Presse am Dienstag zur Krise der Leistungsträger und der Kritik am Trainer

Kickers in der Krise – und Hilfe ist nicht in Sicht
Der Fußball-Drittligist hofft nach vier Niederlagen auf die Wende, setzt aber weitgehend auf das Prinzip Hoffnung

STUTTGART. Bei den Stuttgarter Kickers ist Krisenbewältigung gefragt. Der Fußball-Drittligist hat keine Punkte, kein Geld für Neuzugänge, dafür aber eine Trainerdiskussion. Keine günstigen Voraussetzungen also.

Von Joachim Klumpp

Nach der 0:1-Niederlage am Sonntag gegen Sandhausen schaute der ehemalige Kickers-Spieler Mustafa Parmak noch auf einen Sprung bei den alten Kollegen vorbei – und war von deren Vorstellung nicht sehr angetan: „Was war denn das?“ Nicht viel, die vierte Niederlage im vierten Spiel. Und die nicht einmal unverdient. Was hilft da noch?

Verstärkungen: Handlungsbedarf bestünde (mit Ausnahme des Torhüters Manuel Salz) in allen Mannschaftsteilen, wobei der Präsident Dirk Eichelbaum neue Spieler für unrealistisch hält. „Zum einen baut man damit nicht das Vertrauen in die vorhandenen Leute auf, zum anderen wollen wir eine seriöse Vereinspolitik fahren“, – wobei das Geld für Nachkäufe fehlt. Erst recht, nachdem die Hoffnung auf eine Entlastung der Gehaltsliste geplatzt ist. Markus Ortlieb jedenfalls hat nach seinem Probetraining vom Wuppertaler SV eine Absage bekommen, Gleiches gilt für den Stürmer Saban Genisyürek, an dem auch Ulm Interesse hatte.

Trainerwechsel: Das zweite vermeintliche Allheilmittel. Auch das schließt der Präsident Dirk Eichelbaum aus. Noch zumindest. „Solange die Mannschaft lebt, halten wir an der sportlichen Leitung fest“, sagte der Kickers-Chef gestern vor der Präsidiumssitzung, die allerdings turnusgemäß schon vor längerer Zeit anberaumt worden ist. In erster Linie sollte dort über das Nachwuchskonzept gesprochen werden, doch jetzt gibt es ganz akut noch ein anderes Thema: die erste Mannschaft. Eichelbaum setzt auf das Prinzip Hoffnung: „Stefan Minkwitz hat in der Rückrunde bewiesen, dass er schwierige Situationen meistern kann.“ Dabei sei auch die Mannschaft gefordert. „Wir müssen hinterfragen, warum die Leistungsträger nicht ihre Form der Rückrunde haben“, so Eichelbaum.

Personalwechsel: Das größte Sorgenkind ist ausgerechnet Alexander Rosen, der vor der Saison mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet worden ist. Nachdem der neue Kapitän bisher nicht überzeugen konnte, sagt Minkwitz: „Vielleicht braucht er auch einmal eine schöpferische Pause.“ Zumal einige andere Kandidaten bisher kaum eine Chance bekommen haben, namentlich Josip Landeka und Ralf Kettemann. „Dass die beiden mit ihrer Situation nicht glücklich sind, ist verständlich“, sagt Minkwitz zu den beiden Neuzugängen, die in Mainz beziehungsweise Fürth auf dem Sprung in die erste Mannschaft gestanden haben. Doch Landeka habe eine zu schlechte Trainingswoche hingelegt, um in der Startformation zu stehen, und in der Halbzeit gegen Sandhausen waren dem Trainer die Hände gebunden, weil er zwei Verteidiger (Jens Härter wegen Verletzung und Benedikt Deigendesch wegen Formschwäche) auswechseln musste. Allerdings wird Minkwitz kaum darum herumkommen, diesen Spielern bald eine Chance zu geben, um nicht unglaubwürdig zu werden.

Als Alternative im Sturm wird Angelo Vaccaro ausfallen – ganz sicher für die nächsten drei Meisterschaftsspiele. Solange wurde der Italiener, der im Spiel gegen Sandhausen wegen einer Tätlichkeit vom Platz flog, gestern nämlich gesperrt.

