Die Null muss stehen
Fußball-Regionalliga Das 0:0 gegen Aalen zeigt: die Kickers sind für den Abstieg zu stark, für den Aufstieg zu schwach. Von Joachim Klumpp
Die Woche der Wahrheit ist für die Stuttgarter Kickers zu Ende. Während bei der Hauptversammlung ein paar Tage zuvor rote Zahlen standen (der bilanzierte Schuldenstand beläuft sich nun auf 744 000 Euro), sprang auf dem Rasen zumindest ein Punkt heraus, für den sich die Kickers spontan zwar nichts kaufen können, der aber gegen den bisherigen Tabellenführer zumindest achtbar ist. Und gerecht, wie die beiden Trainerkollegen und -freunde nach Spielende bestätigten. „Wir können damit leben“, sagte der Kickers-Coach Dirk Schuster, dessen Mannschaft zu Hause weiter ungeschlagen ist, während Rainer Scharingers VfR Aalen die Tabellenspitze abgeben musste.
Der Stuttgarter Kapitän Marcel Rapp analysierte später recht treffend: „In so einem Spiel bekommt man nur zwei, drei Chancen, die muss man machen.“ Genau genommen hatten die Kickers sogar nur eine herausgespielt: in der neunten Minute, als Mijo Tunjic allein auf den Torwart zulief, den Ball aber knapp am Pfosten vorbeischob. Das wäre die Führung gewesen – und möglicherweise auch der Sieg. Wie sagte Rapp: „Wer in diesem Spiel ein Tor macht, geht als Gewinner vom Platz.“ Hätte, wenn und aber. Auch gegen Aalen hat sich, nicht zum ersten Mal in dieser Saison, die Abschlussschwäche gezeigt.
„Für eine Spitzenmannschaft fehlt uns die Kaltschnäuzigkeit“, sagte Rapp – und der Trainer wollte nicht widersprechen. „Die Qualität im Spiel nach vorne ist ein Manko“, sagte Schuster, „aber wir arbeiten daran.“ Mit dem vorhandenen Kader. Dass sich diesbezüglich in der Winterpause etwas tut, ist eher unwahrscheinlich, nicht nur wegen der begrenzten finanziellen Möglichkeiten, sondern weil es wenig Sinn macht in dieser Situation – für den Abstieg zu stark, für den Aufstieg zu schwach – kurzfristige Investitionen zu tätigen; es sei denn, es böte sich ein Spieler perspektivisch über die Saison hinaus an.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass der zunächst bis zum Saisonende verpflichtete Mahir Savranlioglu nach seiner Einwechslung durchaus ein paar offensive Akzente auf der linken Seite setzen konnte, die hoffen lassen. „Es sind zwei sehr junge Mannschaften“, sagte Rainer Scharinger, „da fehlt manchmal noch der richtige Blick für die Situation.“
Immerhin, Aalen hat erst neun Gegentore bekommen – und die Kickers sind bereits zum siebten Mal in dieser Saison ohne Gegentor geblieben, auch darauf kann man aufbauen. Zumal die Mannschaft in Kassel und auch gegen Aalen bewiesen hat, dass sie gegen Spitzenmannschaften mithalten kann: läuferisch, kämpferisch, auch spielerisch. Eine Hochrechung macht der Trainer sowieso nicht auf. „Das bringt nichts, wir wollen einfach durch Leistung überzeugen“, sagt Schuster mit Blick auf die ausstehenden drei Spiele bis zur Winterpause, das erste davon beim neuen Tabellenführer Nürnberg II. Der Schatzmeister Frieder Kummer war unter der Woche etwas konkreter: „Wir wollen in dieser Saison eine schwarze Null schreiben, mindestens.“
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Stuttgarter Zeitung
Schwabenderby ohne Würze
Fußball, Regionalliga: VfR Aalen nach 0:0 bei den Stuttgarter Kickers jetzt punktgleich Tabellenzweiter
Weder Fisch noch Fleisch bekamen die 3180 Zuschauer beim 0:0 im Regionalliga-Schwabenderby der beiden Drittliga-Absteiger Stuttgarter Kickers und VfR Aalen am Samstag unterm Stuttgarter Fernsehturm zu sehen. Aalen ist damit seine Tabellenführung wieder los.
WERNER RÖHRICH
Andreas Hofmann – um einen der wenigen positiven Aspekte vorweg zu nehmen – kehrte nach seiner langen Verletzungspause erstmals in einem Punktspiel in das Team zurück und bot über 90 Minuten eine solide Leistung auf der Doppelsechs neben Benni Barg. Rainer Scharinger: „Er hat seine Aufgabe sehr, sehr gut erfüllt.“ Dennoch warnte der VfR-Trainer gleich davor, Wunderdinge zu erwarten. „Wir sind froh, dass Andreas wieder bei uns ist. Aber wir werden auch acht geben, dass wir ihn jetzt nicht gleich verheizen und ihn behutsam in die Mannschaft integrieren.“ Soll heißen: Bis Andreas Hofmann wieder regelmäßig auf seinem gewohnten Stammplatz agieren kann, wird es noch eine Weile dauern.
