Unentschieden

Die 54. Begegnung der beiden Stuttgarter Großvereine Kickers – VfB. bildete den Abschluß ader mehrstündigen Sportveranstaltung auf der Adolf-Hitler-Kampfbahn. Obwohl es dabei nicht um Punkte ging, gab es ein spannendes und ein zäh umkämpftes Spiel, in dem man sich mit 1:1 in den Erfolg teilte. Beiderseits waren die Deckungsreihen sehr stark, während die Stürmerreihen nicht den nötigen Zusammenhalt aufbrachten, und bei ihren Torschüssen es oft an Zielsicherheit fehlen ließen. Dies gilt besonders von Kickers in der ersten Halbzeit, während VfB. in einer Drangperiode der zweiten Hälfte des öfteren durch Pech um Zähler kam. Schiedsrichter Glaser – Neckarsulm leitete vor 4000 Zuschauern gut.

Beilage zum Schwäbischen Merkur Nr. 120, Stuttgart vom 29. Mai 1934

Der egyptische Fußballmeister in Stuttgart

VfB.-Kickers Stuttgart komb. – Egyptian Olympic A.C. Alexandria 1:3 (0:1)

Der egyptische Fußballmeister, der sich zurzeit auf einer Europareise befindet, trat am Sonntag gegen eine Kombination aus den Vereinen Kickers und VfB. auf der Adolf-Hitler-Kampfbahn an. Die Zugkraft dieser exotischen Fußballgäste war aber nicht so groß, wie man es wohl erwartet hatte. Mit etwa 5000 Zuschauern kann man den Besuch nicht gerade als gut bezeichnen. Das geringe Interesse des Publikums mag wohl zum Teil darauf zurückzuführen sein, daß man die Egypter nach ihrem Abschneiden in München und Mannheim für nicht allzu spielstark einschätzte, und einen sicheren Sieg der Stuttgarter Mannschaft erwartete. Man hatte sich aber sowohl nach der einen, als auch nach der anderen Seite getäuscht. Die Fußballer aus dem Lande des Propheten waren entschieden spielstärker als man dachte. Sie verfügten über eine sehr gute Technik und Schulung und ihr taktisches Können hielt damit durchaus Schritt. Zudem waren sie aber auch äußerst schnell und brachten einen Kampfinstinkt mit, der überraschte. Auf der anderen Seite erlebte man an der Kombination aus den beiden führenden Stuttgarter Vereinen keine Freude. Sie lieferte im Gegenteil eine ausgesprochen schwache Partie. Vor allem der Sturm machte eine schlechte Figur. Das Innentrio war überraschend langsam und unentschlossen, so daß die etwas bessere Arbeit der Flügel sich nicht auswirken konnte. Auch in der Läuferreihe zeigten sich die Schwächen. Nur Handte hatte seine gewohnt gute Form. In der Verteidigung hatten man an Stelle von Baier den VfB.-Mann Vollmer eingesetzt, der den Standardback der Kickers gleichfalls nicht voll zu ersetzen vermochte. Unter den Spielern des egyptischen Meisters ragte vor allem Raafad hervor, der diesmal auf dem Mittelläuferposten stand. Auch im Sturm gab es einige gute Kräfte. Nur hielt auch auf dieser Seite das Schußvermögen nicht mit dem Können im Feldspiel gleichen Schritt. Die Verteidigung und vor allem der Torhüter waren sicher und entschlossen, kämpften aber reichlich hart, so daß zum mindesten ein Elfmeter für die Stuttgarter fällig gewesen wäre. Schiedsrichter Unverferth – Pforzheim konnte sich zu einem solchen jedoch nicht entschließen, während er im übrigen sehr gut amtierte.

Beilage zum Schwäbischen Merkur, Stuttgart, Nr. 189 vom 15. August 1933

Unentschieden in Stuttgart

Das 50. Spiel zwischen VfB. und Kickers endet 1:1

Am Totensonntag wurden die Spiele um die Südd. Fußball-Meisterschaft nur mit einem stark verkürzten Programm durchgeführt; in diesm gab es aber doch einige sehr gewichtige Treffen, die auf Tabellenführung und auf den Abstieg von großem Einfluß sein sollten. In allen Spielen wurde eine zwei Minuten lange Gedenkpause an die toten Sportkameraden eingelegt, die allerorts eine eindrucksvolle Feier stillen Gedenkens war.

