der vergangenen Drittliga-Spielzeit aus einem Kautionsfonds nehmen musste, um einen Liquiditätsengpass zu überbrücken. Spätestens bis zum 15. Mai dieses Jahres musste die Summe zurück­überwiesen werden, sonst hätte der DFB die Lizenz für die Saison 2010/2011 verweigert. Am 15. Februar erfolgte die Rückzahlung der insgesamt 209 000 Euro nun sogar vorzeitig. „Das lag uns schwer im Magen. Wir sind sehr froh, dass wir das mit der Hilfe eines Unterstützers bewältigen konnten“, sagte gestern Rainer Lorz, Aufsichtsratschef der „Blauen“. Der Unterstützer sei „ein Freund der Kickers, der nicht benannt werden möchte“. Auch Präsident Edgar Kurz war ein Stein vom Herzen gefallen. „Das ist für uns ein absoluter Glücksfall“, betonte er. Das Geld muss in den nächsten zehn Jahren einschließlich Zinsen zurückgezahlt werden.

Außerdem wurde ein strategischer Partner gefunden, der dem Club finanziell dabei helfen soll, mittel- und kurzfristige Ziele – sprich zunächst die Rückkehr in die 3. Liga – zu erreichen. Durch die zusätzlichen Mittel von der nicht benannten Gesellschaft soll der derzeitige Etat von 1,7 Millionen Euro um 10 bis 15 Prozent erhöht werden. Desweiteren teilte der Verein mit, dass der frühere Kickers-Torhüter Tino Köstel der fünfte Mann im Präsidium wird. Der 31-Jährige soll für den sportlichen Bereich zuständig sein.

Eßlinger Zeitung

Stuttgart: Lizenz gesichert – Köstel ins Präsidium
Neues Geld für den Aufstieg

Die Ziele sind klar. Im nächsten Jahr in der Regionalliga Süd oben mitspielen, 2012, spätestens aber 2013 soll dann der Aufstieg in die Dritte Liga folgen. Und langfristig wollen die Stuttgarter Kickers in die Zweite Bundesliga zurück. Damit das gelingt, will ein namentlich nicht genannter Investor den derzeitigen Etat von 1,7 Millionen Euro um 10 bis 15% erhöhen.

Der neue Partner will die Kickers sportlich, administrativ und wirtschaftlich unterstützen, erhofft sich im Gegenzug durch sportlichen Erfolg der Mannschaft aber auch Geld zurück. Denn in dem zehn Jahre laufenden Vertrag ist auch eine erfolgsabhängige Verzinsung drin. „Der Investor will im Ergebnis Geld verdienen“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz auf der Pressekonferenz am Mittwoch. Je höher die Kickers spielen, desto höher wird auch die Rückzahlungsrate.

Die Schwaben behalten die Marketing- und Transferrechte in ihrer Hand. Auch bei sportlichen und wirtschaftlichen Entscheidungen soll der Verein weiter selbstständig handeln.

Das Geld des Investors soll komplett in die Lizenzspielerabteilung fließen. „Für uns ist das eine große Chance, um unsere sportlichen Ziele erreichen zu können“, sagte Präsident Edgar Kurz. Sprach Trainer Dirk Schuster angesichts mehrerer Vertragsverlängerungen zuletzt von einem „Aufbau von etwas Schönem“ innerhalb der Mannschaft, gilt dies jetzt auch finanziell.

Lizenz gesichert – Köstel ins Präsidium

Denn auch die Lizenz für die nächste Saison ist gesichert. Am Ende der vergangenen Drittliga-Saison erhielten die Kickers 200.000 Euro aus dem Kautionsfonds des DFB, um einen Liquiditätsengpass zu überbrücken. Das Geld wurde an den DFB zurück überwiesen, mit Unterstützung von einem „Freund des Vereins“, so Lorz. Dieser Betrag muss bis 2020 an den Gönner zurückgezahlt werden.

Zudem wurde bekanntgegeben, dass der ehemalige Torhüter der Kickers, Tino Köstel, ab sofort im Präsidium des Degerlocher Vereins mitarbeitet. Der 31-Jährige wird für die Vertrags- und Jugendspielerabteilung zuständig sein. Bis 2006 war er für die Stuttgarter Kickers aktiv und brachte es dabei auf 73 Einsätze für die erste Mannschaft.

