Smeekes, der Odonkor von Degerloch
Ein Holländer bei den Blauen
STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers empfangen morgen (14 Uhr) zum wichtigen Kellerduell der dritten Liga Erzgebirge Aue. Spielt der Neuzugang Orlando Smeekes? „Wir sind zuversichtlich, dass die Spielgenehmigung rechtzeitig vorliegt“, sagt der Manager Cast.
Von Joachim Klumpp
Der erste Eindruck kann manchmal täuschen. Wenn Orlando Smeekes in der Clubgaststätte sitzt, könnte er glatt als Double für David Odonkor durchgehen. Doch der Neuzugang der Stuttgarter Kickers sieht nicht nur optisch dem Nationalspieler ähnlich, der Niederländer soll auch ähnliche Qualitäten aufweisen. „Er ist schnell und trickreich“, sagt der Trainer Stefan Minkwitz, der den Spieler über eine DVD angeboten bekam und ihn daraufhin ins Probetraining bat. Test bestanden, hieß es nach zwei Tagen. Dennoch zog der 26-Jährige zunächst weiter, zu Brighton and Hove Albion, dritte Liga England. „Die hätten ihn genommen“, sagt sein Berater Chris Adedeji. Doch Smeekes wollte unbedingt nach Deutschland, genauer nach Degerloch. „Geld ist nicht alles“, sagt der Manager. Und der Spieler erklärt: „Die Leute hier sind freundlicher, dieser Eindruck ist wichtig, wenn man zu einem anderen Club geht.“
Ein Kompliment an die Schwaben also, die gemeinhin als zurückhaltend gelten. Das trifft auch auf Smeekes zu, ein netter Junge ohne Starallüren. Zuletzt spielte er im Mai für die Go Ahead Eagles in Deventer, in der zweiten Liga, danach stieß er zur Nationalmannschaft der niederländischen Antillen (von dort stammt sein Vater) und absolvierte noch Länderspiele gegen Haiti und Nicaragua in der WM-Qualifikation, mit zwei Siegen, einem Unentschieden und nur einer Niederlage. „Wir sind zwar ausgeschieden, aber das war auf jeden Fall eine interessante Erfahrung“, sagt der Spieler, der im Sommer auch Angebote aus der holländischen Eredivisie hatte: von De Graafschap und Sparta Rotterdam. „Doch ich wollte unbedingt mal was Neues kennenlernen – und mit 26 ist der richtige Zeitpunkt gekommen“, sagt Smeekes, dessen Berater zunächst in der Bundesliga angeklopft hatte. Ohne Erfolg: „Denen war das Risiko zu groß, deshalb haben wir es dann ein, zwei Klassen tiefer versucht.“
Nach und nach hat man sich bei den finanziellen Vorstellungen angenähert, so dass der Manager Joachim Cast betont: „Er passt jedenfalls in unser Gehaltsgefüge.“ Und sportlich? Smeekes gilt als Flügelflitzer, der sich im traditionellen 4-4-3 der Holländer links und rechts wohlfühlt, was auch zum derzeit favorisierten 4-2-3-1-System der Kickers passen würde. In 28 Spielen hat er in der vergangenen Saison acht Tore erzielt und 17 vorbereitet. „Er ist kein Knipser“, sagt Cast, „aber er kann auch als Mittelstürmer spielen. Doch die Vergangenheit zählt jetzt sowieso nicht mehr.“ Sondern die Zukunft – und die heißt zunächst einmal Abstiegskampf. Ob er keine Angst hat, beim Tabellenletzten in ein Loch zu fallen? „Nein“, sagt Smeekes, „die Mannschaft hat ja nicht 0:5 oder 0:6 verloren, ich denke der Abstand zum Rest der Liga ist nicht so groß.“ Er gibt aber zu: „Von der Liga weiß ich nichts.“
Das soll sich ändern. Möglichst schon morgen (14 Uhr, Gazi-Stadion) gegen Erzgebirge Aue. Die Spielgenehmigung liegt zwar noch nicht vor, „aber ich bin optimistisch, dass es noch rechtzeitig klappt“, sagt Cast. Ob der Neuzugang dann von Beginn an aufläuft oder eingewechselt wird, „entscheidet der Trainer“ (Smeekes). Der hat sich noch nicht ganz festgelegt, sagt nur: „Man darf nach drei, vier Trainingseinheiten mit der Mannschaft nicht gleich Wunderdinge von ihm erwarten, aber er ist auf jeden Fall eine Verstärkung für uns – und zwar kurzfristig.“
Eine Wohnung im Stadtteil Schönberg hat er schon, und nach Hause ist es keine Weltreise. In Amsterdam brauche er nur fünf Minuten mit der Bahn zum Flughafen Schiphol, erzählt Smeekes, der den Kontakt zu den Eltern aber abgebrochen hat. Dafür steht er in ständigem (SMS-)Kontakt mit der Freundin Hinda Ferjani. „Ein hübsches Mädchen“, schwärmt der Manager. Sie ist momentan an einer Theaterschule. „Sie will Schauspielerin werden“, sagt Smeekes stolz. „Ich hoffe, dass sie am Samstag kommt.“ Da darf man gespannt sein, wer mehr Aufmerksamkeit erregt: der Spieler oder seine Freundin.
