StZ: Der Kampf gegen die Monokultur Fußball

Während in der Region zahlreiche Spitzensportvereine beheimatet sind, entwickelt sich Stuttgart zur Diaspora

STUTTGART. Stuttgart hat den VfB – aber dann kommt nicht mehr sehr viel. Es gibt kaum noch Spitzensportvereine in der Stadt. Eine private Initiative möchte das ändern.

Von Tobias Schall

Es ist gute Tradition in Stuttgart, dass man sich an die Vergangenheit erinnert. Kaum eine Gelegenheit zum Beispiel, bei der nicht irgendeiner die Leichtathletik-WM 1993 und das tolle Publikum erwähnt. Die Vergangenheit ist allgegenwärtig im Stuttgarter Sport. In Sachen Großereignisse, aber auch im Ligenspielbetrieb, mangels einer allzu berauschenden Gegenwart. Stuttgart hat sich einmal als die Hauptstadt des Sports gesehen. Großereignisse waren die Regel, es gab das CJD Feuerbach im Volleyball, Stuttgart-Scharnhausen im Handball, den SV Cannstatt im Wasserball und natürlich den VfB Stuttgart. Geblieben ist nur der Alphaverein VfB.

Es ist gut für die Stadt und die Region, dass es den Verein für Bewegungsspiele gibt. Als Werbeträger ist er unverzichtbar. Im Schatten des übermächtigen VfB hat die kleine Welt des Sports es im direkten Umfeld in der Stadt aber schwer, Aufmerksamkeit zu erregen und als logische Konsequenz Gelder zu akquirieren – ein Problem, das es auch in anderen Großstädten, zum Beispiel München, gibt. Während in der Peripherie der Stadt zahlreiche Bundesligisten in den großen Sportarten wie Basketball und Handball vertreten sind, hat sich Stuttgart in den vergangenen Jahren – bis auf den Volleyball-Erstligisten Allianz Volley – immer stärker zu einer sportlichen Monokultur entwickelt.

Versuche, mit der Porsche-Arena neue Vereine anzusiedeln, scheiterten, wie im Fall der Pfullinger Handballer an finanziellen Problemen und der mangelnden Bereitschaft der Stadt und der Unternehmen, in die Zukunft zu investieren. Und mit dem offensiven Werben um benachbarte Spitzenclubs verärgerte man die Vertreter in der Region.

Der Hamburger Weg ist nicht zu übersehen. Millionen Menschen nehmen ihn bei jedem Spiel in der Heimstätte des Hamburger SV wahr, großflächig auf Banden, die sonst zur Deckung der Kosten genutzt werden. Der HSV stellt Teile seiner Werbeflächen in Diensten der Stadt, seiner Stadt: Hamburg.

Der Hamburger Weg ist eine Sponsoringinitiative des HSV, des Aushängeschildes der Hansestadt, und ansässiger Unternehmen unter der Schirmherrschaft des Bürgermeisters Ole von Beust. Es geht nicht um den Spitzensport, die Initiative aus Wirtschaft, Sport und Medien mit der HSV-Raute an der Spitze versucht viel mehr, gesellschaftliches Engagement für den Sport zu fördern. „Durch den Hamburger Weg zeigt der Verein auch hier in der Stadt seine Verbundenheit mit den Hamburgern – dieses ehrenvolle Engagement ist in dieser Form beispielhaft“, sagt von Beust.

Beispielhaft. Auch für Stuttgart?

Es war der Abend des 26. Januars 2009, als Matthias Breucker im Rahmen des „Stuttgarter Sportgesprächs“ der Rechtsanwaltskanzlei Wüterich & Breucker erstmals etwas Artverwandtes ins Gespräch brachte. Er stellte die Frage in den Raum, warum man in Stuttgart nicht auch so etwas auf die Beine stellen könnte. Der Stuttgarter Weg. Seinen Mitstreitern und ihm schwebt eine Art Schulterschluss der Stadt, der Vereine, der Wirtschaft vor – eine Exzellenzinitiative für den Spitzensport in Stuttgart, für Hockey, Wasserball und so weiter. Für den kleinen Sport, dem mit wenig viel geholfen werden kann.

In der Kanzlei laufen bereits Gespräche, wie eine derartige Initiative konkret aussehen könnte, entsprechende Papiere sind verfasst, fix ist allerdings noch nichts. In den nächsten Wochen und Monaten sollen diese mit Leben erfüllt werden, zum Beispiel durch Kooperationen mit Mittelständlern, die Geldbeträge zur Verfügung stellen oder beispielsweise Arbeitsplätze für Spitzensportler. In Randsportarten geht es Athleten schließlich oft vor allem um die Perspektive abseits des Sports. „In Stuttgart scheitert vieles zu oft an geringen Beträgen“, sagt Matthias Breucker.

Der SV Cannstatt war deutscher Wasserballmeister, er hatte die Hegemonialstellung von Spandau Berlin gebrochen. Es war 2006 und es war der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte des Stuttgarter Traditionsclubs. Den Titel konnten sie allerdings nicht mehr verteidigen. Es fehlten 150 000 Euro, drei Wochen nach der Meisterschaft musste sich der Club aus der Wasserball-Bundesliga zurückziehen. Der Hockey-Bundesligist HTC Stuttgarter Kickers war 2005 deutscher Meister und gewann 2006 den Europapokal der Landesmeister. Dann fehlte ein wenig Geld. Die Folge: 2008 stieg man aus der ersten Liga ab, auf dem Feld und in der Halle.

Manch einer schielt nach Mannheim. Die dortige Metropolregion hat gewaltig aufgeholt, neben den Adlern Mannheim im Eishockey hat sich in den Rhein-Neckar-Löwen ein Handball-Bundesligist etabliert. Das sportliche Erwachen ist mit drei Buchstaben verbunden: SAP. Angeführt vom Mitbegründer Dietmar Hopp hat der Walldorfer Softwaregigant Millionen Euro in den Sport seiner Heimat investiert. Man könnte es den Mannheimer Weg nennen.

Stuttgarter Zeitung

Presse zum ADM-Gedenkspiel Stuttgarter Kickers – VfB Stuttgart

„Wir sind nur der kleine Bruder“

Vor dem Derby zwischen den Kickers und dem VfB ist von Rivalität nichts mehr zu spüren

STUTTGART. Um 18.30 Uhr wird heute im Gazi-Stadion das 163. Stuttgarter Stadtderby Kickers gegen VfB angepfiffen. Die Einnahmen der Partie kommen den Kickers zugute, die an den vor fünf Jahren verstorbenen Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler erinnern.

