Als Schlusslicht in die Winterpause
Die Kickers-Leistung gegen Burghausen ist nicht dazu angetan, in Optimismus zu verfallen – Kompromiss beim Gazi-Stadion in Sicht
STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers haben sich mit einem 0:0 gegen Wacker Burghausen in die Winterpause der dritten Liga verabschiedet. „Wenn man das Spiel als Maßstab nimmt, wird es sehr schwer mit dem Klassenverbleib“, sagte der Manager Joachim Cast.
Von Joachim Klumpp
Ein Fan brachte die Stimmung bei den Kickers nach dem letzten Auftritt 2008 auf den Punkt: „Da hätten sie lieber den Schnee liegen lassen – und das Spiel wäre ausgefallen“, sagte der Tribünengast nach dem 0:0 im „Festspiel“ (so das Programmheft) gegen Burghausen, einem ernüchternden Jahresabschluss, letzter Tabellenplatz inklusive. Und das obwohl die Mannschaft das ersehnte Ziel, einmal ohne Gegentor zu bleiben, erreichte. Der Kapitän Alexander Rosen sagte deshalb: „Das war heute ein positiver Aspekt.“
Aber so ziemlich der einzige, wenngleich es durchaus ermunternd stimmt, dass die Mannschaft im Defensivverhalten eine gewisse Ordnung erreicht hat. Die Frage ist, wie sehr darf das auf Kosten der Offensive gehen. Gegen die ebenfalls abstiegsbedrohten und keineswegs überragend auftrumpfenden Burghausener jedenfalls setzten die Kickers auf zwei kompakte Viererketten und zwei schnelle Stürmer, was auswärts ein probates Mittel sein kann. Am Samstag allerdings rückte die Mannschaft viel zu wenig nach, so dass im Mittelfeld ein großes Loch klaffte. Ob das die richtige Taktik in einem Sechspunktespiel ist? „Dazu will ich mich nach dem letzten Spiel des Jahres nicht äußern“, sagte Rosen, doch sein Gesichtsausdruck verriet zumindest, dass er Zweifel hegt.
Offensichtlich ist: die Mannschaft hat die Brücke zwischen defensiver Stabilität und offensiver Qualität noch nicht gefunden. Das wird sie aber müssen, um im Abstiegskampf eine reelle Chance zu besitzen. Denn im Vergleich zum Vorjahr, als die Qualifikation zur dritten Liga auf den letzten Drücker geschafft wurde, ist das Leistungsniveau insgesamt besser geworden. Dessen ist sich auch der Manager Joachim Cast bewusst: „Wenn man das Spiel gegen Burghausen als Maßstab nimmt, wird es schwer.“ Mit dem Klassenverbleib. „Im letzten Jahr haben wir fünf Teams hinter uns lassen müssen, diesmal nur drei“, so macht Cast Mut. Ob der aktuelle Kader dafür ausreicht? Der Abwehrchef Marcus Mann sagt: „Davon bin ich überzeugt.“ Der Trainer dagegen hätte gerne Verstärkung (am liebsten in Abwehr und Angriff), aber auch er gibt zu: „Das ist kein Wunschkonzert, und Geld haben wir keines.“
Zumal der Verein, der in den letzten beiden Heimspielen jeweils weniger als 3000 Zuschauer begrüßen konnte, auf die Saison gerechnet mit einer Unterdeckung im Etat von etwa 300 000 Euro kalkuliert. Der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz sagt aber: „Vor einem Jahr standen wir finanziell schlechter da.“ Als Konsequenz wurde die Betreibergesellschaft mit einer Einlage von 300 000 Euro ins Leben gerufen. Die aktuelle „Believe in Blue“-Aktion“ brachte immerhin gut 31 000 Euro in die Kasse. Ob sich kurzfristig Sponsoren finden, bleibt abzuwarten, ebenso ob Spieler während der Transferperiode den Club verlassen. Als Wackelkandidat gilt nach wie vor Angelo Vaccaro, der nach seinem Kurzeinsatz gegen Burghausen betonte: „Ich gehe davon aus, dass ich auch in der Rückrunde bei den Kickers bleibe. Und dann werde ich auch alles geben.“ Das könnte möglicherweise schon zum Auftakt in Düsseldorf der Fall sein; dort sind jedenfalls Orlando Smeekes (Rote Karte) und Bashiru Gambo (fünfte Gelbe Karte) gesperrt.