Kicker-Sportmagazin

Presse zur Jahreshauptversammlung

Einige Pluspunkte, aber ein finanzielles Minus

Stuttgarter Kickers Nach dem Abstieg aus der dritten Liga macht der Verein erstmals seit 2005 wieder Verlust. Von Joachim Klumpp

Mehr Schein als Sein? Erstmals nach vielen Jahren haben die Stuttgarter Kickers ihre Hauptversammlung nicht in der Clubgaststätte abgehalten, sondern nebenan im SSB-Waldaupark. Wie zuletzt unter Zeiten des verstorbenen Ex- und Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler. Keine Angst, beim Fußball-Regionalligisten ist nicht der Größenwahn ausgebrochen, aber die eigenen Räume waren doch stets sehr beengt, erst recht, wenn wie gestern Abend auch Neuwahlen auf dem Programm standen.

Dabei wurde der bisherige Aufsichtsrat – plus drei neue Mitglieder – wiedergewählt, um anschließend den Präsidenten Edgar Kurz in seinem Amt zu bestätigen. Neben Friedrich Kummer und Dieter Wahl stieß Axel Kolberg neu in den Vorstand – als Chef einer Werbeagentur naheliegenderweise für den Bereich Marketing.

Schon vorab hatten die Verantwortlichen die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt – und die endete nach dem Abstieg in die vierte Liga erwartungsgemäß mit roten Zahlen. „Wir sind aber mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte der Schatzmeister Friedrich Kummer. Unter dem Strich stand erstmals seit 2005 ein Verlust von 152 411,18 Euro zum Stichtag am 30. Juni (nach 330 000 Euro Plus im Vorjahr). Der resultierte vor allem aus dem Posten „Abschreibungen auf Finanzanlagen“. Diese betreffen in erster Linie die interne Beteiligungsgesellschaft, die sich auf – nach dem Abstieg – wertlose Spielerwerte stützte, und mit 550 000 Euro zu Buche schlägt. Zudem blieben zum Beispiel auch die Zuschauerzahlen (mit 2767 zahlenden im Schnitt) unter der Kalkulation, so dass dadurch ein Loch von 90 000 Euro in die Kasse gerissen wurde.

„Ich hoffe dennoch, die Mitglieder honorieren unsere Arbeit“, hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz gesagt. Durchaus. Pfiffe im Saal gab es von den 215 Anwesenden jedenfalls so wenig wie in den vergangenen Wochen auf den Rängen. Publikum und Mitglieder scheinen mit der Arbeit auf und abseits des Platzes zufrieden zu sein. Genau wie Lorz: „Wir spüren schon eine Aufbruchstimmung, die müssen wir nutzen.“

Soll nicht gleich heißen: zum Aufstieg. Aber zur Konsolidierung in diesem Jahr. „Dauerhaft wird es in der vierten Liga natürlich schwierig“, dessen ist sich auch Lorz bewusst. Die Mannschaft soll vom nächsten Jahr an wieder oben mitspielen, auch wenn der Sprung in die dritte Liga bei nur einem Aufsteiger kein leichtes Unterfangen werden wird. „Deshalb nenne ich auch keine Jahreszahl“, sagte Lorz.

Ähnlich sieht es der Präsident Edgar Kurz, wohl wissend, dass es zunächst einige Hausaufgaben zu erledigen gibt. Zuvorderst einmal hängt da der in Anspruch genommene Kautionsfonds von 200 000 Euro (plus Zinsen) wie ein Damoklesschwert über dem Verein. Der muss bis spätestens 15. Mai an den DFB zurückbezahlt werden, um auch für nächste Saison eine Regionalligalizenz zu erhalten. „Ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Termin nicht ausreizen müssen“, sagte Lorz, und der Präsident fügte hinzu: „Da laufen Gespräche.“

Man spürt: die aktuelle Führungsmannschaft geht die Aufgaben konzentriert, aber auch mit der nötigen Gelassenheit an. Das war nicht immer so. Es ist noch gar nicht lange her, da prägten Eitelkeiten statt Sachlichkeit die Diskussionen in Degerloch.