Von Heiko Hinrichsen

Sein Leben waren die Stuttgarter Kickers, für die er selbst von 1958 an als Verteidiger in der Oberliga Süd, der damals höchsten Klasse, spielte. Am 9. Dezember dieses Jahres wäre Axel Dünnwald-Metzler, Brillenfabrikant, Ehrenpräsident und Mäzen der Kickers, 70 Jahre alt geworden. Am 6. April jährt sich sein Todestag zum fünften Mal, ADM starb bereits mit 64 Jahren an Lungenkrebs.

Heute werden sich der amtierende Präsident Dirk Eichelbaum, die Kickers-Gemeinde sowie geladene Gäste, darunter der ehemalige Landesvater Lothar Späth und sein Nachnachfolger Günther Oettinger, an „den großen Mann des Stuttgarter Sports“ (VfB-Präsident Erwin Staudt) erinnern, in dessen Ära die Kickers zweimal (1988 und 1991) den Aufstieg in die erste Fußball-Bundesliga schafften sowie 1987 das Pokalfinale gegen den Hamburger SV in Berlin (1:3) erreichten.

Um 16.30 Uhr wird heute im ADM-Sportpark, der längst den Namen des ehemaligen Präsidenten trägt, ein Gedenkstein enthüllt sowie ihm zu Ehren eine Eiche gepflanzt. Da es um die Kickers finanziell nicht mehr so gut bestellt ist wie zu Bundesligazeiten, dient das leidenschaftliche Hobby Dünnwald-Metzlers, der Fußball, heute einem besonderen Zweck: Um 18.30 Uhr wird im Gazi-Stadion das 163. Stadtderby zwischen dem VfB und den Kickers angepfiffen. Der Reinerlös des Freundschaftsspiels kommt dem Tabellenletzten der dritten Liga zugute.

„Wir werden sportlich alles aufbieten, was wir zur Verfügung haben, um beste Qualität abzuliefern“, sagt der VfB-Cotrainer Rainer Widmayer, der aufgrund der Abstellung der Nationalspieler derzeit aber nur zehn Feldspieler und zwei Torhüter aus dem Profikader zur Verfügung hat. Artig fügt Widmayer hinzu: „Es ist für uns eine Ehre, bei diesem Spiel mit dabei zu sein.“

Lange hat es gedauert, ehe der VfB mal wieder zum Derby auf Degerlochs Höhen über den Neckar reist. Beim letzten Duell gewann der Bundesligist im April 2003 mit 3:2. Gerne würden die Kickers alljährlich in der Sommerpause gegen den Verein für Bewegungsspiele aus Bad Cannstatt antreten. Doch das geht aus Sicht des VfB nicht. „Wir müssen bei unseren Planungen leider viele Faktoren wie die Trainingslager berücksichtigen. Der Terminkalender ist dicht gedrängt. Aber jetzt hat es durch die Länderspielpause ja geklappt“, sagt der Präsident Erwin Staudt.

Der Kickers-Trainer Edgar Schmitt freut sich auf die Partie gegen den Tabellensechsten der Fußball-Bundesliga, zu der der Verein mit 6000 Zuschauern rechnet. „Wir sind nur der kleine Bruder des VfB, wenn überhaupt“, sagt Schmitt, der heute ein friedliches Spiel auf der Waldau erwartet. „Um Rivalitäten zu entwickeln, muss man sich auf Augenhöhe begegnen“, sagt Schmitt, „das ist derzeit nicht gegeben. Der VfB besitzt sportlich einen internationalen Anspruch – und wir spielen in der dritten Liga. Deshalb freue ich mich ganz einfach auf ein unterhaltsames Spiel mit gutem Fußball für die Fans.“

Stuttgarter Zeitung

„Das Derby ist immer reizvoll“

Kickers empfangen die VfB-Profis

Blaublut gegen Vollblut – so lautet das Motto des 163. Stuttgarter Fußball-Stadtderbys morgen um 18.30 Uhr im Gazi-Stadion. Zuletzt trafen die Kickers und der VfB im April 2003 in einem Freundschaftsspiel aufeinander – damals siegten die Roten mit 3:2. „Die Kickers sind ein Stück Stuttgarter Stadtgeschichte. Es wäre jammerschade, wenn sie in die Regionalliga absteigen müssten“, sagt der VfB-Präsident Erwin Staudt im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Staudt, das Freundschaftsspiel morgen gegen die Kickers ist dem ehemaligen Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler gewidmet, dessen Todestag sich am 6. April zum fünften Mal jährt.

Ich kann mich noch gut erinnern: die Beerdigung von ADM war leider eine meiner ersten Amtshandlungen als Präsident des VfB. Er war einer der ganz großen Männer des Stuttgarter Sports – und wurde aus der Blüte seines Lebens gerissen.

Als die Kickers nun wegen eines Benefizspiels auf Sie zukamen, haben Sie da spontan zugesagt, oder gab es Bedenken wegen einer Überlastung Ihrer Spieler?

Natürlich waren wir gerne bereit, zu diesem Spiel anzutreten. Durch die anstehenden Länderspiele und die damit verbundene Bundesligapause war ein entsprechendes Zeitfenster vorhanden, so dass wir das Stadtderby in unsere Planungen integrieren konnten.

Angeblich hatte die Polizei die größten Vorbehalte wegen des Spiels, aus Sicherheitsgründen. Ist es nicht bedenklich, wenn inzwischen nicht einmal mehr solche Freundschaftsspiele reibungslos über die Bühne gebracht werden können?

Leider gibt es immer einige Unverbesserliche, die den Fußball als Plattform für Auseinandersetzungen nutzen. Diesen Chaoten dürfen wir uns aber unter keinen Umständen beugen. Die überwältigende Mehrheit der Fans ist friedfertig und kommt Woche für Woche ohne böse Absichten in die Stadien.

Die Kickers würden es gerne sehen, wenn ein solches Lokalderby eine regelmäßige Einrichtung – zum Beispiel vor Saisonbeginn – würde. Ist das realistisch?

Ein Stadtderby ist ohne Zweifel immer eine reizvolle Veranstaltung. Und ich hoffe, dass wir dieses Spiel auch in der nächsten Saison in der dritten Liga sehen werden. Eine regelmäßige Austragung gegen unsere erste Mannschaft ist aber nicht ohne weiteres möglich, weil unser Terminkalender auch während der Sommervorbereitung sehr dicht gedrängt ist und wir mit unserer Lizenzspielermannschaft in dieser Zeit zwischen den obligatorischen Trainingslageraufenthalten zahlreiche Termine wahrnehmen müssen.