Taktische Änderungen: Die Abkehr des bisher praktizierten 4-4-2-Systems hin zu einem verstärkten Mittelfeld wäre denkbar. „Natürlich muss man in unserer Situation auch darüber nachdenken, vielleicht mehr auf Konter zu setzen“, gibt Minkwitz zu, ist allerdings skeptisch, ob ein Systemwechsel jetzt das Allheilmittel ist. „Dazu brauche ich auch die entsprechenden Spieler.“

Mentaltrainer: Das schon in der Rückrunde einmal kurz angedachte (und wieder verworfene) Engagement eines Sportpsychologen ist zwar auch keine Garantie für Besserung, aber in Anbetracht des doch stark angeknacksten Selbstvertrauens zumindest eine Überlegung wert, auch wenn sie bei den Verantwortlichen bis jetzt auf wenig Gegenliebe stößt. „Ich glaube nicht, dass das jetzt entscheidend weiterhilft“, sagt zum Beispiel der Manager Joachim Cast.

Die Frage bleibt: was hilft überhaupt? In der momentanen Verfassung jedenfalls macht die Mannschaft nicht den Eindruck, als ob sie drittligatauglich ist, auch wenn der Präsident sagt: „Mit dem vorhandenen Kader steigt man zwar nicht auf, aber für den sicheren Klassenerhalt müsste es auf jeden Fall reichen.“ Davon ist auch Minkwitz überzeugt, der den Kader ja – im Rahmen der Möglichkeiten – zusammengestellt hat. Seine Zukunft steht und fällt mit dem Erfolg. „Der Trainer ist immer das schwächste Glied“, weiß Minkwitz. „Entweder greifen meine Mechanismen“ – oder die des Marktes.

Wobei Eichelbaum in einem Punkt keinen Spaß versteht, das ist der WFV-Pokal. Da lautet seine Vorgabe: „Den Wettbewerb müssen wir diese Saison gewinnen.“ Bei einem Scheitern am 3. September gegen den Oberliga-Tabellenführer Großaspach wäre die Schonfrist für den Trainer wohl vorbei.

Stuttgarter Zeitung

Kickers-Trainer gibt sich kämpferisch

Stuttgart – Die Lage bei Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers ist prekär. Bei einer weiteren Niederlage droht Stefan Minkwitz der Rauswurf, doch der Trainer bleibt optimistisch: „Ich bin von der Qualität des Teams überzeugt, es muss diese nur endlich abrufen.“

Herr Minkwitz, haben Sie schon mit dem Trainerkollegen Starzmann telefoniert?
Nein. Dass ich ihn um Rat fragen werde, habe ich unmittelbar gesagt, weil ich einen Riesenhals hatte. Speziell auf die Zeitung, die ihn bei uns ins Gespräch brachte und mit solchen Spekulationen natürlich nicht zur Ruhe beigetragen hat.

Bei null Toren und Punkten erwarten Sie Ruhe?
Ruhe nicht, aber ein bisschen Respekt. Mir ist schon klar, dass im Misserfolgsfall nicht nur bei den Kickers, der Trainer in Frage gestellt wird. Er ist nun mal das schwächste Glied.

Das nach einer Niederlage in Regensburg beurlaubt wird?
Das ist Sache des Präsidiums. Ich bereite die Mannschaft so vor, dass wir dort am kommenden Samstag punkten werden.

Wer die Auftritte gesehen hat, dem fällt es richtig schwer, an die Wende zu glauben. Woher nehmen Sie Ihren Optimismus?
Wir waren doch schon mal totgesagt. Und am Ende der letzten Saison gelang die Rettung. Auch diesmal bin ich von der Qualität der Mannschaft überzeugt. Sie muss diese nur endlich auch abrufen.

Von der Torwartposition mal abgesehen, klemmt es überall. Wo wollen Sie ansetzen?
Die Elf ist verunsichert, das Selbstvertrauen fehlt – und es kommt nur über ein Erfolgserlebnis zurück. Ich lebe das Selbstvertrauen jedenfalls in jedem Training vor und arbeite hart weiter.

Kein Rädchen greift ins andere. Es drängt sich der Verdacht auf, die Mannschaft bekommt keinen Plan mit auf den Weg.
Wir haben einen Plan und bereiten uns ordentlich vor. Aber nehmen wir das Spiel gegen Sandhausen. Die Zuteilung bei der Standardsituation, die zum Gegentreffer führte, war genau besprochen. Wird diese nicht eingehalten, ist man ziemlich machtlos.