Stuttgarter Zeitung
Drei Punkte – sonst nichts
Die Kickers empfangen morgen Aue zum Kellerduell
Stuttgart (bw) – Not gegen Elend: Im Gazi-Stadion steigt morgen (14 Uhr) das Kellerduell der dritten Liga. Schlusslicht Stuttgarter Kickers tritt gegen den Vorletzten FC Erzgebirge Aue an. Beide Teams stecken mit gerade mal einem Punkt auf dem Konto tief in der Krise und haben dasselbe Ziel: einen Sieg. „Es zählen nur noch drei Punkte, mehr gibt es nicht zu sagen.“ – Kickers-Coach Stefan Minkwitz fasst sich dieser Tage betont kurz. Die endlosen Diskussionen über seine Zukunft auf der Trainerbank haben Spuren hinterlassen. Ein paar mehr Worte hat der 40-Jährige allerdings für Neuzugang Orlando Smeekes übrig. „Er wird dazu beitragen, dass wir aus der Misere rauskommen“, sagt der Coach über seinen Wunschspieler, will ihn aber nicht als „Heilsbringer“ verstanden wissen: „Wir können von ihm im ersten Spiel keine Wunderdinge erwarten.“ Ob der schussgewaltige Offensiv-Allrounder morgen von Anfang an spielt oder als „Geheimwaffe“ eingewechselt wird, ließ Minkwitz offen. Zumal den Kickers gestern noch nicht einmal die Spielgenehmigung für den Niederländer vorlag. Der 26-Jährige brennt jedenfalls schon auf seinen ersten Einsatz im Kickers-Trikot – gemäß seiner Devise: „Nach vorne und schnell.“ Indes hat sich das Lazarett bei den „Blauen“ gelichtet. Bis auf die angeschlagenen Jens Härter und Jörn Schmiedel sowie den Rot-gesperrten Angelo Vaccaro stehen alle Spieler wieder zur Verfügung.
So wollen sie spielen: Salz – Reiß, Mann, Rapp, Landeka – Rosen, Gambo – Smeekes, Kettemann, Traut – Schürg.
Eßlinger Zeitung
Vorschau
Spielinfos:
Anstoß: 13.09.2008 14:00
Stadion: Gazi-Stadion auf der Waldau
Schiedsrichter:
Stuttgarter Kickers: Vaccaro ist rotgesperrt. Härter (Nasenbeinbruch) und Janic (Metallplatte aus dem Kiefer entfernt) sowie Schmiedel (Muskelprobleme) fallen aus.
Erzgebirge Aue: Flauder könnte für den erkrankten Männel im Tor stehen. Curri ist wieder fit, wäre eine Alternative fürs zentrale Mittelfeld. Lukunku steht vor dem Debüt.
Aufstellung
Stuttgarter Kickers
Salz – Reiß, Mann, Rapp, Landeka – Rosen, Gambo – Traut, Kettemann, Smeekes – Schürg; Trainer: Minkwitz
Erzgebirge Aue
Flauder – Klingbeil, Kos, T. Paulus, Fa. Müller – Cimen, Hochscheidt – Hensel, El Berkani, Feick – Lukunku; Trainer: Weber
Kicker
Audioservice zum Spiel:
Veilchen-Präsident Uwe Leonhardt: „Wir müssen uns von Spiel zu Spiel wieder nach oben arbeiten“
Trainer Rico Schmitt: „Das Signal und Ziel ist klar“
Auf der Homepage des FC Erzgebirge Aue.