Im Moment treffen die beiden Clubs normalerweise im Duell mit zweiter und erster Mannschaft aufeinander. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass es mal wieder in der Bundesliga zu einem Vergleich kommt?

Die Stadtderbys zwischen dem VfB und den Kickers in der Bundesliga sind für alle Beteiligten unvergessliche Ereignisse und sind weit über die Stadtgrenzen hinaus ein Gesprächsthema. Natürlich würden wir uns freuen, wenn die Kickers wieder in der Bundesliga vertreten wären. Wir drücken zunächst die Daumen, dass in der laufenden Saison der angestrebte Klassenerhalt gelingt und die Kickers mittelfristig wieder höhere Ziele anstreben können.

Auch wenn Sie weiter weg vom Geschehen sind: Was ist aus Ihrer Sicht der Grund dafür, dass die Kickers in der dritten Liga am Tabellenende dümpeln?

Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Fakt ist, dass die Stuttgarter Kickers ein Stück Stuttgarter Fußballgeschichte sind und es jammerschade wäre, wenn der Verein in die Regionalliga absteigen müsste.

Der Amoklauf von Winnenden hat die Menschen in ganz Deutschland geschockt. Denken Sie auch darüber nach, in dieser traurigen Angelegenheit ein Wohltätigkeitsspiel mit dem VfB zu veranstalten?

Die schrecklichen Ereignisse von Winnenden und Wendlingen haben uns alle tief bewegt. Selbstverständlich wird der VfB Stuttgart seiner sozialen Verantwortung für die Menschen in unserer Region auch in dieser schwierigen Situation gerecht. Details können wir aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekanntgeben.

Stuttgarter Nachrichten

AUFTAKT ZUM ADM-GEDENKJAHR Klare Sache für den VfB: 5:3 im 163. Stadt-Derby
Von HELMUT HEIMANN

Stadt-Derby der Stuttgarter Kickers gegen den VfB Stuttgart. Vor 3160 Zuschauern im Gazi-Stadion gewannen die Roten im 163. Spiel 5:3 (1:2) gegen die Blauen.

Den Anstoß zum Auftakt des Gedenkjahres zum 5. Todestag des langjährigen Kickers-Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler (1979–2003) machte Ministerpräsident Günther Oettinger (kam zehn Minuten zu spät).

Die Führung für die Hausherren durch Marco Tucci (9.), der auch das zweite Tor erzielte (38.). Für den VfB verwandelte Cacau (16.).

Dann drehten die Roten auf (ohne Nationalspieler, dafür wieder mit Martin Lanig und Yildiray Bastürk nach Verletzungspausen). Jan Simak (54./67.), Julian Schieber (68.) sowie Sven Schipplock (90.) trafen, Mijo Tunjic nochmal für die Blauen (87.).

VfB-Coach Markus Babbel: „Das war sehr unterhaltsam für die Zuschauer.“ Kickers-Trainer Edgar Schmitt grinste: „Der VfB hat uns mitspielen lassen…“

Vorm Spiel wurde im ADM-Sportpark ein Gedenkstein enthüllt. Dann pflanzten die Präsidenten Erwin Staudt und Dirk Eichelbaum symbolisch eine Eiche.

BILD

Kickers unterliegen trotz guter Leistung dem Bundesligisten VfB mit 3:5 (2:1)

in memoriam ADM: Acht Tore im 163. Stuttgarter Fußballderby
„in memoriam ADM“ – unter diesem Motto gedachten die Stuttgarter Kickers am Mittwoch ihrem Ehrenpräsidenten Axel-Dünnwald-Metzler, dessen Todestag sich am 6. April zum fünften Mal jährt. Im Anschluss an die Feierlichkeiten, bei denen zahlreiche Vertreter aus Politik, Sport und Wirtschaft zugegen war, wurde am Abend im GAZi-Stadion das 163. Stuttgarter Fußball-Stadtderby zwischen den Kickers und dem VfB ausgetragen. Im sportlich-reizvollen Vergleich zwischen Drittligist und Erstligist unterlagen die Gastgeber trotz guter Leistung und zweimaliger Führung im ersten Abschnitt vor 3160 Zuschauern mit 3:5 (2:1).

Beim Duell Blau gegen Rot in Gedenken an ADM musste der VfB-Teamchef Markus Babbel auf insgesamt elf Nationalspieler, die momentan bei ihren Auswahlteams weilen, sowie zwei verletzte Akteure verzichten. Auf der Gegenseite fehlte Ralf Kettemann (Mittelfußbruch) verletzt. Außerdem verordnete der Kickers-Cheftrainer Edgar Schmitt seinen Stammkräften Bashiru Gambo, Orlando Smeekes, Mustafa Parmak, Marcus Mann, Torsten Traub und Alexander Rosen angesichts der zahlreichen englischen Wochen eine schöpferische Pause – bereits an diesem Sonntag (14 Uhr) geht es für die Blauen im Drittliga-Heimspiel gegen den FC Bayern München II an gleicher Stätte um wichtige Punkte. Dort wird das am Mittwoch pausierende Kickers-Sextett fraglos wieder dringend gebraucht.

Insgesamt 3160 Zuschauern, darunter auch Ursi Dünnwald-Metzler, wurde bei widrigen äußeren Bedingungen mit wechselweisen Schneefällen und Regengüssen auf dem Rasen des GAZi-Stadions dennoch eine recht flotte Partie geboten. Nachdem der Stuttgart-Möhringer Fallschirmweltmeister Klaus Renz das Spielgerät punktgenau aus der Luft gebracht hatte, führte der baden-württembergische Ministerpräsident Günther H. Oettinger mit dem von ADP Deutschland gesponserten Spielball symbolisch den Anstoß der Partie aus.

Ein großes Programm abseits des sportlichen Wettstreits sorgte schon vor dem Anpfiff vom Stuttgarter Erstliga-Schiedsrichter Markus Schmidt und ebenso in der Halbzeitpause für viel Stimmung. Verantwortlich dafür zeichneten der lokale Radiosender „Die Neue 107,7“ sowie die Kickers-Partner Bauhaus und Auto Palazzo mit zahlreichen Aktionen im GAZi-Stadion. Für die musikalische Untermalung sorgten außerdem zwei Kapellen: zunächst spielte der Musikverein Gechingen auf, im Anschluss daran folgte die hoffnungsvolle Heavy-Metal-Formation „kissin dynamite“.

