„Wir sind nur der kleine Bruder“
Vor dem Derby zwischen den Kickers und dem VfB ist von Rivalität nichts mehr zu spüren
STUTTGART. Um 18.30 Uhr wird heute im Gazi-Stadion das 163. Stuttgarter Stadtderby Kickers gegen VfB angepfiffen. Die Einnahmen der Partie kommen den Kickers zugute, die an den vor fünf Jahren verstorbenen Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler erinnern.
Von Heiko Hinrichsen
Sein Leben waren die Stuttgarter Kickers, für die er selbst von 1958 an als Verteidiger in der Oberliga Süd, der damals höchsten Klasse, spielte. Am 9. Dezember dieses Jahres wäre Axel Dünnwald-Metzler, Brillenfabrikant, Ehrenpräsident und Mäzen der Kickers, 70 Jahre alt geworden. Am 6. April jährt sich sein Todestag zum fünften Mal, ADM starb bereits mit 64 Jahren an Lungenkrebs.
Heute werden sich der amtierende Präsident Dirk Eichelbaum, die Kickers-Gemeinde sowie geladene Gäste, darunter der ehemalige Landesvater Lothar Späth und sein Nachnachfolger Günther Oettinger, an „den großen Mann des Stuttgarter Sports“ (VfB-Präsident Erwin Staudt) erinnern, in dessen Ära die Kickers zweimal (1988 und 1991) den Aufstieg in die erste Fußball-Bundesliga schafften sowie 1987 das Pokalfinale gegen den Hamburger SV in Berlin (1:3) erreichten.
Um 16.30 Uhr wird heute im ADM-Sportpark, der längst den Namen des ehemaligen Präsidenten trägt, ein Gedenkstein enthüllt sowie ihm zu Ehren eine Eiche gepflanzt. Da es um die Kickers finanziell nicht mehr so gut bestellt ist wie zu Bundesligazeiten, dient das leidenschaftliche Hobby Dünnwald-Metzlers, der Fußball, heute einem besonderen Zweck: Um 18.30 Uhr wird im Gazi-Stadion das 163. Stadtderby zwischen dem VfB und den Kickers angepfiffen. Der Reinerlös des Freundschaftsspiels kommt dem Tabellenletzten der dritten Liga zugute.
„Wir werden sportlich alles aufbieten, was wir zur Verfügung haben, um beste Qualität abzuliefern“, sagt der VfB-Cotrainer Rainer Widmayer, der aufgrund der Abstellung der Nationalspieler derzeit aber nur zehn Feldspieler und zwei Torhüter aus dem Profikader zur Verfügung hat. Artig fügt Widmayer hinzu: „Es ist für uns eine Ehre, bei diesem Spiel mit dabei zu sein.“
Lange hat es gedauert, ehe der VfB mal wieder zum Derby auf Degerlochs Höhen über den Neckar reist. Beim letzten Duell gewann der Bundesligist im April 2003 mit 3:2. Gerne würden die Kickers alljährlich in der Sommerpause gegen den Verein für Bewegungsspiele aus Bad Cannstatt antreten. Doch das geht aus Sicht des VfB nicht. „Wir müssen bei unseren Planungen leider viele Faktoren wie die Trainingslager berücksichtigen. Der Terminkalender ist dicht gedrängt. Aber jetzt hat es durch die Länderspielpause ja geklappt“, sagt der Präsident Erwin Staudt.
Der Kickers-Trainer Edgar Schmitt freut sich auf die Partie gegen den Tabellensechsten der Fußball-Bundesliga, zu der der Verein mit 6000 Zuschauern rechnet. „Wir sind nur der kleine Bruder des VfB, wenn überhaupt“, sagt Schmitt, der heute ein friedliches Spiel auf der Waldau erwartet. „Um Rivalitäten zu entwickeln, muss man sich auf Augenhöhe begegnen“, sagt Schmitt, „das ist derzeit nicht gegeben. Der VfB besitzt sportlich einen internationalen Anspruch – und wir spielen in der dritten Liga. Deshalb freue ich mich ganz einfach auf ein unterhaltsames Spiel mit gutem Fußball für die Fans.“
Stuttgarter Zeitung
„Das Derby ist immer reizvoll“
Kickers empfangen die VfB-Profis
Blaublut gegen Vollblut – so lautet das Motto des 163. Stuttgarter Fußball-Stadtderbys morgen um 18.30 Uhr im Gazi-Stadion. Zuletzt trafen die Kickers und der VfB im April 2003 in einem Freundschaftsspiel aufeinander – damals siegten die Roten mit 3:2. „Die Kickers sind ein Stück Stuttgarter Stadtgeschichte. Es wäre jammerschade, wenn sie in die Regionalliga absteigen müssten“, sagt der VfB-Präsident Erwin Staudt im Gespräch mit Joachim Klumpp.
