Eine englische Fußballmannschaft in Stuttgart

Endlich ist es der Vereinsleitung der Stuttgarter Kickers gelungen, eine englische Mannschaft nach Stuttgart zu verpflichten, und es ist dadurch am kommenden Sonntag dem sportliebenden Publikum Gelegenheit gegeben, unsere beliebten Blauweißen zum ersten Mal einem englischen Gegner gegenübertreten zu sehen. Die besten englischen Amateurspieler, die sich the Pirates nennen, werden auf dem Kickerssportplatz gastieren, nachdem sie schon drei Spiele auf deutschem Boden absolviert haben. In Düsseldorf unterlag die deutsche Mannschaft mit 8:0; die Sportpresse schreibt, daß die Pirates sich aus äußerst raschen Spielern zusammensetzt und wohl alle ihre Spiele in Deutschland für sich entscheiden werden. Es wird die Stuttgarter Sportfreunde interessieren, wenn wir die einzelnen Spieler kurz vorstellen: Der Tormann W. Mulraney vertritt immer seine Grafschaft Essex repräsentativ und ist ein ruhiger, sehr verläßlicher Spieler. Die Verteidiger sind: W. H. Clarke und S. W. Black. Der Erstgenannte spielt für Chelmsford und ist der beste Verteidiger seiner Grafschaft, der schon sechsmal als Repräsentant dieser spielte. S. W. Black ist Mitglied von Plymouth Argyle, trat schon dreimal im Englischen Pokal-Spiel gegen Aston Villa, den berühmtesten Klub Englands an. Er ist ein ausgezeichneter Kopfspieler. Läufer: G. How hat in diesem Jahr in der vorletzten Runde um den englischen Pokal mitgespielt. Jones Glyn war in der repräsentativen Mannschaft Wales gegen England aufgestellt und hat sich auch schon als Berufsspieler betätigt. B. Gastell ist ein guter starker Spieler und gehört Manchester South End an, der besten Amateurmannschaft von Lancashire. Stürmer: J. McKenna (rechts-außen) spielte dieses Jahr im Probespiel Nordengland-Südengland mit und vertritt Liverpool in Liga I. G. Griffiths (halbrechts) zeichnet sich besonders durch guten Schuß aus. Jones (Mittelstürmer) ist die Seele des Angriffs, er hatte von Leicester Fosse als Berufsspieler einen Ruf erhalten. P. Turall (halblinks) ist Mitglied von Chelmsford und besitzt den besten Schuß in Essex. S. R. Croiol (links-außen), ein flinker Stürmer, der eine herrvorragende Balltechnik besitzt. Ersatzmann: E. Salt (linker Stürmer) vertrat Lancashire repräsentativ. Das Schiedsrichteramt hat der Führer der Engländer, Dr. Hargreaves, übernommen.

Württemberger Zeitung, Nr. 92, Seite 9, vom 22. April 1910

Vorbereitung der Stuttgarter Kickers für die Ligaspiele

Stuttgart, 2. Sept.

Während in den letzten Jahren die Stuttgarter Kickers nur ein oder höchstens zwei Uebungsspiele vor dem Beginn der offiziellen Verbandsspiele für genügend hielten, um in diesen mit Erfolg einzutreten, hat die diesjährige Vereinsleitung drei Uebungsspiele festgesetzt. Das erste haben die Kickers bereits am vergangenen Sonntag gegen die Fußballabteilung „Wacker“ des Sp.-Cl. „Monachia“ München absolviert; das zweite (Retourwettspiel) kommt nächsten Sonntag nachmittag 4 Uhr auf dem Kickerssportplatz gegen den F.C. Fürth zum Austrag und das letzte Vorbereitungsspiel findet am 12. d. M. gegen den F.-C. Straßburg ebenfalls auf Kickers Boden statt. Hoffentlich wird es den Kickers gelingen, durch diese 3 Uebungsspiele eine richtige Mannschaftsaufstellung für die diesjährigen Ligaspiele festzustellen, damit nicht wieder, wie im Vorjahre, eine fortwährende Umstellung der Spieler notwendig wird, deren böse Folgen unsere Kickers in den vergangenen Meisterschaftsspielen übel zu fühlen bekamen.

Welches Resultat der nächste Sonntag bringen wird, ist für die Stuttgarter ziemlich sicher, da Fürth jetzt — bei Beginn der Saison — noch nicht ganz auf der Höhe seines Könnens sein dürfte, während die Kickers bereits eingespielt sind und ihre vollständige erste Mannschaft gegen Fürth ins Feld stellen werden. Wir rechnen daher mit einem Sieg für Stuttgart.

Das erste Spiel in Fürth nahm einen unentschiedenen Ausgang. In Fürths Mannschaft steht seit verschiedenen Jahren der bekannte repräsentative Läufer Burger, der früher Mitglied der Stuttgarter Sportfreunde war. Obwohl bei seiner damaligen Aufstellung als repräsentativer Spieler in dem Wettkampf Deutschland gegen Schweiz verschiedene Stimmen gegen ihn laut wurden, hat sich doch sein Ruf glänzend bewährt.

3. Blatt der Württemberger Zeitung, vom 3. September 1909