Die Stuttgarter traten zu diesem Spiele nach einem Sieg ?über den Karlsruher F. V. mit 6:2 und einer Niederlage gegen St. Gallen mit 2:4 an. Mit zwei Ausnahmen präsentierte sich die Mannschaft komplett. Young Fellows hatte für Leiber den flinken Stürmer Sturzenegger (F. C. Zürich) eingestellt, während die Flügelposten von zwei jungen Spielern, Huber und Letsch, eingenommen wurden. Das Spiel eröffnet Young Fellows mit gut durchdachtem Halfangriff. Kickers kommen auf und gehen zum Angriff über. Unseld (St. K.) schießt das erste Goal. Kaum drei Minuten sind nach diesem ersten Erfolg verflossen und schon stürmt Müller II (früher F. C. Zürich) wieder vor, um den zweiten Treffer zu placieren. In der Folge bringt jeder Angriff der Stuttgarter gefährliche Situationen. Die rotschwarze Verteidigung läßt sich aber nicht überspielen. Die Zürcher Stürmer durchbrechen in schöner Form die Halflinie und kommen vor dem Kickers Tor in ein leichtes Gedränge, dem Meyer zum Opfer fällt. Der Schiedsrichter gibt gerechterweise Penalty den Meyer unter Protest der Gäste einschießt. Die Rotschwarzen sind nun wieder ermutigt und streben zum Ausgleich. Meyer verschafft diesen, nachdem er vorher zweimal mit dem widerspenstigen Pfosten zu kämpfen hatte. Beifall braust über das Spielfeld. Halbzeit 2:2. Nach Wiederbeginn läßt sich Young Fellows einen Corner entgehen. Seine Stürmer schießen einige Male weit über das Tor. Das Spiel ist im übrigen ziemlich ausgeglichen bis zur 20. Minute, die den Rotschwarzen nach Passing Hubers das dritte Tor durch Bertholet bringt. Kickers tragen den Anstoß sofort zum Ausgleich ins gegnerische Tor. Die Zürcher bekunden schönen Willen zum Sieg, der sich besonders bei Sturzenegger bemerkbar macht. Aber die prächtigsten Situationen vergehen resultatlos. Das Spiel wird durch die Gäste scharf geführt. Erst in den letzten fünf Minunten erzielen diese durch den linken Flügel und den Mittelstürmer Unseld die zwei siegbringenden Tore, die auf das Konto eines unter Form spielenden Torwächters zu schreiben sind. Young Fellows hätte nach den gezeigten Leistungen unbedingt ein unentschiedenes Spiel verdient. Die Niederlage ist in der Hauptsache in der schlechten Torbewachung zu suchen. Verteidigung und Halfs befriedigten vollauf. In der Stürmerlinie gefielen vorab Meyer und Huber. Sturzenegger wurde zu wenig bedient. Stuttgarter Kickers boten eine gute Leistung. Die Mannschaft vertritt guten süddeutschen Fußball, der sich jedoch öfters in allzu scharfem Spiel ausdrückt. Das Treffen bot viele schöne Momente. Die Kickers besaßen in ihrem Ersatzmann einen sicheren Spieler, während in der Stürmerlinie Unseld und Müller II leicht hervorstachen.
Neue Zürcher Zeitung, Nummer 1240, vom 29. August 1921