Hören die Spieler nicht mehr auf Sie?
So eine Situation kommt immer mal vor. Der Respekt der Mannschaft gegenüber dem Trainerteam ist absolut vorhanden.

Die Mannschaftsteile harmonieren nicht, die Neuzugänge haben nicht eingeschlagen – auch das fällt auf Sie zurück.
Natürlich kann ich mich nicht frei von Schuld sprechen. Aber nach vier Spielen zu sagen, wir hätten nur Fehleinkäufe verpflichtet, halte ich für verfrüht.

Jahr für Jahr verlieren die Blauen Führungsspieler, die nicht adäquat ersetzt werden. Fehlt es nicht doch an der Substanz?
Es bringt nichts, den Abgängen nachzutrauern. Auch unsere finanzielle Lage ist wie sie ist. Aber noch einmal: Es ist zu früh, zu sagen, wir hätten falsch eingekauft.

Es ging ins Trainingslager, Sie haben Angelo Vaccaro eine Denkpause verordnet. Welche Reize wollen Sie noch setzen, um endlich zum Erfolg zu kommen?
Es bringt nichts, wenn man zu viele Dinge außer der Reihe macht. Wir haben noch Alternativen im Kader wie Landeka oder Kettemann, die auf ihre Chance lauern. Und wir müssen die Abwehr stabilisieren – auch wenn Jens Härter nach einer Operation an seiner verletzten Nase erst einmal ausfällt.

Gibt es vereinsinterne Konsequenzen für Vaccaro nach seiner Tätlichkeit?
Das werden wir im Trainerteam gemeinsam mit dem Manager entscheiden.

Reden Sie auch darüber, ob Sie bei einem Rauswurf dem Verein in anderer Funktion erhalten bleiben würden?
Daran denke ich nicht. Noch habe ich die Chance, die Kurve zu bekommen. Im Fußball geht es oft schnell: Ein Sieg in Regensburg, danach drei Punkte im Heimspiel gegen Aue – und plötzlich wäre wieder Friede, Freude, Eierkuchen.

Fragen von Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten

Einstimmig!

Kickers setzen voll auf Minkwitz

Von HELMUT HEIMANN

Kein Rauswurf, kein Ultimatum – die Stuttgarter Kickers sprechen ihrem (bisher) Erfolglos-Trainer Stefan Minkwitz (40) das Vertrauen aus!

Gestern Krisensitzung im Vereinsheim auf der Waldau. Das Präsidium tagte 90 Minuten: Null Tore, null Punkte, Letzter in der neuen 3. Liga – brauchen die Blauen einen neuen Coach?

Dann (vorerst) die Entwarnung.

Präsidiumsmitglied Dieter Wahl (Marketing und Öffentlichkeitsarbeit): „Wir haben einstimmig entschieden, Stefan Minkwitz weiterhin das Vertrauen zu schenken. Es gibt kein Ultimatum und wir sind zuversichtlich, dass wir es packen werden. Wir vertrauen der Mannschaft und deshalb wird es auch keine neuen Spieler geben.“

Mal schauen, wie’s nach dem nächsten Spiel Samstag in Regensburg aussieht…

Übrigens: Einer wird in Bayern nicht dabei sein. Stürmer Angelo Vaccaro (26) bekam nach seiner Roten Karte wegen Nachtretens im Spiel gegen Sandhausen drei Spiele Sperre vom DFB aufgebrummt!

BILD

Presse zu Stuttgarter Kickers – SV Sandhausen (0:1)

Die Null steht – aber an den falschen Stellen
Nach der 0:1-Niederlage gegen den SV Sandhausen warten die Stuttgarter Kickers weiter auf das erste Tor und den ersten Punkt

STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers werden in der dritten Liga zum Punktelieferanten. Heute tagt der Vorstand, aber der Präsident Dirk Eichelbaum sieht keinen Handlungsbedarf. „Stefan Minkwitz bleibt unser Trainer“, sagte er nach dem 0:1 gegen Sandhausen.