Eines der bedeutendsten Treffen fand in der Gruppe Württemberg in Stuttgart statt, wo sich die beiden Großvereine VfB. und Kickers zum 50. Male gegenüberstanden. Der Kampf, von dem man erwartete, daß er die Frage der Gruppenmeisterschaft einen großen Schritt näherführt, endete unentschieden mit 1:1, so daß das Streben nach den beiden ersten Plätzen weiterhin offen bleibt. Gegenwärtig führen die Kickers mit 22:8 Punkten vor dem VfB. mit 21:7 und der Böckinger Union mit 21:9 Punkten. Nach Verlustpunkten gerechnet hat der VfB. Stuttgart weiter die größten Aussichten. Der Stuttgarter Großkampf stand spielerisch nicht auf besonderer Höhe, da insbesondere die Kickers einen schlechten Tag hatten. Dem Spielverlauf nach hätte der VfB. gewinnen müssen. Die beiden Tore fielen schon in der ersten Halbzeit durch COzza für Kickers und Pröfrock für den VfB.

Beilage zum Schwäbischen Merkur, Stuttgart, Nr. 274 vom 22. November 1932

10 000 beim Stuttgarter Fußball-Derby

Stuttgarter Kickers – VfB. Stuttgart 5:1 (1:1)

Schon von jeher bildete das Zusammentreffen dieser beiden großen Lokalrivalen ein sportliches Ereignis für Stuttgart. Auch diesmal machten sich zu Fuß und mit allen möglichen Beförderungsmittel über 10 000 Menschen auf den Weg, um in Degerloch Zeuge zu sein, wie diese beiden Mannschaften die Klingen kreuzten. Wenn aber in früheren Tagen dieser Waffengang ob seiner nicht sportlichen Note keinen ungetrübten Genuss verschafft, so sah man sich in solchen Befürchtungen heute angenehm enttäuscht. Es war auch diesmal wieder ein mit aller Energie, unter restlosem Einsatz aller Kraft geführter Kampf, der aber in keinem Augenblick die Grenzen sportlicher Fairneß überschritt. Für beide Gegner stand gleich viel auf dem Spiel und der bedeutungsvolle Charakterteur diese Begegnung war niemals zu verkennen. Beiderseits standen die augenblicklich stärksten Formationen auf dem Plan. Der VfB. machte in diesem Bestreben aber den Fehler, die bisher bewährte Aufstellung durch Einstellung von Blum und Böckle zu zerreißen und erziehlte dadurch keineswegs die erhoffte Verstärkung. Diese Maßnahme wirkte sich im Gegenteil als Schwächung der Läuferreihe nachteilig aus und dieses Moment gab den Ausschlag im Kampf. Der Sturm der Gäste kam nicht in vollem Umfang zur Entfaltung und auch die Verteidigung wurde dadurch überlastet. Sie konnte in der zweiten Hälfte nicht mehr in wünschenswertem Maße — und wie sie es vor der Pause tat — Widerstand leisten und daraus erklärt sich in erster Linie der hohe, dem Spielverlauf nach zu hohe, Sieg der Kickers.

Die Mannschaften lieferten sich einen Kampf, der andere Rasse und Tempo nur selten übertroffen werden wird. Wenn auch die rein fußballerischenn Leistungen nicht immer die gleichgroße Linie zeigten, so wurde die Gemüter der Zuschauer doch stets in höchsten Maße in Spannung gehalten. Die Zahl der torreifen Situationen häufte sich vor beiden Gehäuse in selten gesehenem Maße und vor der Pause leistete der VfB. in dieser Hinsicht fast mehr als seine Gegner. Dennoch waren es die Kickers, die in der 22. Minute in Führung gingen, als Vogelmann eine Bombe von Merz zwar abwehrte, den Nachschub von Esenwein aber nicht parieren konnte. Den verdienten Ausgleich erzielte Seibold, der einen von Haarer zurückgeschlagen Elfmeter Kochs einschoß. Waren sich die Mannschaften vor der Pause durchaus ebenbürtig, so trat nach dem Wechsel ein deutlicher Umschwung zu Gunsten der Kickers ein. VfB. sah sich immer mehr in die Defensive gedrängt. Ein von Blum verschuldeter Strafstoß wird in der 47. Minute durch Merz zum zweiten Tor verwertet. Der dritte Treffer fiel in der 73. Minute, als Link die neunte Ecke der Kickers durch Kopfstoß verwandelte. Die zehnte Ecke befördert Esenwein in der 80. Minute durch Kopfstoß ins Tor und in der 85. Minute war es abermals Link, der durch seinen Kopfball das Schlußergebnis von fünf zu eins herstellte. Als Schiedsrichter amtierte Best – Höchst mit großer Energie zur vollen Zufriedenheit.