Doch, wie gesagt, aus rein sportlicher Sicht gesehen boten auch die beiden Mannschaften den 3160 Fans auf den Rängen des GAZi-Stadions unterhaltsame 90 Spielminuten. Nach neun Zeigerumdrehungen überlistete die Mannschaft von Kickers-Cheftrainer Edgar Schmitt die Abseitsfalle des VfB – Marco Tucci steuerte in der Folge alleine auf den Gäste-Keeper Alexander Stolz zu und erzielte mit einem Flachschuss ins linke Eck das 1:0. In der 17. Minute hieß es dann 1:1, nachdem Gäste-Angreifer Cacau im Anschluss an einen Eckstoß von Elson zum Ausgleich traf. Die Kickers erzielten sieben Minuten vor dem Halbzeitpfiff nach toller Vorarbeit von Michael Schürg die neuerliche Führung zum 2:1-Halbzeitstand – als Torschütze glänzte abermals Marco Tucci.

Nach der Pause war für die Blauen Josip Landeka mit einem 25-Meter-Freistoß nahe am dritten Treffer der Gastgeber dran. Stattdessen fiel das nächste Tor auf der anderen Seite. Einen Gegenstoß schloss Jan Simak mit einem Flachschuss ins lange Eck zum 2:2 (55.) ab. Zwölf Minuten später war es erneut der Tscheche, der die erste Führung des Bundesligisten an diesem Abend markierte. Sein Mannschaftskollege Julian Schieber legte nur kurze Zeit später das vierte VfB-Tor mit einem Schuss aus halblinker Position ins rechte Eck zum 2:4 nach.

Kurz vor dem Ende blieb es dem eingewechselten U-23-Oberliga-Akteur Mijo Tunjic vorbehalten, mit seinem Treffer zum 3:4 die Sache noch einmal spannend zu gestalten. Mit der letzten Aktion des unterhaltsamen 163. Stuttgarter Lokalduells stellte Sven Schipplock mit seinem Tor schließlich den 3:5-Endstand her.

„Der VfB hat uns mitspielen lassen“, sagte Kickers-Trainer Edgar Schmitt über das „schöne und super faire Spiel“. Auch VfB-Teamchef Markus Babbel war zufrieden: „Es war ein unterhaltsames Spiel, die Zuschauer sind auf ihre Kosten gekommen.“

Stuttgarter Kickers: Salz (46. Huber) – Köpf (60. Steinle), Mann (46. Gentner), Dittrich, Härter – Reiß (60. Traut), Deigendesch (60. Ortlieb), Tucci (75. Tunjic), Landeka (60. Petruso) – Galm, Schürg (60. Kacani). Trainer: Schmitt.

VfB Stuttgart: Stolz – Träsch (63. Ismaili), Mandjeck, Delpierre (63. R. Schuster), Enderle (46. Feisthammel) – Hilbert (46. Bastürk), Elson, Lanig, Simak – Schieber, Cacau (63. Schipplock). Trainer: Babbel.

Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)

Tore: 1:0 Tucci (9.), 1:1 Cacau (16.), 2:1 Tucci (38.), 2:2 Simak (55.), 2:3 Simak (67.), 2 :4 Schieber (69.), 3 :4 Tunjic (86.), 3:5 Schipplock (90.)

Zuschauer: 3160 Fans im GAZi-Stadion auf der Waldau

Offizielle Homepage

Presse zum möglichen Spielausfall

Spiel stark gefährdet
Die Stuttgarter Kickers machen in Degerloch dort weiter, wo sie vor der Winterpause aufgehört haben: im Schnee. Denn nachdem es die vergangenen Wochen zumindest trocken gewesen ist, kam rechtzeitig zum geplanten Heimspielstart gegen Unterhaching der Winter zurück – wie schon vor dem letzten Spiel im alten Jahr gegen Burghausen. Während damals der Rasen noch geräumt werden konnte, hofft der Club diesmal auf Tauwetter. Doch wenn nicht alles täuscht, dürfte die Platzkommission heute Vormittag zu dem Schluss kommen: kein Spiel möglich. „Wir würden zwar gerne spielen“, sagt der Kickers-Trainer Edgar Schmitt, „weil wir nach dem Düsseldorf-Spiel enttäuscht waren.“ Aber möglichst unter regulären Bedingungen. Sollte die Drittligapartie ausfallen, planen die Kickers als Ersatz ein Testspiel in Ruit gegen Burgas, das Team des früheren VfB-Profis Balakov, „um im Rhythmus zu bleiben“, sagt Schmitt.

Der Rhythmus der Stuttgarter Kickers könnte in nächster Zeit auf etliche englische Wochen hinauslaufen, zumal am 25. März (18.30 Uhr) auch noch das Freundschaftsspiel gegen die Profis des VfB Stuttgart ansteht. Für diese Begegnung gibt es von Montag an Karten (von sechs bis 20 Euro) auf der Geschäftsstelle oder über Easy-Ticket (07 11/2 55 55 55). ump

Stuttgarter Zeitung

Kickers-Spiel steht auf der Kippe
Stuttgart (StN) – Eigentlich, so dachte sich Edgar Schmitt, sollen die Stuttgarter Kickers gegen die SpVgg Unterhaching ihre Aufholjagd im Kampf um den Drittliga-Verbleib beginnen, nun legt der Wintereinbruch den Plan womöglich auf Eis: Die Partie am Samstag (14 Uhr) im Gazistadion ist gefährdet, am Donnerstag war der Rasen noch von 15 Zentimetern Schnee bedeckt. „Wir hoffen, dass wir spielen können – wir haben uns akribisch auf dieses Spiel vorbereitet“, sagte Schmitt, „aber derzeit sieht es so aus, als wäre der Platz nicht bespielbar.“ Am heutigen Freitag entscheidet die Platzkommission, ob das Spiel abgesagt wird. Sollte es so kommen, werden die Blauen ein Testspiel einlegen: Gegner wäre in Ruit der bulgarische Erstligist Cherno More Burgas mit Trainer Krassimir Balakov. „Wir wollen in jedem Fall im Rhythmus bleiben“, betonte Schmitt. Das für den heutigen Freitag angesetzte Drittliga-Spiel Werder Bremen II gegen SSV Jahn Regensburg fällt aus.