Von Joachim Klumpp

Sekt oder Selters, das ist ja gerne die Frage vor richtungweisenden Spielen im Fußball. In der Vorbereitung auf die Drittligapartie gegen Sandhausen hatten sich die Stuttgarter Kickers eindeutig auf das Mineralwasser festgelegt, was allein schon durch das Kurztrainingslager in Bad Teinach (die örtlichen Mineralquellen sind auch Sponsor) dokumentiert wurde. Dass sich diese Ausrichtung dann gestern während der 90 Minuten ebenfalls durchsetzte, war natürlich nicht vorgesehen in den Planungen der Kickers, die nach der 0:1-Niederlage gegen den SV Sandhausen weiter den letzten Platz der Tabelle belegen.

Der Trainer Stefan Minkwitz macht auch gar keine großen Hoffnungen, dass sich daran allzu schnell etwas ändert: „Wir stecken mitten im Abstiegskampf.“ Und das nach vier Spielen. Dabei hätte Sandhausen eigentlich die Wende zum Guten werden sollen, die Mannschaft wurde nach dem leblosen Auftritt zuletzt in Unterhaching vor allem im Zweikampfverhalten getrimmt. Zumindest in diesem Punkt konnte der Trainer sagen: „An der Einstellung gab es nichts auszusetzen, aber fußballerisch war mir das zu wenig.“

In der Tat. Was vor allem daran lag, dass Alexander Rosen in der Rolle des offensiven Mittelfeldspielers fehl am Platze ist, während die Qualitäten von Bashiru Gambo auf der Sechserposition eher verschenkt sind. „Ich will jetzt nicht alles an Alexander Rosen festmachen“, sagte Minkwitz dazu, „aber wenn er in einer Verfassung ist, in der er sich und der Mannschaft nicht weiterhilft, kann auch er mal draußen bleiben.“

So, wie es gestern mit Angelo Vaccaro geschah, der sich – nicht überraschend – auf der Bank wiederfand. Und als er dann doch noch eingewechselt wurde, dauerte sein Auftritt gerade mal 15 Minuten. Wegen Nachtretens flog er vom Platz – womit sich die Frage nach einer Denkpause vorerst von selbst erledigt hat. Immerhin hatte der Italiener in der kurzen Zeit die beiden besten Möglichkeiten zum Ausgleich, nachdem die Kickers bereits in der neunten Minute in Rückstand geraten waren. Nach einem Freistoß kam der aufgerückte Mario Göttlicher völlig unbehindert zum Kopfball und zur Führung.

Die Kickers waren also mal wieder in Rückstand geraten und dementsprechend geschockt. Der Gast aus Nordbaden jedenfalls versäumte es, bis zur Pause alles klarzumachen. Nicht zuletzt, weil der Torwart Manuel Salz erneut der Beste bei den Kickers war. „Er lässt David Yelldell langsam vergessen“, sagte Minkwitz. Unter den Augen Yelldells, der wie auch Mustafa Parmak und der Excoach Robin Dutt zu den 3230 Zuschauern gehörte, erwies sich Salz auch noch als Elfmetertöter, nachdem er in der 53. Minute einen schwach geschossenen Strafstoß von Grgic mühelos parierte. Sandhausens Trainer Gerd Dais sagte nur: „So wurden meine Nerven bis zum Schluss strapaziert.“ Zumal Sascha Traut mit einem Distanzschuss (84.) noch die Latte traf. „Und das in Unterzahl. Das zeigt, dass die Mannschaft intakt ist“, sagte Minkwitz.

So sah es offensichtlich auch der Präsident Dirk Eichelbaum, der dem Trainer den Rücken stärkt. Wie lange noch? Darauf gab es eher vage Aussagen. „In Regensburg sitzt er auf jeden Fall noch auf der Bank – natürlich kann es vielleicht irgendwann auch den Zeitpunkt geben, wo die üblichen Mechanismen des Fußballs greifen“, sagte Eichelbaum: „Aber noch nicht jetzt.“ Nach erst vier Spielen – und der Hoffnung auf Besserung. Oder vielleicht einen neuen Spieler, falls Geld frei wird. Einstweilen bleibt nur die bittere Erkenntnis: Die Null steht – allerdings an den falschen Stellen. Keine Tore, keine Punkte.

Stuttgart: Salz – Deigendesch (46. Reiß), Mann, Härter (44. Rapp), Janic, – Traut, Gambo, Rosen, Schmiedel – Schürg (65. Vaccaro), Prediger.

