Kickers-Trainer Schmitt tobt
Der Fußball-Drittligist präsentiert sich bei der 0:2-Niederlage in Sandhausen wie ein Absteiger
SANDHAUSEN. Die Stuttgarter Kickers haben das Nachholspiel in der dritten Liga beim SV Sandhausen 0:2 (0:1) verloren. „Das war überhaupt nichts“, ärgerte sich der Trainer Edgar Schmitt.
Von Joachim Klumpp
So wie gestern Abend hat man den Kickers-Trainer Edgar Schmitt in Stuttgart noch nicht erlebt. Er war auf hundertachtzig. „Das war ein Katastrophenspiel“, sagte er nach der 0:2-Niederlage, „vorne nichts, hinten nichts – überhaupt nichts.“ Ein Rückfall in schon überwunden geglaubte Zeiten. „Unverständlich“, meinte auch der Präsident Dirk Eichelbaum. Dabei waren die Kickers eigentlich gut vorbereitet gewesen auf das Gastspiel in Nordbaden. Vor exakt zwei Wochen ist die Mannschaft schon einmal in Sandhausen gewesen – als Zaungast der Partie gegen Werder Bremen II. Der Anschauungsunterricht war letztendlich umsonst. „Vielleicht haben einige nach zwei Siegen gedacht, das geht von alleine“, sagte der Manager Joachim Cast nach dem mutlosen Auftritt der Mannschaft.
Zwar begannen die Kickers vor den 1720 Zuschauern im Hardtwaldstadion gut, vor allem dank Orlando Smeekes, doch nach einer Viertelstunde war die Herrlichkeit bereits vorbei. Sandhausen wurde von Minute zu Minute stärker, vor allem dank Roberto Pinto, der über die rechte Seite fast an allen gefährlichen Angriffen der Gastgeber beteiligt war und in der 26. Minute Pech hatte, als er mit einem gefühlvollen Heber nur die Latte traf. Der junge Gegenspieler Simon Köpf jedenfalls war völlig überfordert, nachdem er für Gentner in die Startformation gerückt war – als einer von drei neuen Spielern. War die Hereinnahme von Bashiru Gambo für den mit einem Bänderanriss gehandicapten Mustafa Parmak erwartet worden, kam die Nichtberücksichtigung des Kapitäns Alexander Rosen doch mehr als überraschend. „Er darf heute mal pausieren“, sagte der Manager Joachim Cast nur, zumindest bis zur 66. Minute. Was allerdings nicht nur mit der Dauerbelastung der englischen Wochen zu tun haben dürfte, sondern auch mit den zuletzt gezeigten Leistungen, die eine solche Maßnahme durchaus rechtfertigten.
Doch gestern lief auch ohne Rosen nichts zusammen, im Mittelfeld klafften große Löcher. Noch vor der Pause wurde die Überlegenheit Sandhausens belohnt. Nachdem Alf Mintzel im Strafraum nach einem Zweikampf mit Benedikt Deigendesch zu Fall kam, gab es Elfmeter. Und den verwandelte – genau, Pinto – sicher und auch verdient zur 1:0-Pausenführung. Edgar Schmitt reagierte und setzte nun auf Offensive. In der Pause kamen Parmak (für Landeka) und Tucci als zweite Spitze (für Deigendesch). Und der hatte prompt die Chance zum Ausgleich, doch seinen Kopfball lenkte Torwart Gurski zur Ecke (51). Und auch der Seitfallzieher von Smeekes wäre ein Tor wert gewesen.
Ein Strohfeuer, mehr nicht. Zumal nach einer Stunde der nächste Schreck folgte, als der bereits verwarnte Sascha Traut nach Foul an Mintzel erneut Gelb sah – und zum Duschen gehen konnte. „Das war die Krönung seiner Leistung“, ärgerte sich Cast später, und Schmitt sagte: „Wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn wir mit sechs oder sieben Toren nach Hause geschickt worden wären.“ Am Ende blieb es beim 2:0 für Sandhausen, das der eingewechselte Müller aus 18 Metern erzielte (79.).
„Vierte Liga, Stuttgart ist dabei“, skandierten Sandhausens Fans. So weit ist es zwar noch nicht, aber viel fehlt nicht mehr, wenn man die Leistung von gestern als Maßstab nimmt. „Wir haben gespielt wie ein Tabellenletzter“, gab der Manager Cast zu. Was tun? Ein Mentaltrainer wird jedenfalls auf die Schnelle nicht kommen. „Aus diesem Schlamassel muss sich die Mannschaft selbst rausziehen“, sagt Cast. Am Freitag geht es nach Emden. Um sechs Uhr morgens. Nicht zur Strafe, zur Übung. Vor Ort soll schließlich noch für das Spiel am Samstag trainiert werden. Die Mannschaft hat es nötig.
Sandhausen: Gurski – Bindnagel, Göttlicher, Beisel, Kirsch – Kolb – Pinto (75. Müller), Leandro, Mintzel (82. Eberlein) – Haas (46. Boskovic), Öztürk.