Doch Kurz, der sich selbst geschickt im Hintergrund hält, ist es innerhalb von gut vier Monaten gelungen, ein neues, besseres Klima zu schaffen, zu dem natürlich auch die Mannschaft beigetragen hat: Die war gestern durch einige Spieler ebenso vertreten wie der Trainer Dirk Schuster, den Kurz ausdrücklich lobte: „Sie haben eine tolle Einheit geformt. Diesen Weg müssen wir weitergehen.“ Es bleibt auch nichts anderes übrig, denn der Schuldenstand hat sich durch den Verlust im vergangenen Geschäftsjahr erhöht – auf nun 744 000 Euro. Kummer gab zu: „Das ist ein Rückschritt.“ Es sollte gestern der einzige bleiben.

Stuttgarter Zeitung

Misserfolge in der dritten Liga bescheren Verluste
Kickers vermelden im Geschäftsjahr 2008/09 Defizit von 152 411 Euro

Von Jürgen Frey

STUTTGART. Die vergangene Runde in der dritten Liga mit dem sang- und klanglosen Abstieg der Stuttgarter Kickers hatten viele Fans des Fußball-Regionalligisten schon aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Gestern Abend bei der Mitgliederversammlung im SSB-Waldaupark kamen die Erinnerungen aber wieder hoch. Denn die Misserfolge blieben nicht ohne Folgen für die Bilanz des Geschäftsjahrs 2008/09. Zwar sagte Präsident Edgar Kurz vor den 215 anwesenden Mitgliedern: „Ich bin froh, dass wir uns hier treffen und nicht vor dem Insolvenzverwalter.“ Das änderte allerdings nichts daran, dass die Kickers ein Defizit von 152 411 Euro vermelden mussten, weshalb sich die bilanzielle Überschuldung auf 744 095 Euro erhöhte. „Der Abstieg tat richtig weh“, sagte Schatzmeister Friedrich Kummer – und ergänzte: „Ich hätte lieber einen Gewinn ausgewiesen, doch das war aufgrund der sportlichen Talfahrt nicht möglich.“

Der vorgesehene Zuschauerschnitt von 3300 wurde mit 2767 Fans pro Spiel klar verfehlt. In Sachen Vermarktung machte der früh feststehende Abstieg den Machern einen Strich durch die Rechnung. Kummer: „Vermeintliche Endspiele im Saisonschlussspurt hatten nur noch Freundschaftsspielcharakter.“ Insgesamt sieht das Präsidiumsmitglied die Blauen wirtschaftlich auf einem guten Weg: Für das laufende Geschäftsjahr prophezeit Kummer eine schwarze Null.

Durch die Verluste hatten die Kickers allerdings keine Möglichkeit, ihre Altlasten abzubauen. Diese Verbindlichkeiten belaufen sich auf 1 134 608 Euro. Darin enthalten sind die Darlehen von Hans Kullen und der verstorbenen Ursi Dünnwald-Metzler sowie die aus dem Kautionsfonds des DFB geliehenen 200 000 Euro. Hinzu kommen zurückgestellte Verbindlichkeiten bei Finanzamt und Stadt. Schritt für Schritt sollen diese in Zukunft abgebaut werden. Präsident Edgar Kurz ist optimistisch, dass dies gelingt: „Der Neustart nach dem Abstieg ist uns gelungen, jetzt gilt es, mit diesem Schwung neue Einkünfte zu generieren.“

Sehr erfreut zeigte sich Kurz über die Kontinuität in der Führungsetage. Erst wurden Präsidium und Aufsichtsrat mit großer Mehrheit entlastet. Dann wählten die Mitglieder den Aufsichtsrat, der wiederum Kurz für weitere drei Jahre zum Präsidenten bestellte. Der stellte sein Team vor: Kummer bleibt Schatzmeister, Dieter Wahl wird künftig für die anderen Abteilungen zuständig sein. Neu dabei ist Axel Kolberg. Der Chef der Stuttgarter Werbeagentur Wire soll im Bereich Marketing für frischen Wind sorgen. Zumal Mitarbeiter Martin Kurzka seine Tätigkeit (wie auch als Abteilungsleiter der Oberligaelf) demnächst beenden wird. Im Aufsichtsrat konnte der Vorsitzende Rainer Lorz neben den bewährten Kräften Christian Dinkelacker, Heinz Höfinger, Alexander Lehmann und Christian Mauch drei Zugänge gewinnen: den Wirtschaftsprüfer Niko Kleinmann, den Unternehmer Oliver Dornisch, Ex-Fan-Sprecher Philip Pfeiffer und als beratendes Aufsichtsratsmitglied Ministerialrat Karl Weinmann. „Wir haben in den Gremien fachlich und charakterlich einwandfreie Leute“, zeigte sich Kurz hochzufrieden und beendete die Versammlung um 23.48 Uhr mit den Worten: „Das war ein guter und harmonischer Abend. Das Kickers-Schiff ist auf Kurs.“

