Sprinter aus Leidenschaft
Nachruf
Auch Werner Zandt erging es wie so vielen Söhnen prominenter Sportler: Er wollte auf gar keinen Fall seinem Vater nacheifern. Hugo Zandt war nach dem Ersten Weltkrieg einer der bekanntesten deutschen Sprinter gewesen. Werner Zandt spielte deshalb zunächst bei den Stuttgarter Kickers Fußball und fiel als besonders talentierter Läufer erst auf, als er Anfang des Jahres 1948 beim Stuttgarter Stadtlauf in Fußballstiefeln die 100 Meter in 11,3 Sekunden rannte – und das obwohl er im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff auf Stuttgart schwer verwundet worden war.
Die Leidenschaft für den Sprint war nun doch geweckt, und er machte das, was er wegen seines Vaters eigentlich nie machen wollte: sprinten. Seine Erfolge über die 100, 200 und 400 Meter führten Werner Zandt 1952 als ersten Athleten der Stuttgarter Kickers nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Olympischen Sommerspielen in Helsinki. Als bester weißer Sprinter verließ der deutsche Meister dann über die 100 und 200 Meter des gleichen Jahres die finnische Hauptstadt.
Nach seiner aktiven Laufbahn blieb er als Vertreter eines großen deutschen Sportunternehmens aus Franken dem Sport verbunden und betreute dabei vor allem viele Leichtathleten der nachfolgenden Generationen in allen Lebens- und Sportfragen. Dennoch blieb noch genügend Zeit, um die Spiele der Kickers auf der Waldau hautnah zu erleben und sein Mittagessen im Clubrestaurant einzunehmen. Die Stuttgarter Kickers waren Zandts Club – 63 Jahre Jahre lang. Aber auch beim Lokalrivalen VfB war er Ehrenmitglied. Werner Zandt ist wenige Tage vor seinem 82. Geburtstag in der vergangenen Woche verstorben. stu
Stuttgarter Zeitung