Stuttgart: Salz – Steinle, Traub, Mann, Köpf – Deigendesch (46. Tucci), Ortlieb – Traut, Gambo (66. Rosen), Landeka (46. Parmak) – Smeekes.
Schiedsrichter: Thomas Gorniak (Bremen).
Tore: 1:0 Pinto (40., Foulelfmeter), 2:0 Müller (79.).
Gelb-Rote Karte: Traut (61.).
Stuttgarter Zeitung
0:2 – Kickers-Coach Schmitt schlägt Alarm
Nach schwacher Vorstellung in Sandhausen wird die Lage im Kampf gegen den Abstieg immer prekärer
Sandhausen – Erneuter Rückschlag für die Stuttgarter Kickers: Der Fußball-Drittligist hat das Nachholspiel beim SV Sandhausen mit 0:2 (0:1) verloren und leichtfertig eine weitere Möglichkeit zur Aufholjagd vergeben.
VON THERESA DÖFT
Wenige Minuten nach dem Abpfiff platzte Edgar Schmitt der Kragen. Als der Kickers-Trainer auf der Pressekonferenz um seinen Kommentar zum Spiel gebeten wurde, sprach er Tacheles. „Das war heute ein katastrophales Spiel von uns. Das war offensiv nichts – und defensiv nichts“, schimpfte Schmitt, „wenn Sandhausen die Chancen besser genutzt hätte, wäre das Spiel 0:7 ausgegangen.“ Lediglich einen Kickers-Spieler nahm der Coach bei seinem verbalen Rundumschlag von seiner Kritik aus: Torhüter Manuel Salz, der eine gute Leistung zeigte.
Dass Schmitt mit seiner Elf derart hart ins Gericht ging und Manager Joachim Cast dem Team sogar „kollektives Versagen“ vorwarf, zeigt: Beim Schlusslicht auf der Waldau brennt der Baum. Der Auftritt in Sandhausen dürfte Konsequenzen haben.
Die Mannschaft spielte am Hardtwald über weite Strecken schwach und unterlag verdient – völlig chancenlos waren die Kickers aber nicht. In der ersten Hälfte wäre Sandhausen neben dem von Roberto Pinto verwandelten Foulelfmeter (40.) – zuvor hatte Benedikt Deigendesch Alf Mintzel gefoult – zwar durch einen Heber von Pinto (28.), der an der Latte abprallte, beinahe ein zweites Tor gelungen. Gerade aber zu Beginn der zweiten Hälfte spielten die Blauen ordentlich und erarbeiteten sich gute Chancen. Zwischen der 51. und 53. Minute scheiterte aber Orlando Smeekes gleich zweimal, und auch Marco Tucci machte es in aussichtsreicher Position nicht besser.
Die offensivere Ausrichtung von Edgar Schmitt, der in der Pause für den defensiven Mittelfeldspieler Deigendesch in Tucci einen zweiten Stürmer brachte, schien sich auszuzahlen. Neben den drei Großchancen kamen die Kickers zu weiteren guten Möglichkeiten. Auf der anderen Seite hatten sie dagegen Glück, dass Schiedsrichter Thomas Gorniak Danko Boskovics Kopfballtor (59.) wegen eines Fouls des Sandhauseners nicht gab. In der 61. Minute machten sich die Kickers das Leben noch schwerer: Sascha Traut, der zuvor wegen Meckerns Gelb gesehen hatte, musste nach einem Foul mit Gelb-Rot vom Platz. „Der Platzverweis war typisch für seine Leistung“, kritisierte Schmitt. Die Badener nutzten die Überzahl bestens aus und erspielten sich einige gute Chancen – sorgten aber erst in der 79. Minute durch den Treffer von Nicolai Müller, der den Ball aus 20 Metern unhaltbar ins Tor hämmerte, für die Entscheidung. Einziger Vorteil für die Kickers: Bereits am Samstag in Emden können sie sich rehabilitieren.
Stuttgarter Nachrichten
„Kollektives Versagen“
Die Stuttgarter Kickers verlieren die Nachholpartie beim SV Sandhausen mit 0:2
Sandhausen (bw) – Die Stuttgarter Kickers mussten im Abstiegskampf den nächsten herben Rückschlag einstecken. Der Fußball-Drittligist kassierte gestern Abend in der Nachholpartie beim SV Sandhausen eine 0:2 (0:1)-Niederlage und droht den Anschluss zu verpassen.