Stuttgarter Nachrichten

Die Folgen des Drittliga-Intermezzos
Die Stuttgarter Kickers schließen die vergangene Saison mit dem erwarteten Minus ab

Stuttgart – Nicht nur sportlich, sondern auch finanziell war die vergangene Drittliga-Saison für die Stuttgarter Kickers ein Flop: Bei der Mitgliederversammlung gestern Abend verkündete der Verein das erwartete Minus, das gleichzeitig den Schuldenberg wachsen ließ. Unterdessen wurde Präsident Edgar Kurz in seinem Amt bestätigt.

Von Beate Wockenfuß

„Wir müssen optimistisch nach vorne schauen, auch wenn ein langer, harter und steiniger Weg auf uns wartet“, sagte Kurz vor den 215 anwesenden Mitgliedern. Der 68-Jährige hatte am 15. Juli dieses Jahres – also nach dem Stichtag (30. Juni) der Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr – die Nachfolge von Dirk Eichelbaum angetreten und bekam nun für drei weitere Jahre vom zuvor gewählten Aufsichtsrat das Vertrauen ausgesprochen. Schließlich hat sich unter dem neuen Führungsstab nicht nur sportlich, sondern auch finanziell einiges zum Positiven gewendet. Friedrich Kummer (Finanzen) und Dieter Wahl (andere Abteilungen) bleiben dem Präsidium erhalten, das zudem durch Axel Kolberg komplettiert wird. Der Chef einer Stuttgarter Werbeagentur soll für den Marketing-Bereich zuständig sein.Zum bisherigen Aufsichtsrats-Team um den Vorsitzenden Rainer Lorz sowie Christian Dinkelacker, Christian Mauch, Heinz Höfinger und Alexander Lehmann sind Niko Kleinmann, Oliver Dornisch, Philip Pfeiffer und Karl Weinmann als beratendes Mitglied hinzugekommen. Kai-Uwe Völschow ist aus dem Gremium ausgeschieden, da er inzwischen auf der Geschäftsstelle der Kickers mitarbeitet. Während an der Spitze also Kontinuität angesagt und im Verein wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt ist, hat sich durch das turbulente Gastspiel in der dritten Liga das finanzielle Loch noch vergrößert. 152 411 Euro betrug der Verlust – allerdings nur halb so viel wie befürchtet -, der mit den gestiegenen Ausgaben zusammenhängt. Die beliefen sich 2008/2009 auf 3,32 Millionen Euro, das sind 459 363 Euro mehr als in der Saison 2007/2008. Gründe dafür sind unter anderen die höheren Reisekosten in der deutschlandweiten Liga, die Zahl der Sicherheits- und Ordnungsdienste gemäß der Auflagen des DFB sowie höhere Personalkosten wegen der Trainerwechsel und nicht geplanten Spielerverpflichtungen während der Saison. Zwar sind die Einnahmen um 686 075 Euro auf 3,62 Millionen Euro gestiegen. Aber die sportlichen Misserfolge, durch die in der Rückrunde auch die Zuschauereinnahmen einbrachen, haben ein besseres Ergebnis verhindert. Die Verschuldung der Kickers wuchs somit um 152 411 Euro auf 744 095 Euro an. Durch die noch ausstehende Rückzahlung eines Kautionsfonds an den DFB (200 000 Euro plus Zinsen bis zum 15. Mai nächsten Jahres) ist die finanzielle Lage zusätzlich angespannt. „Wir gehen davon aus, dass uns die Rückzahlung gelingt und dass wir die nächste Saison mit einer schwarzen Null oder einem leichten Plus beenden werden“, ist Schatzmeister Kummer zuversichtlich.

Eßlinger Zeitung