Zumindest in Sachen Gazi-Stadion gibt es eine erste Entwarnung. Nach Gesprächen der Stadt mit dem Deutschen Fußball-Bund soll dieser Bereitschaft signalisiert haben, für ein weiteres Jahr eine Ausnahmeregelung der zu geringen Sitzplatzkapazität zu akzeptieren. Vielleicht ist das ja Ansporn genug, dass die Kickers sportlich ihren Teil für ein weiteres Jahr in der dritten Liga beitragen.
Stuttgarter Kickers: Salz – Steinle, Mann, Ortlieb, Härter – Traut, Deigendesch (78. Landeker), Rosen, Gentner (72. Gambo) – Schürg (78. Vaccaro), Smeekes.
Wacker Burghausen: Riemann – Lastovka, Kresin, Buchner, Böcher – Schmidt – Solga (87. Oslislo), Mitterhuber (88. Fries) – Schultz – Cappek, Calamita.
Stuttgarter Zeitung
Kickers in Not: Keine Chance ohne Neue
Die Blauen brauchen Qualitätszuwachs – Angelo Vaccaro bei Union Berlin im Gespräch
Stuttgart – Das magere 0:0 des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers gegen Wacker Burghausen legte es unbarmherzig an den Tag: Ohne Neuzugänge wird der Klassenverbleib kaum zu schaffen sein.
VON JÜRGEN FREY
Joachim Cast stand nach dem Schlusspfiff am Rand des matschigen Spielfelds und starrte gedankenverloren ins Leere. Dann versuchte sich der Kickers-Manager zu sammeln und fand doch noch einen positiven Aspekt an diesem äußerst tristen Nachmittag: „Wir haben erstmals in dieser Saison zu null gespielt“, sagte er. Ein schwacher Trost. Denn alles andere macht wenig Hoffnung, dass es am Saisonende wieder zu einem blauen Wunder kommen wird. Ebenmäßig, eher einfallslos, weit gehend ohne Spielsteuerung und Mut zum Risiko kämpfte das Ensemble von Trainer Edgar Schmitt vor sich hin. Zu allem Überfluss brannten bei Orlando Smeekes auch noch die Sicherungen durch. Vor lauter Frust schrie er „fuck it“ – was der Schiedsrichter auf sich bezog und ihn vom Platz stellte. Dem Stürmer drohen mindestens zwei Spiele Sperre.
Das alles lässt die Not immer größer werden. Auch in der Führungsetage ist die Erkenntnis gereift, dass es ohne Qualitätszuwachs im Kader am Ende nicht reichen dürfte. Am deutlichsten drückte sich Aufsichtsratschef Rainer Lorz aus: „Wir müssen etwas tun, und, wenn es sein muss, auch ins Risiko gehen.“ Nicht nur er weiß genau: Ein Abstieg wäre das Ende des Profifußballs bei den Kickers. Lorz: „Aus dieser Liga kommst du normal nicht mehr hoch.“
Es muss sich also etwas tun in der Winterpause, möglichst noch vor dem Trainingsauftakt am 9. Januar. Trotz aller finanzieller Engpässe sagt Präsident Dirk Eichelbaum frei nach Monaco-Franze: „A bisserl was geht immer.“ Doch damit dürfte es nicht getan sein. Um wirklich sinnvolle Verstärkungen an Land ziehen zu können, müssten die Blauen den ein oder anderen Spieler von der Gehaltsliste bekommen. Heißester Kandidat ist Angelo Vaccaro. Ein Abgang des unzufriedenen Stürmers, einem der Topverdiener im Kader, würde einige Mittel freisetzen. Bleibt die Frage, ob der 27-Jährige bei einem neuen Verein unterkommt. Zuletzt war er bei Union Berlin im Gespräch.