Der Abstand des Tabellenschlusslichts zu den Nichtabstiegsplätzen ist zwar konstant bei fünf Punkten geblieben, doch in Werder Bremen II punktete gestern ein direkter Konkurrent. Die Hanseaten feierten überraschend einen 1:0-Auswärtssieg beim FC Erzgebirge Aue. Heute haben zudem noch Jahn Regensburg und der VfR Aalen die Chance, sich etwas abzusetzen.Während Kickers-Manager Joachim Cast nach der zweiten Niederlage innerhalb von vier Tagen enttäuscht von einem „kollektiven Versagen“ der Mannschaft sprach, ließ auch Trainer Edgar Schmitt seinem Frust freien Lauf. „Wir haben hinten und vorne eine katastrophale Leistung gezeigt“, schimpfte der Coach, nahm allerdings Torhüter Manuel Salz als einzigen Kickers-Akteur aus dieser Kritik heraus. Hätte der 23-Jährige nicht mehrfach mit Glanzparaden Großchancen der Gastgeber pariert, wäre die Niederlage der Kickers noch weitaus höher ausgefallen. „Wir hätten hier mit 0:7 verlieren können“, haderte Schmitt mit seinem Team. Der Trainer der „Blauen“ hatte in der Startformation gegenüber der 1:2-Heimniederlage gegen Rot-Weiß Erfurt drei Änderungen vorgenommen. Neben dem angeschlagenen Mustafa Parmak (Bänderdehnung), für den Bashiru Gambo im offensiven Mittelfeld spielte, blieben auch Kapitän Alexander Rosen und Außenverteidiger Thomas Gentner erst einmal auf der Bank. Sie wurden durch Markus Ortlieb und Simon Köpf ersetzt.Die Kickers hatten zunächst mehr vom Spiel, konnten daraus aber kein Kapital schlagen. Nach 15 Minuten übernahmen die Gastgeber die Regie und erspielten sich einige gute Chancen, die Salz zunichte machte. Nach einem Foul von Benedikt Deigendesch an Alf Mintzel erzielte Roberto Pinto (40.) per Strafstoß die Führung für die Gastgeber. In der zweiten Hälfte drängten die Kickers auf den Ausgleich. Für Deigendesch war in Marco Tucci ein zweiter Stürmer ins Spiel gekommen. Parmak wurde für Josip Landeka eingewechselt. Das Powerplay der „Blauen“ blieb aber unbelohnt und wurde später durch die Gelb-Rote Karte für Sascha Traut (61.) erschwert. Mit Kapitän Rosen kämpften die „Blauen“ leidenschaftlich weiter, doch die größeren Chancen hatte weiter Sandhausen. Während Salz noch mehrmals retten konnte, war er bei einem Schuss von Nicolai Müller schließlich machtlos. Der SV-Stürmer sorgte fünf Minuten nach seiner Einwechslung für den 2:0-Endstand (80.). Stuttgarter Kickers: Salz – Steinle, Mann, Traub, Köpf – Deigendesch (46. Tucci), Ortlieb – Traut, Gambo (67. Rosen), Landeka (46. Parmak) – Smeekes.
Eßlinger Zeitung
Ampelkarte für Traut
Der SVS rückt vor
Der SV Sandhausen hat gegen das Schlusslicht Stuttgarter Kickers einen 2:0-Pflichtsieg eingefahren und konnte mit dem dritten Sieg in den letzten vier Partien seine Position im Mittelfeld stabilisieren. Das Schmitt-Team verlor nicht nur die Partie, sondern auch noch Traut mit der Gelb-Roten Karte.
Gegenüber dem 1:1 gegen Burghausen nahm Sandhausens Trainer Gerd Dais nur eine Umstellung vor. In der Abwehr ersetzte Beisel Eberlein. Bei den Stuttgarter Kickers gab es im Vergleich zum 0:2 in Paderborn drei Änderungen in der Startelf: Gambo, Köpf und Ortlieb spielten für Gentner, Rosen und Parmak.
Die Kickers hatten im Hartwaldstadion zunächst mehr vom Spiel, konnten daraus aber kein Kapital schlagen. Mit zunehmender Spieldauer übernahm aber der SVS das Kommando. Und die Sandhauser konnten sich auch Chancen erspielen. Doch zunächst scheiterte Haas an Kickers-Keeper Salz (17.), Pinto lupfte den Ball an das Aluminium (28.).
In der 40. Minute war es dann aber soweit. Nach einem Stoß von Deigendesch gegen Mintzel gab es Elfmeter für Sandhausen. Pinto trat an, der Portugiese verwandelte sicher.
In der zweiten Halbzeit versuchten die Kickers, der Partie noch eine Wende zu geben. Sandhausen stand in der Defensive aber sicher und ließ nur wenig zu. Nach einer Stunde schwächten sich die Stuttgarter selbst, Traut musste mit der Ampelkarte den Platz verlassen.
Trotz Unterzahl konnten sich die Stuttgarter in der Folgezeit ein optisches Übergewicht erspielen. Dies ging allerdings auf Kosten der Stabilität in der Defensive. Und der eingewechselte Nicolai Müller nutzte eine der Lücken zum entscheidenden 2:0 in der 79. Minute aus.
Der SV Sandhausen gastiert am kommenden Samstag in Regensburg, die Stuttgarter Kickers treten ebenfalls am Samstag in Emden an.
Kicker