Herr Staudt, das Freundschaftsspiel morgen gegen die Kickers ist dem ehemaligen Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler gewidmet, dessen Todestag sich am 6. April zum fünften Mal jährt.
Ich kann mich noch gut erinnern: die Beerdigung von ADM war leider eine meiner ersten Amtshandlungen als Präsident des VfB. Er war einer der ganz großen Männer des Stuttgarter Sports – und wurde aus der Blüte seines Lebens gerissen.
Als die Kickers nun wegen eines Benefizspiels auf Sie zukamen, haben Sie da spontan zugesagt, oder gab es Bedenken wegen einer Überlastung Ihrer Spieler?
Natürlich waren wir gerne bereit, zu diesem Spiel anzutreten. Durch die anstehenden Länderspiele und die damit verbundene Bundesligapause war ein entsprechendes Zeitfenster vorhanden, so dass wir das Stadtderby in unsere Planungen integrieren konnten.
Angeblich hatte die Polizei die größten Vorbehalte wegen des Spiels, aus Sicherheitsgründen. Ist es nicht bedenklich, wenn inzwischen nicht einmal mehr solche Freundschaftsspiele reibungslos über die Bühne gebracht werden können?
Leider gibt es immer einige Unverbesserliche, die den Fußball als Plattform für Auseinandersetzungen nutzen. Diesen Chaoten dürfen wir uns aber unter keinen Umständen beugen. Die überwältigende Mehrheit der Fans ist friedfertig und kommt Woche für Woche ohne böse Absichten in die Stadien.
Die Kickers würden es gerne sehen, wenn ein solches Lokalderby eine regelmäßige Einrichtung – zum Beispiel vor Saisonbeginn – würde. Ist das realistisch?
Ein Stadtderby ist ohne Zweifel immer eine reizvolle Veranstaltung. Und ich hoffe, dass wir dieses Spiel auch in der nächsten Saison in der dritten Liga sehen werden. Eine regelmäßige Austragung gegen unsere erste Mannschaft ist aber nicht ohne weiteres möglich, weil unser Terminkalender auch während der Sommervorbereitung sehr dicht gedrängt ist und wir mit unserer Lizenzspielermannschaft in dieser Zeit zwischen den obligatorischen Trainingslageraufenthalten zahlreiche Termine wahrnehmen müssen.
Im Moment treffen die beiden Clubs normalerweise im Duell mit zweiter und erster Mannschaft aufeinander. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass es mal wieder in der Bundesliga zu einem Vergleich kommt?
Die Stadtderbys zwischen dem VfB und den Kickers in der Bundesliga sind für alle Beteiligten unvergessliche Ereignisse und sind weit über die Stadtgrenzen hinaus ein Gesprächsthema. Natürlich würden wir uns freuen, wenn die Kickers wieder in der Bundesliga vertreten wären. Wir drücken zunächst die Daumen, dass in der laufenden Saison der angestrebte Klassenerhalt gelingt und die Kickers mittelfristig wieder höhere Ziele anstreben können.
Auch wenn Sie weiter weg vom Geschehen sind: Was ist aus Ihrer Sicht der Grund dafür, dass die Kickers in der dritten Liga am Tabellenende dümpeln?
Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Fakt ist, dass die Stuttgarter Kickers ein Stück Stuttgarter Fußballgeschichte sind und es jammerschade wäre, wenn der Verein in die Regionalliga absteigen müsste.
Der Amoklauf von Winnenden hat die Menschen in ganz Deutschland geschockt. Denken Sie auch darüber nach, in dieser traurigen Angelegenheit ein Wohltätigkeitsspiel mit dem VfB zu veranstalten?