Stuttgarter Nachrichten

Presse zur Jahreshauptversammlung – VfB kommt zum Testspiel

Schwarze und rote Zahlen bei den Blauen

Die Kickers erzielen Gewinn, doch im Etat klafft ein Loch

STUTTGART. Die sportliche Situation des Fußballdrittligisten Stuttgarter Kickers ist unbefriedigend, besser sieht es wirtschaftlich aus: das abgelaufene Geschäftsjahr 2007/08 endet mit einem Gewinn von 330 000 Euro.

Von Joachim Klumpp

Die relativ harmonische Stimmung bei der Hauptversammlung der Stuttgarter Kickers ist gestern Abend nur einmal etwas getrübt worden: als das Logo des Lokalrivalen VfB auf der Leinwand auftauchte, da gab es vereinzelt doch Pfiffe. Dabei hätten die 190 anwesenden Mitglieder dankbar sein sollen. Denn der Fußball-Bundesligist wird am 25. März nächsten Jahres in Degerloch zu einem – schon lange angekündigten – Benefizspiel antreten, durch das wiederum die finanzielle Lage der Kickers verbessert würde. Das ganze soll das ADM-Gedenkjahr schmücken, das die Kickers 2009 anlässlich des fünften Todes- und 70. Geburtstages ihres Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler ins Leben gerufen haben. Als Krönung obendrauf gibt es noch die berechtigte Hoffnung, dass im Lauf des Jahres auch der FC Bayern München seine Visitenkarte bei den Blauen abgibt. Dafür wiederum gab es – Applaus.

Und nicht nur dafür. Denn nachdem die sportliche Situation des Tabellenvorletzten in der dritten Liga unbefriedigend ist, konnte sich zumindest das wirtschaftliche Ergebnis sehen lassen. Als der Schatzmeister Friedrich Kummer einen Gewinn (zum Stichtag 30. Juni) von exakt 330 396,60 Euro verkündete, brandete Beifall im Clubheim auf. „Im Wesentlichen ist das auf die neu gegründete Beteiligungsgesellschaft zurückzuführen“, erklärte Kummer. Die besteht aktuell ausschließlich aus fünf Mitgliedern von Präsidium und Aufsichtsrat und wurde in einer kritischen finanziellen Situation der Vorsaison ins Leben gerufen, um den Verein mit Darlehen und der Abtretung der Transfererlöse zu helfen, was sich mit 525 000 Euro niederschlägt. In der Bilanz ist dieses Geld Vereinsvermögen, so dass der Stand der Verbindlichkeiten von knapp einer Million Euro auf nunmehr 591 684,17 Euro zurückgegangen ist. Da nach wie vor die Rangrücktrittsdarlehen des Expräsidenten Hans Kullen sowie von Ursi Dünnwald-Metzler existieren, ist der Verein aber nicht überschuldet. „Unser Ziel ist es, die Entschuldung des Vereins weiter voran zu treiben“, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz.

Trotz des guten Ergebnisses im Geschäftsjahr 2007/08 können die Kickers keine großen Sprünge machen, was vor allem die Transfermöglichkeiten in der Winterpause betrifft. Das liegt in erster Linie daran, dass der angesetzte Saisonetat von etwa drei Millionen Euro bei den Ausgaben übertroffen wird, was mehrere Gründe hat: zum Beispiel erhöhte Kosten im Ordnungs- und Sicherheitsdienst bei Risikospielen, eine Verdreifachung der Stadionmiete – und natürlich auch die Verpflichtung des holländischen Spielers Orlando Smeekes sowie der Trainerwechsel. Hochgerechnet zum Saisonende fehlen dem Club damit etwa 300 000 Euro in der Kasse.

Deshalb muss auf der einen Seite eisern gespart werden (etwa durch den Verzicht auf ein Trainingslager im Januar), auf der anderen aber weiter versucht werden, die Einnahmen zu erhöhen, vor allem durch zusätzliche Werbeaktivitäten. Das Paradebeispiel dafür ist die zweite Auflage der Kampagne „Believe-in-Blue“, bei der Fans im Internet einzelne Bausteine (zu je 18,99 Euro) erwerben können und wo innerhalb kurzer Zeit bisher knapp 15 000 Euro eingegangen sind. Damit aber nicht genug: bei der Mitgliederversammlung kamen ganz aktuell sogar noch einmal 10 000 Euro dazu. Was den Präsidenten Dirk Eichelbaum zu der spontanen Aussage veranlasste: „Wenn immer zehntausend Euro zusammenkommen, machen wir künftig jeden Tag eine Hauptversammlung.“

Neben der leidigen Stadionfrage, in der die Kickers heute Abend einen Termin beim Deutschen Fußball-Bund haben, um auszuloten, ob es aufgrund des aufgeschobenen Umbaus nochmals eine Ausnahmeregelung geben könnte, wurden auch die Rechte am Kickers-Logo angesprochen, die noch die ausgegliederten Handballer besitzen. „Die Gespräche über eine gemeinsame Nutzung stehen aber unmittelbar bevor“, so Eichelbaum.

Ganz so weit wollten die Vertreter der Handballer, die sich dezent im Hintergrund hielten, noch nicht gehen. Sie werden das ausgearbeitete Vertragswerk, das vorsieht, dass der Hauptverein auf die jährlichen 1500 Euro Lizenzgebühr verzichtet, noch juristisch prüfen lassen. Tenor: wir sind bereit für eine Einigung, aber die gibt es noch nicht. Vielleicht hilft in dieser brisanten Frage ja das gemeinsame sportliche Leid. Während die Fußballer Vorletzter in der Tabelle sind, belegen die Handballer den letzten Platz.

Stuttgarter Zeitung

Gewinn täuscht über Ernst der Lage

Kickers vermelden für Geschäftsjahr 2007/08 Bilanzplus von 330000 Euro

Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers haben im abgelaufenen Geschäftsjahr Gewinn gemacht und ihre Schulden verringert. Diese positiven Aspekte bei der gestrigen Mitgliederversammlung ändern nichts daran: Die Finanzierung des laufenden Spielbetriebs bleibt ein Tanz auf der Rasierklinge.