Andere aus dem Team werden sich noch schwerer tun als der Kickers-Toptorschütze (fünf Saisontreffer), einen neuen Arbeitgeber zu finden. Bei Reservisten wie Sokol Kacani, Jörn Schmiedel, Franco Petruso und Ralf Kettemann haben die Blauen schon mal vorgefühlt, ob sie sich einen Tapetenwechsel vorstellen könnten. Doch die Interessenten werden nicht Schlange stehen.
Das weiß auch der Trainer, der mit fast schon bewundernswerter Hartnäckigkeit immer wieder betont: „Wir werden es schaffen.“ Dass er sich für das Erreichen des Ziels einen Stabilisator für die Abwehr wünscht, ist ein offenes Geheimnis. Innenverteidiger Mischa Welm (VfR Aalen) steht ganz oben auf der Wunschliste. Auch andere, bei Schmitts Ex-Club aussortierte Spieler sind ein Thema: Thorsten Traub, Michael Stahl und Ex-VfB-Jugendspieler Patrick Leschinski.
Eines steht jedenfalls fest: Allzu ruhig dürften die Tage zwischen den Jahren für die Verantwortlichen der Kickers nicht werden.
Stuttgarter Nachrichten
„Diese Mannschaft ist zu schwach für die dritte Liga“
14 Punkte aus 20 Spielen – die Stuttgarter Kickers überwintern in der dritten Liga auf dem letzten Tabellenplatz. Ist die Mannschaft noch zu retten?
Horst Schnäbele, 50,
Ludwigsburg
„Das Team ist ja eigentlich nicht schlecht. Aber ohne ein, zwei gestandene Zweitligaspieler als Verstärkung wird es sehr schwer werden. Einer wie Mustafa Parmak fehlt uns. Genauso ein Oliver Stierle. Gerade auf dessen Position in der Abwehr brauchen wir einen neuen Spieler. Zudem haben wir keinen eiskalten Stürmer.“
Monika Mannschreck,
47, Stgt.-Rohracker
„Die Kickers können auch ohne Verstärkungen die Klasse halten, wenn es dem Trainer gelingt, die Mannschaft mehr mitzureißen. Es fehlt einfach der zündende Funke. Die Mannschaft wird zwar von Spiel zu Spiel besser, aber die Chancenverwertung sowie die Ausdauer der Spieler müssen sich noch deutlich verbessern.“
Reinhard Berli, 61,
Stuttgart-Münster
„Bei all den Rufen nach Verstärkungen muss man sich mal eines fragen: Macht es überhaupt einen Sinn, teure Spieler zu holen, die dann wie so mancher gegen Burghausen kaum Engagement zeigen? Dann steigen wir lieber ab und bauen ein neues Team mit jungen Spielern auf. Diese Mannschaft ist zu schwach für die dritte Liga.“
Francesco Mandracchia, 45, Nürtingen
„Mit einem neuen Abwehrspieler dürfte es zum Nichtabstieg reichen. Vorne sind wir eigentlich gut aufgestellt – sofern Angelo Vaccaro zu seiner alten Form zurückfindet. Ich glaube, dass die Spieler zurzeit wegen der Gesamtsituation im Verein so angespannt sind, dass sie ihre Klasse nicht abrufen können.“
Oliver Losansky, 29,
Waiblingen
„Eigentlich brauchen wir in allen Mannschaftsteilen Verstärkungen, aber vorne klemmt es am meisten. Uns fehlen vor allem ein Knipser und ein kreativer Spieler im Mittelfeld. Seit Moritz Steinle wieder spielt, stehen wir zumindest in der Defensive besser. Ich bin seit 22 Jahren Kickers-Fan – die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Timo Hellinger, 31, Mannheim
„Nach diesem Spiel gegen Burghausen finde ich leider nichts Positives – aber irgendwie werden wir es schon schaffen. Im Ernst: Wir brauchen dringend einen neuen Spieler, der mal ein bisschen mehr Ruhe in den Spielaufbau bringt.“
Umfrage: Stefan Klinger
Fotos: Baumann
Stuttgarter Nachrichten
Kapitän Rosen stellt die Qualitätsfrage
Die Stuttgarter Kickers gehen nach dem 0:0 gegen Wacker Burghausen als Schlusslicht in die Winterpause
Stuttgart – „Zum Glück ist die Winterpause kürzer als in den vergangenen Jahren“, sagte Manager Joachim Cast vom Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers. Denn mindestens bis zum 6. Februar stehen die „Blauen“ in der Tabelle ganz unten. Das trostlose 0:0 gegen Wacker Burghausen ließ jedoch nicht erkennen, wie das Team den Klassenverbleib schaffen soll.