Dass er in jedem Fall eine adäquate Alternative darstellt, das hat er jedenfalls am Samstag bewiesen. Nachdem neben Innenverteidiger Marcel Klefenz bekanntlich auch Linksverteidiger Tim Bauer rotgesperrt war, beorderte der VfR-Chefcoach Martin Dausch an Bauers Stelle. Demir Januzi nahm Klefenz’ Platz im Abwehrzentrum ein.
Die Rochade ging auf. Denn an Aalens Defensive lag es nicht, dass das Spiel nicht gewonnen werden konnte und die Stuttgarter im fünften Spiel in Folge unbesiegt blieben. Die Gastgeber zeigten sich in der halben Stunde als die mannschaftlich geschlossenere Elf, die von Beginn an versuchte, den Tabellenführer von der Ostalb nicht zu Entfaltung kommen zu lassen und den VfR Aalen bereits im Mittelfeld durch aggressives Tackling frühzeitig am Spielaufbau störten. Joe Mensah mühte sich als alleinige VfR–Sturmspitze lange Zeit vergebens. Die Zuschauer sahen ein Mittelfeldgeplänkel auf mäßigem Niveau.
Die wenigen Torchancen auf beiden Seiten könnten beinahe an einer Hand aufgezählt werden. Die größte davon auf Kickers-Seite hatte gleich nach neun Minuten Mijo Tunjic. Doch der Goalgetter der Blauen platzierte das Leder freistehend vor VfR-Keeper Daniel Bernhardt knapp neben das Gehäuse. Es war die einzige echte Torchance der Stuttgarter. Glück für Aalen. Das hätte die Kickers-Führung sein müssen.
Nur wenig später zögerte auf der Gegenseite Mario Hohn aus ausichtsreicher Positionzu lange – und legte quer, anstatt selbst zu schießen. Und als sich die Zuschauer beinahe schon an das Hick-Hack im Mittelfeld gewohnt hatten, köpfte der mit nach vorne gelaufene Aytac Sulu eine von Ralf Kettemann getretene Ecke an den Pfosten. Das hätte unversehends die Aalener Führung sein können.
Die Fans hatten sich schon fast auf den Pausenpfiff von FIFA-Referee Knut Kircher eingerichtet, als Ralf Kettemann Kickers-Torwart Daniel Wagner anschoss. Kurz darauf musste sich Wagner mächtig strecken, um einen 30-Meter-Schuss von Andreas Hofmann über das Gebälk zu lenken.
Unverändert die zweiten 45 Minuten. Obwohl die Aalener zunächst den Anschein machten, als wollten sie die Elf von Dirk Schuster nun stärker unter Druck setzen, war bald klar: daraus wird an diesem Nachmittag nichts werden. Die größte Chance, doch noch den Aalener Siegtreffer zu erzielen, hatte in der 85. Minute der für Joe Mensah eingewechselte Fabian Liesenfeld. Als Daniel Wagner einen harmlos auf ihn zurollenden Ball nicht richtig traf, war der nur wenig entfernt stehende Liesenfeld davon ebenso überrascht wie alle anderen Beobachter der Szene. Das Leder eierte nebem dem Tor ins Aus. Es gab Eckball.
Die Trainer beider Mannschaften sprachen anschließend von einem leistungsgerechten Unentschieden. Die Leidenschaft, die sie gesehen haben wollten, war nur schwerlich zu erkennen. Und auch Kickers-Coach Schuster gab zu: „Mitte der zweiten Halbzeit war mir klar, dass das Spiel nur durch eine Standardsituation entschieden werden würde.“ Falls es ein Elfmeter hätte sein sollen, dann hätten beide Trainer ihren Spielern sagen müssen, dass sie dafür wenigstens hätten in den Strafraum eindringen müssen.
Im Verfolgerderby bezwang Nürnberg II den SC Freiburg II mit 4:1 und hat damit aufgrund des um ein Tor besseren Torverhältnisses die Tabellenspitze übernommen. Der VfR Aalen ist punktgleich Zweiter.
Stuttgarter Kickers – VfR Aalen 0:0
Stuttgarter Kickers: Wagner – Abruscia (46. Steinle), Köpf , Rapp , Gerster – Jung , Prediger , Ivanusa , Petruso – Gümüssu (69. Savranlioglu), Tunjic.
VfR Aalen: Bernhardt – Scheuring, Januzi, Sulu, Dausch – Barg, Hofmann – Kettemann, Schön (76. Brandstetter), Hohn – Mensah (67. Liesenfeld).