VON JÜRGEN FREY

Ein Sieg in 16 Spielen, Platz 19. Was die Zahlen in der dritten Liga angeht, können die Kickers alles andere als zufrieden sein. Da war das Zahlenwerk, das die Chefetage im Vereinsheim präsentierte, erfreulicher. Das Präsidium verkündete für das Geschäftsjahr 2007/08 einen Gewinn in Höhe von 330 396,80 Euro. Entsprechend harmonisch verlief die Versammlung – die 190 Mitglieder entlasteten sowohl Präsidium als auch Aufsichtsrat. Das bilanzielle Plus ist auf zwei Faktoren zurückzuführen:

Die Transfereinnahmen stiegen gegenüber dem Vorjahr von 330 000 Euro auf 802 892 Euro. Hintergrund: Der Verein hat die Transferrechte an die Kickers Beteiligungs GmbH & Co. KG verkauft.

Die außerordentlichen Erträge stiegen von 22 767 Euro auf 303 721 Euro. Dies ist vor allem auf einen Forderungsverzicht von Ursi Dünnwald-Metzler zurückzuführen.

Unterm Strich verringerten sich die Schulden von 922 080 Euro auf 591 684 Euro.

Diese positive Tendenz ändert nichts an den Liquiditätsproblemen. Bis zum 30. Juni 2009 wird der Etat um 300 000 Euro überzogen. Gründe: der Trainerwechsel und die Verpflichtung von Orlando Smeekes. „Die Finanzierung des Spielbetriebs ist ein Tanz auf der Rasierklinge“, sagte Präsident Dirk Eichelbaum. Den Ernst der Lage bestätigte Präsidiumsmitglied Dieter Wahl: „Wegen der Finanzkrise beißt man bei Sponsoren auf Granit.“ Der Marketingexperte meldete auch Positives: Am 25. März 2009 kommt der VfB zum Freundschaftsspiel – jeder Euro in der klammen Kickers-Kasse zählt.

Stuttgarter Nachrichten

Zumindest finanziell auf einem guten Weg

Die Stuttgarter Kickers vermelden auf der Mitgliederversammlung einen satten Gewinn

Stuttgart – Sportlich läuft es schlecht, finanziell geht es aufwärts: Während Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers weiter im Tabellenkeller festhängt, vermeldete Präsident Dirk Eichelbaum gestern Abend bei der Mitgliederversammlung für die abgelaufene Spielzeit (Stichtag: 30. Juni) ein „Rekordergebnis“ – und damit einhergehend einen erheblichen Schuldenabbau.

Von Beate Wockenfuß

„Hinter uns liegt das Jahr der Katze. Wir haben sieben Leben gebraucht“, sagte Eichelbaum angesichts der äußerst knappen Qualifikation für die eingleisige dritte Liga. Dort befindet sich das Team aktuell auf dem vorletzten Platz. Wie schon im vergangenen Jahr, so war es auch diesmal in Degerloch: Mitten in den Wirren einer sportlichen Depression der „Blauen“ überraschten die Vereinsbosse die leidgeprüften Anhänger bei der Jahreshauptversammlung mit positiven Nachrichten. Die etwa 190 anwesenden Mitglieder staunten nicht schlecht, als das für Finanzen zuständige Präsidiumsmitglied Friedrich Kummer die Geschäftszahlen für die Saison 2007/2008 präsentierte und dabei mit einem deutlichen Jahresüberschuss aufwartete. 330 397 Euro beträgt der erwirtschaftete Gewinn in der abgelaufenen Spielzeit – das bedeutet eine Steigerung um stattliche 139 Prozent gegenüber 2006/2007 (138 130 Euro). Schon damals hatte sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.Zurückzuführen ist das neuerliche Plus auf die Anfang des Jahres gegründete Beteiligungs GmbH & Co. KG, an die der Verein seine Transferrechte verkauft hat. Damit sind die Kickers auf ihrem Weg aus den Schulden wieder ein großes Stück vorangekommen. 591 684 Euro gilt es jetzt „nur“ noch zu tilgen. Dazu gehört unter anderem das Darlehen von Ex-Präsident Hans Kullen. Über die Rückzahlung hatten sich der Verein und Eichelbaums Vorgänger nach monatelangem Streit erst Anfang Juli und damit nach dem Bilanz-Stichtag außergerichtlich geeinigt. Demnach soll über die kommenden acht Jahre hinweg eine nicht genannte Summe an Kullen gezahlt werden.Der ehemalige Präsident spielte bei der gestrigen Versammlung noch bei einem anderen Tagesordnungspunkt eine Rolle. Denn die Entlastung des alten Vorstands war im vergangenen Jahr wegen der unklaren juristischen Situation auf dieses Jahr verschoben worden. Diesmal ging die Entlastung ohne Diskussionen durch – ebenso für das aktuelle Präsidium.

2,86 Millionen Euro Ausgaben

Das lag vor allem an den positiven Zahlen: Insgesamt nahm der Verein in der vergangenen Spielzeit 2,93 Millionen Euro ein, das sind 105 834 Euro weniger als 2006/2007. Am deutlichsten sanken die Einnahmen im Bereich Spielbetrieb (minus 219 620 Euro), was an der verpassten Teilnahme am DFB-Pokal lag. Dieselbe Ursache hat der Rückgang im Bereich Fernsehen und Hörfunk (minus 207 540 Euro). Die Ausgaben auf der Waldau beliefen sich auf 2,86 Millionen Euro, das sind 42 961 Euro weniger als 2006/2007.

Das kommende Jahr wird bei den Kickers ganz im Gedenken an den im Jahr 2004 verstorbenen langjährigen Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler stehen. Im Rahmen des „ADM-Gedenkjahres“ sind unter anderem zwei Freundschaftsspiele geplant. Bundesligist VfB Stuttgart gastiert am 25. März im Gazi-Stadion. Der FC Bayern hat ebenfalls für ein Spiel zugesagt, ein Termin steht jedoch noch nicht fest. Auch das bringt dem nach wie vor klammen Verein wertvolle Einnahmen.

Eßlinger Zeitung

Reise in die Vereinsgeschichte: Das Lokalereignis: Kickers – V.f.B. 3:3

Nach dem lang ersehnten ersten Saisonsieg werde ich eine neue unregelmäßige Folge ins Leben rufen. Ich werde Bilder und Geschichten aus 109 Jahren Stuttgarter Kickers veröffentlichen.

