VfB. Stuttgart – Stuttgarter Kickers 2:1
Ein Spiel, das für beide Mannschaften gleichermaßen von entscheidender Bedeutung war! Die Kickers zogen aber unter weit günstigeren Vorbedingungen in diesem Kampf, denn sie konnten in den letzten Wochen ihrer Mannschaft immer wieder neue Verstärkungen zuführen, während der VfB. im Gegensatz dazu seine Streitkräfte in den letzten Wochen von Sonntag zu Sonntag stärker dezimiert sag. Aus diesem Grunde galten auch die Kickers vielfach als Favoriten.
Der Spielverlauf rechtfertigte diese Meinung aber nur insoweit, als die Blauweißen im Felde weitaus produktiver als die Platzmannschaft spielten. Um so stärker enttäuschten sie jedoch vor dem Tor. Beim VfB. vermißte man vor allen Dingen den Mittelläufer Buck der durch Ellwanger nicht ganz ersetzt war. Die Aufstellung von Weidner als Verteidiger, der recht unrein abwehrte und immer wieder heikle Situationen vor dem Tor verursachte, war ein Fehlgriff, der nur durch die glänzende Abwehrleistung von Vollmer zum Teil wieder ausgeglichen wurde. Auch im Sturm war Becker, der seine Verletzung noch nicht vollständig überstanden hatte, ein ziemlicher Ausfall und mit Stadelmann ist die Frage der Sturmführung keineswegs vorteilhaft gelöst. So war die Angriffsreihe des VfB. trotz teilweiser guter technischer Leistungen immer ein zerrissenes Gebilde und die beiden Tore kamen nur durch Strafstöße bezw. Ecke zustande. So ist der VfB.-Sieg letzten Endes etwas glücklich erfochten, wenn er auch keineswegs als unverdient bezeichnet werden kann. Trotz des wichtigen Charakters dieses Spieles wurde es sehr fair durchgeführt, wozu besonders die sichere Leitung von Fritz – Oggersheim viel beitrug. Die 9000 Zuschauer erlebten ein von Anfang bis Ende sehr spannendes Spiel.
Die ersten 10 Minuten standen deutlich im Zeichen der Kickers. Erst dann stand sich allmählich die Platzherren zu geschlosseneren Leistungen zusammen, und die auffallend vielen Strafstöße gegen die Kickers brachten das Gästetor immer wieder in Gefahr. In der 27. Minute war es auch ein Strafstoß von Koch, der wunderbar getreten in der linken Torecke landete. Das zweite Tor ergab sich aus einem Eckball, den Bluthardt trat und Stadelmann durch Kopfstoß verwandelte. Noch vo der Pause konnten die Kickers durch schnellen Vorstoß von Esenwein 1 aufholen.
Die zweite Halbzeit stand zum überwiegenden Teil zugusten der Kickers, wenn sich auch die Torchancen gegenseitig ausglichen. Aber weder die eine, noch die andere Mannschaft kam zu Erfolgen und bei allen Mannschaften machte sich gegen Schluß der schwere Boden in Ermüdungserscheinungen bemerkbar.
Man darf sich nicht verhehlen, daß die Stuttgarter Kickers mit diesem verlorenen Spiel in ernster Abstiegsgefahr sich befinden.
Von dem Spiel VfB. – Stuttgarter Kickers sind im Schaukasten des Schwäbischen Merkur, Königstr. 20, Aufnahmen ausgestellt. Die Bilder stammen vom Photohaus Hertlein, Eberhardstr. 53.
Beilage zum Schwäbischen Merkur Nr. 269, Stuttgart vom 17. November 1931