Die schrecklichen Ereignisse von Winnenden und Wendlingen haben uns alle tief bewegt. Selbstverständlich wird der VfB Stuttgart seiner sozialen Verantwortung für die Menschen in unserer Region auch in dieser schwierigen Situation gerecht. Details können wir aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekanntgeben.
Stuttgarter Nachrichten
AUFTAKT ZUM ADM-GEDENKJAHR Klare Sache für den VfB: 5:3 im 163. Stadt-Derby
Von HELMUT HEIMANN
Stadt-Derby der Stuttgarter Kickers gegen den VfB Stuttgart. Vor 3160 Zuschauern im Gazi-Stadion gewannen die Roten im 163. Spiel 5:3 (1:2) gegen die Blauen.
Den Anstoß zum Auftakt des Gedenkjahres zum 5. Todestag des langjährigen Kickers-Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler (1979–2003) machte Ministerpräsident Günther Oettinger (kam zehn Minuten zu spät).
Die Führung für die Hausherren durch Marco Tucci (9.), der auch das zweite Tor erzielte (38.). Für den VfB verwandelte Cacau (16.).
Dann drehten die Roten auf (ohne Nationalspieler, dafür wieder mit Martin Lanig und Yildiray Bastürk nach Verletzungspausen). Jan Simak (54./67.), Julian Schieber (68.) sowie Sven Schipplock (90.) trafen, Mijo Tunjic nochmal für die Blauen (87.).
VfB-Coach Markus Babbel: „Das war sehr unterhaltsam für die Zuschauer.“ Kickers-Trainer Edgar Schmitt grinste: „Der VfB hat uns mitspielen lassen…“
Vorm Spiel wurde im ADM-Sportpark ein Gedenkstein enthüllt. Dann pflanzten die Präsidenten Erwin Staudt und Dirk Eichelbaum symbolisch eine Eiche.
BILD
Kickers unterliegen trotz guter Leistung dem Bundesligisten VfB mit 3:5 (2:1)
in memoriam ADM: Acht Tore im 163. Stuttgarter Fußballderby
„in memoriam ADM“ – unter diesem Motto gedachten die Stuttgarter Kickers am Mittwoch ihrem Ehrenpräsidenten Axel-Dünnwald-Metzler, dessen Todestag sich am 6. April zum fünften Mal jährt. Im Anschluss an die Feierlichkeiten, bei denen zahlreiche Vertreter aus Politik, Sport und Wirtschaft zugegen war, wurde am Abend im GAZi-Stadion das 163. Stuttgarter Fußball-Stadtderby zwischen den Kickers und dem VfB ausgetragen. Im sportlich-reizvollen Vergleich zwischen Drittligist und Erstligist unterlagen die Gastgeber trotz guter Leistung und zweimaliger Führung im ersten Abschnitt vor 3160 Zuschauern mit 3:5 (2:1).
Beim Duell Blau gegen Rot in Gedenken an ADM musste der VfB-Teamchef Markus Babbel auf insgesamt elf Nationalspieler, die momentan bei ihren Auswahlteams weilen, sowie zwei verletzte Akteure verzichten. Auf der Gegenseite fehlte Ralf Kettemann (Mittelfußbruch) verletzt. Außerdem verordnete der Kickers-Cheftrainer Edgar Schmitt seinen Stammkräften Bashiru Gambo, Orlando Smeekes, Mustafa Parmak, Marcus Mann, Torsten Traub und Alexander Rosen angesichts der zahlreichen englischen Wochen eine schöpferische Pause – bereits an diesem Sonntag (14 Uhr) geht es für die Blauen im Drittliga-Heimspiel gegen den FC Bayern München II an gleicher Stätte um wichtige Punkte. Dort wird das am Mittwoch pausierende Kickers-Sextett fraglos wieder dringend gebraucht.
Insgesamt 3160 Zuschauern, darunter auch Ursi Dünnwald-Metzler, wurde bei widrigen äußeren Bedingungen mit wechselweisen Schneefällen und Regengüssen auf dem Rasen des GAZi-Stadions dennoch eine recht flotte Partie geboten. Nachdem der Stuttgart-Möhringer Fallschirmweltmeister Klaus Renz das Spielgerät punktgenau aus der Luft gebracht hatte, führte der baden-württembergische Ministerpräsident Günther H. Oettinger mit dem von ADP Deutschland gesponserten Spielball symbolisch den Anstoß der Partie aus.