Sandhausen: Gurski – Bindnagel, Göttlicher, Beisel, Throm – Pinto (90. Waldecker), Stark, Kolb, Mintzel – Grgic (58. Öztürk), Haas (86. Schmid).

Schiedsrichter: Leicher (Weihmichl).

Tor: 0:1 Göttlicher (9.).

Rote Karte: Vaccaro (81.).

Bes. Vorkommnis: Salz hält Foulelfmeter von Grgic (53.).

Stuttgarter Zeitung

Luft für Minkwitz wird dünner
Nach 0:1 gegen Sandhausen schwindet der Glaube an die Kickers weiter

Stuttgart – Sie haben sich bemüht. Aber im Kampf um das Überleben in der dritten Liga reicht das nicht. Nach dem 0:1 gegen den SV Sandhausen schwindet der Glaube an die Stuttgarter Kickers weiter. Und die Luft für Trainer Stefan Minkwitz wird dünner.

VON JÜRGEN FREY

Man muss die Blauen mögen, um ihre Leiden zu teilen. Am Sonntag wurde die Belastbarkeit der 3230 Zuschauer wieder auf eine harte Probe gestellt. Der starke Torwart Manuel Salz verhinderte eine höhere Niederlage, Bashiru Gambo versuchte Struktur ins Spiel zu bringen, Dirk Prediger rackerte für zwei – der Rest? Zum Vergessen. Die Zuordnung in der Abwehr stimmte nicht, die Verteidiger wirkten so beweglich wie der Stuttgarter Fernsehturm. Von den Außenbahnen kam viel zu wenig Druck. Ohne Plan rannten die Blauen an. Besonders auffallend: Die Abstimmung zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen funktionierte nicht.

Dass es zutiefst die Aufgabe des Trainers ist, dies in den Griff zu kriegen, gilt für jeden Club der Welt. Auch die Verantwortung für die bisher nicht überzeugenden Neuzugänge liegt bei der sportlichen Leitung. Doch noch scheuen die Funktionäre auf Degerlochs Höhen die Maßnahme, durch einen Trainerwechsel eventuell neue Kräfte zu mobilisieren. „Vier Spiele sind zu wenig, um Stefan Minkwitz nach der erfolgreichen vergangenen Rückrunde infrage zu stellen“, sagt Kickers-Chef Dirk Eichelbaum. Daran werde sich auch nach der Präsidiumssitzung am heutigen Montag nichts ändern. „Minkwitz wird in Regensburg definitiv auf der Bank sitzen.“ Wenn“s aber auch dort schiefgeht, dürfte der Bonus aufgebraucht sein.

Die ewigen Besserwisser auf der Waldau wetzen schon jetzt die Messer. Doch es ist die große Frage, ob ein anderer Coach aus dem aktuellen Kader mehr herauskitzeln würde. Es verdichten sich vielmehr die Anzeichen, dass die Qualität nicht ausreicht, um den Absturz zu verhindern. Der Ruf nach Verstärkungen wird lauter, zumal auch Angelo Vaccaro nach seiner Tätlichkeit gestern wohl mehrere Wochen ausfallen wird. Die Zeit jedenfalls drängt. Am 31. August endet die Wechselfrist. Danach können nur noch arbeitslose Spieler verpflichtet werden. Das Problem: Die notorisch klammen Blauen haben kein Geld. Daran könnte auch die Verpflichtung des holländischen Trainingsgasts Orlando Smeekes scheitern. Und was sagt der Trainer? Minkwitz gab sich kämpferisch, flüchtete sich aber auch in Sarkasmus. „Wenn ich einen Rat brauche, rufe ich Herrn Starzmann an“, sagte er an die Adresse eines Journalisten. Der hatte über den Reutlinger Ex-Trainer als möglichen Nachfolger spekuliert.

Stuttgarter Nachrichten

Die Stuttgarter Kickers bleiben nach der 0:1-Niederlage gegen den SV Sandhausen punkt- und torlos

Stuttgart – Alarmzustand auf der Waldau. Auch nach dem vierten Spieltag der dritten Fußball-Liga sind die Stuttgarter Kickers punkt- und torlos. Die blamable 0:1 (0:1)-Heimniederlage gestern gegen den SV Sandhausen hat die Situation beim Tabellenschlusslicht weiter zugespitzt. „Wir stecken mitten im Abstiegskampf“, konstatiert Trainer Stefan Minkwitz.