Von Sigor Paesler
„Wir spielen immer besser.“ – „Es ist unheimlich schwer, gegen uns ein Tor zu erzielen.“ – „Wir haben das schnellste Sturmduo der Liga.“ – „Wir schaffen das.“ Während einem die Aussagen von Trainer Edgar Schmitt etwas das Pfeifen im Walde vorkamen, hatte Cast alle Mühe, die Dinge realistischer einzuordnen. „Das war wohl etwas zu optimistisch“, ruderte der Manager für den Coach zurück: „Wenn man das heutige Spiel als Maßstab nimmt, wird es sehr, sehr schwer.“ Umgekehrt sieht es bei der Sache mit der Defensive aus: Die Kickers haben mit 42 die meisten Gegentreffer der Liga kassiert und mit Abstand das schlechteste Torverhältnis (- 18). Gegen Burghausen aber ließ die Abwehr mit Ausnahme eines Pfostenkopfballs nichts zu (29.) – erstmals in dieser Saison stand hinten die Null. „Wenn man lange genug etwas Positives sucht, findet man es auch“, meinte Cast fast schon sarkastisch, „die eine Null jedenfalls ist in Ordnung.“ Der einzigen Chance der harmlosen Burghausener hatten die Kickers drei entgegenzusetzen: Michael Schürg schoss nach sehenswertem Pass seines Sturmkollegen Orlando Smeekes ebenso knapp neben das Tor (24.) wie Thomas Gentner (41.), einen Freistoß von Marcus Mann wehrte Wacker-Keeper Manuel Riemann nur mit Mühe ab (65.). Ansonsten gab es in der langweiligen und auch wegen des tiefen Bodens technisch schwachen Begegnung nur noch einen Aufreger: Smeekes sagte in der 82. Minute einen englischen Ausdruck in Richtung Schiedsrichter Patrick Ittrich (Hamburg). Der war so unflätig, dass der Referee sofort Rot zeigte.Schmitt versuchte, den Optimismus zu wahren, doch bei den Spielern machte sich Ratlosigkeit breit. Kapitän Alexander Rosen stellte dabei offen die Stärke des Kaders in Frage. „Offensichtlich haben wir nicht die Qualität und Ruhe vor dem Tor“, meinte er und fügte zur Bestätigung nochmal an: „Es ist auch eine Qualitätsfrage.“ Verteidiger Mann, grinste nur auf die Frage, ob in der Winterpause Verstärkungen nötig seien: „Dazu will ich nichts sagen.“ Nach einer kurzen Denkpause tat er es doch: „Wenn wir in einen Lauf reinkommen, reicht der Kader. Aber damit sollten wir langsam mal anfangen.“ Trainer Schmitt nutzte derweil die Vorweihnachtszeit für einen Appell: „Wir müssen sehen, dass Geld reinkommt, dann können wir uns verstärken. Aber es ist nichts da. Vielleicht könnten die Sponsoren was drauflegen.“ So oder so will er beim Trainingsauftakt am 9. Januar und dann im ersten Spiel nach der Pause am 6. Februar bei Fortuna Düsseldorf „richtig angreifen. Ich bin guter Dinge“.
statistik
Stuttgarter Kickers: Salz – Steinle, Mann, Ortlieb, Härter – Traut, Deigendesch (78. Landeker), Rosen, Gentner (72. Gambo) – Schürg (78. Vaccaro), Smeekes.
Wacker Burghausen: Riemann – Lastovka, Kresin, Buchner, Böcher – Schmidt – Solga (87. Oslislo), Mitterhuber (88. Fries) – Schultz – Cappek, Calamita.
Schiedsrichter: Ittrich (Hamburg).
Zuschauer: 2820.
Gelbe Karten: Härter, Gambo / Schmidt.
Rote Karten: Smeekes (82./Schiedsrichterbeleidigung) / -.
Beste Spieler: Deigendesch, Mann / Schmidt, Kresin.