Beilage zum Schwäbischen Merkur, Stuttgart, Nr. 208 vom 6. September 1932

Chelsea schlägt die Stuttgarter Kombination

Kickers-VfB. komb. — Chelsea London 0:3

Das letzte Spiel von Chelsea London auf ihrer Deutschlandreise gegen eine Kombination Kickers-VfB. Stuttgart war der Höhepunkt des vom Stadtverband für Leibesübungen vorgesehenen Sportwerbetages. Die Stuttgarter Mannschaft, in der Rutz und Koch fehlten, gab sich große Mühe, ehrenvoll zu bestehen; gegen die Routine der Briten waren sie aber machtlos. Im Sturm lieferte Seibold auf Rechtsaußen mit Abstand die beste Partie, die Halbstürmer Link und Euchenhofer waren im Felde zwar nicht schlecht, vor dem Tore unterlagen sie aber, ebenso wie Merz in der Mitte, den standfesten englischen Backs. Der beste Teil der Mannschaft war die Läuferreihe, in der Blum seine Nebenspieler überragte. In der Hintermannschaft war Baier der Turm in der Schlacht.

Chelsea trat ohne die bekannten Mac Auby und den Mittelläufer O’Dowd an und beherrschte über die ganze Dauer das Spiel. Die elf Spieler befanden sich in körperlich hervorragender Verfassung und spielten wie sie wollten, ohne sich aber auszugeben. Ihre Hauptstärke war haargenaues Zuspiel mit schneller Ballweitergabe und bei Gelegenheit ein blitzschnell angebrachter scharfer Schuß. Das Spiel wurde äußerst ritterlich durchgeführt und war trotz der technischen und taktischen Ueberlegenheit der Engländer nur insofern einseitig, als der Stuttgarter Sturm in der zweiten Halbzeit es nicht verstand, sich nur irgendwie vor dem Tore gefährlich durchzusetzen. Das eine oder andere Tor hätten die Stuttgarter doch verdient gehabt. Während sie aber keine ihrer Chancen verwerteten, gingen die Engländer bereits in der 6. Minute in Führung durch Rankin und erhöhten acht Minuten später durch einen Kopfball von Gallacher zum Halbzeitstand von 0:2. Das dritte Tor fiel in der 10. Minute der zweiten Halbzeit durch den Halblinken Miller. Schiedsrichter List – Stuttgarter leitete vor 12000 Zuschauern gut.

Beilage zum Schwäbischen Merkur, Stuttgart, Nr. 118 vom 24. Mai 1932

Das Spiel der Stuttgarter Lokalgegner

VfB. Stuttgart – Stuttgarter Kickers 2:1

Ein Spiel, das für beide Mannschaften gleichermaßen von entscheidender Bedeutung war! Die Kickers zogen aber unter weit günstigeren Vorbedingungen in diesem Kampf, denn sie konnten in den letzten Wochen ihrer Mannschaft immer wieder neue Verstärkungen zuführen, während der VfB. im Gegensatz dazu seine Streitkräfte in den letzten Wochen von Sonntag zu Sonntag stärker dezimiert sag. Aus diesem Grunde galten auch die Kickers vielfach als Favoriten.

Der Spielverlauf rechtfertigte diese Meinung aber nur insoweit, als die Blauweißen im Felde weitaus produktiver als die Platzmannschaft spielten. Um so stärker enttäuschten sie jedoch vor dem Tor. Beim VfB. vermißte man vor allen Dingen den Mittelläufer Buck der durch Ellwanger nicht ganz ersetzt war. Die Aufstellung von Weidner als Verteidiger, der recht unrein abwehrte und immer wieder heikle Situationen vor dem Tor verursachte, war ein Fehlgriff, der nur durch die glänzende Abwehrleistung von Vollmer zum Teil wieder ausgeglichen wurde. Auch im Sturm war Becker, der seine Verletzung noch nicht vollständig überstanden hatte, ein ziemlicher Ausfall und mit Stadelmann ist die Frage der Sturmführung keineswegs vorteilhaft gelöst. So war die Angriffsreihe des VfB. trotz teilweiser guter technischer Leistungen immer ein zerrissenes Gebilde und die beiden Tore kamen nur durch Strafstöße bezw. Ecke zustande. So ist der VfB.-Sieg letzten Endes etwas glücklich erfochten, wenn er auch keineswegs als unverdient bezeichnet werden kann. Trotz des wichtigen Charakters dieses Spieles wurde es sehr fair durchgeführt, wozu besonders die sichere Leitung von Fritz – Oggersheim viel beitrug. Die 9000 Zuschauer erlebten ein von Anfang bis Ende sehr spannendes Spiel.