Von Beate Wockenfuß

Nach dem Schlusspfiff raste Minkwitz in die Kabine. Mit versteinerter Miene und verschränkten Armen saß er danach in der Pressekonferenz, fixierte einen Punkt auf dem Fußboden und begann ohne aufzuschauen seine Einschätzung mit dem gleichen Satz wie nach den drei 0:2-Pleiten vorher: „Glückwunsch an den Gegner.“ Erneut war die Niederlage verdient, erneut lief bei den Kickers nichts zusammen: Abstimmungsprobleme, Stellungsfehler, schwache Standards und viele Fehlpässe, die Sandhausen munter kontern ließen. „Das war vom Fußballerischen wieder mal zu wenig“, zieht Minkwitz Bilanz und ergänzt: „Kopf hoch. Irgendwann, irgendwie, mit allen Mitteln müssen wir unseren ersten Dreier einfahren.“Für Sandhausen war es dagegen schon der zweite Dreier. Den Siegtreffer erzielte Innenverteidiger Mario Göttlicher per Kopf (8. Minute) nach einem Freistoß von Roberto Pinto. Wenigstens einmal hatten auch die Kickers-Fans Grund zum Jubeln. Als Torhüter Manuel Salz – erneut bester „Blauer“ – einen Foulelfmeter von Velimir Grgic (54.) hielt, kam Hoffnung unter den 3230 Zuschauern auf, die bis dahin gerade mal zwei Chancen der Gastgeber gesehen hatten. Wesentlich öfter waren die Sandhausener im Kickers-Strafraum unterwegs. Die Stuttgarter liefen dagegen weiter ihrer Form hinterher. Da passte es ins Bild, dass Angelo Vaccaro, der erst in der 66. Minute eingewechselt wurde, eine Viertelstunde später nach einer Tätlichkeit vom Platz flog. „Wir brauchen dringend ein Erfolgserlebnis, um aus dem Loch herauszukommen“, so Manager Joachim Cast.Während ringsum Alarmstimmung herrscht, scheint Präsident Dirk Eichelbaum die Ruhe selbst zu sein. Mit den Händen in den Hosentaschen stellt er sich nach der Partie gelassen den Fragen der Journalisten. Was muss passieren? „Die Mannschaft muss stärker spielen.“ Aber das war schon die vierte Niederlage ohne eigenen Torerfolg. „Das ist nicht gut, aber auch nicht dramatisch. Die Mannschaft hat sich gesteigert.“ Sind Neuzugänge notwendig? „Nein.“ Steht der Trainer zur Diskussion? „Nein. Er hat in der Rückrunde gute Arbeit geleistet. Und vier Spiele reichen nicht, um alles in Frage zu stellen.“

Stuttgarter Kickers: Salz – Deigendesch (46. Reiß), Mann, Härter (44. Rapp), Janic – Traut, Rosen, Gambo, Schmiedel – Schürg (66. Vaccaro), Prediger.

SV Sandhausen: Gurski – Bindnagel, Göttlicher, Beisel, Throm – Pinto (90.+ 2 Waldecker), Stark, Kolb, Mintzel – Grgic (58. Öztürk), Haas (86. Schmid).

Schiedsrichter: Leicher (Weihmichl).

Zuschauer: 3230.

Tor: 0:1 Göttlicher (8.).

Besonderes Vorkommnis: Salz hält Foulelfmeter von Grgic (54.).

Gelbe Karten: Janic, Schürg, Mann / Stark, Pinto, Mintzel, Schmid.

Rote Karte: Vaccaro (81./Tätlichkeit).

Beste Spieler: Salz, Gambo / Bindnagel, Beisel.

Eßlinger Zeitung

Bei den Kickers steht die Null
Göttlichers Kopfball entscheidet

Für die Kickers bleibt alles wie gehabt: Keine Tore, keine Punkte. Die logische Konsequenz ist der letzte Tabellenplatz für die Schwaben. Sandhausen bestätigt dagegen den klaren 4:0-Erfolg über Paderborn aus der Vorwoche.