Eßlinger Zeitung
Burghausen setzt Serie fort
Mit einem torlosen Remis bei den Stuttgarter Kickers haben sich die Fußballer des SV Wacker Burghausen gestern in die Winterpause verabschiedet. Am ersten Spieltag der Rückrunde in der 3.Liga boten beide Teams auf schwer bespielbarem Boden Fußball-Magerkost. Das Remis hilft aber den Salzachstädtern mehr als den Gastgebern, die mit 14 Punkten weiter die Rote Laterne mit sich herumschleppen.
Die Burghauser hingegen sind nun schon seit sechs Spielen ungeschlagen und überwintern in der Tabelle auf Platz 15.«Die Platzverhältnisse waren natürlich nicht optimal. Aber die Jungs haben sich ordentlich verkauft. Vor allem die Defensiv-Leistung war wirklich sehr solide», erklärte Wacker-Trainer Günter Güttler, der wieder auf den zuletzt rot gesperrten Sven Kresin zurückgreifen konnte. Für den 32-Jährigen, der in der Saison 2002/2003 selbst die Fußballstiefel für die Kickers schnürte, musste Julian Matiasovits auf die Ersatzbank. Im Angriff schenkte Güttler erneut dem 18-jährigen Christian Cappek das Vetrauen. Er bildete mit Marco Calamita das Sturmduo.
Von den beiden Angreifern gab es aber in den ersten Minuten der Partie nur wenig zu sehen. Das Geschehen spielte sich vor allem im Mittelfeld ab. Auf dem tiefen Geläuf taten sich beide Mannschaften sichtlich schwer, operierten häufig mit langen Bällen aus der eigenen Hälfte heraus, gute Kombinationen und herausgespielte Torchancen blieben Mangelware.
Erst nach einer guten Viertelstunde bekamen die etwa 2820 Fans im Gazi-Stadion etwas zu sehen: Cappek setzte Levente Schultz in Szene, doch der Mittelfeld-Akteur schoss den Ball aus fünf Metern am Tor vorbei. Die Schwaben boten in der Offensive herzlich wenig und hatten in der Defensive Glück, als Cappek nach einer Ecke von Ronald Schmidt in der 32. Minute per Kopfball nur den Pfosten traf. Die einzig nennenswerte Stuttgarter Chance in einer insgesamt schwachen ersten Halbzeit gab es in der 38. Minute: Thomas Gentner tankte sich bis zur Auslinie durch, legte den Ball dann quer für Michael Schürg, doch Chris Böcher konnte gerade noch klären.
Auf der Gegenseite schickte Schultz Calamita steil, aber Kickers-Keeper Manuel Salz hatte den Braten gerochen und war aus dem Tor geeilt. Die Höhepunkte der zweiten Halbzeit sind schnell erzählt. Auf Wacker-Seite verpassten Kresin und Cappek den Ball jeweils nach einer Schultz-Ecke nur knapp, gegenüber parierte Keeper Manuel Riemann einen Freistoß vom Marcus Mann glänzend (63.).
15 Minuten vor Schluss ging Kickers-Coach Edgar Schmitt volles Risiko und brachte mit Angelo Vaccaro und Josip Landeka zwei zusätzliche Offensiv-Kräfte (75.). Viel am Stuttgarter Spiel änderte die Umstellung allerdings nicht, denn nur sieben Minuten später legte sich Orlando Smeekes mit Schiedsrichter Patrick Ittrich (Hamburg) an, zog den Kürzeren und musste mit der Roten Karte vorzeitig zum Duschen. Die Burghauser konnten aus der zehnminütigen Überzahl aber kein Kapital schlagen.
Nach dem miserablen Start in die Saison kann man in Burghausen nun doch auf besinnliche Weihnachten hoffen. Denn die Mannschaft hat sich in den vergangenen Wochen merklich stabilisiert, das Abwehrproblem in den Griff bekommen. sam
Oberbayerisches Volksblatt
Wackers Weihnachtswünsche
Trainer Güttler möchte einen Stürmer, Ersatzkapitän Schmidt ins gesicherte Mittelfeld
Von Steffi Brenninger.