Schiedsrichter: Kircher (Hirschau)
Gelbe Karten: Petruso, Jung – Schön (5. Gelbe Karte), Hofmann.
Schwäbische Post
Zuschauer sehen Teams auf Augenhöhe
Torlos ist das Spiel des VfR Aalen am 16. Spieltag der Fußball-Regionalliga bei den Stuttgarter Kickers zu Ende gegangen. Erfreulich aus VfR-Sicht war das Comeback von Mittelfeldspieler Andreas Hofmann nach überstandenem Kreuzbandriss.
(Aalen/Stuttgart/sz) Von unserem MitarbeiterThomas Ziehn
Das torlose Remis im Derby zwischen den daheim noch ungeschlagenen Stuttgarter Kickers und dem VfR Aalen am 16. Spieltag in der Fußball-Regionalliga Süd ist auch das Duell zweier Freunde gewesen. Denn Kickers-Trainer Dirk Schuster und Aalens Trainer Rainer Scharinger kennen sich bestens aus der „Allstar-Mannschaft“ des Karlsruher SC. Allerdings musste die Freundschaft in Stuttgart 90 Minuten ruhen. Am Ende konnte Schuster mit dem Punktgewinn etwas besser leben als sein Mannschaftskamerad. Aalen wartet seit drei Spielen auf einen Sieg. „Meiner jungen Mannschaft fehlte die Ruhe, um in den entscheidenden Situationen eine passende Lösung zu finden“, analysierte Scharinger, „läuferisch und kämpferisch war ich zufrieden.“ Das Fazit von Schuster fiel ähnlich aus: „Wir waren auf Augenhöhe, haben nur wenige Chancen zugelassen. In dieser Verfassung können wir jedem Gegner in dieser Liga gefährlich werden.“
Das Resumée der beiden Trainer wäre wohl völlig anders ausgefallen, hätte VfR-Kapitän Aytac Sulu in der 34. Minute die größte Chance des gesamten Spiels genutzt. Der 23-Jährige verlängerte einen Eckball von Ralf Kettemann an den Pfosten. Der ehemalige Aalener Daniel Wagner im Tor der Gastgeber wäre chancenlos gewesen. „Ein Tor in dieser Situation und wir hätten gute Chancen gehabt, das Feld als Sieger zu verlassen“, ärgerte sich Scharinger.
Für die Kickers hatte Mijo Tunjic, der die Hälfte aller Kickers-Tore (18) erzielte, bereits in der Anfangsphase die Führung auf dem Fuß. Nach einem Steilpass stand er völlig frei vor VfR-Schlussmann Daniel Bernhardt. Der Schuss des Stuttgarter ging jedoch knapp am Gehäuse vorbei.
Mit Ausnahme von zwei Aalener Distanz-Schüssen von Hofmann und Joseph Mensah, bei denen Wagner jeweils auf dem Posten war, bekamen die 3180 Zuschauer im Gazi-Stadion nur wenig Chancen zu sehen. Beide Mannschaften neutralisierten sich. Aussichtsreiche Angriffe fielen häufig viel zu hektischen Aktionen zum Opfer. Nicht zuletzt deshalb zeigte sich Mittelfeldspieler Benjamin Barg nach dem Schlusspfiff vom Ergebnis enttäuscht: „Wer aufsteigen will, muss solche Spiele eigentlich gewinnen.“
Der Blick von Trainer Scharinger richtete sich jedoch gleich nach dem Spiel nach vorne. Denn im Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten SV Wehen Wiesbaden II am kommenden Samstag ab 14 Uhr wollen die Aalener wieder dreifach punkten und die Hinrunde positiv abschließen. „Das muss das Ziel sein“, gibt Scharinger die Marschroute vor. „Allerdings ist Wehen eine Wundertüte. Man weiß nie, wer aus dem Drittliga-Kader nach unten stößt. Wir dürfen uns vom Tabellenplatz auf keinen Fall blenden lassen.“ Gegen die Hessen, die nur zwei ihrer letzten zehn Begegnungen gewannen, muss Scharinger allerdings auf Andreas Schön (fünfte Gelbe Karte) verzichten. Mit Marcel Klefenz und Tim Bauer kehren dafür zwei Spieler nach Sperren wieder in den VfR-Kader zurück.
Stuttgarter Kickers: Wagner – Gerster, D. Jung, Köpf, Rapp – Prediger, Abruscia (46. Steinle), Petruso, Ivanusa – Gümüssu (69. Savranlioglu), Tunjic
VfR Aalen: Bernhardt – Sulu, Januzi, Scheuring, Mensah (68. Liesenfeld) – Kettemann, Barg, Hofmann, Schön (76. Brandstetter), Dausch – Hohn
Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg).