Die ersten 10 Minuten standen deutlich im Zeichen der Kickers. Erst dann stand sich allmählich die Platzherren zu geschlosseneren Leistungen zusammen, und die auffallend vielen Strafstöße gegen die Kickers brachten das Gästetor immer wieder in Gefahr. In der 27. Minute war es auch ein Strafstoß von Koch, der wunderbar getreten in der linken Torecke landete. Das zweite Tor ergab sich aus einem Eckball, den Bluthardt trat und Stadelmann durch Kopfstoß verwandelte. Noch vo der Pause konnten die Kickers durch schnellen Vorstoß von Esenwein 1 aufholen.

Die zweite Halbzeit stand zum überwiegenden Teil zugusten der Kickers, wenn sich auch die Torchancen gegenseitig ausglichen. Aber weder die eine, noch die andere Mannschaft kam zu Erfolgen und bei allen Mannschaften machte sich gegen Schluß der schwere Boden in Ermüdungserscheinungen bemerkbar.
Man darf sich nicht verhehlen, daß die Stuttgarter Kickers mit diesem verlorenen Spiel in ernster Abstiegsgefahr sich befinden.

Von dem Spiel VfB. – Stuttgarter Kickers sind im Schaukasten des Schwäbischen Merkur, Königstr. 20, Aufnahmen ausgestellt. Die Bilder stammen vom Photohaus Hertlein, Eberhardstr. 53.

Beilage zum Schwäbischen Merkur Nr. 269, Stuttgart vom 17. November 1931

Großkampf auf dem Kickersplatz

Stuttgarter Kickers – VfB. Stuttgart 1:2 (0:2)

Der Stuttgarter Lokalgroßkampf hatte es in sich, Massen anzuziehen: 9 bis 10.000 Zuschauer strömten bei herrlichem Herbstwetter auf die Degerlocher Höhen. Die 46. Begegnung der beiden Stuttgarter Großvereine war ein spannendes Fußballspiel, in dem der VfB Stuttgart die bessere Leistung zeigte und wieder einmal über die Kickers knapp, aber verdient siegte. Ausschlaggebend für die überlegene Spielweise der Cannstatter war die glänzende Form der Läuferreihe in der übrigens noch Gerlinger durch Ellwanger ersetzt war. Überhaupt schien die ganze Elf in besserer körperlicher Verfassung zu sein. Alle spielten, beseelt von einem erfrischenden Drang auf die gegnerische Hälfte und geschossen wurde aus allen Lagen. Dabei lag diesmal das Hauptgewicht auf dem sonst so oft kritisierten Flügel Becker-Pröfrock, während die etatsmäßigen Torschützen Koch und Weidner, gut bewacht, ihre Bomben nicht so platziert anbringen konnten. Die Blauweißen hatten einen schwachen Tag. Die Läuferreihe, besonders der Mittelläufer Link, versagte vollkommen und war dauernd defensiv beschäftigt. Der Sturm, der zeitweise ein Mann zur Verstärkung der Läuferreihe abgeben musste, war ganz sich selbst überlassen und konnte gegen die VfB.-Deckung nicht aufkommen. Lediglich die Außen Schäfer und Buhl brachten einige gefährliche Chancen zustande, Handte schoss zwar viel, aber alles über die Latte. In der Hintermannschaft brauchte Mihalek einige Zeit, bis er den schnellen linken VfB Flügel abstoppen konnte. Dann aber kam die Hintermannschaft in die gewohnte Form.

In der ersten Halbzeit war VfB. zumeist tonangebend, die Vorstöße der Kickers waren weit nicht so durchschlagskräftig, wie die des VfB. In der zehnten Minuten brachte ein schräger Schuss von Pröfrock das Führungstor für VfB. Derselbe Spieler konnte in der 23. Minute eine Flanke an den freistehenden Becker geben, die Becker zum 2:0 verwandelte. Kickers mussten zwar gegen die Sonne spielen, das konnte aber nicht den Ausschlag geben, denn als VfB. in der zweiten Halbzeit gegen die Sonne stand, waren zunächst immer noch die Cannstatter überlegen. Als Blum scheinbar verletzt auf Rechtsaußen ging und dadurch die Läuferreihe merklich geschwächt wurde, kamen die Kickers mehr zu Geltung und konnten zeitweise drängen. Immerhin hielt der VfB. das Spiel noch offen. In der 75. Minute schoß Handte auf Vorlage von Gröner das Ehrentor für Kickers.

Schiedsrichter Sackenreuther – Nürnberg leitete den im großen und ganzen fairen Kampf großzügig, er hätte gegen einige aus dem Rahmen fallende Spieler jedoch schärfer vorgehen dürfen.

Beilage zum Schwäbischen Merkur Nr. 233, Stuttgart vom 6. Oktober 1931