Es wird nicht chronologisch ablaufen. Ich greife in den Fundus und werde die für mich in diesem Moment erzählenswertesten und zeigenswertesten historischen Momente unserer Blauen Götter präsentieren.
Tradition stirbt nicht. Dieser Satz entspricht bei unserem Verein der Wahrheit. Aber nicht, indem wir unsere Tradition bewahren und verwahren. Tradition stibt nicht, wenn wir aktiv die Zukunft unseres Vereins gestalten. Vom kleinsten Bambini bis zum Kapitän der ersten Fußballmannschaft, vom Fan bis zum Präsident: Unser Herz schlägt blau. Wir sind die Stuttgarter Kickers. Und wir alle sind Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit unseres Vereins.

Teil 1: Das Lokalereignis: Kickers – V.f.B. 3:3

Die Saison 1925/26 begann mit schlechten Vorzeichen. Im Vorjahr souveräner Württembergischer Bezirksmeister und Zweiter Süddeutscher Pokalsieger, ließen schon die Ergebnisse der Privatspiele nichts gutes ahnen. Der englische Trainer Edwin Dutton tat sich schwer, seine Abwehr auf die neue Abseitsregelung umzustellen. Anstatt wie davor drei, bestimmten nun zwei Spieler die Anwendung der Abseitsregel. Am Sonntag, den 27. September 1925, trafen die Stuttgarter Kickers auf den emporkommenden VfB Stuttgart. Dieses Lokalderby sollte in den Jahrzehnten danach an Bedeutung gewinnen. „Reise in die Vereinsgeschichte: Das Lokalereignis: Kickers – V.f.B. 3:3“ weiterlesen

Zum Tode von Albert Sing

Albert Sing stirbt mit 91 Jahren

Sepp Herbergers Quartiermeister
STUTTGART/OREGLIO (hh). Er ist der Schweiz bis zum Schluss treu geblieben, jenem Land, in dem der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Sommer 1954 das Wunder von Bern, der 3:2-Sieg im Finale der Weltmeisterschaft über Ungarn gelang. Albert Sing ist damals dabei gewesen. Als Assistent des Bundestrainers Sepp Herberger suchte er das legendäre Hotel Belvedere in Spiez am Thuner See als WM-Quartier aus – und sein Leben ist auch eng mit dem VfB Stuttgart verbunden gewesen. Am Sonntagvormittag ist Albert Sing mit 91 Jahren in seinem Haus in Oreglio im Tessin nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben.

An seine Zeit beim VfB Stuttgart, dessen Abschneiden er bis zuletzt interessiert verfolgt hat, hatte Albert Sing gemischte Erinnerungen. „Einmal habe ich den Club gerettet“, sagte Sing zur Saison 1966/67 mit dem französischen Starstürmer Gilbert Gress, als er den Verein vor der Zweitklassigkeit bewahren konnte. „Beim zweiten Mal war es ein hoffnungsloser Fall“, bilanzierte Sing die Saison 1974/75, als er zur Winterpause als Feuerwehrmann verpflichtet wurde, aber den bisher einzigen Bundesligaabstieg der Stuttgarter nicht mehr verhinderte.

„Ich habe Herberger als Lehrmeister vergöttert“, sagte Sing, Sohn einer neunköpfigen Arbeiterfamilie aus Eislingen, über den ersten Bundestrainer. Sing spielte in den dreißiger und vierziger Jahren bei den Stuttgarter Kickers. „Eine große Karriere in der Nationalelf haben mir die Nazis kaputt gemacht“, sagte Sing, der im Krieg durch Schüsse in Bauch und Blase schwer verletzt wurde. Als Trainer der Young Boys Bern wurde Sing von 1957 bis 1960 viermal in Serie Schweizer Meister – das ist bis heute Rekord.

Stuttgarter Zeitung

Das Einfache war sein Lebensprinzip
Albert Sing mit 91 gestorben

Stuttgart – Albert Sing ist tot. Der frühere Trainer des VfB Stuttgart starb am Sonntagvormittag im Alter von 91 Jahren in seiner Schweizer Wahlheimat in Origlio.

Der gebürtige Eislinger spielte in den 40er Jahren neunmal für Deutschland – und für die Stuttgarter Kickers. Nach dem Zweiten Weltkrieg wechselte er in die Schweiz. Als Assistent von Trainer Sepp Herberger suchte er für die WM 1954 das Quartier am Thuner See aus. Dort entstand der legendäre Geist von Spiez.

Seine Trainerkarriere hatte Sing bereits 1948 in Schwäbisch Gmünd begonnen. Den VfB rettete er 1967 vor dem Abstieg aus der Bundesliga. In seiner zweiten Amtszeit bei den Roten (1974/75) war er weniger erfolgreich. Sing galt dennoch als Persönlichkeit. Weil er ein strenges Regiment führte – wie der langhaarige VfB-Profi Gilbert Gress erfahren musste. Der Franzose wurde von Sing zum Friseur abkommandiert. Zudem standen bei Sing Volkslieder hoch im Kurs. Um den Teamgeist zu fördern, mussten die Spieler singen. Sing faszinierte durch seine eigenwillige und gelassene Art. Als ihm der Rauswurf drohte und ein Reporter besorgt nach seiner Zukunft fragte, antwortete er: „Na geh i halt uff d“Fildre Krombiere gruble.“ Restkartoffeln aufsammeln – das Einfache zur Hauptsache machen – als Lebensprinzip. Das hat sich Albert Sing bis zuletzt bewahrt. Martin Haar

Stuttgarter Nachrichten

VfB. Stuttgart ist Herbstmeister

Stuttgarter Kickers – VfB. Stuttgart 0:2 (0:1)

Stets wenn die Kickers und der VfB. Stuttgart um die Punkte kämpfen, bedeutet dies einen Höhepunkt in der sportlichen Veranstaltungsfolge der schwäbischen Landeshauptstadt. Die 59. Begegnung zwischen beiden Vereinen war wieder von vorentscheidender Bedeutung für den weiteren Verlauf der Fußballmeisterschaft von Württemberg. 18-20 000 Zuschauer füllten die Ränge der Adolf-Hitler-Kampfbahn; überfüllte Beförderungsmittel aller Art in Richtung Cannstatter Wasen, riesige Schlangen an den Eingangssperren deuteten den Großkampf erster Ordnung schon äußerlich an.

Die Erwartungen auf einen großen Kampf wurden erfüllt.