Ein großes Programm abseits des sportlichen Wettstreits sorgte schon vor dem Anpfiff vom Stuttgarter Erstliga-Schiedsrichter Markus Schmidt und ebenso in der Halbzeitpause für viel Stimmung. Verantwortlich dafür zeichneten der lokale Radiosender „Die Neue 107,7“ sowie die Kickers-Partner Bauhaus und Auto Palazzo mit zahlreichen Aktionen im GAZi-Stadion. Für die musikalische Untermalung sorgten außerdem zwei Kapellen: zunächst spielte der Musikverein Gechingen auf, im Anschluss daran folgte die hoffnungsvolle Heavy-Metal-Formation „kissin dynamite“.
Doch, wie gesagt, aus rein sportlicher Sicht gesehen boten auch die beiden Mannschaften den 3160 Fans auf den Rängen des GAZi-Stadions unterhaltsame 90 Spielminuten. Nach neun Zeigerumdrehungen überlistete die Mannschaft von Kickers-Cheftrainer Edgar Schmitt die Abseitsfalle des VfB – Marco Tucci steuerte in der Folge alleine auf den Gäste-Keeper Alexander Stolz zu und erzielte mit einem Flachschuss ins linke Eck das 1:0. In der 17. Minute hieß es dann 1:1, nachdem Gäste-Angreifer Cacau im Anschluss an einen Eckstoß von Elson zum Ausgleich traf. Die Kickers erzielten sieben Minuten vor dem Halbzeitpfiff nach toller Vorarbeit von Michael Schürg die neuerliche Führung zum 2:1-Halbzeitstand – als Torschütze glänzte abermals Marco Tucci.
Nach der Pause war für die Blauen Josip Landeka mit einem 25-Meter-Freistoß nahe am dritten Treffer der Gastgeber dran. Stattdessen fiel das nächste Tor auf der anderen Seite. Einen Gegenstoß schloss Jan Simak mit einem Flachschuss ins lange Eck zum 2:2 (55.) ab. Zwölf Minuten später war es erneut der Tscheche, der die erste Führung des Bundesligisten an diesem Abend markierte. Sein Mannschaftskollege Julian Schieber legte nur kurze Zeit später das vierte VfB-Tor mit einem Schuss aus halblinker Position ins rechte Eck zum 2:4 nach.
Kurz vor dem Ende blieb es dem eingewechselten U-23-Oberliga-Akteur Mijo Tunjic vorbehalten, mit seinem Treffer zum 3:4 die Sache noch einmal spannend zu gestalten. Mit der letzten Aktion des unterhaltsamen 163. Stuttgarter Lokalduells stellte Sven Schipplock mit seinem Tor schließlich den 3:5-Endstand her.
„Der VfB hat uns mitspielen lassen“, sagte Kickers-Trainer Edgar Schmitt über das „schöne und super faire Spiel“. Auch VfB-Teamchef Markus Babbel war zufrieden: „Es war ein unterhaltsames Spiel, die Zuschauer sind auf ihre Kosten gekommen.“
Stuttgarter Kickers: Salz (46. Huber) – Köpf (60. Steinle), Mann (46. Gentner), Dittrich, Härter – Reiß (60. Traut), Deigendesch (60. Ortlieb), Tucci (75. Tunjic), Landeka (60. Petruso) – Galm, Schürg (60. Kacani). Trainer: Schmitt.
VfB Stuttgart: Stolz – Träsch (63. Ismaili), Mandjeck, Delpierre (63. R. Schuster), Enderle (46. Feisthammel) – Hilbert (46. Bastürk), Elson, Lanig, Simak – Schieber, Cacau (63. Schipplock). Trainer: Babbel.
Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Tore: 1:0 Tucci (9.), 1:1 Cacau (16.), 2:1 Tucci (38.), 2:2 Simak (55.), 2:3 Simak (67.), 2 :4 Schieber (69.), 3 :4 Tunjic (86.), 3:5 Schipplock (90.)
Zuschauer: 3160 Fans im GAZi-Stadion auf der Waldau
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