Bei den Stuttgarter Kickers reagierte Trainer Minkwitz auf das 0:2 in Unterhaching mit zwei Änderungen. Für Reiß und Kacani begannen Schmiedel und Schürg. Nach dem 4:0 gegen Paderborn stellte Trainer Dais auf einer Position um. Stark rückte für Leandro in die erste Elf.

Schon früh lagen die Kickers zurück. Mario Göttlicher besorgte die Führung für Sandhausen in der 9. Minute. Nach einer Freistoßflanke stand der Innenverteidiger völlig frei, Salz im Tor der Stuttgarter war zwar noch am Ball, konnte aber den Rückstand nicht verhindern. Auch in der Folge hatten die Gäste die besseren Gelegenheiten, ohne jedoch daraus Kapital schlagen zu können. Sogar einen Foulelfmeter vergab Grgic für die Gäste.

Für den negativen Höhepunkt sorgte der eingewechselte Angelo Vaccaro, der wegen Nachtretens in der Schlussphase die Rote Karte sah (80.). Für die Kickers bleibt alles wie gehabt: Keine Tore, keine Punkte. So geraten die Schwaben bereits früh in der Saison gehörig unter Druck.

Die Stuttgarter Kickers reisen am Samstag nach Regensburg, während man sich in Sandhausen am Sonntag auf die Partie gegen Fortuna Düsseldorf freut.

Kicker

StZ: Kickers-Trainer Minkwitz „Wir brauchen keine Schönspieler“

Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers haben in der dritten Fußballliga nach drei Spielen noch keinen Punkt und kein Tor auf dem Konto. „Es ist ja klar, dass damit der Druck wächst – auch auf mich“, sagt der Trainer Stefan Minkwitz im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Minkwitz, wie sind denn die Platzverhältnisse auf dem Trainingsgelände?

Es gibt schon einige Löcher – weil die Spieler viel grätschen.

Aber Gras haben sie noch keines gefressen, wie Sie gefordert haben?

Im übertragenen Sinne schon. Und wenn die Mannschaft das umsetzt, was sie am Mittwoch gezeigt hat, dann ist mir jedenfalls nicht bange, dass sie am Sonntag ein vernünftiges Zweikampfverhalten an den Tag legt.

Und das reicht dann für drei Punkte im Heimspiel gegen Sandhausen?

Zunächst einmal ist es das A und O im Fußball, alles andere kommt dann von alleine: das Selbstvertrauen, gute spielerische Aktionen und individuelle Stärke.

Alles Attribute, die bis jetzt vermisst werden. Warum?

Es ist einfach Fakt, dass die sogenannten Führungsspieler ihre Leistung bisher nicht abrufen. Und dann kann ich von den jungen Spielern nicht verlangen, dass sie das Zepter in die Hand nehmen.

Wie wollen Sie das ändern?

Ich habe der Mannschaft gesagt, wir brauchen jetzt keine Schönspieler, sondern Leute, die Fußball arbeiten und die Gegenspieler nicht schonen – und die werden auflaufen.

Also fehlt ein Angelo Vaccaro, der bis jetzt einen eher lustlosen Eindruck macht?

Ich werde keinen öffentlich kritisieren, auch wenn man das vielleicht irgendwann einmal tun muss. Einige setzen die Trainingseindrücke einfach nicht um. Aber es wäre falsch, alles an einem Spieler festzumachen. Es gibt insgesamt zu viele Ausfälle.

Trauern Sie so gesehen Mirnes Mesic oder Mustafa Parmak nach?

Es bringt doch nichts, irgendwelchen Spielern nachzuweinen, die nicht da sind. Ich bin von der Qualität des Kaders nach wie vor überzeugt. Natürlich hätte ich Mesic gerne gehabt, und er wäre gerne gekommen, aber es hat aus den bekannten finanziellen Gründen nicht geklappt. Und Parmak wollte weg.

Kommt im Gegenzug bis zum Transferschluss noch eine Verstärkung?

Im Moment gibt es dafür keine Signale, auch wenn ich gerne noch einen Spieler hätte.

Priorität hätte wahrscheinlich ein Offensivspieler, nachdem derzeit der Niederländer Orlando Smeekes mittrainiert.

Priorität hätte ein Stürmer, der auch im defensiven Mittelfeld und der Innenverteidigung einsetzbar wäre.