Allerdings mit der Einschränkung, daß nur der VfB. sich zu richtiger Spielform zusammenfand und nach spannungsreichem Verlauf mit 2:0 (1:0) verdientermaßen beide Punkte an sich brachte. Der Sieg des VfB. war überzeugend. Vor allem vor der Pause lief es vorzüglich. Die Cannstatter waren nicht nur schneller in der Spielführung, sie faßsten auch ihre Aufgabe überlegter an, und die einzelnen Spieler legten im Zweikampf mit ihren Degerlocher Widersachern auch das trickreifere Spiel hin. Dank der Unterstützung durch die Läuferreihe war der Sturm des VfB. meist feldüberlegen; an der Strafraumgrenze standen allerdings die Kickersverteidiger wie eine Mauer, und die zahlreichen, aber auch ziemlicher Entfernung abgegebenen Torschüsse des Sturmes und der Läuferreihe hielt Haarer meisterhaft. Der aus der Schweiz zurückgekehrte Pröfrock paßte sich recht gut ein. Neben einigen saftigen Schüssen zeigte er auch ein brauchbares Aufbauspiel im Sturm. Schwache Leute gab es auf Seiten der Cannstatter eigentlich nicht. Ein besonderes Lob verdiente sich der rechte Läufer Kraft, der in der zweiten Halbzeit dem nun stärker aufkommenden Kickerssturm wiederholt im letzten Augenblick Einhalt gebot.

Die Kickers hatten diesmal einen schlechten Tag

Man legte von vorneherein das Augenmerk auf die Sicherung des eigenen Tores. Lange Zeit glückte dies auch, mit den drei Verteidigern Ribke, Vosseler und Cozza hielten sie den andauernden Angriffen der Weiß-Roten Stand. Dazu feierte Haarer eine überzeugende Wiederkehr ins Kickerstor. Auch die Leistungen der Läufer Handte und Förschler (Förschler spielte in der zweiten Halbzeit an Stelle von Link) konnten, gemessen an dem Druck des VfB., noch zufriedenstellen, während die Stürmer gar nichts zeigten. Frey und Strickrodt ließen sich die Bälle abnehmen, auch der Innensturm brachte nicht viel zuwege. Dies war um so auffälliger, als durch das zeitweise weite Aufrücken der VfB.-Läufer die Cannstatter hier durchaus verwundbar waren. Erst in der zweiten Halbzeit wurde die Gesamtleistung der Kickers besser und der Kampf ausgeglichener.

Das Spiel erreichte seinen Höhepunkt eigentlich schon vor der Pause.

Der VfB. fand sich sofort recht gut zusammen. Dabei spielten die Cannstatter ideenreicher und mit mehr Abwechslung. Nach fünf Minuten schon verletzte sich der VfB.-Torhüter Schnaitmann am Fuß und war in der Folge natürlich nicht ganz vollwertig. Auch bei Kickers erlitt Link eine Knieverletzung, die ihn in der zweiten Halbzeit bewog, mit Förschler den Platz zu tauschen. Zahlreiche Schüsse aus dem VfB.-Sturm hielt Haarer prächtig. Die Kickers kamen eigentlich nur selten vor das VfB.-Tor und Schnaitmann bekam nicht sehr viel zu halten. Erst in der 35. Minute gelang es Rutz, den längst verdienten Führungstreffer zu erzielen. Gegen Ende der Halbzeit kamen die Kickers aber mehr auf.

Nach dem Wechsel

dauerte es geraume Zeit, bis der VfB. sich zu der vor der Pause gezeigten Spielweise zusammenfand. Die Kickersangriffe waren zahlreicher, aber immer fehlte ihnen die Durchschlagskraft. In der 85. Minute erhielt der VfB. einen Elfmeterball, den Rutz schoß, aber Haarer hielt den Ball. Erst in der letzten Spielminute fiel der zweite Treffer, den Lehmann im Nachschuß erzielte. Schiedsrichter Sackenreuther – Nürnberg traf sehr bestimmte Entscheidungen. Ihm fügten sich beide Mannschaften, die zwar hart kämpften, aber immer die Grenzen des Äußersten einzuhalten wußten.

Beilage zum Schwäbischen Merkur, Stuttgart, Nr. 280 vom 1. Dezember 1936

Stuttgarter Kickers württ. Meister?

Im süddeutschen Fußballsport sieht man nach dem zweiten Olympiasonntag in zwei Gauen – Württemberg und Bayern – schon wesentlich klarer; dafür hat sich in den anderen Gauen die Lage noch einmal verwickelt. Württembergs neuer Meister dürfte der SV. Stuttgarter Kickers werden. Die Degerlocher haben am Sonntag den Titelverteidiger VfB. Stuttgart und damit ihren letzten schweren Gegner klar mit 4:1 geschlagen. Da gleichzeitig der bisher punktgleich Stuttgarter Sportklub im 2:2-Spiel in Zuffenhausen einen abgab, haben die Kickers jetzt allein die Führung.

Die noch ausstehenden zwei Treffen in Zuffenhausen und Eßlingen werden für sie wohl nicht leicht sein, aber doch ist mit dem Endsieg der Kickers zu rechnen, um so mehr, als auch noch die beiden Nächstplacierten, Stuttgarter Sportklub und Stuttgarter Sportfreunde, reichlich Gelegenheit haben, Punkte zu verlieren. Zunächst haben sie unter sich zu spielen, der bisherige Favorit Sportklub hat auch noch gegen den VfB. und die SpVgg. Cannstatt anzutreten. Die Spitze lautet nun Stuttgarter Kickers mit 23:9, Stuttgarter SC. 20:10, VfB. Stuttgart 19:13 und Stuttgarter Sportfreunde mit 18:10.

Der 58. Großkampf der beiden größten Fußballvereine von Württemberg fand in der Adolf-Hitler-Kampfbahn den stattlichen Besuch von 15.000 Zuschauern. Der Sieg der Kickers über den VfB. mit 4:1 ist verdient, aber etwas zu hoch ausgefallen. Im Feldgeschehen, drückte sich ein solcher Abstand keineswegs aus, die Bewegungsspieler kamen hier vollauf mit. Aber im Druck auf das Tor waren die Kickers doch mächtiger, wozu nicht zuletzt die bessere Läuferreihe beitrug. Darüber hinaus verfügten die Kickers über das größere Stehvermögen.

Bei der Pause stand der Kampf nach Treffern von Baier und Bökle 1:1. Ein energischer Zwischenspurt des VfB. verpuffte nach dem Wechsel an der ausgezeichneten Hintermannschaft der Kickers. Im Endkampf waren die Kickers besonnener und Euchenhofer, Strickrodt und Baier holten mit schönen Treffern den 4:1-Sieg heraus.

Schwäbischer Merkur Nr. 40, Dienstag, 18. Februar 1936