Zuschauer: 3180.
Gelbe Karten: D. Jung, Petruso – Schön, Hofmann.
Schwäbische Zeitung
Kickers fehlt Kaltschnäuzigkeit
Zu wenig Offensivaktionen beim 0:0 gegen den VfR Aalen – Ex-Torwart Tino Köstel Präsidiumskandidat
Das 0:0 der Stuttgarter Kickers gegen den VfR Aalen untermauerte die wesentliche Erkenntnis des bisherigen Saisonverlaufs: Die Blauen können gegen jedes Regionalligateam mithalten. Um selbst eine Spitzenmannschaft zu werden, muss Cleverness und Abgeklärtheit hinzukommen. Vor allem vor dem Tor.
Von Jürgen Frey
STUTTGART. Der Unterschied zwischen dem Tabellenachten und dem Tabellenersten? „Ich habe keinen gesehen“, sagte Kickers-Präsident Edgar Kurz. In der Tat war dieses Derby ein Duell auf Augenhöhe: Kämpferisch, läuferisch, spielerisch – die beiden alten Rivalen schenkten sich nichts. Was in Anbetracht des finanziellen Ungleichgewichts (Aalens Etat liegt bei geschätzten vier Millionen Euro, der der Kickers bei 1,6) keine Selbstverständlichkeit ist.
Es gibt also noch Luft nach oben bei den Blauen – in allen Belangen. Auf dem Platz fehlt der jungen Truppe die Ruhe und Abgeklärtheit in entscheidenden Situationen. Am deutlichsten zeigte sich die mangelnde Kaltschnäuzigkeit in der neunten Minute: Mijo Tunjic lief nach einem Traumpass von Dirk Prediger allein aufs Aalener Tor zu und schob den Ball am Pfosten vorbei (9.). „Im Spiel nach vorne fehlt uns noch die nötige Qualität“, räumte auch Trainer Dirk Schuster ein. Hinzu kam: Bei den zahlreichen Standardsituationen wurde Enzo Marchese (Grippe) schmerzlich vermisst.
Der Spielmacher wird in den letzten drei Partien vor Weihnachten beim 1. FC Nürnberg II (6. Dezember), beim SV Wehen Wiesbaden II (13. Dezember) und daheim gegen den SC Freiburg II (20. Dezember) wieder dabei sein. Und mittelfristig baut Kurz auf den Faktor Zeit: „Unsere Mannschaft hat Zukunft“, ist sich der Präsident sicher, „mit jedem Spiel gewinnt sie an Erfahrung.“
Hinter den Kulissen sucht der Kickers-Chef weiter nach einer Verstärkung für das Präsidium. Ein heißer Kandidat ist Ex-Keeper Tino Köstel (31), mit dem bereits Gespräche geführt wurden. Er passt sehr gut ins Anforderungsprofil der Führungsetage. Das Problem: Der studierte Wirtschaftswissenschaftler wird beruflich stark in Anspruch genommen, weshalb er auch seine Tätigkeit als Torwarttrainer beim Oberligisten SV Bonlanden nicht regelmäßig ausüben kann.
Stuttgarter Nachrichten
Kickers holen Punkt gegen Spitzenreiter
Die Stuttgarter spielen gegen den VfR Aalen 0:0
Stuttgart (red) – Die Stuttgarter Kickers bleiben in dieser Saison zu Hause ungeschlagen. Am 16. Spieltag der Fußball-Regionalliga trotzten die „Blauen“ dem Spitzenreiter VfR Aalen ein 0:0 ab und verteidigten damit ihren achten Tabellenplatz. Aalen musste dagegen die Führung an den 1. FC Nürnberg II abgeben. „Das war ein leistungsgerechtes Unentschieden. Auch wenn wir natürlich mit dem Ziel angetreten sind, das Spiel zu gewinnen“, sagte Kickers-Trainer Dirk Schuster.
Die Gastgeber mussten erneut auf ihren Spielmacher Enzo Marchese verzichten. Der Mittelfeldmann, der erst am Wochenende zuvor nach langer Verletzungspause sein Comeback gegeben hatte, hatte sich krank gemeldet. Für ihn kam Dirk Prediger hinter den Spitzen Mijo Tunjic und Gökhan Gümüssu zum Einsatz. Und Tunjic hatte vor 3180 Zuschauern auch die größte Möglichkeit in dem ereignisarmen Spiel. In der zehnten Minute schoss der Stürmer nach einem Steilpass von Prediger frei vor Aalens Torhüter Daniel Bernhardt knapp am linken Pfosten vorbei. „Uns hat heute vor allem der Zug nach vorne gefehlt, dass wir uns Chancen erarbeiten konnten“, kommentierte Schuster die Partie.
Eßlinger Zeitung