Zunächst einmal kann man davon ausgehen, dass die Mannschaft am Sonntag ein anderes Gesicht hat als zuletzt?

Das hängt von den Trainingseindrücken ab. Aber die zuletzt verletzten Spieler wie Kettemann, Landeka und Schmiedel haben gezeigt, dass sie umsetzen, was ich verlange.

Inwiefern spüren Sie als Trainer nach drei Niederlagen den Druck? Gibt es Rückendeckung des Präsidenten Dirk Eichelbaum?

Wir haben am Dienstag telefoniert, natürlich gibt es die Rückendeckung. Aber wir wissen ja auch, dass das im Fußball nach zwei, drei weiteren Niederlagen ganz anders aussehen kann. So gesehen ist es normal, dass der Druck wächst – auch auf mich als Trainer.

Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Werden Sie kurzfristig noch etwas ändern?

Wir fahren am Freitag nach Bad Teinach ins Kurztrainingslager und werden erst zum Spiel anreisen, um nochmals intensive Einzelgespräche mit den Spielern führen zu können. Wir werden nichts unversucht lassen.

Sie haben gesagt: „Im Moment sind wir weder heim- noch auswärtsstark.“ Welche Stärke soll denn zuerst zurückkommen?

Zunächst einmal geht es darum, dass wir zu Hause wieder eine Macht werden – am besten schon am Sonntag.

Fragen von Joachim Klumpp

Stuttgarter Zeitung

Holländer im Probetraining, Manuel Salz angeschlagen

Stuttgart (jüf) – Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen: Nach drei Niederlagen hintereinander bezieht Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers von Freitag an ein Trainingslager in Teinach. „Ich will die Jungs zusammenhaben, um viele Gespräche führen zu können“, sagt Trainer Stefan Minkwitz vor dem Heimspiel am kommenden Samstag (14 Uhr) gegen den SV Sandhausen.

Unterdessen haben die Kickers noch bis zum heutigen Donnerstag einen Trainingsgast: Orlando Smeekes (27), der zuletzt beim holländischen Zweitligisten Go Ahead Eagles Deventer am Ball war. Minkwitz“ erster Eindruck von dem 27-Jährigen: „Ein pfeilschneller Mann mit starken Offensivqualitäten.“ Ob er verpflichtet wird, ist offen. Bangen müssen die Blauen noch um den Einsatz von Manuel Salz: Der Torwart leidet an einer Knöchelverletzung.

Stuttgarter Nachrichten

BILD macht weiter Druck auf Minkwitz

Als neuer Trainer im Gespräch

Starzmann liebt die Kickers immer noch

Von HELMUT HEIMANN

Die Stuttgarter Kickers und Peter Starzmann – geht’s bald ans Eingemachte? Der ehemalige Reutlinger Trainer ist nach dem Fehlstart der Blauen als möglicher Nachfolger von Stefan Minkwitz ins Gespräch gekommen.

Beide Seiten halten sich (noch) bedeckt.

„Nur ein Gerücht“, wiegelt Präsidiumsmitglied Dieter Wahl ab. „Aus Loyalität meinem Kollegen Minkwitz gegenüber möchte ich mich nicht dazu äußern“, sagt Starzmann.

Dabei spricht einiges für sein Kommen.

Er stammt aus der Region. Geboren wurde Starzmann 1962 in Deizisau. Derzeit wohnt er in Rübgarten bei Pliezhausen. Bis nach Degerloch sind’s knapp 25 Kilometer.

Er ist den Kickers verbunden. Starzmann: „Seit ich dort gespielt habe, liebe ich den Verein.“ Er bestritt in der Saison 1989/90 als Stürmer 25 Punktspiele (2 Tore) für die Blauen in der 2. Bundesliga, wurde Vierter.

Er kennt sich als ehemaliger Trainer des SSV Reutlingen im unterklassigen Fußball gut aus.

Einige Kickers-Spieler wie Sasa Janic und Jörn Schmiedel spielten letzte Saison bei ihm in Reutlingen.

Morgen düst Starzmann mit Familie für zwei Wochen nach Florida in den Urlaub. Nach seiner Rückkehr läuft die Schonfrist für Kickers-Coach Minkwitz ab. Wenn er sie nicht nutzt, könnte Starzmann seinen Platz einnehmen.

BILD