Es war wahrlich kein Fußballfest. Dennoch hatten die Drittliga-Fußballer des SV Wacker im Gazi-Stadion auf der Waldau nach dem ersten Rückrundenspiel mehr Grund zur Freude. Denn die Burghauser machten mit dem 0:0 bei Schlusslicht Stuttgarter Kickers die 20 Punkte voll – eine Marke, die Cheftrainer Günter Güttler unbedingt noch vor der Winterpause erreichen wollte.
Kresin: Mit Konkurrenz »auf Augenhöhe«
Vor Wochen hatte es danach ganz und gar nicht ausgesehen. Denn im Herbst diesen Jahres konnte seine Mannschaft acht Spiele in Folge keinen einzigen Dreier mehr einfahren. »Eine katastrophale Serie«, erinnert sich Güttler mit Grausen. Doch die Mannschaft ist in dieser Phase »noch enger zusammengerückt« – und überraschte plötzlich mit Siegen gegen die Spitzenteams Kickers Emden (3:1) und SC Paderborn (2:0). »Keiner konnte damit rechnen, dass wir da die Punkte holen«, so Güttler.
Vor allem Wackers Abwehr ist stabiler geworden. »Das war wichtig nach den vielen hohen Niederlagen«, sagt Ronald Schmidt, der als Staubsauger vor der Abwehr maßgeblichen Anteil daran hat. Zwei dieser Klatschen bekam auch Sven Kresin noch hautnah mit (1:4 gegen RW Erfurt und 0:4 gegen Erzgebirge Aue). Danach ging’s aufwärts und der erfahrene Innenverteidiger trug zur neuen Defensivstärke bei. Kresin, nach abgesessener Rot-Sperre wieder für Julian Matiasovits in die Mannschaft gerückt, blickt auch deshalb zuversichtlich aufs neue Jahr: Man befinde sich mit der Konkurrenz »auf Augenhöhe«.
Doch nun haben er und seine Kollegen erst einmal bis 7. Januar Pause. »Jetzt sammeln wir uns«, sagt Kresin, der vergangene Woche einen Vertrag bis 2010 unterschrieben hat. Und dann? »Geht’s gestärkt in die Frühjahrsrunde. « Schließlich »haben wir die letzten Wochen gezeigt, was in uns steckt«. Vom Potenzial der Mannschaft zeigt sich auch Manager Peter Assion überzeugt – er blockt deshalb die Rufe nach Verstärkungen in der Winterpause rigoros ab: »Man sollte nicht immer nach neuen Spielern schreien, sondern auch mal denen vertrauen, die die letzten Wochen sehr gute Leistungen gebracht haben. « Zudem wird sich auch Wackers Lazarett bis zum Wiederbeginn lichten: »Dann haben wir auch wieder Variationsmöglichkeiten«, so der Sportdirektor, dem die Hände angesichts knapper Kassen aber wohl ohnehin gebunden sind.
Auf die Rückkehrer setzt auch Güttler große Hoffnung. Dennoch hat der Trainer einen Wunsch: »Wenn ich mir von Wacker-Seite was unter den Weihnachtsbaum legen dürfte, würde ich gerne einen Stürmer holen. « Schließlich, so der Coach, fehle nach vorn die Durchschlagskraft.
Erste Saisonhälfte: Wechselbad der Gefühle
Auch bei den Kickers war Wacker, so Schmidt, in der Offensive »zu wenig zwingend«. Aber der Ersatzkapitän ist optimistisch: »Wenn wir so weiterarbeiten, dann geht’s ins gesicherte Mittelfeld. « Aber eben auch nur dann. Wackers erste Halbserie in der neuen 3. Liga gleicht jedenfalls einem Wechselbad der Gefühle. Mit fünf Siegen, fünf Unentschieden und neun Niederlagen überwintert Burghausen auf Platz 15. Am Ende, so Güttler, »sind wir eigentlich recht glücklich«. Und Kresin ergänzt: »Wir haben auch noch ein Spiel weniger. « Und zwar die Partie beim VfB Stuttgart II, die am 1. Februar nachgeholt wird. Aus den jetzigen 20 Punkten könnten dann noch 23 werden. Es wäre ein nachträglicher Weihnachtswunsch der Wackerianer, der in Erfüllung gehen könnte.
Passauer Neue Presse
STIMMEN ZUM SPIEL
Günter Güttler (Wacker-Trainer): Für beide Mannschaften war es nicht einfach, auf diesen schwierigen Platzverhältnissen Fußball zu spielen. Wir haben das Spiel bestimmt, haben es aber versäumt, den finalen Pass zu spielen.
Edgar Schmitt (Kickers-Trainer): Es war so angedacht, dass Burghausen das Spiel macht und wir gefährlich kontern. Uns hat aber der finale Pass gefehlt und am Ende hat die Kraft nachgelassen.
Peter Assion (Wacker-Manager): Schade, wir hatten die Möglichkeit, hier drei Punkte mitzunehmen. Wir haben 80 Minuten lang das Spiel bestimmt. Mit der Runde sind wir sicherlich nicht zufrieden. Wir wissen, dass wir mit dieser Mannschaft um einen Mittelfeldplatz mitspielen können.
Ronald Schmidt (Wacker-Kapitän): Wir haben die Partie kontrolliert, nach vorne war es aber zu wenig. Der letzte Pass hat gefehlt. Wir müssen schauen, dass wir in der Vorbereitung wieder im Spiel nach vorne zulegen.
Marco Calamita (Wacker): Wir haben unsere Serie gehalten. Jetzt bin ich erst einmal froh, dass wir ein bisschen Pause haben und dann werden wir gestärkt in die Rückrunde gehen.
Sven Kresin (Wacker): Es wäre mehr drin gewesen als ein Punkt. Aber wir haben nicht verloren und die Kickers hinter uns gelassen.
Marcus Mann (Kickers): Wenn man zwei Chancen hat, muss man gegen so eine Mannschaft auch mal eine nutzen.
Alexander Rosen (Kickers-Kapitän): Wir haben nicht die Qualität und die Ruhe vor dem Tor. Aber wir haben hinten nichts zugelassen und zum ersten Mal zu Null gespielt, das ist ein Fortschritt. – sb
Passauer Neue Presse
LICHT UND SCHATTEN
Mehr Licht als Schatten
Manuel Riemann: Kaum geprüft, war beim Alleingang von Schürg (24.) und beim Freistoß von Mann (65.) auf dem Posten.
Sven Kresin: Strahlte viel Ruhe aus und präsentierte sich sehr zweikampfstark.
Ronald Schmidt: Unermüdlicher Staubsauger vor der Abwehr, kämpfte um jeden Ball und versuchte, das Spiel nach vorne immer wieder anzukurbeln.
Teils Licht, teils Schatten
Josef Lastovka: Er grätschte gegen Gentner (38.) im Fünfmeterraum ins Leere – zum Glück für Wacker ohne Folgen; ansonsten machte er seine Seite meist dicht.
Christoph Buchner: Anfangs hatte er einige Probleme mit Schürg, steigerte sich dann aber von Minute zu Minute.
Chris Böcher: Stark im Eins-gegen-Eins, erstickte mehrmals gefährliche Kickers-Aktionen im Keim; nach vorne bemüht, seine Flanken waren aber zu ungenau.
David Solga (bis 83.): War in der ersten Viertelstunde immer anspielbar, dann war lange nichts mehr von ihm zu sehen; in der zweiten Halbzeit mit einigen guten Offensivaktionen.
Sebastian Mitterhuber (bis 88.): Erst in der zweiten Halbzeit kam der Youngster besser ins Spiel, hatte eine gute Möglichkeit (54.).
Christian Cappek: Er hatte die beste Wacker-Chance: Sein Kopfball ging an den Pfosten (29.).
Mehr Schatten als Licht
Levente Schultz: Der Spielmacher war diesmal in vielen Situationen ohne Fortune, seine Distanzschüsse (18. und 78.) gingen weit am Tor vorbei.
Marco Calamita: Er rackerte wieder unermüdlich, doch er fand keinen Weg durch das Kickers-Bollwerk. Null Chancen sind für einen Top-Stürmer wie ihn zu wenig.
Ohne Bewertung:
Martin Oslislo (83. für Solga)
Uli Fries (88. für Mitterhuber)
Passauer Neue Presse